BP Aktie: Druck von allen Seiten

BP stärkt die Bilanz durch den Verkauf der Castrol-Mehrheit, verliert dabei aber stabile Cashflows. Gleichzeitig testen fallende Ölpreise die erneuerte Fokussierung auf fossile Energien.

Die Kernpunkte:
  • Mehrheitsverkauf der Schmierstoffsparte Castrol an Stonepeak
  • Fallende Ölpreise belasten die fossile Neuausrichtung
  • Externe CEO-Nachfolge signalisiert strategischen Kurswechsel
  • Charttechnisch zeigt die Aktie anhaltenden Verkaufsdruck

BP stellt sein Geschäft neu auf – und gerät genau in dem Moment unter externen Druck. Der teilweite Verkauf der margenstarken Castrol-Sparte bringt zwar frisches Kapital, entzieht dem Konzern aber zugleich stabile Cashflows. Parallel rutschen die Ölpreise unter 60 Dollar und stellen das fossile Comeback von BP auf die Probe. Wie robust ist die Strategie in diesem Umfeld?

Castrol-Mehrheit geht an Stonepeak

Zentraler Treiber für die Aktie ist der bestätigte Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung an Castrol. BP veräußert 65 % der Schmierstoffsparte an den Infrastrukturinvestor Stonepeak. Die Transaktion bewertet das Castrol-Geschäft mit rund 10 Milliarden US-Dollar.

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Für BP hat der Schritt drei klare Effekte:

  • Der Konzern behält eine 35%ige, nicht beherrschende Beteiligung an der profitablen Marke.
  • Der Verkauf bringt sofortige Mittelzuflüsse zur Beschleunigung des Netto-Schuldenabbaus.
  • Das Portfolio wird stärker auf das Kerngeschäft in der Förderung und Produktion von Öl und Gas ausgerichtet.

Anleger wägen derzeit ab, ob der kurzfristige Bilanzgewinn den Verlust zuverlässiger Ertragsquellen aufwiegt. Analysten von BofA Securities bleiben vorsichtig: Sie stufen die Aktie weiter mit „Underperform“ ein und sehen das Kursziel bei 375 Pence. Hauptsorge ist die Verwässerung qualitativ hochwertiger Cashflows, die Castrol bislang geliefert hat.

Laut BofA könnte der Verkauf den Break-even-Ölpreis von BP um etwa 3 US-Dollar je Barrel anheben. In einem Umfeld schwacher Notierungen ist das ein spürbarer Nachteil: Der Konzern braucht dann höhere Preise, um dieselbe Profitabilität zu erreichen.

Ölpreisrutsch trifft Strategie

Zusätzlich zu den unternehmensspezifischen Themen kommen deutliche Gegenwinde vom Markt. Der Brent-Preis ist unter 60 US-Dollar je Barrel gefallen – der niedrigste Stand seit Anfang 2021. Ein globales Überangebot drückt die Notierungen und steuert auf den kräftigsten Jahresverlust seit der Pandemie 2020 zu.

Für einen integrierten Öl-Major wie BP ist das ein schwieriges Umfeld. Der Konzern hat seine frühere Ausrichtung auf erneuerbare Energien zurückgefahren und setzt wieder stärker auf klassische fossile Projekte. Diese „Back to basics“-Strategie funktioniert jedoch nur, wenn Ölpreise ausreichend hoch sind, um Investitionen und Aktionärsrenditen zu finanzieren.

Mit dem aktuellen Preisrutsch wird diese Logik unmittelbar getestet. Sinkende Ölpreise drücken auf Margen und Cashflows genau zu dem Zeitpunkt, an dem BP einen Teil seiner stabilsten Ertragsquelle (Castrol) aus der Hand gibt.

Führungswechsel mit Signalwirkung

Für zusätzliche Unsicherheit sorgt ein tiefgreifender Umbau an der Konzernspitze. BP hat angekündigt, dass Meg O’Neill, derzeit CEO von Woodside Energy, im April 2026 Murray Auchincloss als Vorstandschef ablösen wird. Sie ist damit die erste externe CEO in der modernen Geschichte des Unternehmens – ein klares Signal für einen strategischen Kurswechsel.

Der Markt interpretiert die Personalie als Bestätigung eines konsequenten Fokus auf traditionelle Kohlenwasserstoffe. O’Neill gilt aufgrund ihrer Bilanz bei Woodside als Verfechterin eines „einfacheren, schlankeren und profitableren“ Ansatzes, bei dem kurzfristige Rendite stärker im Vordergrund steht als langfristige Energiewende-Ziele.

Diese Übergangsphase hat aber ihren Preis: Bis der Führungswechsel vollzogen und die neue Strategie sichtbar umgesetzt ist, halten sich viele Investoren erfahrungsgemäß mit aggressiven Käufen zurück.

Charttechnik: Schwächeres Bild

Technisch präsentiert sich die Aktie angeschlagen. In der Originalanalyse notiert BP unter der 20- und 50-Tage-Linie, was anhaltenden Verkaufsdruck signalisiert. Wichtige Marken nach unten und oben strukturieren das Bild:

  • Support: Die 200-Tage-Linie um 409 Pence fungiert als zentrale Unterstützung.
  • Momentum: Der MACD bleibt im negativen Bereich und unterstreicht den dominierenden Abwärtstrend.
  • Bewertung: Trotz der Schwäche handelt die Aktie auf Basis des erwarteten Gewinns mit einem Forward-KGV von rund 11,7 – für klassische Value-Investoren im Vergleich zu US-Ölkonzernen potenziell interessant.

Aus Sicht einzelner Indikatoren ist das Papier derzeit neutral bis leicht überkauft: Der RSI auf 14-Tage-Basis liegt bei 58,2, während der Kurs mit 4,92 Euro knapp unter dem 50-Tage-Durchschnitt von 5,11 Euro und über der 200-Tage-Linie bei 4,74 Euro notiert. Das passt zu einer Konsolidierungsphase nach vorangegangener Schwäche.

Ausblick auf 2026

Das Zusammenspiel aus Castrol-Verkauf und fallenden Ölpreisen bestimmt aktuell die Story rund um BP. Auf der einen Seite stärkt der Deal die Bilanz, auf der anderen Seite könnten höhere Break-even-Kosten und der Verlust sicherer Cashflows belasten. Mit der anstehenden OPEC+-Sitzung Anfang Januar ist zudem mit deutlichen Schwankungen beim Ölpreis zu rechnen.

Für 2026 rückt damit ein Dreiklang in den Mittelpunkt: Die Umsetzung der neuen Führungsstruktur um Meg O’Neill, die Verwendung der Verkaufserlöse zur Schuldenreduktion und die Entwicklung des Ölpreises. Erst wenn klar erkennbar ist, dass diese Faktoren zusammen wieder auf stabil wachsende freie Cashflows hinauslaufen, dürfte sich die derzeit eher fragile Seitwärtsphase der Aktie nachhaltig auflösen.

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