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Charter Communications: Eine Ära geht zu Ende- Was nun?

Einer der größten Kabel- und Breitbandbetreiber in den USA ist Charter Communication. Der Kursgewinn während der Pandemie ist wieder vollkommen dahin. Im Gegenteil, die Aktie notiert aktuell unter dem Niveau zu Krisenbeginn. Der Abwärtstrend hat sich seit dem Hoch Ende 2021 jüngst deutlich verstärkt, die Aktie notiert aktuell nach einer kleinen Gegenbewegung bei rund 323 USD.

Geschäftsentwicklung ist intakt

Betrachtet man die Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal sowie im ersten Halbjahr, so ist der stetige Kursrückgang nicht zu rechtfertigen. Die Geschäftsfelder des Unternehmens sind absolute Zukunftsmärkte. Schnelles Internet wird für den Erfolg von ganzen Volkswirtschaften immer wichtiger, und hier ist Charter Communication gut positioniert. Das Wachstum der Nutzer ist weiterhin intakt, die Anzahl der Nutzer beträgt ca. 32 Millionen. Durch die internationalen Geschäftsaktivitäten reduziert sich die Abhängigkeit von einem Staat.

Das Wachstum im ersten Halbjahr hat sich gegenüber dem im Vorjahreszeitraum zwar verlangsamt, ein positives Wachstum konnte aber dennoch erzielt werden. Der Umsatz stieg in den ersten sechs Monaten um 5,8 % auf 26,7 Mrd. USD. Auch das bereinigte EBITDA verbesserte sich um 7,6 % auf 10,7 Mrd. USD. Die Tochtergesellschaft Spectrum Enterprice hat sich ebenfalls gut entwickelt, sie bietet virtuelle Werbeflächen an.

Negative Schlagzeilen

Das Problem bei Charter: Man macht abseits des operativen Geschäftes zu viele negative Schlagzeilen. Zum einen sorgte immer wieder ein Gerichtsverfahren für negative Publicity. Dabei ging es um einen Charter-Techniker, der einen Kunden umbrachte. Die Familie des Opfers verklagte Charter Communications daraufhin auf ganze 7 Milliarden USD. Das wurde zwar jetzt auf richterliche Anweisung hin auf 1,15 Milliarden USD reduziert, was allerdings immer noch eine ziemliche Hausnummer ist, wenn man bedenkt, dass Charter im letzten Jahr einen Nettogewinn von 4,6 Milliarden USD ausgewiesen hatte.

Noch schwieriger ist die Situation im Management. Denn vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass der bisherige Vorstandsvorsitzende Tom Rutledge zum 1. Dezember seinen Posten räumt. Er bleibt zwar dem Unternehmen im Aufsichtsrat erst einmal bis Ende seines Vertrages November 2023 erhalten. Außerdem folgt ihm der bisherige Chief Operating Officer Christopher Winfrey, der auch schon seit zwölf Jahren in der Top-Funktion arbeitet. Dennoch war es federführend eben Rutledge, der Charter Communications in seiner zehnjährigen Amtszeit von einem relativ kleinen regionalen Kabelanbieter zur Nummer 2 landesweit machte, insbesondere mit der Mega-Übernahme von Time Warner Cable 2015 für fast 79 Milliarden USD. Entsprechend machen sich natürlich Anleger darüber Sorgen, welche zukünftige Strategie der neue Chef einschlagen wird.

Welche Chance bietet die Aktie?

Im Hinblick auf die Gesamtsituation des Unternehmens – Marktkapitalisierung, KGV und Rentabilität – sollte sich so langsam ein Boden bilden. Aktuell notiert der Wert auf dem tiefsten Stand seit Ende 2018. Geht es nach den Analysten, hat die Aktie ein hohes Potenzial, deren mittlerer Zielkurs liegt bei 558 USD. Die Aktie notiert derzeit auch deutlich unter dem GD-50-Wert von 355 USD.

Grundsätzlich also durchaus eine spannende Ausgangsbasis für einen Turnaround. Allerdings dürfte der Markt wohl darauf warten, wie sich der neue CEO präsentiert. Es ist also Geduld gefragt und Investoren arbeiten hier besser mit einem Stop-Buy, z.B. bei 440 USD.