Covestro Aktie: Kontrolle bei XRG
Die Investmentplattform XRG hält nun die klare Mehrheit an Covestro und kann den Leverkusener Kunststoffspezialisten steuern. Ein vollständiger Börsenrückzug ist damit grundsätzlich möglich.

- XRG kontrolliert nun 95,1 % der Stimmrechte
- Kapitalerhöhung von 1,17 Milliarden Euro umgesetzt
- Aktienkurs notiert nahe dem Übernahmepreis
- Squeeze-Out der Minderheitsaktionäre möglich
Mit der jüngsten Stimmrechtsmitteilung ist die Übernahme von Covestro durch den ADNOC-Konzern faktisch am Ziel. XRG, die Investmentplattform des Staatskonzerns aus Abu Dhabi, hält nun die klare Mehrheit und kann den Leverkusener Kunststoffspezialisten künftig weitgehend nach eigenen Vorstellungen steuern. Für die wenigen verbliebenen Minderheitsaktionäre stellt sich damit vor allem eine Frage: Wie lange bleiben sie noch an Bord?
XRG dominiert das Stimmrecht
Am heutigen Dienstag meldete Covestro gemäß § 40 WpHG eine neue Mehrheitsstruktur. Der neue Haupteigentümer XRG kontrolliert nun 95,1 % aller Stimmrechte und hat damit die Schwelle erreicht, ab der ein vollständiger Börsenrückzug über ein Squeeze-Out-Verfahren grundsätzlich möglich wird.
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Die gemeldete Struktur im Überblick:
- Gesamtstimmrechte von XRG/ADNOC: 95,10 %
- Zuvor gemeldete Beteiligung: 13,42 %
- Absolute Stimmrechte: 197.718.580 von 207.900.000
- Direkte Beteiligung XRG: 11,68 %
- Beteiligung über ADNOC International Germany Holding AG: 83,43 %
Die Kontrollkette verläuft vom Government of Abu Dhabi über ADNOC P.J.S.C. und XRG P.J.S.C. bis zur deutschen Holdinggesellschaft. Damit ist der formale Vollzug einer der größten Transaktionen in der deutschen Chemiebranche 2025 abgeschlossen.
Am Markt spiegelt sich diese neue Eigentümerlage in einer stabilen Kursentwicklung wider: Die Aktie notiert mit 59,72 Euro nur gut 1,5 % unter ihrem 52‑Wochen-Hoch von 60,74 Euro. Seit Jahresanfang ergibt sich ein moderates Plus von knapp 7 %.
Kapitalerhöhung und Strategieausrichtung
Bereits am 10. Dezember hatte Covestro den Abschluss der strategischen Partnerschaft mit XRG vermeldet. Kernbaustein war eine Kapitalerhöhung über 1,17 Milliarden Euro, die planmäßig umgesetzt wurde. Das frische Eigenkapital soll die Umsetzung der „Sustainable Future“-Strategie stützen, mit der Covestro seine Position in nachhaltigen Materialien und Kreislaufwirtschaft ausbauen will.
CEO Dr. Markus Steilemann betonte zum Closing der Transaktion den langfristigen Charakter der Partnerschaft. Gemeinsam mit XRG sehe man sich gut aufgestellt, um die Transformation des Geschäfts voranzutreiben. Aus Unternehmenssicht ist damit die finanzielle Basis für Investitionen in Wachstum und Dekarbonisierung deutlich gestärkt.
Übernahmepreis und Bewertung
Das öffentliche Übernahmeangebot von XRG lag bei 62 Euro je Aktie. Daraus ergibt sich eine Eigenkapitalbewertung von rund 11,7 Milliarden Euro für Covestro. Gegenüber dem unbeeinflussten Kurs vom 19. Juni 2023, also dem Tag vor den ersten Medienberichten über eine mögliche Transaktion, entspricht dies einer Aufschlagsprämie von etwa 54 %.
Der aktuelle Börsenkurs von 59,72 Euro bewegt sich damit nur geringfügig unter dem Angebotspreis und dicht am 52‑Wochen-Hoch. Die technischen Kennzahlen deuten auf eine eher ruhige Marktlage hin: Die Notiz liegt nur rund ein halbes Prozent über dem 200‑Tage-Durchschnitt von 59,39 Euro, die 30‑Tage-Volatilität von gut 9 % signalisiert ein vergleichsweise begrenztes Schwankungsniveau.
Regulatorische Hürden überwunden
Der Weg bis zur heutigen Stimmrechtsmehrheit war von umfangreichen Prüfungen begleitet. Insbesondere die Rolle eines staatlich kontrollierten Käufers stand im Fokus der Behörden.
Wichtige Meilensteine waren:
- 14. November 2025: Bedingte EU-Genehmigung nach Prüfung möglicher staatlicher Subventionen im Rahmen der Foreign Subsidies Regulation (FSR)
- 21. November 2025: Finale Freigabe durch das Bundeswirtschaftsministerium (FDI-Clearance)
- 10. Dezember 2025: Offizieller Transaktionsabschluss und Umsetzung der Kapitalerhöhung
Die EU-Kommission untersuchte, ob ADNOC für die Akquisition staatliche Subventionen einsetzt, die den Wettbewerb in der EU verzerren könnten. Nach der Abgabe von Verpflichtungszusagen und deren Markttestung wurde die Transaktion genehmigt. Damit sind die zentralen regulatorischen Hürden ausgeräumt.
Analystenblick: Was bedeutet 95 %?
Mit der neuen Eigentümerstruktur rückt nun die Frage der weiteren Kapitalmarktstrategie in den Vordergrund. Die Privatbank Berenberg hat im Zuge des Übernahmeabschlusses ihr Kursziel leicht von 61 auf 62 Euro angehoben und die Einstufung auf „Hold“ belassen. Analyst Sebastian Bray verweist darauf, dass die verbliebenen Aktionäre nach dem Vollzug der Transaktion „herausgedrängt“ werden könnten.
Konkret heißt das: Auf Basis des Stimmrechtsanteils von 95,1 % hat XRG nun grundsätzlich die Möglichkeit, ein Squeeze-Out anzustreben und die restlichen Anteilseigner gegen Barabfindung aus dem Unternehmen zu drängen. Ein solcher Schritt ist noch nicht angekündigt, wird von Marktteilnehmern aber klar als Option gesehen.
Aus heutiger Sicht ist die Lage damit wie folgt zusammenzufassen:
- Die Kontrolle über Covestro liegt faktisch bei XRG/ADNOC.
- Die Finanzierung der strategischen Neuausrichtung ist über die Kapitalerhöhung gesichert.
- Der Börsenkurs liegt nah am Übernahmepreis und zeigt keine starken Ausschläge.
- Ein möglicher Squeeze-Out ist durch die neue Stimmrechtsbasis vorbereitet, auch wenn der Zeitpunkt offen bleibt.
Entscheidend wird in den kommenden Monaten sein, ob und wann XRG diesen letzten Schritt in Richtung vollständiger Integration geht und zu welchen Konditionen die verbliebenen Minderheitsaktionäre dann abgefunden würden.
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