Dienstleistungs-PMIs: Weltweit gespalten
Italien und Südafrika verzeichnen kräftiges Wachstum, während Spanien und Russland mit Unsicherheiten kämpfen. Die globalen PMI-Daten spiegeln komplexe Wirtschaftsdynamiken wider.

- Italiens Dienstleistungssektor wächst am stärksten seit einem Jahr
- Südafrika meldet kräftigste Expansion seit vier Jahren
- Russlands Wachstum trotz Stellenabbau und sinkendem Vertrauen
- Spanien verzeichnet schwächste Expansion seit 18 Monaten
Die globalen Einkaufsmanagerindizes (PMIs) für den Dienstleistungssektor zeichneten im Mai 2025 ein höchst unterschiedliches Bild der wirtschaftlichen Dynamik. Während einige Nationen eine deutliche Belebung und sogar Wachstumsbeschleunigung meldeten, kämpften andere mit einer spürbaren Verlangsamung und wachsenden Unsicherheiten. Diese divergierenden Entwicklungen, die am Mittwoch, dem 4. Juni 2025, durch verschiedene Konjunkturberichte bekannt wurden, werfen ein Schlaglicht auf die komplexen Kräfte, die derzeit auf die Weltwirtschaft einwirken, und geben Anlass zur Frage, welche tieferen Ursachen und potenziellen Folgen hinter diesen Zahlen stecken.
Positive Überraschungen: Italien und Südafrika legen zu
Für Italien markierte der Mai den sechsten Monat in Folge mit einer Expansion im Dienstleistungssektor, und das Wachstum beschleunigte sich sogar auf die höchste Rate seit fast einem Jahr. Der von S&P Global ermittelte HCOB Purchasing Managers’ Index (PMI) stieg von 52,9 Punkten im April auf 53,2 Punkte. Dieser Wert übertraf nicht nur die Analystenerwartungen, die bei 52,0 gelegen hatten, sondern bewegte sich auch weiter deutlich über der Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten. Dies signalisiert eine stärkere Wachstumsperspektive für die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, deren Dienstleistungssektor eine entscheidende Rolle spielt. Die positive Entwicklung deutet auf eine zunehmende Binnennachfrage und ein verbessertes Geschäftsklima hin.
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Auch aus Südafrika kamen ermutigende Nachrichten. Die dortige Geschäftsaktivität erlebte im Mai den kräftigsten Anstieg seit vier Jahren. Der S&P Global South Africa Purchasing Managers’ Index kletterte von 50,0 im April auf 50,8 Punkte. Damit überschritt der Index zum ersten Mal seit November 2024 wieder die Marke, die Wachstum von Kontraktion trennt. Haupttreiber dieser positiven Wende waren ein starker Anstieg der Produktion im privaten Sektor sowie eine spürbare Verbesserung der Kundenzuversicht. Nach einer längeren Phase der Stagnation oder des leichten Rückgangs könnte dies ein Zeichen für eine nachhaltigere Erholung der südafrikanischen Wirtschaft sein.
Russlands Dienstleister: Wachstum mit gemischten Gefühlen
Der russische Dienstleistungssektor verzeichnete im Mai ebenfalls die schnellste Expansion seit Januar 2025. Der S&P Global PMI stieg von 50,1 im April auf 52,2 Punkte, angetrieben durch eine gestiegene Nachfrage und einen Zuwachs an neuen Aufträgen. Bemerkenswert ist hierbei, dass das Neugeschäft mit ausländischen Kunden – trotz der geopolitischen Lage und westlicher Sanktionen – den siebten Monat in Folge zunahm, was laut S&P Global auf eine gestiegene Kundennachfrage in bestehenden Märkten zurückzuführen sei.
Dieses Wachstum steht jedoch auf tönernen Füßen. Trotz der positiven Auftragsentwicklung reduzierten die Unternehmen im russischen Dienstleistungssektor ihre Belegschaft – und das sogar mit der schnellsten Rate seit Januar 2023. Zudem trübte sich der Ausblick für die zukünftige Produktion ein; das Vertrauen der Unternehmen sank auf den niedrigsten Stand seit Juli 2023. Während einige Firmen auf eine weitere Verbesserung der Kundennachfrage und Investitionen in neue Produkte hoffen, spiegelt der Stellenabbau eine erhebliche Unsicherheit über die Nachhaltigkeit des aktuellen Aufschwungs wider. Parallel dazu zeigte eine separate Umfrage Anfang der Woche, dass Russlands verarbeitendes Gewerbe im Mai zwar zum Wachstum zurückkehrte, die Produktion jedoch den dritten Monat in Folge schrumpfte, unter anderem aufgrund von Lieferengpässen.
Spaniens Dienstleistungssektor: Deutliche Bremsspuren und strukturelle Herausforderungen
Im Gegensatz zu Italien, Südafrika und teils Russland zeigte der spanische Dienstleistungssektor im Mai deutliche Ermüdungserscheinungen. Die Expansion verlangsamte sich auf den schwächsten Wert seit 18 Monaten. Der HCOB Spain Services PMI Business Activity Index fiel von 53,4 im April auf 51,3 Punkte. Obwohl der Index damit weiterhin über der Wachstumsschwelle von 50 liegt, ist die Abschwächung seit November 2023 signifikant. Als Hauptgrund für diese Entwicklung nannte S&P Global die anhaltende Unsicherheit, insbesondere unter internationalen Kunden, die das Nachfragewachstum negativ beeinflusste.
Diese externe Unsicherheit könnte durch globale Handelskonflikte und politische Unwägbarkeiten weiter verschärft werden. So äußerte sich beispielsweise US-Präsident Donald Trump kürzlich erneut kritisch gegenüber China und bezeichnete Präsident Xi Jinping als "extrem schwer, einen Deal mit ihm zu machen", nachdem er China vorgeworfen hatte, ein Abkommen zur Rücknahme von Zöllen zu verletzen. Auch wenn sich diese Kommentare direkt auf die sino-amerikanischen Beziehungen beziehen, können solche Spannungen auf höchster Ebene das globale Investitionsklima und die Zuversicht internationaler Geschäftspartner beeinträchtigen, was die Zurückhaltung von Kunden in Spanien erklären könnte.
Intern kämpft Spanien zudem mit strukturellen Problemen, die zwar nicht direkt im PMI abgebildet sind, aber die allgemeine Wirtschaftslage und das Investitionsklima beeinflussen. Ein prägnantes Beispiel ist die eskalierende Wohnungsbaukrise. Paradoxerweise erleben ehemalige "Geisterstädte" wie Sesena, 40 km südlich von Madrid, die nach dem Platzen der Immobilienblase 2008 jahrelang leer standen, eine Wiederbelebung. Getrieben von explodierenden Preisen in den Metropolen ziehen Mittelschichtfamilien in diese Randgebiete. In Sesena gibt es Wartelisten von 70 Personen pro Immobilie, und die Bauaktivität wurde wieder aufgenommen. Gleichzeitig ist die Wohnungsnot in Städten wie Madrid akut: 2024 wuchs die Bevölkerung um 140.000 Menschen, es wurden aber nur Genehmigungen für 20.000 neue Wohnungen erteilt. Faktoren wie ein Boom bei Ferienvermietungen, Rekordmigration und strenge Baugesetze verschärfen die Knappheit. Premierminister Pedro Sanchez hat die Schaffung bezahlbaren Wohnraums zu einem Hauptziel erklärt. Solche tiefgreifenden internen Ungleichgewichte und sozialen Spannungen können die Widerstandsfähigkeit der Gesamtwirtschaft, einschließlich des so wichtigen Dienstleistungssektors, mittel- bis langfristig belasten.
Gemischte Signale erfordern differenzierte Betrachtung
Die Einkaufsmanagerindizes vom Mai 2025 unterstreichen, dass es eine "globale" Wirtschaftsentwicklung in Reinform selten gibt. Vielmehr handelt es sich um ein Mosaik aus regionalen und nationalen Dynamiken, die von einer Vielzahl spezifischer Faktoren beeinflusst werden.
Italiens Dienstleister scheinen von einer soliden Binnennachfrage und möglicherweise auch von einer Erholung im Tourismus zu profitieren. Südafrikas Aufschwung, getragen von privater Produktion und Kundenzuversicht, deutet auf eine innere Stärkung nach einer Schwächeperiode hin. Russlands Dienstleistungssektor wächst zwar oberflächlich, doch der gleichzeitige Stellenabbau und die gedämpften Zukunftsaussichten signalisieren tiefere strukturelle Probleme und eine hohe Unsicherheit. Spaniens Verlangsamung, getrieben von der Zurückhaltung internationaler Kunden und flankiert von internen sozioökonomischen Herausforderungen wie der Wohnungsbaukrise, zeigt die Anfälligkeit für externe Schocks und interne Strukturdefizite.
Die PMIs bleiben wichtige Frühindikatoren, doch ihre Interpretation erfordert eine genaue Analyse der zugrundeliegenden Komponenten und des jeweiligen nationalen sowie globalen Kontexts. Das Auseinanderdriften der Entwicklungen im Dienstleistungssektor verschiedener Länder macht deutlich, dass Investoren und politische Entscheidungsträger weiterhin ein wachsames Auge auf diese Indikatoren haben müssen, um die komplexen und oft widersprüchlichen Signale der Weltwirtschaft richtig zu deuten. Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich die positiven Impulse in einigen Regionen verfestigen oder ob die globalen Unsicherheiten und spezifischen nationalen Belastungsfaktoren die Oberhand gewinnen.
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