Evonik Aktie: Insiderkauf im Abschwung

Ein Evonik-Vorstand investiert persönlich, während das Unternehmen mit Gewinnwarnungen, Analystenskepsis und einem umfassenden Restrukturierungsprogramm kämpft.

Die Kernpunkte:
  • Insiderkauf im Wert von knapp 100.000 Euro
  • Zweimalige Senkung der Jahresprognose
  • Größtes Restrukturierungsprogramm der Geschichte
  • Attraktive Dividende von über 9 Prozent

Ein Vorstand kauft zu, während die Aktie in der Nähe ihres Jahrestiefs notiert – dieses Zusammenspiel sorgt bei Evonik für Aufmerksamkeit. Vorstandsmitglied Dr. Claudine Mollenkopf hat kurz vor Weihnachten ein deutliches Zeichen gesetzt und eigene Mittel in den Spezialchemiekonzern investiert. Wie passt dieses Vertrauenssignal zur anhaltenden operativen Schwäche und den skeptischen Analystenstimmen?

Insiderkauf im Fokus

Am 17. Dezember 2025 erwarb Dr. Claudine Mollenkopf außerbörslich Evonik-Aktien im Gesamtwert von 96.068 Euro zu 13,16 Euro je Anteilsschein. Die Meldung der sogenannten Directors’ Dealings erfolgte am 18. Dezember.

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Die Transaktion setzt sich aus zwei Käufen zusammen:

  • Kauf im Volumen von 10.528 Euro zu 13,16 Euro
  • Kauf im Volumen von 85.540 Euro zu 13,16 Euro

Insgesamt wurden damit rund 7.300 Aktien eingesammelt. Solche Käufe aus dem Vorstand gelten klassisch als Signal, dass das Management an die mittelfristige Entwicklung des Unternehmens glaubt – vor allem, wenn die Aktie zuvor deutlich gefallen ist.

Tatsächlich liegt der Schlusskurs von gestern mit 13,20 Euro nur knapp über dem 52‑Wochen-Tief von 12,83 Euro. Seit Jahresbeginn ergibt sich ein Rückgang von gut 21 Prozent, der Abstand zum Jahreshoch beträgt rund 41 Prozent. Charttechnisch spiegelt sich der Druck auch darin wider, dass der Kurs klar unter dem 200‑Tage-Durchschnitt von 16,82 Euro notiert.

Schwache Zahlen und skeptische Analysten

Der Insiderkauf erfolgt vor dem Hintergrund eines angespannten operativen Umfelds. Evonik hat im laufenden Jahr zwei Mal die Gewinnprognose gesenkt. Gründe waren vor allem eine schwache Nachfrage sowie negative Währungseffekte.

Die Belastungen zeigen sich deutlich in den Quartalszahlen:

  • Adjusted EBITDA-Guidance auf „rund 1,9 Milliarden Euro“ reduziert
  • Q3-EBITDA mit 448 Millionen Euro rund 22 % unter dem Vorjahr
  • EBITDA-Marge bei 13,2 %, ein Rückgang um 190 Basispunkte
  • Umsatz im dritten Quartal um 11,5 % auf 3,39 Milliarden Euro gesunken

Auf Basis dieser Entwicklung hatte Kepler Cheuvreux Anfang Dezember das Votum auf „Reduce“ gesenkt und das Kursziel auf 12,60 Euro zurückgenommen. Die Analysten sehen das vom Unternehmen für 2027 ausgegebene EBITDA-Ziel von 2,7 Milliarden Euro als nicht erreichbar an und kalkulieren nur mit rund 2 Milliarden Euro – etwa 26 Prozent unter der Planung des Managements.

Struktureller Gegenwind und harte Einschnitte

Zu den kurzfristigen Ergebniseffekten kommen strukturelle Herausforderungen. Die schwache industrielle Konjunktur in Deutschland dämpft die Nachfrage nach Spezialchemie. Zusätzlich belasten hohe Energiekosten an den deutschen Standorten, auf die etwa 40 Prozent der Produktion entfallen.

Als Reaktion hat Evonik das Restrukturierungsprogramm „Evonik Tailor Made“ angestoßen, das seit Ende 2024 umgesetzt wird. Bis Jahresende sollen rund 90 Prozent der Geschäftsbereiche neu zugeschnitten sein. Es handelt sich um das größte Umbauprogramm der Unternehmensgeschichte; die Belegschaft könnte dabei um mehr als ein Fünftel sinken.

Parallel wurden die Infrastruktur-Services in die neue Tochter „Syneqt“ ausgegliedert. Diese Einheit umfasst etwa 3.500 Mitarbeiter und erwirtschaftet rund 1,8 Milliarden Euro Umsatz. Perspektivisch steht ein Verkauf im Raum, was zusätzliche finanzielle Spielräume schaffen könnte.

Hohe Dividende, aber Fragezeichen

Ein wesentlicher Stützpfeiler der Investmentstory ist die Dividende. Auf dem aktuellen Kursniveau ergibt sich eine Rendite von über 9 Prozent, basierend auf der letzten Ausschüttung von 1,17 Euro je Aktie. Die attraktive Verzinsung fällt umso stärker ins Auge, da die Aktie in den vergangenen zwölf Monaten um knapp 20 Prozent nachgegeben hat und gleichzeitig der 14‑Tage-RSI mit 15,8 auf ein deutlich überverkauftes Niveau hinweist.

Gleichzeitig ist diese Dividende nicht risikofrei: Analysten warnen, dass bei anhaltend schwacher operativer Entwicklung ein Dividendenschnitt möglich wäre. Die Kombination aus klar rückläufigem Ergebnis, ambitionierter Mittelfrist-Guidance und dem laufenden Umbau erhöht den Druck, die Ausschüttungspolitik an zukünftige Ergebnisse anzupassen.

Fazit: Vertrauenssignal trifft auf harte Realität

Der Insiderkauf von Dr. Mollenkopf setzt ein positives Signal in einer Phase, in der Kurs, Ergebnisentwicklung und Analystenurteile klar gegen Evonik laufen. Operativ dominieren derzeit schwache Nachfrage, Margenrückgang und eine deutlich nach unten angepasste Gewinnprognose. Gleichzeitig arbeitet das Management mit „Evonik Tailor Made“ und der Ausgliederung von Syneqt an einer Neuaufstellung, die mittelfristig für bessere Kennzahlen sorgen soll.

Kurzfristig bleibt die Aktie allerdings von den beschriebenen Belastungsfaktoren geprägt. Entscheidend wird sein, ob Evonik in den kommenden Quartalen sichtbare Fortschritte bei Profitabilität und Restrukturierung liefert, um sowohl die skeptischen Analystenerwartungen als auch die mit dem Insiderkauf verbundene Zuversicht des Vorstands zu untermauern.

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