Fords 19-Milliarden-Schock, das Bitcoin-Rätsel und die Illusion der Stille
Fords radikale Strategieänderung bei Elektroautos und massiver Wertberichtigung sendet Schockwellen durch die Automobilbranche, während der DAX in Seitwärtsbewegung verharrt.

- Ford kündigt 19,5 Milliarden Dollar Sonderbelastung an
- Strategischer Fokuswechsel von reinen E-Autos zu Hybriden
- DAX bleibt in Seitwärtsrange ohne Jahresendrallye
- Bitcoin-ETFs verzeichnen massive Zuflüsse trotz Seitwärtskurs
Liebe Leserinnen und Leser,
während die vierte Kerze am Adventskranz herunterbrennt und sich das Land gedanklich bereits in die Feiertage verabschiedet, hat die US-Autoindustrie heute, an einem Sonntag, ein Beben ausgelöst, dessen Erschütterungen wir noch bis weit ins Jahr 2026 spüren dürften. Es ist selten, dass Unternehmensmeldungen die besinnliche Stille eines vierten Advents derart brachial durchbrechen. Doch Ford hat es getan – und liefert damit ungewollt das perfekte Sinnbild für ein Börsenjahr, das bis zur letzten Sekunde unberechenbar bleibt.
Herzlich willkommen zu Ihrem Ausblick auf die wohl seltsamste Handelswoche des Jahres.
Die 19,5-Milliarden-Dollar-Kapitulation
Es ist das Eingeständnis einer gigantischen Fehlkalkulation. Ford hat heute eine Sonderbelastung von 19,5 Milliarden Dollar angekündigt. Lassen Sie diese Zahl kurz wirken. Das ist nicht nur ein Buchungsfehler; es ist eine strategische Kapitulation vor der Realität des Elektroauto-Marktes.
Der US-Autobauer zieht die Notbremse bei seinen reinen Elektro-Ambitionen und vollzieht einen radikalen Schwenk: Hybride sollen es nun richten, flankiert von kleineren, erschwinglicheren E-Modellen. Das einstige Ziel, bis Ende des Jahrzehnts 50 Prozent des Absatzes elektrisch zu gestalten, wirkt aus heutiger Sicht wie ein Relikt einer vergangenen Ära – für 2025 lag die Quote bei mageren 17 Prozent.
Warum ist diese Nachricht für uns in Europa so brisant? Weil Ford hier laut ausspricht, was in den Vorstandsetagen zwischen Wolfsburg und Stuttgart oft nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird: Die Wette auf die reine Elektromobilität ist teurer und riskanter als gedacht. Wenn ein Industrieriese wie Ford zusätzliche 5,5 Milliarden Dollar an Barmitteln verbrennen muss, nur um den Kurs zu korrigieren, ist das ein Warnschuss für die gesamte Branche. Die Börse wird diesen Realitätscheck am morgigen Montag verarbeiten müssen.
Während Ford mit seiner E-Auto-Strategie kämpft, zeigt sich eine fundamentale Wahrheit der Technologie-Industrie: Ohne die richtigen Halbleiter steht selbst die ambitionierteste Innovation still. Bernd Wünsche analysiert in seinem Webinar die Chip-Revolution, die nicht nur die Autoindustrie, sondern die gesamte Weltwirtschaft prägt – und stellt vier Chip-Aktien vor, die von diesem Megatrend profitieren könnten. Webinar: Der Eine-Billion-Dollar-Chip ansehen
DAX: Versöhnlich, aber ohne Feuerwerk
Wer auf die klassische Jahresendrallye gehofft hatte, blickt dieser Tage etwas ernüchtert auf die Kurstafeln. Der DAX verabschiedete sich am Freitag bei rund 24.290 Punkten ins Wochenende – ein solides Plus von 0,4 Prozent, aber weit entfernt von der Euphorie, die manche Statistiken versprechen.
Die technische Analyse spricht eine deutliche Sprache: Der Index ist seit Mai in einer breiten Seitwärtsrange gefangen. Marktbeobachter wie Christoph Geyer warnen zu Recht, dass die wenigen verbleibenden Handelstage kaum für einen echten Ausbruch über die massive Widerstandszone bei 24.474 Punkten reichen dürften. Die Umsätze werden in dieser verkürzten Weihnachtswoche weiter austrocknen – die Commerzbank spricht treffend von “dünnem Handel”.
Es bleibt die Hoffnung auf einen “versöhnlichen Ausklang”, mehr aber auch nicht. Statistisch gesehen sind die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr zwar oft freundlich, doch nach dem starken Anstieg im Gesamtjahr 2025 ist der Markt anfällig für Gewinnmitnahmen. Die Devise lautet: Kapitalerhalt statt Heldenmut.
Das China-Syndrom weitet sich aus
Der Nachhall des Freitags ist noch immer zu spüren. Nachdem Nike einen Umsatzrückgang in China von bis zu 20 Prozent melden musste und die Aktie um über 10 Prozent abstürzte, wird das ganze Ausmaß des Problems sichtbar.
Das ist mehr als nur eine verpasste Quartalsprognose eines Sneaker-Herstellers. Es ist ein makroökonomisches Warnsignal erster Güte. China, einst der verlässliche Wachstumsmotor für westliche Marken, stottert gewaltig. Die Bruttomargen von Nike sind um satte 300 Basispunkte eingebrochen, belastet durch Zölle und den Zwang zu aggressiven Rabatten. Wenn selbst eine Kultmarke wie Nike gegen lokale Konkurrenz wie Anta Marktanteile verliert, müssen sich deutsche Exporteure warm anziehen. Der chinesische Konsument fällt als globaler Rettungsanker vorerst aus.
Das Bitcoin-Paradoxon
Ein faszinierendes Phänomen spielt sich derzeit am Kryptomarkt ab. Während der Bitcoin-Kurs bei rund 88.000 Dollar (ca. 75.000 Euro) seitwärts läuft und Kritiker wie der Ökonom Peter Schiff bereits das “Scheitern” der Währung ausrufen, sprechen die Geldströme eine ganz andere Sprache.
Bloomberg-Analysten weisen an diesem Wochenende darauf hin, dass allein der Spot-Bitcoin-ETF von BlackRock (IBIT) im Jahr 2025 über 25 Milliarden Dollar an Zuflüssen verzeichnet hat. Damit überholt das digitale Gold in der Beliebtheitsskala sogar die klassischen Gold-ETFs.
Wir sehen hier eine massive Divergenz: Institutionelles Geld strömt in den Markt, doch der Preis stagniert. Der Grund: Langzeithalter realisieren laut On-Chain-Daten massiv Gewinne und nutzen die Liquidität der “neuen” Wall-Street-Gelder zum Ausstieg. Es ist ein Tauziehen zwischen den ETF-Käufern und den “alten” Krypto-Walen. Wer diesen Kampf gewinnt, wird die Richtung für die ersten Wochen des Jahres 2026 vorgeben.
Was die kurze Woche bringt
In den USA herrscht derweil Verwirrung um die Inflation. Die November-Daten (2,7 Prozent) gelten aufgrund des vorangegangenen Regierungs-Shutdowns als statistisch verzerrt und womöglich zu niedrig angesetzt. Fed-Mitglieder wie Patrick Harker warnen bereits, dass der “neutrale Zins” höher liegen könnte als gedacht.
In der kommenden, durch die Feiertage zerstückelten Woche stehen nur wenige, aber gewichtige Termine an:
- Dienstag (23.12.): Die USA veröffentlichen die finalen BIP-Daten und das Verbrauchervertrauen. Hier wird sich zeigen, ob die US-Konjunktur tatsächlich so robust ist, wie die Fed glaubt.
- China-Zinsen: Ebenfalls am Dienstag stehen Zinsentscheide im Reich der Mitte an – angesichts der Nike-Zahlen ein Termin mit besonderer Brisanz.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Rest des vierten Advents und, trotz der turbulenten Nachrichtenlage, eine besinnliche Weihnachtswoche. Nutzen Sie die ruhigeren Handelstage – manchmal ist die beste Position an der Börse die, die man nicht hat.
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