Gerresheimer Aktie: Doppelbelastung

Der Abstieg in den SDAX und ein radikaler Unternehmensumbau belasten die Gerresheimer-Aktie, während eine BaFin-Untersuchung für Unsicherheit sorgt. Einzig das GLP-1-Geschäft bietet mittelfristig Hoffnung.

Die Kernpunkte:
  • Abstieg vom MDAX in den SDAX ab Dezember
  • Radikaler Umbau durch Verkauf der Formglas-Sparte
  • Laufende BaFin-Untersuchung zu Bilanzvorwürfen
  • GLP-1-Geschäft als einziger positiver Kontrapunkt

Gerresheimer erlebt eine der schwierigsten Phasen der vergangenen Jahre: Der bevorstehende Abstieg in den SDAX und ein tiefgreifender Konzernumbau treffen auf eine ohnehin angeschlagene Aktie. Hinzu kommt eine laufende BaFin-Untersuchung, die die Unsicherheit weiter erhöht. Wie stabil ist die aktuelle Zwischenrally vor diesem Hintergrund?

Der Kurs liegt heute mit 27,68 Euro nur wenig unter dem Freitagsschluss, hat sich aber innerhalb von 30 Tagen um knapp 12 % erholt. Im größeren Bild bleibt die Bilanz jedoch schwach: Seit Jahresanfang summiert sich das Minus auf mehr als 60 %, der Abstand zum 52‑Wochen-Hoch von 82 Euro beträgt über 66 %.

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Index-Abstieg verstärkt Verkaufsdruck

Ab dem 22. Dezember wird die Aktie nicht mehr im MDAX, sondern im SDAX notiert sein. Dieser Index-Abstieg hat klare technische Folgen für den Handel.

Viele MDAX-ETFs und mandatsgebundene Fonds müssen ihre Positionen verkaufen, weil sie den Index nachbilden. Diese erzwungenen Verkäufe verstärken den Druck auf den Kurs und erschweren eine nachhaltige Erholung.

Wichtige Punkte:

  • Abstieg vom MDAX in den SDAX zum 22. Dezember
  • Zwangsverkäufe durch indexnahe Fonds
  • Voraussichtlich geringeres Handelsvolumen und höhere Schwankungen

Charttechnisch zeigt sich die Erholung der letzten Wochen zwar darin, dass der Kurs mit 27,68 Euro wieder über dem 50‑Tage-Durchschnitt von 26,02 Euro liegt. Gleichzeitig entfernt er sich mit fast 38 % nach unten deutlich vom 200‑Tage-Durchschnitt, was den etablierten Abwärtstrend unterstreicht.

Radikaler Umbau durch Interims-CEO

Parallel zur Index-Umstellung treibt Interims-CEO Uwe Röhrhoff einen harten Umbaukurs voran. Im Fokus steht der geplante Verkauf der Formglas-Sparte (Molded Glass), ein traditioneller Kernbereich des Unternehmens.

Der angestrebte Verkauf umfasst:

  • Acht Produktionsstandorte weltweit
  • Ein historisch wichtiges Standbein des Geschäfts
  • Die strategische Verlagerung hin zu margenstärkeren „High Value Solutions“

Ziel ist es, die Verschuldung zu senken und die Ressourcen auf wachstumsstärkere Segmente zu konzentrieren. Marktbeobachter sehen diesen Schritt als notwendig an, verweisen aber darauf, dass im aktuellen Umfeld unklar ist, ob der angestrebte Verkaufserlös voll realisiert werden kann.

BaFin-Prüfung als Belastungsfaktor

Zusätzlich zum operativen Umbau belastet eine Untersuchung der BaFin die Aktie. Im Mittelpunkt steht der Vorwurf, dass im Abschluss 2024 Umsätze aus „Bill-and-Hold“-Transaktionen möglicherweise zu früh verbucht wurden.

Diese Unsicherheit wirkt in mehrfacher Hinsicht:

  • Risiko möglicher bilanzeller Korrekturen
  • Potenzielle Strafzahlungen oder Auflagen
  • Zurückhaltung institutioneller Investoren bei Neueinstiegen

Solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist, bleibt das Aufwärtspotenzial begrenzt. Das spiegelt sich auch im sehr niedrigen RSI von 17,7 wider – ein technischer Hinweis darauf, dass der Wert stark überverkauft ist, aber ohne Klärung der Bilanzthemen fehlt der klare Katalysator für eine Trendwende.

GLP‑1-Geschäft als Lichtblick

Einen Kontrapunkt zur insgesamt angespannten Lage setzt das Geschäft mit GLP‑1-Medikamenten, also Abnehmspritzen wie Wegovy und Ozempic. Als Zulieferer für Hersteller wie Novo Nordisk profitiert Gerresheimer direkt vom weltweiten Nachfrageboom.

Der Konzern rechnet für das Geschäftsjahr 2025 in diesem Bereich mit einem Umsatzbeitrag von rund 200 Millionen Euro. Dieses hochmargige Geschäft soll:

  • Die Schwäche traditioneller Bereiche wie Kosmetikverpackungen abfedern
  • Den strategischen Fokus auf „High Value Solutions“ untermauern
  • Mittelfristig die Ergebnisqualität verbessern

Aktuell überwiegen jedoch die Sorgen rund um Verschuldung, Index-Abstieg und die BaFin-Untersuchung. Der GLP‑1-Boom liefert zwar Fantasie für die mittlere Frist, reicht aber kurzfristig nicht aus, um die strukturellen Belastungen an der Börse zu neutralisieren.

Fazit: Erholung bleibt fragil

Gerresheimer steckt zugleich in einem Markt- und Strukturproblem: Der Index-Abstieg erzeugt technischen Verkaufsdruck, während der umfangreiche Konzernumbau und die BaFin-Prüfung das Vertrauen institutioneller Investoren dämpfen.

Die jüngste Kurserholung über den 50‑Tage-Durchschnitt ist damit eher als Zwischenschritt in einem übergeordneten Abwärtstrend zu werten. Entscheidend für die weitere Entwicklung werden in den kommenden Monaten der erfolgreiche Verkauf der Formglas-Sparte, Fortschritte beim Schuldenabbau sowie eine abschließende Klärung der BaFin-Vorwürfe sein.

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