Gerresheimer Aktie: MDAX-Abstieg
Der Verpackungsspezialist Gerresheimer wird aus dem MDAX in den SDAX versetzt. Neben diesem technischen Druck belasten hohe Verschuldung und eine BaFin-Prüfung die Aktie.

- Indexwechsel löst Verkaufsdruck durch ETFs aus
- Hohe Verschuldung nach Pharma-Übernahme belastet
- BaFin untersucht Rechnungslegungspraktiken
- Aktie notiert deutlich unter langfristigem Durchschnitt
Der Abstieg aus dem MDAX ist für Gerresheimer mehr als nur ein Prestigeverlust. Er macht sichtbar, wie stark Vertrauen, Bewertung und Bilanz des Verpackungsspezialisten in den vergangenen Monaten gelitten haben. Nun stellt sich die Frage: Wie stark belastet der Indexwechsel den Kurs zusätzlich zu den bereits vorhandenen fundamentalen Problemen?
MDAX raus, SDAX rein: Technischer Druck nimmt zu
Die Deutsche Börse hat die neue Indexzusammensetzung veröffentlicht: Gerresheimer wird zum 22. Dezember 2025 aus dem MDAX in den SDAX versetzt. Hintergrund ist die deutlich gesunkene Marktkapitalisierung, die nicht mehr für einen Platz in der „zweiten Börsenliga“ reicht.
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Der Indexwechsel dürfte kurzfristig zusätzlichen Verkaufsdruck auslösen. Grund sind vor allem passive Anlageprodukte:
- MDAX-ETFs müssen ihre Gerresheimer-Positionen abbauen
- SDAX-ETFs bauen Bestände auf, verwalten aber deutlich weniger Volumen
- Unter dem Strich ist daher ein Netto-Verkaufsüberhang („Flow-Back“) zu erwarten
Der Kurs hat die Schwäche der vergangenen Monate bereits vorweggenommen. Heute notiert die Aktie bei 27,68 Euro und damit zwar leicht über dem Schlusskurs von gestern, aber noch immer mehr als 60 % unter dem Niveau zu Jahresbeginn. Vom 52‑Wochen-Hoch bei 82 Euro trennt den Titel inzwischen ein Abstand von gut zwei Dritteln.
Charttechnisch bleibt das Bild angespannt: Der Kurs liegt deutlich unter dem 200‑Tage-Durchschnitt von 45,07 Euro, was den anhaltenden Abwärtstrend unterstreicht. Ein RSI von 17,7 signalisiert zudem einen stark überverkauften Zustand.
Fundamentale Baustellen im Vordergrund
Der Index-Abstieg ist letztlich nur die Folge einer Serie operativer und bilanzieller Belastungen. Anleger stellen das Geschäftsprofil und die Steuerung des Unternehmens zunehmend in Frage.
Zentrale Faktoren sind:
Hohe Verschuldung:
Die Übernahme von Bormioli Pharma Ende 2024 war ein wesentlicher Baustein der Wachstumsstrategie, hat die Bilanz aber spürbar gestreckt. Der Verschuldungsgrad (Net Debt/EBITDA) liegt Berichten zufolge bei über dem Vierfachen. In einem Umfeld höherer Zinsen und gleichzeitig schwächerer operativer Entwicklung ist das für viele Investoren ein Warnsignal.BaFin-Prüfung der Rechnungslegung:
Für zusätzliche Verunsicherung sorgt eine laufende Untersuchung der Finanzaufsicht BaFin. Im Fokus stehen Buchungspraktiken nach dem „Bill‑and‑Hold“-Prinzip. Diese werfen Fragen nach der Qualität und Nachhaltigkeit der ausgewiesenen Erträge auf. Solange hier keine Klarheit besteht, bleibt das Vertrauen vieler Marktteilnehmer eingeschränkt.Enttäuschende Marktentwicklung:
Während sich das Unternehmen Hoffnungen auf Zusatzgeschäft im Umfeld der GLP‑1‑Medikamente (Abnehmspritzen) gemacht hatte, bleibt das klassische Kerngeschäft mit Standard-Glasverpackungen (Vials) schwach. Ein anhaltender Lagerabbau bei Pharma-Kunden bremst die Nachfrage stärker als erwartet.
Institutionelle Investoren haben bereits reagiert. Größere Adressen wie Goldman Sachs reduzierten ihre Bestände, was den Druck auf den Kurs zusätzlich verstärkte.
Die Lage im Überblick
Die Kursentwicklung spiegelt die Vertrauenskrise deutlich wider. Einige Kennzahlen verdeutlichen das Ausmaß:
- Kurs heute: 27,68 Euro
- Veränderung 7 Tage: +7,12 % (technische Erholung nach deutlichem Rückgang)
- Veränderung 30 Tage: +12,80 %
- Seit Jahresanfang: -60,57 %
- 52‑Wochen-Hoch: 82,00 Euro (Abstand: -66,24 %)
- 52‑Wochen-Tief: 23,50 Euro (Abstand: +17,79 %)
Trotz der jüngsten Erholungstendenz bleibt der Abstand zu den langfristigen Durchschnitten groß. Der Kurs notiert rund 38 % unter dem 200‑Tage-Durchschnitt, was den übergeordneten Abwärtstrend bestätigt. Die annualisierte 30‑Tage‑Volatilität von gut 36 % unterstreicht, dass Schwankungen derzeit ausgeprägt sind.
Ausblick: Indexwechsel als nächster Test
Mit dem wirksam werdenden Abstieg in den SDAX am 22. Dezember 2025 steht der Aktie ein weiterer Belastungstest bevor. Die anstehenden Umschichtungen der Indexfonds können die Schwankungen kurzfristig nochmals erhöhen, insbesondere rund um das Umstellungsdatum.
Für eine nachhaltige Stabilisierung dürften zwei Punkte entscheidend sein: Erstens Klarheit über das Ergebnis der BaFin-Prüfung, zweitens konkrete Fortschritte beim Schuldenabbau. Ohne diese Signale bleibt der Titel anfällig für Rückschläge, selbst wenn der technische Verkaufsdruck nach dem Indexwechsel allmählich nachlässt.
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