Globale Handelsunsicherheit prägt Märkte: Trumps Zollpolitik im Fokus

Die angekündigten Handelsbarrieren der USA verunsichern Finanzmärkte weltweit. Besonders asiatische Volkswirtschaften spüren bereits Auswirkungen, während Zentralbanken ihre Strategie überdenken.

Die Kernpunkte:
  • Weltweite Marktvolatilität durch US-Handelsrestriktionen
  • Asiatische Wirtschaftsindikatoren zeigen gemischtes Bild
  • Zentralbanken unter Anpassungsdruck
  • Neuausrichtung amerikanischer Industriepolitik

Die internationalen Finanzmärkte stehen im April 2025 unter dem Schatten einer sich verschärfenden globalen Handelsunsicherheit. Mit Donald Trump wieder im Weißen Haus rückt seine protektionistische Zollpolitik in den Mittelpunkt des Marktgeschehens. Die für morgen angekündigten „reziproken Zölle“ gegen praktisch alle Handelspartner der USA haben bereits jetzt spürbare Auswirkungen auf Währungen, Industrieproduktion und Wirtschaftsstimmung in Asien und anderen Weltregionen.

Trumps Zollpolitik verunsichert globale Märkte

Die Ankündigung des US-Präsidenten, dass „im Wesentlichen alle Länder“ mit neuen Zöllen belegt werden sollen, hält die Devisenmärkte in Atem. Details zu den konkreten Maßnahmen sind bislang spärlich, was die Unsicherheit verstärkt. „Das zweite Quartal könnte für Anleger ebenso viel Unsicherheit und Volatilität mit sich bringen wie das erste Quartal des Jahres“, warnt Anthony Saglimbene, Chefstratege bei Ameriprise Financial. „Bisher gab es sehr wenig Klarheit darüber, was und wen diese Zölle von Anfang an treffen werden. Die Marktvolatilität könnte eskalieren, je nachdem, was und wer ins Visier genommen wird.“

Trump hat bereits Zölle auf Aluminium, Stahl und Autos verhängt und die Einfuhrabgaben auf alle Waren aus China erhöht. Die nun für morgen angekündigte neue Runde von Zöllen lässt Händler an den Währungsmärkten vorsichtig agieren. Der Handelskrieg droht bereits erzielte Fortschritte zu untergraben, wie aktuelle Daten zeigen.

Asiatische Wirtschaften im Spannungsfeld

Die Auswirkungen der US-Zollpolitik werden besonders in Asien deutlich. Die jüngste Tankan-Umfrage der Bank of Japan zeigt, dass sich die Stimmung unter den großen japanischen Herstellern im ersten Quartal 2025 verschlechtert hat. Der Stimmungsindex für große Hersteller fiel auf +12, nach +14 im Dezember 2024 – ein deutliches Zeichen dafür, dass die zunehmenden Handelsstreitigkeiten bereits ihre Spuren in der exportabhängigen japanischen Wirtschaft hinterlassen.

Auch Südkoreas Exporte entwickeln sich schwächer als erwartet. Im März 2025 stiegen die Ausfuhren der viertgrößten Volkswirtschaft Asiens zwar um 3,1% gegenüber dem Vorjahr auf 58,24 Milliarden US-Dollar, blieben damit jedoch unter den Markterwartungen von 3,5%.

In China hingegen zeigt sich ein gemischtes Bild. Die Industrietätigkeit hat sich im März überraschend positiv entwickelt. Der Caixin/S&P Global Manufacturing PMI stieg auf 51,2 von 50,8 im Februar und übertraf damit die Analystenerwartungen von 51,1. Besonders die Exportaufträge legten mit dem schnellsten Tempo seit 11 Monaten zu. Experten führen dies teilweise darauf zurück, dass US-Importeure chinesische Waren horten, bevor die erwarteten Zollerhöhungen in Kraft treten.

„Wir bezweifeln, dass der Rest des Jahres viel besser wird. Die Haushaltsplanung lässt zwar zu, dass die fiskalische Unterstützung in den kommenden Monaten weiter verstärkt wird. Aber die US-Zölle, die diese Woche zu eskalieren scheinen, werden bald auf die Exporte drücken“, prognostiziert Julian Evans-Pritchard, Leiter der China-Wirtschaftsabteilung.

Bank of Japan unter Druck – Zinserhöhungen in Frage gestellt

Für die Bank of Japan (BOJ) kommt die Verschlechterung der Wirtschaftsstimmung zu einem heiklen Zeitpunkt. Die Notenbank befindet sich nach der Beendigung ihres jahrzehntelangen Stimulusprogramms im vergangenen Jahr auf einem vorsichtigen Zinserhöhungspfad. Mit Koji Nakamura wurde gestern der bisherige Chefökonom der BOJ zum neuen geschäftsführenden Direktor für Geldpolitik und Finanzmärkte ernannt, was die Kontinuität des eingeschlagenen Kurses unter Gouverneur Kazuo Ueda unterstreicht.

Die BOJ steht vor einem Dilemma: Einerseits rechtfertigen stetige Preissteigerungen bei Lebensmitteln, die die Inflation seit fast drei Jahren über dem 2%-Ziel halten, zusammen mit den Aussichten auf nachhaltige Lohnzuwächse weitere Zinserhöhungen. Andererseits haben die Unsicherheiten durch Trumps Zollpolitik die Märkte erschüttert und Befürchtungen über einen Abschwung der fragilen japanischen Wirtschaft geweckt.

Die aktuelle Tankan-Umfrage wurde zwischen dem 26. Februar und dem 31. März 2025 durchgeführt – die Unternehmen berücksichtigten dabei wahrscheinlich bereits Trumps Entscheidung vom Februar, die Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte pauschal auf 25% anzuheben. Die im Mai anstehende BOJ-Sitzung, bei der auch neue Wachstums- und Preisprojektion veröffentlicht werden, gewinnt vor diesem Hintergrund besondere Bedeutung.

Analysten erwarten die nächste Zinserhöhung der BOJ im dritten Quartal, voraussichtlich im Juli. Die Kursentwicklung des japanischen Yen, der im ersten Quartal 2025 fast 5% gegenüber dem US-Dollar zulegte, spiegelt die wachsenden Erwartungen an eine weitere Straffung der japanischen Geldpolitik wider.

Australische Wirtschaft vor schwierigen Entscheidungen

In Australien steht die Reserve Bank of Australia (RBA) vor ähnlichen Herausforderungen. Nach der ersten Zinssenkung seit über vier Jahren im Februar 2025 – um 0,25 Prozentpunkte auf 4,10% – hat die Notenbank einen vorsichtigen Ton hinsichtlich weiterer Lockerungen angeschlagen. Die heutige Sitzung der RBA dürfte mit besonderem Interesse verfolgt werden.

Aktuelle Wirtschaftsdaten zeigen ein gemischtes Bild: Die australischen Einzelhandelsumsätze stiegen im Februar um bescheidene 0,2% gegenüber dem Vormonat und blieben damit leicht unter der Markterwartung von 0,3%. Der Anstieg war größtenteils auf Lebensmittelausgaben zurückzuführen, während die Nachfrage nach Haushaltswaren im zweiten Monat in Folge zurückging.

„Nach einem von Werbeaktionen getriebenen Wachstum im Dezemberquartal haben sich die Ausgaben für Haushaltswaren weiterhin verringert, mit niedrigeren diskretionären Ausgaben zu Beginn des Jahres“, erläutert Robert Ewing vom Australian Bureau of Statistics. Dies deutet auf eine anhaltende Zurückhaltung der Verbraucher hin, trotz der Zinssenkung.

„Wir erwarten, dass die jüngsten australischen Wirtschaftsdaten die RBA ermutigen werden, eine eher taubenhaftere Botschaft zu vermitteln, besonders angesichts der erhöhten geopolitischen und politischen Unsicherheit“, kommentiert Carol Kong, Währungsstratege bei der Commonwealth Bank of Australia. „Ein taubenhafterer Ton wird wahrscheinlich dazu führen, dass der Markt eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte im Mai vollständiger einpreist und den australischen Dollar nach unten zieht.“

Der Aussie-Dollar bewegte sich zuletzt nahe eines Vier-Wochen-Tiefs von 0,6219 US-Dollar und konnte im ersten Quartal nur ein mageres Plus von 1% verzeichnen, da Zollsorgen die Risikobereitschaft der Anleger beeinträchtigen.

Trumps CHIPS Act unter neuer Führung

Parallel zur Zollpolitik reorganisiert Trump auch die Industriepolitik der USA. Am Montag unterzeichnete er eine Exekutivverordnung zur Einrichtung des „United States Investment Accelerator“ im Handelsministerium. Diese neue Behörde übernimmt die Umsetzung des CHIPS and Science Act, der 2022 unter Biden verabschiedet wurde und 52,7 Milliarden US-Dollar an Subventionen für die Halbleiterchip-Herstellung und -Produktion bereitstellt.

Trump hatte das überparteiliche CHIPS-Gesetz wiederholt kritisiert. Noch im März forderte er, es abzuschaffen und die Mittel stattdessen zur Schuldentilgung zu verwenden. Das neue Büro soll nun „viel bessere CHIPS Act-Deals aushandeln als die vorherige Administration“, wie das Weiße Haus mitteilte, ohne weitere Details zu nennen, was genau neu verhandelt werden soll.

Ausblick: Zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit

Die kommenden Tage könnten entscheidend für die weitere Entwicklung der globalen Wirtschaft werden. Mit der Verkündung der „reziproken Zölle“ durch Trump morgen und einer Reihe wichtiger US-Wirtschaftsdaten, darunter Arbeitsmarkt- und Lohnstatistiken, steht eine ereignisreiche Woche bevor.

Zudem werden Reden von Fed-Chef Jerome Powell und anderen Notenbankern erwartet, die Aufschluss über den künftigen Zinspfad in den USA geben könnten. Die Finanzmärkte warten gespannt auf diese Signale, während sie gleichzeitig die Auswirkungen der Handelspolitik verarbeiten müssen.

Für Chinas Wirtschaft fordert Wang Zhe vom Caixin Insight Group angesichts des „zunehmend schweren und komplexen externen Umfelds“ im Jahr 2025 eine „proaktivere und entschlossenere“ makroökonomische Politik. Maßnahmen zur Unterstützung einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung müssten „so schnell wie möglich umgesetzt werden.“

Die Kombination aus eskalierenden Handelsspannungen, der Neuausrichtung der US-Industriepolitik und den geldpolitischen Entscheidungen der wichtigsten Zentralbanken dürfte die wirtschaftliche Landschaft in den kommenden Monaten maßgeblich prägen – mit potenziell weitreichenden Folgen für Währungen, Aktienmärkte und globale Handelsströme.