Globale Märkte: Zerreißprobe!
Handelsgespräche zwischen USA und China, KI-Boom und Zinsentscheidungen prägen die aktuelle Marktlage. Taiwan verzeichnet Exportrekorde, während China mit Deflation kämpft.

- Entscheidende US-chinesische Handelsgespräche in London
- Taiwans Exporte steigen durch KI-Nachfrage stark an
- Chinas Wirtschaft leidet unter Deflationsdruck
- Zinsentscheidungen und Inflation im Fokus
Die internationalen Finanzmärkte erleben zu Beginn dieser Woche eine kritische Phase, geprägt von einer explosiven Mischung aus hochrangigen Handelsgesprächen, dem unaufhaltsamen Vormarsch der Künstlichen Intelligenz (KI) und richtungsweisenden Zinsentscheidungen. Insbesondere die aktuelle Handelspolitik der USA wirft lange Schatten und zwingt Unternehmen sowie Anleger weltweit, ihre Strategien neu zu bewerten. Während in London über die Zukunft der US-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen verhandelt wird, kämpft China an mehreren Fronten gegen interne ökonomische Herausforderungen. Gleichzeitig sorgt der KI-Boom für Rekordjagden in einigen Sektoren, während andere Tech-Giganten noch nach dem richtigen Weg zur Monetarisierung suchen. Dieses komplexe Spannungsfeld hält die Märkte in Atem.
Handelspolitik im Epizentrum der Marktturbulenzen
Die Welt blickt gespannt nach London, wo am heutigen Montag entscheidende Handelsgespräche zwischen den USA und China stattfinden. Investoren zeigen sich vorsichtig optimistisch und hoffen auf eine Deeskalation nach einer Periode erhöhter Spannungen, die von Zöllen und Streitigkeiten um kritische Rohstoffe wie Seltene Erden geprägt war. Ein vorläufiges Abkommen, das letzten Monat in Genf erzielt wurde und eine temporäre Aussetzung gegenseitiger Strafzölle bis zum 12. August beinhaltet, nährt die Hoffnung auf eine nachhaltige Lösung. US-Finanzminister Scott Bessent und Chinas Vizepremier He Lifeng führen die hochrangigen Delegationen an. Die Ergebnisse dieser Gespräche dürften maßgeblichen Einfluss auf die kurzfristige Marktstimmung haben.
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Die Auswirkungen der US-Handelspolitik sind bereits deutlich spürbar. Taiwan meldete für Mai einen Rekordanstieg seiner Exporte um beeindruckende 38,6% auf 51,74 Milliarden US-Dollar. Dieser Boom ist einerseits auf die weltweit explodierende Nachfrage nach KI-Komponenten zurückzuführen, von der taiwanische Chipriesen wie TSMC massiv profitieren. Andererseits haben viele Kunden ihre Bestellungen vorgezogen, um möglichen US-Zöllen auf taiwanische Waren zu entgehen, die nach Ablauf einer 90-tägigen Verhandlungsfrist bereits im nächsten Monat in Kraft treten könnten. Besonders die Exporte in die USA schnellten um 87,4% in die Höhe.
In China hingegen zeigt sich ein gemischtes Bild. Zwar erholten sich die Gesamtexporte im Mai mit einem Plus von 13,5% gegenüber dem Vorjahr deutlich, doch der Binnenmarkt leidet. Die Neuvergabe von Yuan-Krediten verdreifachte sich zwar im Mai im Vergleich zum Vormonat auf geschätzte 850 Milliarden Yuan, was auf eine gewisse Stabilisierung der Kreditnachfrage hindeutet – begünstigt durch die vorübergehende Waffenruhe im Zollstreit und staatliche Konjunkturmaßnahmen. Dennoch bleibt die Inlandsnachfrage schwach. Der chinesische Automarkt, der größte der Welt, verzeichnete im Mai zwar den vierten Monat in Folge steigende Verkaufszahlen (plus 13,9% auf 1,96 Millionen Fahrzeuge), das Wachstum verlangsamte sich jedoch. Aggressive Preiskämpfe, angeführt von Herstellern wie BYD, dessen jährliches Absatzwachstum bei Pkws von 19,4% im April auf 14,1% im Mai zurückging, belasten die Margen und schüren Sorgen vor einer Marktbereinigung. Selbst die chinesischen Behörden warnen inzwischen vor den negativen Langzeitfolgen dieser Rabattschlachten.
Auch der Hongkong-Dollar gerät durch die erratische US-Politik unter Druck. Die ansonsten stabile Währungsbindung an den US-Dollar erlebte massive Schwankungen, die die Hong Kong Monetary Authority (HKMA) im Mai zu vier Interventionen zwangen. Diese Volatilität führt zu erheblichen Zinsverwerfungen und stellt Unternehmen wie Investoren vor große Herausforderungen, obwohl die niedrigeren Zinsen dem angeschlagenen Immobilienmarkt der Stadt kurzfristig etwas Luft verschaffen.
KI-Revolution: Zwischen Hype und harter Realität
Der unaufhaltsame Siegeszug der Künstlichen Intelligenz (KI) ist einer der prägendsten Trends an den Finanzmärkten. Taiwans Exportboom, getrieben durch Halbleiter für KI-Anwendungen, ist nur ein Beispiel. Die Erwartungen an die Technologie sind immens, was sich auch in den Prognosen widerspiegelt. So hat die Citigroup kürzlich ihr Jahresendziel für den S&P 500 von 5.800 auf 6.300 Punkte angehoben, begründet mit der Widerstandsfähigkeit der Unternehmensgewinne und der Beschleunigung des KI-getriebenen Wachstums. Der Leitindex schloss am vergangenen Freitag erstmals seit Ende Februar wieder über der Marke von 6.000 Punkten.
In dieser Woche stehen mit Oracle und Adobe zwei weitere Tech-Unternehmen im Fokus, die ihre Quartalszahlen vorlegen. Bei beiden wird KI eine zentrale Rolle spielen. Oracle-CEO Safra Catz hatte bereits im März eine starke Wachstumsprognose abgegeben, gestützt auf die steigende Nachfrage nach KI-Produkten. Auch Adobe integriert KI tief in seine Software-Suite, kämpft jedoch noch mit einer schleppenden Monetarisierung dieser Bemühungen, was zu einer verhaltenen Prognose für das zweite Quartal führte. Die Aktie notiert seit Jahresbeginn über 5% im Minus.
Gedämpfter sind die Erwartungen an Apples Worldwide Developers Conference (WWDC), die heute beginnt. Obwohl Apple voraussichtlich Designänderungen und Verbesserungen seines KI-Dienstes "Apple Intelligence" vorstellen wird, ist mit dem großen Wurf bei der Integration von KI in den Sprachassistenten Siri wohl noch nicht zu rechnen. Die Aktie hat seit Jahresbeginn über 16% verloren, auch aufgrund einer wahrgenommenen Verzögerung bei der KI-Entwicklung.
Im Automobilsektor steht Tesla trotz einer öffentlich ausgetragenen Fehde zwischen CEO Elon Musk und US-Präsident Donald Trump über ein Fiskalpaket im Rampenlicht. Die Aktie, die letzte Woche fast 15% einbüßte, zeigte sich vorbörslich am Montag zwar leicht erholt. Morgan Stanley hält an seiner "Overweight"-Einschätzung fest und sieht ein Aufwärtspotenzial von fast 39%, da die langfristigen Werttreiber des Unternehmens intakt seien.
Chinas Wirtschaft: Kampf gegen Deflation und Absatzkrisen
Abseits der globalen Handels- und Technologiethemen kämpft China mit erheblichen internen wirtschaftlichen Herausforderungen. Ein anhaltender Deflationsdruck belastet die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Im Mai fielen die Verbraucherpreise den vierten Monat in Folge (minus 0,1% ggü. Vorjahr), während die Erzeugerpreise mit einem Minus von 3,3% den stärksten Rückgang seit 22 Monaten verzeichneten. Insbesondere fallende Lebensmittelpreise trugen zu dieser Entwicklung bei. Analysten von ING sehen eine hohe Wahrscheinlichkeit für weitere Zinssenkungen durch die People’s Bank of China (PBOC) im vierten Quartal, sollte sich der Deflationstrend fortsetzen.
Die schwache Inlandsnachfrage und die globalen Handelsunsicherheiten, darunter ein Einbruch der Exporte in die USA um 34,5% im Vorjahresvergleich, verschärfen die Deflationsrisiken. Zwar konnten robuste Lieferungen in ASEAN-Staaten und die EU das gesamte Handelswachstum stützen, doch die Stimmung der heimischen Verbraucher bleibt gedrückt. Die bereits erwähnten Preiskämpfe im Automobilsektor sind ein weiteres Symptom dieser Binnenschwäche, trotz staatlicher Bemühungen, die Kreditvergabe anzukurbeln. Beobachter warten gespannt auf die nächsten Daten, um zu sehen, ob die jüngsten Lockerungsmaßnahmen der PBOC eine Trendwende bewirken können.
Zinswende oder Zitterpartie? Globale Notenbanken am Scheideweg
Die Inflationsentwicklung und die Reaktionen der Zentralbanken sind ein weiteres Schlüsselthema, das die Märkte diese Woche bewegen wird. In den USA richten sich alle Augen auf die Veröffentlichung der Verbraucherpreisdaten für Mai am Mittwoch. Es wird erwartet, dass die Kerninflation leicht auf 2,9% im Jahresvergleich anzieht. Diese Zahlen könnten Hinweise darauf geben, wie sich die aggressive Zollpolitik auf die Teuerung auswirkt und ob die Federal Reserve ihre Rhetorik in Richtung einer lockereren Geldpolitik anpasst. Die Citigroup hat ihre Prognose für eine erste US-Zinssenkung bereits von Juli auf September verschoben und erwartet nun nur noch drei statt vier Zinsschritte um insgesamt 75 Basispunkte in diesem Jahr.
Auch in Japan wächst der Druck auf die Bank of Japan (BOJ). Nachdem revidierte BIP-Daten für das erste Quartal eine widerstandsfähigere Wirtschaft als erwartet zeigten und die Verbraucherinflation anzog, warnte Premierminister Shigeru Ishiba am Montag vor den Folgen steigender Zinsen. Höhere Kreditkosten könnten die staatlichen Refinanzierungskosten erhöhen und Ausgabenpläne gefährden, zumal die Bevölkerung nach fast einem Jahrzehnt Nullzinspolitik nicht an höhere Zinsen gewöhnt sei. Händler rechnen zunehmend mit einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte durch die BOJ im Juli.
In einem breiteren Kontext globaler Unsicherheiten und steigender Staatsausgaben fallen auch die Forderungen von NATO-Generalsekretär Mark Rutte. Er wird heute in London eine massive Aufstockung der Luft- und Raketenabwehrkapazitäten der Allianz um 400% fordern und die Mitgliedsstaaten drängen, ihre Verteidigungsausgaben auf 3,5% des BIP zu erhöhen, ergänzt um weitere 1,5% für allgemeine Sicherheitsausgaben. Dies ist eine Reaktion auf die Forderung von US-Präsident Trump nach einem 5%-Ziel und unterstreicht den wachsenden Druck auf die Staatshaushalte weltweit.
Die kommenden Tage versprechen somit hohe Volatilität. Die Verflechtung von Handelspolitik, technologischem Wandel und geldpolitischen Weichenstellungen schafft ein Marktumfeld, das sowohl immense Chancen als auch erhebliche Risiken birgt. Entscheidend wird sein, ob die politischen Akteure zu konstruktiven Lösungen finden und die Notenbanken den schmalen Grat zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstumsförderung meistern können.
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