Golds 4400-Dollar-Mauer, Alphabets Energie-Notwehr und die trügerische Stille
Der Goldpreis erreicht ein neues Allzeithoch, während Tech-Giganten wie Alphabet in Energieerzeugung investieren und die Raumfahrt zum neuen Rüstungsfeld wird.

- Goldpreis steigt auf über 4400 Dollar je Unze
- Alphabet kauft Energieentwickler für 4,75 Milliarden Dollar
- Rocket Lab erhält 816-Millionen-Dollar-Vertrag für Satelliten
- Mercedes-Benz schließt Vergleich in US-Dieselaffäre
Liebe Leserinnen und Leser,
nach dem gestrigen Schockmoment durch die 19-Milliarden-Kapitulation von Ford wirkte der heutige Handelstag in Frankfurt fast wie eine therapeutische Sedierung. Der DAX schleppte sich mit minimalen Ausschlägen über die Ziellinie und verharrte bei 24.284 Punkten. Wer nur auf den Leitindex schaut, könnte meinen, die Finanzwelt hätte sich kollektiv in den Weihnachtsurlaub verabschiedet und die Bücher für ein starkes Jahr 2025 (+22 Prozent) bereits geschlossen.
Doch dieser Frieden ist eine Illusion. Während in Frankfurt die Umsätze austrocknen, spielen sich in den Maschinenräumen der Weltwirtschaft Szenen ab, die alles andere als besinnlich sind. Wir erleben heute Abend eine historische Flucht in Sachwerte, eine milliardenschwere Wette auf die Energieversorgung der KI-Ära und eine neue Eskalationsstufe im orbitalen Rüstungswettlauf.
Es ist die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm – oder präziser: Das tiefe Luftholen vor einem Jahr 2026, in dem der Kampf um physische Ressourcen die digitalen Träume auf die Probe stellen wird.
Hier ist, was Sie zum Start in die Weihnachtswoche wissen müssen.
Das glänzendste Jahr seit 1979
Wenn Finanzhistoriker dereinst auf das Jahr 2025 zurückblicken, werden sie vermutlich nicht zuerst über Software-Aktien sprechen, sondern über das „Barbarous Relic“. Der Goldpreis hat heute eine Schallmauer durchbrochen, die noch vor wenigen Jahren wie reine Fantasie wirkte: Die Feinunze kostet mittlerweile über 4.400 US-Dollar; in der Spitze wurden heute sogar 4.426 Dollar markiert.
Das ist mehr als nur ein neues Allzeithoch. Es ist das Ausrufezeichen hinter einer Performance von fast 70 Prozent in diesem Jahr – der stärkste Anstieg seit 1979. Auch Silber zieht mit und kratzt an der 70-Dollar-Marke.
Was treibt diese Flucht in die harten Assets, während die Aktienmärkte ebenfalls auf Rekordniveaus notieren? Es ist ein stilles Misstrauensvotum gegen die Geldpolitik der Zukunft. Die Märkte preisen für 2026 aggressive Zinssenkungen der Fed ein, flankiert von Zentralbanken weltweit, die ihre Dollar-Reserven panikartig in Gold umschichten. Von der Ukraine bis Venezuela sichern sich Staaten gegen geopolitische Erschütterungen ab. Gold ist im Dezember 2025 nicht mehr nur Inflationsschutz, es ist die ultimative Versicherung gegen systemische Risse.
Wenn der KI-Hunger auf die physikalische Grenze trifft
Während Gold die Angst vor Instabilität spiegelt, zeigt ein Deal vom heutigen Abend, wo die reale Wachstumsgrenze der Technologiebranche verläuft: an der Steckdose.
Die Google-Mutter Alphabet hat heute angekündigt, den Entwickler für saubere Energie „Intersect“ zu kaufen. Der Preis: 4,75 Milliarden US-Dollar. Lassen Sie sich nicht täuschen – das ist kein philanthropisches Projekt für den ESG-Bericht. Es ist nackte Notwendigkeit. Die Rechenzentren für generative KI verschlingen Strommengen, die das veraltete US-Netz kaum noch liefern kann.
Big Tech verwandelt sich zunehmend in Big Energy. Dass Alphabet kurz vor Jahresende fast 5 Milliarden Dollar mobilisiert, um sich eigene Stromkapazitäten zu sichern, zeigt den Ernst der Lage. Wer die Rechenleistung kontrollieren will, muss 2026 die Energieerzeugung kontrollieren.
Parallel dazu sehen wir, dass M&A-Aktivitäten keine Weihnachtspause kennen: Eine Investorengruppe um Permira und Warburg Pincus übernimmt Clearwater Analytics für satte 8,4 Milliarden Dollar. Die Kassen sind voll, und die Jagd auf strategische Assets geht unvermindert weiter.
Der neue Rüstungswettlauf findet im Orbit statt
Apropos strategische Assets: Der Blick richtet sich heute Abend auch nach oben. Rocket Lab, lange Zeit als „kleiner Bruder“ von SpaceX belächelt, hat sich heute endgültig emanzipiert. Die Aktie schoss nach oben, nachdem das Unternehmen einen Vertrag über 816 Millionen US-Dollar mit der US Space Development Agency (SDA) bekannt gab.
Es geht um 18 Satelliten zur Raketenabwehr. Das Timing ist perfekt: Erst gestern absolvierte das Unternehmen seinen 21. erfolgreichen Start des Jahres. Dieser Deal verdeutlicht eine fundamentale Verschiebung: Raumfahrt ist längst nicht mehr nur Forschung oder Telekommunikation. Es ist knallharte Verteidigungspolitik. Dass Rocket Lab diesen Zuschlag erhält, signalisiert, dass Washington händeringend nach Alternativen zu Elon Musks Dominanz sucht. Diversifizierung im Weltraum ist nun eine Frage der nationalen Sicherheit.
Aufräumarbeiten in der Deutschland AG
Zurück auf den Boden der Tatsachen in Europa. Kurz vor Jahresschluss nutzen einige deutsche Konzerne die Gelegenheit für das klassische „Kitchen Sinking“ – das Bereinigen von Altlasten, um unbelastet ins neue Jahr zu starten.
Der Verpackungsspezialist Gerresheimer musste heute eine peinliche Korrektur einräumen: Umsätze aus sogenannten „Bill-and-Hold“-Geschäften wurden 2024 falsch verbucht. Rund 28 Millionen Euro Umsatz müssen korrigiert werden. Die Anleger reagierten dennoch erleichtert – die Sorge war groß, dass im Keller noch mehr Leichen liegen könnten. Dass es sich „nur“ um einen Buchungsfehler und keinen systemischen Betrug handelte, sorgte für Aufatmen.
Auch in Stuttgart wird reiner Tisch gemacht: Mercedes-Benz legt einen jahrelangen Streit in den USA bei. Für knapp 150 Millionen US-Dollar vergleicht man sich mit 48 US-Bundesstaaten und Puerto Rico wegen angeblicher Abgasverstöße bei Dieselfahrzeugen. Ein teures Pflaster, aber ein notwendiger Schritt, um 2026 ohne juristischen Ballast in die Neukalibrierung der Elektro-Strategie zu gehen.
Bitcoin: Das Warten der Wale
Und die Kryptowelt? Bitcoin pendelt sich heute Abend im Bereich von 89.000 bis 90.000 US-Dollar ein. Interessant ist hier weniger der Preis als das Verhalten der Großinvestoren. MicroStrategy, der wohl aggressivste Bitcoin-Käufer der Unternehmenswelt, hat seine Käufe vorerst pausiert und stattdessen die Cash-Reserven auf 2,2 Milliarden Dollar hochgefahren.
Gleichzeitig erwägt JPMorgan – einst einer der schärfsten Kritiker – den Einstieg in den Krypto-Handel für institutionelle Kunden. Wenn die Banken einsteigen wollen und die „Bitcoin-Maximalisten“ Cash aufbauen, deutet das auf eine Reifung des Marktes hin. Die wilde Spekulation weicht strategischer Positionierung.
Die Quintessenz
Der heutige Montag mag an der Oberfläche ruhig gewirkt haben, doch die tektonischen Verschiebungen sind unübersehbar. Gold signalisiert Vorsicht vor dem Papiergeld, Alphabet signalisiert gigantischen Energiehunger, und die Rüstungsindustrie expandiert ins All.
Der DAX mag bei 24.284 Punkten schlafen, aber das Kapital schläft nie. Für morgen stehen noch einmal Konjunkturdaten aus den USA an (BIP-Update), die für kurzfristige Volatilität sorgen könnten. Doch das große Bild für 2026 zeichnet sich bereits ab: Es wird ein Jahr der Ressourcen – sei es Energie, Chips oder Edelmetalle.
Ich wünsche Ihnen einen entspannten Abend und starke Nerven für die letzten Handelstage des Jahres.
Herzlichst,
Ihr
Felix Baarz
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