Handelskonflikte: Welt in Aufruhr

Eskalierende Handelsstreitigkeiten und Zinssenkungen belasten die Weltwirtschaft. Japan und Vietnam verhandeln mit den USA, während Zentralbanken gegensteuern.

Die Kernpunkte:
  • USA und Japan ringen um Zollabkommen
  • Australien senkt Leitzinsen auf 3,85 Prozent
  • China lockert Geldpolitik überraschend
  • Moody's stuft US-Kreditwürdigkeit herab

Die globalen Finanzmärkte stehen heute, am 20. Mai 2025, unter enormer Anspannung. Ursächlich für die grassierende Nervosität sind die andauernden internationalen Handelskonflikte, insbesondere die aggressive Zollpolitik der USA, die Anfang Juli mit dem Auslaufen einer 90-tägigen Pause in eine neue, kritische Phase eintreten könnte. Während auf höchster diplomatischer Ebene fieberhaft verhandelt wird und Zentralbanken weltweit mit geldpolitischen Maßnahmen reagieren, bleibt die Unsicherheit erdrückend. Die entscheidende Frage, die Anleger und Unternehmen umtreibt: Droht eine handfeste Eskalation mit unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft, oder kann doch noch ein Durchbruch erzielt werden?

Nervenkrieg um Zölle: Verhandlungen auf Messers Schneide

Die handelspolitische Agenda Washingtons, geprägt von den sogenannten "reziproken Zöllen", hält die Weltwirtschaft weiterhin in Atem. Verhandlungen zwischen den USA und wichtigen Handelspartnern laufen auf Hochtouren, doch greifbare Erfolge sind bislang rar. So teilte das US-Finanzministerium erst kürzlich mit, dass während des G7-Finanzministertreffens in Kanada diese Woche keine Ankündigungen zu neuen Handelsabkommen zu erwarten seien.

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Besonders im Fokus stehen die Gespräche mit Japan. Ryosei Akazawa, Japans oberster Handelsunterhändler, wird noch diese Woche zu einer dritten Runde hochrangiger Gespräche in Washington erwartet. Tokio hält an seiner Kernforderung fest: die vollständige Abschaffung aller US-Zölle gegen japanische Produkte. Dies betrifft nicht nur einen allgemeinen Zollsatz von 10 Prozent, sondern vor allem den umstrittenen 25-prozentigen Aufschlag auf Automobilimporte – ein zentraler Streitpunkt für die exportstarke japanische Wirtschaft. Trotz der harten Linie gibt es Berichte, Japan könnte als Kompromiss niedrigere Zollsätze anstreben und im Gegenzug erhöhte Importe von US-Agrarprodukten wie Mais und Soja sowie eine Überarbeitung der Standards für Automobilimporte anbieten. Auch eine verstärkte Zusammenarbeit im Schiffbau und bei Wechselkursfragen signalisiert Tokio. Parallel zu den Zollverhandlungen werden Japans Finanzminister Katsunobu Kato und US-Finanzminister Scott Bessent am Rande des G7-Treffens über Währungsfragen beraten. Kato betonte, man teile die Ansicht, dass exzessive Wechselkursschwankungen unerwünscht seien und Kurse vom Markt gebildet werden sollten. Dennoch gibt es am Markt Erwartungen, dass die USA Japan zu einem stärkeren Yen drängen könnten.

Auch Vietnam kämpft um günstigere Handelsbedingungen mit den USA. In Washington hat gerade die zweite Runde formeller Verhandlungen begonnen, die bis zum 22. Mai andauern soll. Das südostasiatische Land hofft, einen angedrohten US-Zollsatz von 46 Prozent abzuwenden.

Die angespannte Lage wird durch die jüngste Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch Moody’s zusätzlich belastet. Die Ratingagentur begründete ihren Schritt mit Sorgen über den wachsenden US-Schuldenberg von 36 Billionen Dollar. Obwohl die unmittelbare Marktreaktion verhalten ausfiel, bleibt dies ein Faktor, der die Nervosität schürt und von Japan aufmerksam hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Auswirkungen beobachtet wird.

Notenbanken im Krisenmodus: Zinswaffen gegen die Abschwächung

Die globalen Handelsspannungen und die damit einhergehende wirtschaftliche Unsicherheit zwingen die Zentralbanken zum Handeln. Allen voran hat die Reserve Bank of Australia (RBA) heute die Zinsen erneut gesenkt. Der Leitzins wurde um 25 Basispunkte auf 3,85 Prozent reduziert, ein Zweijahrestief und bereits die zweite Zinssenkung in diesem Jahr. Als Gründe nannte die RBA den eingetrübten globalen Ausblick und die abkühlende Inflation im eigenen Land. Die Inflationsrisiken hätten sich verringert, während internationale Entwicklungen die heimische Wirtschaft belasten dürften. So liegt die Kerninflation mit 2,9 Prozent erstmals seit Ende 2021 wieder im Zielband der RBA von 2 bis 3 Prozent.

Die RBA warnte eindringlich, dass eine Eskalation der Handelskonflikte ein zentrales Abwärtsrisiko für die australische Wirtschaft darstelle. Die Notenbanker prognostizieren aufgrund der schwächeren globalen Aussichten eine etwas stärker steigende Arbeitslosenquote (erwartet bei 4,3% Ende 2025) und eine etwas niedrigere Inflationsrate als zuvor angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll 2025 zwar um 2,1 Prozent zulegen, was eine Verbesserung gegenüber den 1,3 Prozent von 2024 wäre, bleibt aber hinter der früheren Prognose von 2,4 Prozent zurück. Besonders der private Konsum enttäuscht mit einer erwarteten Wachstumsrate von nur noch 1,9 Prozent (zuvor 2,6 Prozent). Die RBA gab keinen klaren Ausblick auf weitere Zinsschritte, betonte aber, die Datenlage genau beobachten zu wollen. Der Markt preist bereits kumulative Zinssenkungen von bis zu 85 Basispunkten im kommenden Jahr ein.

Auch in China greifen die Behörden zu stützenden Maßnahmen. Die chinesische Zentralbank hat heute überraschend wichtige Leitzinsen gesenkt – das erste Mal seit Oktober. Zudem haben große Staatsbanken ihre Einlagenzinsen reduziert, um die Geldpolitik weiter zu lockern und die Wirtschaft anzukurbeln. Laut dem nationalen Entwicklungs- und Reformkomitee (NDRC) sollen die meisten Maßnahmen zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes und der Wirtschaft bis Ende Juni umgesetzt sein. China will zudem verstärkt ausländisches Kapital anziehen.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) äußert sich angesichts der Moody’s-Herabstufung und der unsicheren Marktlage verhalten optimistisch, navigiert aber weiterhin in einem schwierigen Umfeld. Höhere Kreditkosten aufgrund einer sich verschlechternden US-Finanzlage könnten die Kreditvergabe generell verteuern und die Wirtschaftsaktivität dämpfen. Derzeit preisen die Märkte noch zwei Zinssenkungen der Fed in diesem Jahr ein.

Märkte im Bann der Unsicherheit: Nervosität dominiert

Die Reaktion der Finanzmärkte auf die Gemengelage aus Handelsstreitigkeiten, Zentralbankinterventionen und Konjunktursorgen ist von Nervosität und einer Suche nach klaren Signalen geprägt. Nachdem die Moody’s-Herabstufung der USA am Montag zunächst zu einem Ausverkauf bei US-Staatsanleihen führte, stabilisierten sich die Renditen im asiatischen Handel am Dienstag wieder etwas. Analysten sehen den Downgrade eher als "temporären Schock" ohne tiefgreifende Bedeutung, bemängeln aber das Fehlen positiver Nachrichten, insbesondere greifbarer Handelsabkommen, die den Märkten neue Impulse geben könnten.

Die asiatischen Aktienmärkte zeigten sich heute leicht erholt. Der MSCI-Index für Asien-Pazifik exklusive Japan legte zu, ebenso der japanische Nikkei. Auch chinesische Aktien notierten nach den Zinssenkungen stabil. Die europäischen Börsen deuten ebenfalls auf einen freundlichen Handelsstart hin. Der australische Dollar gab nach der erwarteten Zinssenkung der RBA nach und notierte bei rund 0,6429 US-Dollar. Der US-Dollar selbst bewegt sich nahe jüngster Tiefstände gegenüber wichtigen Währungspaaren.

An den Rohstoffmärkten zeigten sich die Ölpreise uneinheitlich. Investoren wägen hier die Möglichkeit eines Scheiterns der Atomgespräche zwischen den USA und dem Iran ab, was die Aussichten auf zusätzliche iranische Öllieferungen eintrüben würde.

Ein Blick auf Chinas Handelsdaten liefert weitere Indizien für veränderte globale Ströme und Preisdrücke. Die Kohleimporte des Landes aus Russland sanken im April im Jahresvergleich um 13 Prozent. Auch die Gesamtimporte von Kohle gingen deutlich zurück (-16 Prozent), da schwächere Inlandspreise in China – aktuell auf einem Vierjahrestief – Importe weniger profitabel machten. Dies könnte ein weiteres Signal dafür sein, wie Handelsspannungen und Preisverschiebungen die globalen Warenströme beeinflussen.

Ausblick: Entscheidende Wochen stehen bevor

Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidend dafür sein, ob die Weltwirtschaft in eine tiefere Krise schlittert oder ob doch noch diplomatische Lösungen in den zahlreichen Handelskonflikten gefunden werden können. Die Anfang Juli auslaufende Frist für bestimmte US-Zölle setzt alle Akteure unter erheblichen Zeitdruck. Die Wirksamkeit der geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken wird sich ebenfalls erst noch zeigen müssen. Unternehmen und Anleger bleiben daher in einer abwartenden Haltung, die von der Hoffnung auf Entspannung und der Furcht vor weiterer Eskalation geprägt ist. Die globale Zitterpartie an den Finanzmärkten ist noch lange nicht ausgestanden.

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