Handelskrieg abgewendet: Märkte jubeln
Die EU und die USA haben ihre Handelskonflikte durch ein Abkommen gemildert, das die Strafzölle halbiert. Die Finanzmärkte zeigen sich erleichtert mit deutlichen Kursgewinnen.

- Strafzölle von 30 auf 15 Prozent reduziert
- Europäische und US-Börsen mit klaren Aufwärtstrends
- Asiatische Märkte reagieren verhalten auf die Entwicklung
- Zentralbankentscheidungen rücken in den Fokus der Anleger
Die Angst vor einem globalen Handelskrieg ist vorerst gebannt. Nach wochenlangen Verhandlungen gelang es der Europäischen Union und den USA am Wochenende, eine Einigung zu erzielen, die eine dramatische Eskalation der Zollstreitigkeiten verhindert. Das Abkommen senkt die ursprünglich angedrohten Strafzölle von 30 Prozent auf 15 Prozent für europäische Waren – ein Kompromiss, der den internationalen Finanzmärkten am Montag deutlichen Auftrieb verleiht.
Die Börsen reagieren euphorisch auf die Entschärfung der Handelsspannungen. Europäische Futures klettern um fast 1 Prozent, während deutsche DAX-Futures um 1 Prozent zulegen. Auch die US-amerikanischen Märkte zeigen sich optimistisch: S&P 500-Futures steigen um 0,4 Prozent und steuern damit auf den sechsten Gewinntag in Folge zu. Der Euro festigt sich deutlich und gewinnt gegenüber Dollar, Pfund und Yen an Terrain.
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Muster der Handelsdiplomatie wird erkennbar
Der Deal zwischen Washington und Brüssel folgt einem ähnlichen Muster wie das eine Woche zuvor mit Japan geschlossene Abkommen. Beide Vereinbarungen sehen massive Investitionen der Handelspartner in die USA vor – die EU verpflichtet sich zu Ausgaben von 600 Milliarden Dollar, Japan zu 550 Milliarden Dollar. Im Gegenzug erhalten beide Regionen eine Halbierung der ursprünglich angedrohten Zölle auf 15 Prozent.
"Die 15-prozentige Zollrate ist eine angenehme Überraschung, da sie nur halb so hoch ist wie ursprünglich angedroht", kommentiert Vasu Menon, Investmentstratege bei OCBC in Singapur. Diese Entwicklung nähre die Hoffnung, dass auch andere wichtige Handelspartner der USA ähnliche Vereinbarungen treffen könnten.
Besonders für die europäische Automobilindustrie und Pharmaunternehmen bringt das Abkommen Erleichterung. Diese Sektoren, die zu den größten EU-Exporteuren in die USA zählen, waren besonders gefährdet. Während Stahl und Aluminium weiterhin mit 50 Prozent besteuert werden, erhalten Flugzeuge und deren Komponenten sogar eine vollständige Zollbefreiung.
Asiatische Märkte zwischen Hoffnung und Vorsicht
Parallel zu den transatlantischen Verhandlungen nehmen auch die Gespräche zwischen den USA und China in Stockholm Fahrt auf. Berichten zufolge steht eine weitere 90-tägige Verlängerung des bestehenden Zollaufschubs im Raum, der am 12. August ausläuft. Diese Aussicht dämpft die Sorgen vor einer Eskalation zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt.
In Asien fallen die Reaktionen gemischt aus. Während der japanische Nikkei nach seinem Rekordlauf der Vorwoche leicht nachgibt, zeigt sich Japans Zentralbank optimistischer gestimmt. Die Bank of Japan könnte bei ihrer Sitzung am Donnerstag eine weniger pessimistische Einschätzung der Wirtschaftslage abgeben und damit Zinssignale aussenden.
Weniger entspannt präsentiert sich die Lage für andere asiatische Volkswirtschaften. Malaysia senkt seine Wachstumsprognose für 2025 von 4,5-5,5 Prozent auf 4,0-4,8 Prozent und verweist explizit auf die Unsicherheiten durch die US-Handelspolitik. Das Land sieht sich mit einem drohenden 25-prozentigen Zoll konfrontiert, sollte bis zum 1. August keine Einigung erzielt werden.
Indischer Markt unter Druck
Besonders angespannt ist die Situation für Indien, dessen Verhandlungen mit Washington ins Stocken geraten sind. Die indische Rupie verlor in der vergangenen Woche 0,4 Prozent gegenüber dem Dollar, da Unsicherheiten über ein Handelsabkommen und Kapitalabflüsse das Vertrauen belasten. Streitpunkte in den Verhandlungen sind insbesondere Handelshemmnisse in den Bereichen Landwirtschaft und Milchprodukte.
Dennoch sehen Experten die fundamentalen Daten Indiens weiterhin positiv. "Indiens Grundlagen bleiben intakt. Die Inflation ist unter Kontrolle, die Haushaltslage ist stabil", betont Jean-Charles Sambor von TT International Asset Management. Die Erwartung möglicher Zinssenkungen durch die indische Zentralbank am 6. August stützt zusätzlich die Investorenstimmung.
Zentralbanken im Fokus der Märkte
Neben den Handelsgesprächen richten sich die Blicke der Anleger auf die kommenden Zinsentscheidungen der großen Notenbanken. Die US-Notenbank Fed wird am Mittwoch ihre Geldpolitik bekanntgeben, wobei eine unveränderte Haltung erwartet wird. Entscheidend werden die Kommentare von Fed-Chef Jerome Powell zur künftigen Zinspolitik sein.
Die Spannungen zwischen der Trump-Administration und der Fed haben sich zuletzt verschärft, nachdem der Präsident wiederholt Kritik an der Geldpolitik geübt hatte. Zwei von Trump ernannte Fed-Gouverneure haben bereits Argumente für eine Zinssenkung noch in diesem Monat vorgebracht.
Perspektiven für die globale Wirtschaft
Die jüngsten Handelsabkommen markieren einen Wendepunkt in der internationalen Wirtschaftspolitik. "Was wir mit Japan, der EU und den anstehenden Gesprächen zwischen USA und China sehen, negiert wirklich das Risiko eines anhaltenden Handelskriegs", analysiert Tony Sycamore von IG Markets. Die Bedeutung der August-Deadline habe sich erheblich verringert.
Dennoch warnen Ökonomen vor zu viel Optimismus. Die vereinbarten 15-prozentigen Zölle bleiben deutlich höher als die ursprünglich angestrebten Null-Zölle der Europäer. "Das Ergebnis ist immer noch schlecht im Vergleich zur Situation vor Trumps Handelskriegen", mahnt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank.
Die kommenden Tage werden zeigen, ob die positive Marktstimmung anhält und weitere Länder ähnliche Abkommen mit Washington schließen können. Fest steht: Die globale Handelsarchitektur verändert sich grundlegend – mit weitreichenden Folgen für Unternehmen und Investoren weltweit.
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