Handelskrieg: Märkte zittern!
US-Handelspolitik und japanische Anleihemärkte verursachen globale Unsicherheit. Aktuelle Entwicklungen und Reaktionen der Märkte im Überblick.

- US droht mit Zöllen gegen die EU
- Japan reagiert mit Notfallpaket
- Renditen für japanische Anleihen fallen
- Gemischte Wirtschaftsdaten weltweit
Die globalen Finanzmärkte erleben turbulente Zeiten, maßgeblich angetrieben von abrupten Wendungen in der US-Handelspolitik und einer Gemengelage aus geldpolitischen Anpassungen sowie uneinheitlichen Wirtschaftsdaten. Die jüngsten Entwicklungen rund um drohende US-Zölle gegen die Europäische Union und die darauf folgenden hastigen Verhandlungen werfen ein Schlaglicht auf die Fragilität der internationalen Wirtschaftsbeziehungen und die Nervosität der Anleger. Steuern wir auf eine weitere Eskalation der Handelskonflikte zu, oder handelt es sich lediglich um das nächste Kapitel in einem zunehmend unberechenbaren globalen Wirtschaftskrimi? Die Auswirkungen sind bereits jetzt weltweit spürbar und zwingen Regierungen wie Notenbanken zum Handeln.
US-Handelspolitik hält Welt in Atem
Im Zentrum der aktuellen Marktverunsicherung stehen einmal mehr die handelspolitischen Manöver der Vereinigten Staaten. Nach einer am Wochenende erfolgten Telefonkonferenz zwischen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Trump haben beide Seiten zwar beschlossen, ihre Verhandlungen zur Beilegung eines Handelsstreits zu beschleunigen. Wie eine Sprecherin der Europäischen Kommission am gestrigen Montag mitteilte, sollen die Gespräche nun im Eiltempo fortgesetzt und ein regelmäßiger Austausch gepflegt werden. Dieser Schritt erfolgte, nachdem Präsident Trump zuvor die EU kritisiert und mit der Verhängung von Zöllen in Höhe von 50% auf europäische Importe ab dem 1. Juni gedroht hatte. Nach dem Gespräch mit von der Leyen stimmte Trump jedoch zu, die Einführung dieser Strafzölle bis zum 9. Juli auszusetzen.
Diese Kehrtwende sorgt an den Märkten für ein Wechselbad der Gefühle. Während die britischen Märkte heute, am Dienstag, nach einem verlängerten Wochenende voraussichtlich positiv auf die vorübergehende Entspannung reagieren dürften – Futures auf den FTSE und an der Wall Street deuteten bereits auf eine starke Eröffnung hin –, bleibt die Unsicherheit bestehen. Asiatische Aktien zeigten sich hingegen am Dienstag bereits wieder zurückhaltend, was die anhaltende Skepsis der Investoren unterstreicht. Die unberechenbare Natur der US-Handelspolitik untergräbt das ohnehin fragile Anlegervertrauen und belastet den US-Dollar, der weiterhin nahe seinem Monatstief notiert und vor seinem fünften monatlichen Verlust in Folge gegenüber einem Korb wichtiger Währungen steht – die längste Verlustserie seit 2017.
Die potenziellen Auswirkungen dieser Handelskonflikte werden auch von Ratingagenturen genau beobachtet. So bestätigte S&P Global Ratings am heutigen Dienstag zwar das Kreditrating von Hongkong mit ‚AA+/A-1+‘ und einem stabilen Ausblick. Die Agentur wies jedoch explizit auf die möglichen Folgen von US-Zöllen und der sich verlangsamenden Wirtschaft auf dem chinesischen Festland für die offene Hongkonger Ökonomie hin, die zu einer schwächeren Inlandsnachfrage führen könnten. Auch Japan reagiert bereits: Die japanische Regierung kündigte am Dienstag an, 388 Milliarden Yen (rund 2,72 Milliarden US-Dollar) aus einem Reservefonds zu verwenden, um ein Notfallpaket zur Abfederung der Auswirkungen neuer US-Importzölle auf Industrie und Haushalte zu finanzieren. Dieses Paket umfasst Hilfen für Unternehmensfinanzierungen sowie Subventionen zur Senkung der Benzinpreise und zur teilweisen Deckung der Stromrechnungen.
Japans Anleihemarkt im Umbruch: Zinswende und Interventionen
Eine weitere bedeutende Entwicklung spielt sich am japanischen Anleihemarkt ab. Die Renditen für superlanglaufende japanische Staatsanleihen (JGBs) sind am Dienstag stark gefallen, nachdem Reuters berichtet hatte, dass das japanische Finanzministerium (MOF) eine Reduzierung der Emissionen dieser Anleihen erwägen könnte. Die Rendite der 30-jährigen JGBs sank um 12,5 Basispunkte auf 2,91%, den niedrigsten Stand seit dem 14. Mai, während die Rendite der 20-jährigen JGBs um 13,5 Basispunkte auf 2,37% fiel. Selbst die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen JGBs gab um 4,5 Basispunkte auf 1,46% nach.
Dieser Schritt wird als Reaktion auf den jüngsten starken Anstieg der Renditen für Langläufer gesehen, der durch eine nachlassende Nachfrage traditioneller Käufer wie Lebensversicherer und Sorgen über eine Verringerung der Anleihekäufe durch die Bank of Japan (BoJ) sowie politische Debatten über Konjunkturprogramme ausgelöst wurde. Quellen zufolge wird das MOF die Zusammensetzung seines Anleiheprogramms für das laufende Haushaltsjahr, das im März 2026 endet, prüfen und möglicherweise die Emissionen von Anleihen mit Laufzeiten von 20, 30 oder 40 Jahren kürzen. Im Gegenzug könnte die Emission kürzer laufender Schuldtitel erhöht werden, sodass das geplante Gesamtvolumen der JGB-Emissionen von 172,3 Billionen Yen (1,21 Billionen US-Dollar) unverändert bliebe. Eine endgültige Entscheidung wird nach Konsultationen mit Marktteilnehmern Mitte bis Ende Juni erwartet.
Finanzminister Katsunobu Kato betonte am Dienstag, dass die Regierung den Anleihemarkt vor der Auktion superlanglaufender Papiere in dieser Woche genau beobachten werde, und warnte, dass höhere Zinsen die Staatsfinanzen unter Druck setzen könnten. Die globalen Verkäufe langlaufender Anleihen haben die Besorgnis in Japan verschärft. Gleichzeitig findet in Tokio eine zweitägige Jahreskonferenz statt, die von der Bank of Japan und einem angeschlossenen Think-Tank ausgerichtet wird und sich auf die unbequemen Realitäten eines nachlassenden Wirtschaftswachstums und einer hartnäckigen Inflation konzentriert.
Interessanterweise wurde heute ebenfalls bekannt, dass Japan nach 34 Jahren seine Position als weltgrößte Gläubigernation an Deutschland verloren hat. Obwohl Japans Nettoauslandsvermögen 2024 einen Rekordwert von 533,05 Billionen Yen erreichte, übertrafen Deutschlands Vermögenswerte diesen Wert, gestützt durch einen stärkeren Euro und robuste Leistungsbilanzüberschüsse.
Regionale Wirtschaftsdaten zeichnen gemischtes Bild
Abseits der großen handelspolitischen und geldpolitischen Themen liefern aktuelle Wirtschaftsdaten aus verschiedenen Regionen ein heterogenes Bild der globalen Konjunktur. In Deutschland, Europas größter Volkswirtschaft, zeigt die Verbraucherstimmung für Juni zwar eine leichte Aufhellung. Der vom Marktforschungsinstitut GfK und dem Nuremberg Institute for Market Decisions (NIM) gemeinsam veröffentlichte Index stieg im Monatsvergleich um 0,9 Punkte auf -19,9 Punkte. Dieser Wert lag jedoch leicht unter der durchschnittlichen Analystenprognose von -19,8 Punkten. Die anhaltende Kaufzurückhaltung der Haushalte behindert weiterhin eine robustere wirtschaftliche Erholung.
Positive Nachrichten kommen hingegen aus China: Die Gewinne der chinesischen Industrieunternehmen stiegen in den ersten vier Monaten des Jahres 2025 um 1,4% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, nach einem Plus_von 0,8% im ersten Quartal. Allein im April erhöhten sich die Gesamtgewinne der Industrieunternehmen um 3,0%, wie Daten des Nationalen Statistikbüros (NBS) am Dienstag zeigten. Dies deutet auf eine gewisse Widerstandsfähigkeit im Industriesektor der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hin.
Weniger erfreulich ist die Lage in Kenia. Die Weltbank hat ihre Wachstumsprognose für die größte Volkswirtschaft Ostafrikas für dieses Jahr um einen halben Prozentpunkt auf 4,5% gesenkt. Als Gründe nannte sie die hohe Staatsverschuldung (65,5% des BIP), hohe Kreditzinsen und einen Rückgang der Kreditvergabe an den Privatsektor. "Inländische Kreditaufnahmen, gekoppelt mit hohen Kreditzinsen, riskieren, den Privatsektor zu verdrängen", erklärte Naomi Mathenge, eine leitende Ökonomin der Weltbank. Das Kreditwachstum im Privatsektor war im vergangenen Dezember mit -1,4% negativ, verglichen mit einem Wachstum von 13,9% im Vorjahr. Die Weltbank drängte die Regierung zu gezielten Steuerreformen, um die Einnahmen zu steigern und die Verschuldung zu senken. Für die nächsten zwei Jahre wird eine Erholung des Wachstums auf rund 5,0% erwartet, sofern Risiken wie ungünstige Wetterbedingungen ausbleiben.
Ausblick: Wichtige Daten und Ereignisse im Fokus
Die kommenden Tage und Wochen versprechen weiterhin hohe Volatilität an den Märkten. Neben den anhaltenden Debatten über Handelskonflikte und deren potenzielle Auswirkungen richten sich die Blicke der Anleger auf eine Reihe wichtiger Datenpunkte und Ereignisse. Dazu gehören die am Mittwoch erwarteten Quartalszahlen des KI-Vorreiters Nvidia, bei denen insbesondere Hinweise auf die Auswirkungen verschärfter US-Exportbeschränkungen für KI-Chips nach China im Fokus stehen werden. Berichten zufolge plant Nvidia, einen neuen KI-Chipsatz für China zu einem deutlich niedrigeren Preis als das kürzlich eingeschränkte H20-Modell auf den Markt zu bringen, mit einer möglichen Massenproduktion ab Juni.
Darüber hinaus stehen in dieser Woche Reden von Vertretern der US-Notenbank Federal Reserve sowie am Freitag die Veröffentlichung der US-Kerninflationsdaten (PCE-Preisindex) an, die weitere Aufschlüsse über den künftigen Zinspfad in den USA geben könnten. Auch die vorläufigen französischen Inflationsdaten für Mai werden am heutigen Dienstag mit Spannung erwartet. Inmitten dieser komplexen Gemengelage bleibt den Marktteilnehmern nur, die Entwicklungen genau zu beobachten und auf eine Stabilisierung der globalen Wirtschaftsbeziehungen zu hoffen. Bis dahin dürfte die durch Handelsstreitigkeiten und geldpolitische Unsicherheiten genährte Nervosität das Geschehen an den Finanzmärkten weiter prägen.
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