Handelskrieg: Showdown in London!
USA und China verhandeln in London über Handelskonflikte, während China mit Deflation und Japan mit Exportrückgängen kämpft. Die Ergebnisse könnten die Weltwirtschaft prägen.

- Chinas Verbraucherpreise fallen vierten Monat in Folge
- Japanische Wirtschaft stagniert trotz leichter Besserung
- Dollar stabil vor entscheidenden Handelsgesprächen
- Deflationäre Tendenzen belasten globale Märkte
Die globalen Finanzmärkte halten den Atem an: Am heutigen Montag, dem 09. Juni 2025, richten sich alle Augen auf London, wo hochrangige Delegationen der USA und Chinas zu entscheidenden Handelsgesprächen zusammenkommen. Diese Verhandlungen finden vor dem Hintergrund einer sich zuspitzenden Wirtschaftslage statt. Insbesondere China kämpft mit einer hartnäckigen Deflation, während der anhaltende Handelskrieg auch Japans Wirtschaft spürbar belastet und die globalen Märkte in Nervosität versetzt. Die Ergebnisse aus London könnten die Weichen für die kommenden Monate stellen – Entspannung oder weitere Eskalation?
Chinas Wirtschaft im Würgegriff des Handelskriegs
Die neuesten Wirtschaftsdaten aus dem Reich der Mitte zeichnen ein düsteres Bild. Chinas Verbraucherpreise (CPI) sind im Mai den vierten Monat in Folge gefallen und sanken im Jahresvergleich um 0,1 Prozent, wie das Nationale Statistikbüro am Montag mitteilte. Auf Monatsbasis beschleunigte sich der Rückgang sogar auf 0,2 Prozent. Noch dramatischer stellt sich die Lage bei den Erzeugerpreisen (PPI) dar: Diese brachen im Mai um 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein – der stärkste Rückgang seit 22 Monaten und eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem Minus von 2,7 Prozent im April.
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Diese Zahlen unterstreichen die anhaltende Schwäche der Binnennachfrage, die Peking seit nunmehr zwei Jahren vergeblich anzukurbeln versucht. Selbst die Erwartungen an steigende Konsumausgaben während der Feiertagswoche zum Tag der Arbeit im Mai konnten die negative Entwicklung nicht aufhalten. Hauptverantwortlich für diese besorgniserregende Entwicklung sind Experten zufolge die fortwährenden Handelsspannungen mit den USA sowie eine langanhaltende Krise am heimischen Immobilienmarkt. Chinesische Produzenten sehen sich mit einem starken Rückgang der Auslandsaufträge konfrontiert, während die drastischen US-Zölle auch die Binnennachfrage und das Geschäftsklima belasten. Angesichts dieser deflationären Tendenzen wächst der Fokus nun auf weitere fiskalische Maßnahmen der chinesischen Regierung, die vor allem auf eine Stärkung des Konsums abzielen dürften.
Londoner Gipfel: Ein Funken Hoffnung oder weitere Eskalation?
Vor diesem angespannten wirtschaftlichen Hintergrund kommt den Handelsgesprächen in London eine immense Bedeutung zu. Für die USA werden Finanzminister Scott Bessent, Handelsminister Howard Lutnick und die Handelsbeauftragte Jamieson Greer erwartet. Die chinesische Delegation wird voraussichtlich von Vizepremier He Lifeng angeführt. Die Gespräche folgen auf eine vorübergehende diplomatische Entspannung, die im vergangenen Monat in Genf erreicht wurde. China hofft inständig, dass ein Durchbruch in London zu einer Senkung der US-Zölle führen könnte, was eine wichtige Belastung für die heimische Wirtschaft beseitigen würde.
Die Erwartungen sind jedoch gedämpft. Charu Chanana, Chef-Anlagestratege bei Saxo Markets, kommentierte: „Eine Vereinbarung, weiter im Gespräch zu bleiben, mag besser sein als nichts, aber solange wir keinen konkreten Durchbruch sehen, dürften die Auswirkungen auf die Stimmung begrenzt bleiben." Für beide Volkswirtschaften stehen die Gespräche an einem kritischen Punkt: China kämpft mit Deflation, und die Handelsunsicherheit dämpft die Stimmung bei US-Unternehmen und Verbrauchern, was Investoren dazu veranlasst, den Status des Dollars als sicheren Hafen neu zu bewerten. Der Ausgang der Londoner Verhandlungen wird daher nicht nur die bilateralen Beziehungen, sondern auch die globalen Finanzströme maßgeblich beeinflussen.
Japans Wirtschaft ächzt unter globalen Spannungen
Nicht nur China, auch Japan spürt die Auswirkungen der globalen Handelskonflikte deutlich. Die japanische Wirtschaft ist im ersten Quartal 2025 zwar etwas weniger stark geschrumpft als zunächst geschätzt, doch die Sorgen bleiben groß. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank auf Jahresbasis um 0,2 Prozent, eine leichte Verbesserung gegenüber der ursprünglichen Schätzung von minus 0,7 Prozent. Im Quartalsvergleich stagnierte die Wirtschaftsleistung. Diese leichte Aufwärtskorrektur war hauptsächlich auf einen minimal gestiegenen Privatkonsum (+0,1% ggü. Vorquartal) zurückzuführen, während die Investitionsausgaben nach unten revidiert wurden.
Besonders besorgniserregend ist der Rückgang der externen Nachfrage um 0,8 Prozentpunkte, was die Schwäche der japanischen Exporte unterstreicht. Diese leiden unter der Unsicherheit bezüglich der US-Handelszölle und der schwächelnden Nachfrage aus wichtigen Märkten wie China. Die von der Trump-Administration Ende des ersten Quartals eingeführte Handelspolitik, einschließlich eines universellen Einfuhrzolls von 10 Prozent sowie hoher Abgaben auf Automobile und ausgewählte Rohstoffe, belastet die exportorientierte japanische Wirtschaft erheblich. Ab Juli droht Japan ein US-Zoll von 24 Prozent, sofern keine niedrigere Rate ausgehandelt wird. Die Automobilindustrie, Japans größter Wirtschaftszweig, steht zudem vor der Gefahr von 25-prozentigen US-Zöllen.
Diese Gemengelage erschwert auch die Bemühungen der Bank of Japan (BoJ), ihre Geldpolitik zu normalisieren. Ein schwächeres Binnenwachstum gibt der Zentralbank weniger Spielraum für Zinserhöhungen. Der stellvertretende Gouverneur der BoJ, Shinichi Uchida, betonte unlängst, die Zentralbank müsse klarstellen, dass sie keine Staatsverschuldung monetarisiere und fiskalische Überlegungen nicht Vorrang vor dem Ziel der Preisstabilität hätten. Diese Äußerungen erfolgten vor dem Hintergrund wachsenden Drucks auf Premierminister Shigeru Ishiba, die Staatsausgaben vor den Oberhauswahlen im nächsten Monat zu erhöhen. Die BoJ plant, noch im Juni einen neuen Plan zur Reduzierung ihrer Anleihekäufe für das Fiskaljahr 2026 und darüber hinaus vorzulegen.
Dollar und Märkte im Banne der Unsicherheit
Die Unsicherheit rund um die Handelsgespräche und die globalen Wirtschaftsaussichten spiegelt sich auch an den Devisenmärkten wider. Der Dollar hielt sich am Montag gegenüber den wichtigsten Währungen stabil, nachdem ein starker US-Arbeitsmarktbericht am vergangenen Freitag für eine kurzzeitige Rally gesorgt hatte. Diese Euphorie wich jedoch schnell der Vorsicht vor den entscheidenden Gesprächen in London. Obwohl der Dollar-Index nach dem Arbeitsmarktbericht zulegen konnte und seine wöchentlichen Verluste mehr als halbierte, liegt er auf Jahressicht immer noch über 8,6 Prozent im Minus.
Der japanische Yen zeigte sich am Montag fester bei 144,750 pro Dollar, gestützt durch die leicht besser als erwartet ausgefallenen BIP-Daten. Der Euro notierte kaum verändert bei 1,1399 Dollar, während das britische Pfund bei 1,3535 Dollar lag. Der Dollar-Index, der den US-Dollar gegenüber sechs anderen wichtigen Währungen misst, bewegte sich seitwärts bei 99,169 Punkten. Chinas Offshore-Yuan notierte vor den Inflations- und Handelsdaten bei 7,187 pro Dollar.
Im weiteren Wochenverlauf rückt ein US-Inflationsbericht für Mai in den Fokus. Investoren und die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) suchen nach Hinweisen auf die Auswirkungen der handelsrestriktiven Politik auf die Wirtschaft. Fed-Vertreter befinden sich derzeit in der Schweigeperiode vor ihrer Zinssitzung in der nächsten Woche, haben aber signalisiert, dass sie es mit Zinssenkungen nicht eilig haben. Anzeichen einer widerstandsfähigeren Wirtschaft dürften diese Haltung weiter festigen. Zinsterminkontrakte deuten darauf hin, dass Investoren frühestens im Oktober dieses Jahres mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte rechnen. Analysten der ANZ Bank merkten an: "Der Mai ist der erste Monat, in dem sich die Auswirkungen von Trumps universellem Einfuhrzoll von 10 Prozent… voraussichtlich zeigen werden. Die Fed wird einige Monate an Inflationsdaten abwarten wollen, um die Auswirkungen der Zölle und vor allem ihre Nachhaltigkeit zu beurteilen."
Ausblick: Zerreißprobe für die Weltwirtschaft
Die Handelsgespräche in London stellen eine Zerreißprobe für die Weltwirtschaft dar. Der anhaltende Handelskrieg hat bereits tiefe Spuren in den Volkswirtschaften Chinas und Japans hinterlassen und sorgt für anhaltende Nervosität an den globalen Finanzmärkten. Ein Scheitern der Verhandlungen könnte die deflationären Tendenzen in China verschärfen, Japans Exporte weiter belasten und die globale Konjunktur insgesamt abwürgen. Ein überraschender Durchbruch hingegen könnte für eine deutliche Erleichterung sorgen und den Weg für eine wirtschaftliche Erholung ebnen. Die kommenden Tage werden zeigen, ob die Diplomatie einen Ausweg aus der verfahrenen Situation finden kann oder ob sich die Welt auf eine weitere Verschärfung der Handelskonflikte einstellen muss. Für Anleger bleibt das Umfeld herausfordernd und von hoher Unsicherheit geprägt.
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