Handelskrieg: Trump’s überraschender Rückzieher
US-Präsident suspendiert überraschend Strafzölle für 90 Tage nach Marktturbulenzen, verschärft jedoch gleichzeitig den Handelskonflikt mit China durch höhere Zollsätze.

- Globale Finanzmärkte mit deutlicher Erholung
- Chinesische Importe mit erhöhten Abgaben belastet
- Wachstumsprognosen für Weltwirtschaft gedämpft
- Notenbanken vor komplexen Entscheidungen
Der globale Finanzmarkt atmet auf: Nach tagelangen Turbulenzen an den Börsen hat US-Präsident Donald Trump in einer überraschenden Kehrtwende die meisten seiner kürzlich verhängten Strafzölle vorübergehend ausgesetzt. Der als "Reciprocal Tariffs" bekannte Maßnahmenkatalog wird nun für 90 Tage pausiert – mit einer entscheidenden Ausnahme: China.
Dramatische Kehrtwende nach Marktturbulenzen
In einem unerwarteten Schritt verkündete Trump am Mittwoch, die erst kürzlich eingeführten Strafzölle gegen zahlreiche Handelspartner für 90 Tage auszusetzen. Die Entscheidung folgte auf einen massiven Ausverkauf an den globalen Finanzmärkten, der Billionen Dollar an Börsenwert vernichtete. Trump begründete seinen Sinneswandel gegenüber Reportern damit, dass die Menschen "unruhig geworden" seien.
Die Börsen reagierten mit Erleichterung: Der S&P 500 verzeichnete am Mittwoch einen spektakulären Anstieg von 9,5% – den stärksten Tagesgewinn seit über einem Jahrzehnt. Die europäischen Märkte folgten diesem Trend am Donnerstag mit Zuwächsen zwischen 4,6% und 5,7% beim britischen, französischen und deutschen Leitindex. Auch der japanische Nikkei legte über 9% zu.
George Lagarias, Chefökonom bei Forvis Mazars, analysiert: "Es handelt sich um eine Erleichterungsrally nach der Erkenntnis, dass Marktdruck etwas ist, das beim US-Präsidenten Resonanz findet. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass es Grenzen und Schwellenwerte gibt, die er wahrscheinlich respektieren wird."
Verschärfter Handelskrieg mit China
Während Trump bei den meisten Handelspartnern einen Rückzieher macht, verschärft er den Handelskrieg mit China dramatisch. Die Zölle auf chinesische Importe werden von bisher 104% auf stattliche 125% angehoben. China hatte zuvor mit einer Erhöhung seiner Zölle auf US-Waren auf 84% reagiert und Beschränkungen für 18 US-Unternehmen, vorwiegend aus der Verteidigungsbranche, verhängt.
Diese Entwicklung verstärkt die Sorgen um die wirtschaftlichen Folgen des eskalierenden Handelskonflikts zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt. China war im vergangenen Jahr der zweitgrößte Lieferant von US-Importen und ist Australiens wichtigster Handelspartner.
Der Yuan fiel im Onshore-Handel zeitweise auf den schwächsten Stand seit Dezember 2007 (7,3518 pro Dollar), erholte sich jedoch später im europäischen Handel wieder etwas. Die chinesische Zentralbank hatte den Mittelkurs, um den der Yuan in einem 2%-Band handeln darf, auf den niedrigsten Stand seit September 2023 festgelegt.
Auswirkungen auf die Weltwirtschaft
Die Handelsspannungen werfen einen langen Schatten auf die Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft. Morgan Stanley prognostiziert für die USA ein schwaches Wachstum im Jahr 2025, mit einem BIP-Wachstum von nur 0,6% im Vergleich zum Vorjahresquartal. In Deutschland senkten Wirtschaftsinstitute ihre Wachstumsprognose für 2025 von 0,8% auf magere 0,1% – und dies berücksichtigt noch nicht einmal die jüngsten "Reciprocal Tariffs".
Für die exportabhängige deutsche Wirtschaft könnten die Zölle besonders schmerzhafte Konsequenzen haben. Die italienische Zentralbank schätzt, dass die US-Zölle – falls sie nach der 90-tägigen Pause wieder in Kraft treten – das Wachstum Italiens in den Jahren 2025-2027 um mehr als einen halben Prozentpunkt reduzieren würden.
"Ein anhaltender Handelskrieg wird die Weltwirtschaft beeinflussen", warnt Mario Cordero, CEO des Hafens von Long Beach. Einige führende Banken haben bereits davor gewarnt, dass Trumps weitreichender Handelskrieg das Risiko einer US-Rezession erhöht, da Zölle die Inflation anheizen und die Ausgaben von Verbrauchern und Unternehmen dämpfen können.
Zentralbanken in der Zwickmühle
Die Notenbanken weltweit stehen vor einem Dilemma: Einerseits könnten höhere Zölle die Inflation anheizen, andererseits droht eine Wachstumsabschwächung. Das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung zeigt, dass die US-Notenbanker besorgt über die doppelte Gefahr höherer Inflation und langsameren Wachstums sind.
Morgan Stanley geht davon aus, dass die Fed in diesem Jahr die Zinsen nicht senken wird. Eine breitere Abschwächung der US-Wirtschaft könnte die Zentralbank jedoch dazu veranlassen, Zinssenkungen vorzuziehen.
In Australien erklärte Notenbankchefin Michele Bullock, es sei noch zu früh, um den künftigen Zinspfad festzulegen. "Es wird einige Zeit dauern, bis wir sehen, wie sich all dies entwickelt, und die zusätzliche Unberechenbarkeit bedeutet, dass wir geduldig sein müssen", sagte sie in einer Rede in Melbourne.
Handelsbeziehungen in Bewegung
Die vorübergehende Zollpause bietet Ländern wie Indien die Gelegenheit, ihre Handelsbeziehungen mit den USA zu stärken. Ein indischer Regierungsvertreter betonte, Indien wolle schnell ein Handelsabkommen mit den USA abschließen. Das Land hatte im Februar vereinbart, an der ersten Phase eines Handelsabkommens zu arbeiten, das bis Herbst 2025 abgeschlossen werden soll, mit dem Ziel, den bilateralen Handel bis 2030 auf 500 Milliarden Dollar zu steigern.
"Die 90-tägige Pause bei den Gegenzöllen ist eine Erleichterung für indische Exporteure, insbesondere für Garnelen-Exporteure", sagte der Beamte, der anonym bleiben wollte.
Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßte Trumps Entscheidung als "wichtigen Schritt zur Stabilisierung der Weltwirtschaft". Sie betonte, dass "klare, vorhersehbare Bedingungen für das Funktionieren von Handel und Lieferketten unerlässlich sind" und dass Zölle "nur Unternehmen und Verbrauchern schaden".
Die EU setzt ihre 90-tägige Pause für Gegenmaßnahmen gegen die US-Zölle, hatte aber zuvor bereits für entsprechende Maßnahmen gestimmt. Weiterhin bestehen allerdings die 25%-Zölle auf EU-Aluminium, Stahl und Autos.
Importboom in Gefahr
Die US-Containerimporte stiegen im März im Jahresvergleich um 11% auf 2.380.674 TEU (20-Fuß-Container-Äquivalente) – der dritthöchste Wert, der je für diesen Monat verzeichnet wurde. China machte fast ein Drittel des Gesamtimportvolumens im März aus, mit einem Anstieg von 9,4% im Jahresvergleich.
Doch die Handelsbeziehungen zu China kühlen sich bereits ab. Das Volumen sank von Februar bis März um 12,6%, nachdem die Trump-Regierung im Februar 10% Zölle auf in China hergestellte Waren und im März weitere 10% Zölle erhoben hatte.
"Während der Hafen von Los Angeles in den letzten Monaten einen Anstieg des Frachtvolumens verzeichnet hat, da Importeure den Zöllen zuvorkommen wollten, könnte das Volumen in der zweiten Jahreshälfte im Vergleich zu 2024 um 10% oder mehr zurückgehen", warnt Gene Seroka, Exekutivdirektor des geschäftigsten US-Hafens und eines wichtigen China-Import-Gateways.
Unsicherheit bleibt bestehen
Trotz der 90-tägigen Atempause bleibt die grundlegende Unsicherheit bestehen. "Die Verzögerung unterstreicht unsere Ansicht, dass die Regierung bilaterale Abkommen anstrebt, um diese Sätze für andere Länder als China nach unten zu verhandeln", erklärten die Morgan Stanley-Analysten. Gleichzeitig betonten sie, dass mit der Erhöhung der Zölle auf China der effektive Zollsatz nun mit 23% auf einem "historischen Höchststand" liege.
"Verzögerungen helfen, reduzieren aber nicht die Unsicherheit", warnten die Analysten. Martin Whetton, Leiter der Finanzmarktstrategie bei Westpac, brachte die Stimmung auf den Punkt: "Die Welt – politisch und finanziell – blickt mit Entsetzen, nicht mit Belustigung, auf eine Regierung, die am selben Tag, an dem der Anleihemarkt zusammenbricht und Investoren die langfristige Glaubwürdigkeit der Regierung in Frage stellen, der Unterzeichnung einer Durchführungsverordnung für mehr Wasserkraft in Duschköpfen Priorität einräumt."
Für Unternehmen und Märkte weltweit beginnt nun ein 90-tägiger Countdown, in dem die Unsicherheit über die zukünftige Handelspolitik der USA weiterhin wie ein Damoklesschwert über der globalen Wirtschaft schwebt.
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