Handelskrieg: Weltwirtschaft am Abgrund?

Eskalierende Handelsspannungen und geopolitische Krisen führen zu erhöhter Volatilität an den Märkten, während Notenbanken reagieren müssen.

Die Kernpunkte:
  • US-Handelspolitik treibt weltweite Unsicherheit
  • Deutsche Investorenstimmung überraschend positiv
  • Goldpreis unter Druck, Silber im Aufwind
  • Notenbanken reagieren auf wirtschaftliche Risiken

Die globalen Finanzmärkte stehen unter Hochspannung. Angeheizt durch eine aggressive US-Handelspolitik und eskalierende geopolitische Krisen, greift eine spürbare Nervosität um sich. Die aktuellen Handelskonflikte werfen lange Schatten auf Konjunkturaussichten und zwingen Investoren wie Notenbanken gleichermaßen zum Handeln. Doch was bedeutet diese Gemengelage konkret für Anleger und die weitere wirtschaftliche Entwicklung? Ein Blick auf die jüngsten Ereignisse zeigt ein komplexes Bild voller Risiken, aber auch überraschender Lichtblicke.

US-Handelspolitik: Brandbeschleuniger globaler Unsicherheit

Im Zentrum der Turbulenzen steht einmal mehr die Handelspolitik Washingtons. Präsident Donald Trump ließ am Dienstag (17. Juni 2025) erneut keine Zweifel an seiner harten Linie aufkommen. Er zeigte sich unzufrieden mit den Handelsangeboten der Europäischen Union und bezeichnete auch Japan als "zähen" Verhandlungspartner. "Entweder machen sie einen guten Deal, oder sie zahlen eben, was wir sagen", so die unmissverständliche Drohung Trumps. Auch die Pharmaindustrie müsse sich bald auf Zölle einstellen, um Unternehmen zurück in die USA zu zwingen. Diese aggressive Rhetorik, gepaart mit bereits implementierten Strafzöllen, wie den 25% auf importierte Kraftfahrzeuge seit April, hinterlässt tiefe Spuren in der US-Wirtschaft selbst.

Die US-Einzelhandelsumsätze brachen im Mai überraschend deutlich um 0,9% ein, nachdem bereits im April ein leichter Rückgang zu verzeichnen war. Analysten hatten lediglich mit einem Minus von 0,7% gerechnet. Vor allem die Käufe von Kraftfahrzeugen gingen zurück – ein Zeichen dafür, dass die Hamsterkäufe aus Angst vor weiteren Preiserhöhungen durch Zölle nun abebben. Sinkende Benzinpreise drückten ebenfalls auf die Umsätze an den Tankstellen. Experten wie Samuel Tombs von Pantheon Macroeconomics warnen, dass der volle Effekt der Zölle erst im weiteren Jahresverlauf spürbar werde und die Realeinkommen belasten dürfte, während ein abkühlender Arbeitsmarkt die Konsumfreude zusätzlich dämpft. Die "Überschussersparnisse" der Haushalte seien aufgebraucht.

Angesichts dieser Gemengelage blicken die Märkte gespannt auf die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die am heutigen Dienstag ihre zweitägige Zinssitzung beginnt. Es wird allgemein erwartet, dass die Fed ihren Leitzins in der Spanne von 4,25% bis 4,50% belässt. Doch die entscheidende Frage ist, wie sie die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle und der Spannungen im Nahen Osten bewertet. Ronald Temple, Chef-Marktstratege bei Lazard, erwartet für dieses Jahr keine Zinssenkungen der Fed und rechnet mit einer weiteren Verschiebung im sogenannten "Dot Plot" hin zu weniger Zinsschritten.

Internationale Reaktionen: Zwischen Anpassung und Gegenwehr

Die US-Politik sendet Schockwellen um den Globus. In Asien warnte der Gouverneur der Bank of Japan (BOJ), Kazuo Ueda, am Dienstag vor der "extrem hohen Unsicherheit" durch die Handelspolitik verschiedener Länder, die ein Abwärtsrisiko für Japans Wirtschaft und Preise darstelle. Die BOJ beließ ihre Zinsen bei 0,5% und kündigte an, das Tempo ihrer Bilanzreduktion erst ab dem kommenden Fiskaljahr zu verlangsamen, um die Marktstabilität nicht zu gefährden. Der Yen zeigte sich nach den Äußerungen fester.

Auch Südkorea kämpft mit den Auswirkungen und will die Handelsgespräche mit den USA in den kommenden Wochen intensivieren. Nach innenpolitischen Turbulenzen drängt der neue Präsident Lee Jae Myung auf ein Abkommen bis zum 8. Juli, um die aktuellen US-Zölle von pauschal 10% und spezifische Zölle von 25% (derzeit ausgesetzt) zu reduzieren. Ein geplantes Treffen zwischen Lee und Trump am Rande des G7-Gipfels in Kanada platzte jedoch, da Trump aufgrund der eskalierenden Lage im Nahen Osten – der Konflikt zwischen Israel und Iran dauert bereits den fünften Tag an – früher abreiste.

Ein überraschend positives Signal kommt derweil aus Deutschland. Die Stimmung deutscher Investoren hat sich im Juni laut ZEW-Institut deutlich stärker als erwartet verbessert. Der Index für die Konjunkturerwartungen kletterte auf 47,5 Punkte, nach 25,2 im Mai. "Die Zuversicht kehrt zurück", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach und verwies auf fiskalpolitische Maßnahmen der Bundesregierung und die jüngsten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) als mögliche Treiber für ein Ende der wirtschaftlichen Stagnation. Doch auch die EU sieht sich mit Trumps Handelsforderungen konfrontiert, der das aktuelle Angebot als unfair bezeichnete.

Ein Lichtblick zeigt sich auch in Indonesien, das im Mai einen vorläufigen Handelsüberschuss von 4,9 Milliarden Dollar verzeichnete – der höchste Wert seit über zwei Jahren. Die Exporte stiegen kräftig an. Dennoch warnte Finanzministerin Sri Mulyani Indrawati, dass Handelsspannungen und ein verlangsamtes globales Wachstum die Exporte und damit auch das Wirtschaftswachstum des Landes belasten könnten.

Märkte im Zangengriff: Handelskonflikte und Geopolitik

Die Verwerfungen an den Märkten sind unübersehbar. Das Damoklesschwert der Zölle und die geopolitischen Brandherde, insbesondere der sich zuspitzende Konflikt zwischen Israel und Iran, treiben die Ölpreise und sorgen für Volatilität. Präsident Trump hatte angesichts der Eskalation im Nahen Osten sogar zur sofortigen Evakuierung Teherans aufgefordert.

Der Goldpreis sieht sich laut einer Analyse der Citi mittelfristig eher unter Druck. Die Bank senkte ihre kurz- und langfristigen Preisziele und prognostiziert, dass Gold bis Ende 2025 oder Anfang 2026 unter die Marke von 3.000 US-Dollar pro Unze fallen könnte. Als Gründe werden eine nachlassende Investmentnachfrage und ein optimistischerer globaler Wachstumsausblick genannt, insbesondere gestützt durch die Erwartung einer anhaltenden Popularität Präsident Trumps und eines "US-Wachstums-Puts" im Vorfeld der US-Zwischenwahlen. Kurzfristig rechnet Citi mit einer Konsolidierung zwischen 3.100 und 3.500 Dollar, gestützt durch geopolitische Risiken und US-Haushaltssorgen. Ein bullishes Szenario über 3.500 Dollar bei starker Absicherungsnachfrage wird mit 20% Wahrscheinlichkeit ebenso niedrig bewertet wie ein bearishes Szenario unter 3.000 Dollar bei Lösung von Handelsstreitigkeiten und einer sanften Landung der US-Wirtschaft. Im Gegensatz dazu sind die Analysten für Silber deutlich optimistischer und erwarten einen Anstieg auf 40 Dollar pro Unze in den nächsten sechs bis zwölf Monaten, getrieben durch Angebotsverknappung und robuste Nachfrage.

An den Devisenmärkten hielt sich der Dollar am Dienstag stabil, während der Yen zulegte. Der Euro zeigte sich wenig verändert bei rund 1,1557 Dollar. Das britische Pfund gab leicht nach, obwohl Trump am Montag ein Abkommen zur Senkung einiger Zölle auf britische Importe unterzeichnete, während beide Länder weiter an einem formellen Handelsabkommen arbeiten.

Ausblick: Navigieren in stürmischen Zeiten

Die kommenden Wochen und Monate dürften für Anleger anspruchsvoll bleiben. Die Kakophonie aus Zolldrohungen, tatsächlichen Handelsbarrieren, geopolitischen Krisen und der Reaktion der Zentralbanken schafft ein Umfeld hoher Unsicherheit. Wie BOJ-Gouverneur Ueda treffend bemerkte, ist die Unsicherheit bezüglich der Handelspolitik "extrem hoch".

Während einige Sektoren und Regionen, wie die deutsche Exportwirtschaft laut ZEW-Umfrage, verhaltenen Optimismus zeigen, bleibt die globale Wirtschaft anfällig für Schocks. Die nachlassende Konsumdynamik in den USA, die von Zöllen belasteten internationalen Lieferketten und die schwer kalkulierbaren geopolitischen Risiken mahnen zur Vorsicht. Es dürfte spannend werden, wie die US-Notenbank diese Gemengelage in ihrem Ausblick bewertet und ob die Hoffnung auf eine Entspannung im globalen Handel nicht doch verfrüht ist. Für Anleger bedeutet dies, die Nachrichtenlage genau zu verfolgen und Portfolios widerstandsfähig gegenüber erhöhter Volatilität aufzustellen. Die Suche nach sicheren Häfen könnte sich intensivieren, auch wenn traditionelle Werte wie Gold derzeit widersprüchliche Signale senden. Kein Wunder also, dass die Nervosität an den Märkten vorerst anhalten dürfte.

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