Handelsstreit spaltet Zentralbanken weltweit
Globale Handelsstreitigkeiten führen zu unterschiedlichen Reaktionen der Zentralbanken und Märkte, während sich die US-Börsen auf Rekordniveau bewegen.

- US-Drohungen mit 30% Zöllen gegen die EU
- S&P 500 erreicht neue Allzeithochs
- Zentralbanken reagieren unterschiedlich auf Handelsdruck
- China behält Kontrolle über kritische Rohstoffe
Die globale Handelspolitik verändert das Gefüge der internationalen Finanzmärkte grundlegend. Während US-Präsident Donald Trump mit seinen Zolldrohungen die Weltwirtschaft in Atem hält, reagieren Zentralbanken, Märkte und Regierungen mit völlig unterschiedlichen Strategien – und spalten dabei die internationale Finanzwelt in drei Lager.
Zollverhandlungen erreichen entscheidende Phase
Der 1. August rückt immer näher – und mit ihm Trumps Drohung, 30-prozentige Zölle gegen die EU und weitere Handelspartner zu verhängen. US-Handelsminister Howard Lutnick machte klar: Europa müsse seine Märkte für amerikanische Exporte öffnen, um von den angedrohten Strafzöllen verschont zu bleiben. Trump selbst schätzt die Chancen auf einen Deal mit der EU auf 50:50.
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Doch während die Verhandlungen laufen, zeigt sich bereits ein Muster. Japan einigte sich bereits auf einen 15-prozentigen Basiszoll und massive Investitionen von 550 Milliarden Dollar in die USA. Auch mit der EU deuten sich ähnliche Vereinbarungen an – ein 15-prozentiger Grundzoll mit Ausnahmen für Spirituosen, Medizinprodukte und Flugzeuge steht im Raum. Die EU hält jedoch ein 93-Milliarden-Euro-Vergeltungspaket bereit, falls die Gespräche scheitern.
Brasilien steht besonders unter Druck: 50-prozentige Strafzölle drohen. Präsident Lula navigiert zwischen Souveränitätsanspruch und wirtschaftlicher Notwendigkeit. Experten sehen eine Reduzierung auf 10-15 Prozent als Erfolg – allerdings nur gegen kostspielige Zugeständnisse bei Ethanol- und Maissubventionen.
Märkte zwischen Rekord und Nervosität
Die US-Börsen reagieren mit einer bemerkenswerten Gelassenheit. Der S&P 500 erreichte erneut Allzeithochs und legte seit seinem Jahrestief im April um 28 Prozent zu. Der technologielastige Nasdaq schoss sogar um 38 Prozent nach oben – "drei Jahre Rendite in dreieinhalb Monaten", wie Marktbeobachter staunen.
Die Volatilität ist drastisch gesunken. Der Volatilitätsindex VIX fiel von 60 im April auf unter seinen langfristigen Median von 17,6. Dennoch warnen Experten vor Übertreibungen: Bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22,6 liegt der S&P 500 deutlich über seinem historischen Durchschnitt von 15,8.
In China zeigt sich ein anderes Bild. Nach monatelanger Underperformance erholten sich chinesische Aktien zuletzt wieder. Gelockerte US-Chip-Beschränkungen und verstärkte Bemühungen Pekings gegen Überkapazitäten in der Industrie stützen die Stimmung. Capital Economics sieht weiteres Aufwärtspotenzial, auch wenn die Bewertungen niedrig bleiben.
Zentralbanken in drei Lagern gespalten
Die Geldpolitik weltweit spaltet sich in drei deutlich erkennbare Gruppen. Exportabhängige Länder wie Mexiko und Teile Südostasiens senken die Zinsen stärker als erwartet, um ihre durch US-Zölle getroffenen Volkswirtschaften zu stützen. Auch China steht unter deflationärem Druck durch Handelsumlenkungen.
Das zweite Lager – USA und Kanada – verharrt im Wartezustand. Inflationsrisiken durch Zölle, besonders bei Kerngütern, verhindern weitere Zinssenkungen. "Aufwärtsrisiken für die Inflation werden die Fed wahrscheinlich davon abhalten, ihre Politik in diesem Jahr zu lockern", warnen Analysten von Capital Economics.
Die dritte Gruppe orientiert sich weiter an heimischen Faktoren. Schwächere Arbeitsmärkte in Großbritannien und Australien sowie fallende Lohnzuwächse in Lateinamerika sprechen für weitere Lockerungen. Die japanische Zentralbank plant sogar eine Zinserhöhung im Oktober, gestärkt durch das Handelsabkommen mit den USA.
Internationale Machtverhältnisse im Wandel
China bleibt ein zentraler Akteur, aber verfolgt eine restriktive Strategie bei kritischen Rohstoffen. Trotz Lockerungen bei den Exportgenehmigungen im Juni bleiben die Ausfuhren seltener Erden 40 Prozent unter Vorjahresniveau. "China zeigt wenig Bereitschaft, seine Kontrolle über die weltweite Versorgung mit kritischen Metallen zu lockern", konstatieren Experten.
Die Türkei hingegen meldet eine wirtschaftliche Wende. Nach der politischen Krise im März haben sich alle Finanzindikatoren erholt. Die Zentralbank senkte die Zinsen um 300 Basispunkte auf 43 Prozent, und Moody’s stufte das Land auf "Ba3" hoch.
Ausblick auf volatile Zeiten
Die kommenden Wochen werden entscheidend. Neben dem Zoll-Stichtag am 1. August stehen Fed-Sitzung, US-Arbeitsmarktdaten und Quartalszahlen der Tech-Giganten Apple, Microsoft und Amazon an. "Es wird viel zu verdauen geben für die Märkte", warnen Strategen.
Die neue Weltordnung zeichnet sich bereits ab: 15-prozentige Grundzölle könnten zum neuen Benchmark werden, während sich Zentralbanken regional stark unterschiedlich positionieren. Für Anleger bedeutet dies eine Zeitenwende – weg von globalen Trends hin zu regionalen Strategien.
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