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Lässt sich Corona stoppen? Neue Variante bereitet Kopfzerbrechen – BioNTech, Moderna, FendX und CureVac im Anlagecheck!

Corona 2.0 – Nach der Pandemie ist vor der Pandemie! Bundeskanzler Olaf Scholz ist erneut an Corona erkrankt. „Meine aktuellen COVID-19-Tests zeigen zwei Striche“, schrieb er gestern auf der Platform X. Zeitgleich häufen sich die Aufrufe von Ärzteverbänden und Gesundheitspolitikern, sich wieder impfen zu lassen, mal gegen Corona, mal gegen die bekannte Grippe. Die Infektionszahlen steigen wieder an, doch nur wenige Menschen nehmen die Impfangebote wahr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, führt das auf den „enormen öffentlichen Druck“ aus der vergangenen Corona-Pandemiezeit zurück. Die Bevölkerung zeigt sich verständlicherweise „impfmüde“ und möchte die schlimmen Erfahrungen aus der Corona-Zeit 2020/21 nicht noch einmal durchleben. Doch wie gehen wir mit der Tatsache um, dass die Infektionszahlen steigen und die Wahrscheinlichkeit zu erkranken täglich zunimmt? An der Börse gibt es bereits Diskussionen und Kursbewegungen bei den zuletzt so gescholtenen BioTech-Werten. Wer bietet Lösungen für ein längst verdrängtes Thema?

BioNTech – Ruanda als Testmarkt für Afrika?

Die vergangene Corona-Pandemie hat gezeigt, wie abhängig die Staaten Afrikas von Impfstofflieferungen anderer Länder sind. Das soll sich mit einem neuen Werk von Biontech in Ruanda nun ändern. Impfstoffe „Made in Africa“ ist ein bislang unbekannter Begriff, denn meist werden die Vakzine in Europa, Amerika oder Asien produziert und dann bei Bedarf an den afrikanischen Kontinent geliefert. In Notlagen wie zuletzt zur Corona-Pandemie 2020/21, führte dies das dazu, dass afrikanische Länder erst sehr viel später mit dem Impfen beginnen konnten, weil der Weltmarkt von den Industriestaaten regelrecht leergekauft war. Jetzt eröffnet das Mainzer Unternehmen Biontech im ostafrikanischen Ruanda eine der fortschrittlichsten Produktionsanlagen der Welt. Damit möchte man die westliche Abhängigkeit auf dem afrikanischen Kontinent beenden und natürlich auch Geld verdienen. Das Geschäftsmodell ist bereits bekannt: In Ruanda sollen neuartige mRNA-Impfstoffe hergestellt werden. Diese wurden bereits erfolgreich gegen Covid-19 eingesetzt und haben den Impfstoffherstellern Milliardengewinne ermöglicht. Die Krux: mRNA-Vakzine lassen sich schnell an neue Virus-Varianten anpassen. Wissenschaftler hoffen, dass künftig auch Impfstoffe gegen andere Krankheiten, wie HIV, schwere Atemwegserkrankungen und sogar Krebs, entwickelt werden können. BioNTech hat mittlerweile Impfstoffe gegen lebensbedrohliche Erkrankungen, wie Malaria oder Tuberkulose auf dem Plan, und will diese in Ruanda herstellen.

Die BioNTech-Aktie konnte sich in den letzten Monaten von ihren Ausverkaufs-Levels bei rund 88 USD deutlich erholen und notiert nun wieder über 100 USD. Wie Bloomberg berichtet, hat das Investmentvehikel der Brüder Strüngmann im laufenden Jahr bereits BioNTech-Titel im Wert von rund 110 Mio. USD abgestoßen. Aktuell ist das Mainzer Unternehmen wieder mit 22 Mrd. EUR bewertet, der Umsatz soll bis 2024 aber auf unter 4 Mrd. EUR sinken. Mit einem 2024e KGV von 43 ist die Bewertung zwar hoch, aber in der Kasse des Unternehmens befinden sich immer noch rund 18 Mrd. EUR oder gut 80 % der aktuellen Marktkapitalisierung.

Moderna – Impfstoff gegen schwarzen Hautkrebs in der Pipeline

Der US-Pharmakonzern Moderna hat sich aus der Corona-Ecke etwas zurückgezogen und hofft, im Jahr 2025 einen Impfstoff gegen schwarzen Hautkrebs auf den Markt bringen zu können. Neuste Ergebnisse einer klinischen Studie sind vielversprechend, das Unternehmen geht daher davon aus, dass das Produkt in einigen Ländern bis 2025 mit einer beschleunigten Zulassung auf den Markt kommen könnte. Mit dem neuen Impfstoff soll das sogenannte „maligne Melanom“ behandelt werden, die bislang bösartigste Form von Hautkrebs. Der neu entwickelte Krebs-Impfstoff basiert auf der bekannten mRNA-Technologie. Die Wirkungsweise ist aus der allgemeinen Immunonkologie bekannt und soll darauf basieren, das Immunsystem entsprechend zu aktivieren.

Was ist neu? Der Krebs-Impfstoff richtet sich nicht gegen einen Krankheitserreger wie das Corona-Virus, sondern gegen die körpereigenen Krebszellen. Behandelt werden sollen dem Unternehmen zufolge Patienten, die bereits an Hautkrebs erkrankt sind und denen Melanome entfernt wurden. Der Impfstoff wird auf der Grundlage einer Analyse der Tumore eines Betroffenen nach der chirurgischen Entfernung entwickelt. Die individuelle Abstimmung des Impfstoffs soll dafür sorgen, dass der Krebs nicht wieder zurückkommt. Der CEO von Moderna Stéphane Bancel ist überzeugt, dass sogenannte therapeutische Impfstoffe zu den großen Hoffnungen in der Onkologie zählen. Er bezeichnet sie als „Immuntherapie 2.0“. Bei den bisher bekannten Formen der Immuntherapie wurde den Probanden ein Antikörper-Medikament verabreicht. Nun hat man bei 157 Teilnehmern der Studie mit fortgeschrittenen Melanomen das Medikament zusammen mit dem Impfstoff verabreicht. Das Risiko, dass der Krebs zurückkehrt oder die Patienten sterben, konnte mit der Kombination im Vergleich zur herkömmlichen Behandlung um 49 Prozent gesenkt werden, wie aus den in der letzten Woche vorgelegten Studienergebnissen hervorgeht. Die Moderna-Aktie zeigte zuletzt wieder Lebenszeichen und konnte beim Drei-Jahrestief von 62,50 USD wieder deutlich eindrehen. Bei aktuell 85 USD ist das Unternehmen mit 32,8 Mrd. USD bewertet. Damit ist der Impfstoffhersteller in der Bundesliga der BioTech-Werte zu finden. Mit etwa 4,4 Mrd. USD Umsatz in 2024e ist der Abstand zu BioNTech recht eng, Gewinn soll es aber erst im Jahr 2027 geben.

FendX Technologies – Mit Katheter-Beschichtungen weiter nach vorne

Was für die negativen Folgen der Corona-Pandemie gilt, sollten man auch für andere Infektionskrankheiten auf dem Radar haben. Menschen, die adhoc erkranken und für einige Tage aus dem Berufsalltag ausscheiden, sind bei einer Häufung eine große Belastung für das Gesundheitssystem. Die Corona-Pandemie hatte sogar für die weltwirtschaftliche Entwicklung einige Überraschungen parat, die ihrem Ausmaß nach selbst gestandenen Wissenschaftlern vor den Kopf schlugen. Die Gesamtschäden der Pandemie werden heute weltweit auf über 5 Billionen USD taxiert. Laut einer Modellrechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) dürften über die Pandemie-Quartale hinweg Ausfälle beim privaten Konsum in Deutschland von insgesamt 270 Mrd. EUR eingetreten sein, da sind die Rückgänge in der Industrie noch gar nicht erfasst. Zudem hat sich das Konsumverhalten auch noch dramatisch und nachhaltig verändert, die hohen Niveaus von 2019 scheinen über Jahre nicht mehr erreichbar zu sein.

Ziel von Gesundheitsorganisationen muss es also sein, Infektionen jeglicher Art zu verhindern. Krankheitserregern muss gerade in der nasskalten Zeit der Kampf angesagt werden. Genauso wichtig erscheint der Schutz von neuralgischen Punkten in der Öffentlichkeit. Das kanadische Nanotechnologie-Unternehmen FendX Technologies hat mehrere Lösungen parat, um wirksam gegen Infektionen einzuschreiten. Hauptaugenmerk legen die FendX-Forscher auf sogenannte Kontaktflächen, die im täglichen Zusammenleben eine tragende Rolle spielen. Gemeint sind Handläufe, Griffe oder auch Tastaturen zur Türöffnung oder an Fahrkartenautomaten. FendX entwickelt Nanobeschichtungen, die einfach zu installieren sind und auch keine Rieseninvestition darstellen. Sie sollen schnell und unkompliziert eingesetzt werden können. Im Programm standen bis vor kurzen das Produkt REPELWRAP™, eine Folienformulierung mit Lotuseffekt sowie eine Spraylösung für die direkte Anwendung. Alle Errungenschaften wurden mit der Universität McMaster und den kommerziellen Produktionsverfahren von Dunmore International umgesetzt.

Nun meldet das Unternehmen eine neue Kooperation mit der Universität McMaster, in welcher die Einzelheiten des Forschungs- und Entwicklungsplans für die Herstellung einer Katheter-Schutzbeschichtung unter Einsatz der unternehmenseigenen Nanotechnologie festgelegt sind. Die Lizenzvergabe für diese Nanotechnologie erfolgte bereits über eine Vereinbarung vom Februar 2021 in der derzeit gültigen Fassung. Präsidentin und CEO Dr. Carolyn Myers ergänzt dazu: „Wir sind begeistert von der Möglichkeit, unter Einsatz unserer Nanotechnologie eine Beschichtung für Katheter zu entwickeln, die aus unserer Sicht die Verstopfung durch Blutgerinnsel oder bakterielle Biofilme verringern wird. Bereits im Rahmen der ersten Arbeiten konnte McMaster eine signifikante Abnahme der Anhaftung von Bakterien und Blut nachweisen, was möglicherweise der Bildung von bakteriellen Biofilmen oder Blutgerinnseln entgegenwirken könnte.“ Die Vereinbarung zielt darauf ab, schnelle Erfolge und Lösungen zu entwickeln, um Katheter-Verstopfungen vorzubeugen und anhängige Behandlungskosten zu vermeiden. Die Zusammenarbeit ergänzt die bisherigen Projekte und wurde mit einer Laufzeit von 24 Monaten besiegelt. In beiden Jahren werden Aufwendungen für die Forschung von maximal 150.000 kanadischen Dollar erwartet.

FendX Technologies zeigt mit den neuen Ansätzen ein großes Engagement im Markt für effektive Infektions-Abwehr. Die Prävention im Bereich von Kathetern ist ein wichtiger Fortschritt in der Produkt-Pipeline des Unternehmens. Auch erfreut sich die FNDX-Aktie über ein wachsendes Interesse von privater Anlegerseite. Mehr als die Hälfte der Papiere sind derzeit noch im Besitz der Gründer und Erstaktionäre. Die aktuell emittierten 56 Mio. Aktien sind daher nur mit niedrigen 7,6 Mio. EUR bewertet. Bereits in 2024 werden die ersten Produkte vertriebsreif sein, der Firmenwert dürfte dann aber wegen erster Umsätze bereits deutlich höher liegen.

CureVac – Ein langer Patentstreit belastet

Das Tübinger BioTech-Unternehmen CureVac hat eine lange Durststrecke hinter sich gebracht. Grund war die mangelnde Wirksamkeit seines in 2021 entwickelten Impfstoffs gegen Covid-19. Wegen Verpflichtungen, die das Unternehmen in dieser Zeit einging, schreibt der Impfstoffentwickler nach wie vor hohe Verluste. Und dann ist da noch der Patentstreit mit dem Wettbewerber BioNTech. CureVac hatte im Juli 2022 bereits Klage gegen BioNTech und Pfizer erhoben und „eine faire Entschädigung“ für die Verletzung einer Reihe seiner geistigen Eigentumsrechte gefordert. Nun wird noch vor der Jahreswende eine Entscheidung erwartet.

Bei CureVac wird die Entwicklung eines eigenen verkaufsfähigen Medikaments nach Unternehmensangaben noch Jahre dauern. Das bedeutet weitere Verluste, weil das Geld in die Forschung fließt und ständig neue Eigenkapitalgeber gesucht werden müssen. Der neue CureVac Chef Alexander Zehnder will sich mit dem Status Quo nicht zufriedengeben und geht mit dem milliardenschweren Wettbewerber vor Gericht. Es geht um eine ganze Reihe von Patentstreitigkeiten, die sich in der Pharma-Branche mittlerweile zur Normalität entwickelt haben. CureVac hat in mehr als 20 Jahren sehr viel geforscht und ein starkes Patent-Portfolio aufgebaut. Betroffen sind in Deutschland acht Patentverletzungen, in den USA hingegen, wo ein großer Teil des Covid-19-Vakzins Corminaty auf den Markt gebracht wurde geht es um zehn wichtige Patente.

Zuletzt hatte das Landgericht Düsseldorf den Streit in vier laufenden Verfahren ausgesetzt. Eine endgültige Entscheidung wird nun aber am 28. Dezember erwartet. „Sollte diese Entscheidung zu unseren Gunsten ausgehen, könnten wir kompensiert werden für die Verkäufe, die in der Pandemie stattgefunden haben. Also nicht nur für das, was von jetzt an in der Zukunft an Einnahmen fließt. Der Dezember ist sehr wichtig für CureVac“, sagt CEO Zehnder. Die konkrete Schadenssumme könnte also beträchtlich sein und für CureVac einen Gamechanger bedeuten. Vorsicht ist geboten: Die Aktie ist mit einer Marktkapitalisierung von 1,3 Mrd. EUR kein Schnäppchen und trotz 94 % Kurseinbruch seit November 2020 höchstens spekulativ interessant.

FAZIT

Der Nasdaq-Biotechnologie-Index konnte sich zuletzt wieder etwas stabilisieren. Saisonal könnte der Jahresanfang für viele abgestrafte Werte in einen gegenläufigen Anstiegs-Zyklus münden. Da Corona auch wieder in Erscheinung tritt, sollten die alten Impfstoff-Protagonisten nicht ganz aus den Augen verloren werden. Erfolg in der Krebsforschung macht BioNTech und Moderna interessant, CureVac hofft auf wichtige Gerichtsentscheidungen im Patentstreit. Das kanadische Technologie-Unternehmen FendX Technologies sollte mit einer größeren Produkt-Vielfalt bald auf sich aufmerksam machen können, noch ist die Aktie unentdeckt und günstig zu haben.