Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Grenke Leasing, FedEx, KB Home, Lennar, Las Vegas Sands, Wynn Resorts und MGM Resorts

Guten Abend,

es hat den Anschein als beginne an der Wall Street langsam die Gruppenrotation. Die ehemaligen Favoriten haben sichtlich Mühe neuen Schwung zu sammeln, während die bisherigen Verlierer zunehmend an relative Stärke gewinnen. Das könnte für das verbleibende Börsenjahr strategisch wichtig werden.

Es reicht da schon der einfache Blick auf Kursverläufe wie Apple auf der einen Seite und Klassiker wie Johnson & Johnson auf der anderen Seite. Der eine hat Mühe das alte Hoch zu verteidigen, der andere setzt an, um neue technische Kaufsignale zu liefern. Im Falle Johnson & Johnson wäre das der vierte Anlauf innerhalb der letzten neun Monate. Der eine ist eben überbewertet, der andere etwas unterbewertet. Ich schließe nicht aus, dass das Ringen zwischen Privatanlegern und professionellen Anlegern dazu führt das Letztere den längeren Atem haben werden. Konkret: in den ehemaligen High-Flyern werden unverändert eher Gewinne abgesichert, und in den anderen strategische Position aufgebaut um bei weniger Volatilität eine ordentliche Performance per Jahresende zu erzielen.

Der kluge Anleger verfährt also wie folgt: dort wo er in den letzten Wochen seit März ordentlich Gewinne eingefahren hat nimmt er entweder die Hälfte mit, oder sichert die Position mit einem engen Stoppkurs ab. Die entstandene Liquidität wird sodann in die zyklischen Werte verteilt. Das bedeutet allerdings nicht, dass Apple und Co. nun kein Thema mehr sind, ganz im Gegenteil: sobald die Korrektur in diesen Werten absolviert ist kann auch hier wieder gekauft werden. Allerdings rechne ich damit, dass die Konsolidierung im Technologiebereich bis zu den Präsidentschaftswahlen andauert. Auch das wäre typisch und vergleichbar mit den Perioden früherer Wahltermine.

Interessant zwar was die Fed heute von sich gegeben hat! Tatsächlich hat sich das erste Mal mit einer Aussage festgelegt die über einen längeren Zeitraum gültig sein soll, nämlich bis ins Jahr 2023 – das sind drei Jahre! Und in dieser Zeit, so Fed-Chef Powell, werden die Zinsen seiner Ansicht nach nicht steigen, und bei 0 % verharren. Und zwar so lange bis sich die Inflationsrate endlich, im Durchschnitt, nach oben bewegt. Das sind schon außergewöhnliche Worte und Ansagen. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass der Chef einer Zentralbank sich über einen so langen Zeitraum aus dem Fenster gelehnt hat. Alan Greenspan war da ganz anders. Seine Sätze zu entziffern glich schon fast einer Detektivarbeit oder die eines Ägyptologen. Für die Börse ist damit klar: an Geld soll es in Zukunft nicht scheitern. Liquidität bleibt im Markt und zwar so lange bis einige von uns schon in Rente sind. Das ist doch schon mal was.

Aber ganz  ehrlich: was soll er auch anderes sagen in diesen Zeiten?

Die aktuelle Lage:

DAX: technisch hat sich erneut nichts ergeben, aber interessant ist was hinter den Kulissen diskutiert wird. Nach dem Wirecard Skandal wird der Ruf lauter den DAX neu zu strukturieren. Die Rede ist von bis zu 50 Werten anstatt nur 30 und mit anderen Kriterien. Sowohl von Gesellschaften als auch große Strategen kritisieren dass die derzeitigen Standards Asbach uralt sind und den modernen Anforderungen eines Kapitalmarkts der die Wirtschaft gut wiedergibt nicht entsprechen. Das stimmt natürlich, denn in den letzten 30 Jahren hat sich die Wirtschaft stark verändert, aber die DAX Kriterien nicht. Ich hatte das ja hier schon vor einigen Wochen vorgeschlagen: warum braucht Deutschland überhaupt so viele Marktsegmente wie DAX am DAX Tag DAX es DAX? Zwei Marktsegmente würden meines Erachtens vollkommen reichen: ein Index für die Schwergewichte und ein Index für die Leichtgewichte. Mehr braucht Frankfurt eigentlich nicht.

Wall Street: in allen drei Marktsegmenten, Dow Jones, Nasdaq, S und B5 100, steht eine Entscheidung hinsichtlich des Verlaufs der Konsolidierung noch aus. Auffällig ist, dass die Erholung der letzten Tage auf die Abschläge der Vorwoche sehr schnell an Kraft und Dynamik verloren hat. Das spricht dafür dass auch die Buddhisten Anleger nachdenklich werden, und sich lieber etwas bedeckt halten. Ändert sich dieses Bild im Verlauf der Woche nicht, rechne ich damit dass wir in der kommenden Woche eine neue Abwärtstendenz bekommen, insbesondere im Technologie Bereich. Denn hier ist noch immer viel heiße Luft in den Kursen die meines Erachtens dringend entweichen muss um das ganze Bild wieder auf ein akzeptables Niveau zu drücken. Nicht vergessen: der Herbst kann stürmisch werden, das hat die Geschichte an der Börse schon mehrfach gezeigt.

Heute auf der Agenda:

Wie zu erwarten steigt die Nervosität bei Grenke Leasing. Immerhin haben die Amerikaner 64 eng beschriebene Seiten erstellt, für Nicht-Insider auch nicht leicht zu verstehen, denn Grenke ist ein Spezialist im Bereich Leasing vor allem für Büroausstattungen und Software, agiert mit Milliardensummen, war aber, anders als Wiredreck, eher unauffällig. Viceroy Research wirft Grenke nun also Unregelmäßigkeiten in der Bilanz vor. Das Problem: ähnlich wie bei Wirecard ist das Geschäftsmodell komplex und nicht leicht zu verstehen. Im Kern dreht sich alles um Finanzierungsgeschäfte (Small-Ticket-Leasing ) für Unternehmen, Selbstständige und Start-ups. Und: Zur Gruppe gehört mittlerweile auch eine eigene Bank: Bankkonten, Kredite und das sogenannte Factoring werden hier angeboten an. Eine Factoring-Firma kauft anderen Unternehmen üblicherweise deren Forderungen gegenüber Kunden ab und kümmert sich dann selbst um die Abwicklung der Zahlungen gegen Provision.

Mein Rat: da Wiredreck noch allen in den Knochen steckt übertreibt die Börse jetzt m.E. hier. Gestern hatte ich hier noch geschrieben, das ich von einem Investment erst einmal absehe. Allerdings hatte ich nicht erwartet das wir heute mal eben um 40 % im Kurs absacken. Das erscheint mir doch sehr Angst getrieben, bzw. wohl auch seitens der Leerverkäufer die ihr Ziel damit schon fast erreicht haben. Da wir natürlich nicht wissen wann diese Spekulanten sich eindecken, und wir auch nicht abschätzen können ob an den Vorwürfen etwas dran ist oder nicht, werden die nächsten Tage äußerst spannend. Sollte der Kurs im Verlauf dieser Woche noch unter 20 € fallen bin ich geneigt mit einer anfangs Position in den Markt zugehen, einfach um schon mal den Fuß in der Tür zu haben. Aber ohne konkrete Kenntnisse oder Hinweise auf den Sachverhalt, damit das klar ist. Alles weitere bleibt abzuwarten.

Kurz von der Wall Street:

FedEx stiegen um mehr als 6%, nachdem das Unternehmen im ersten Quartal die Schätzungen für Umsatz und Gewinn übertroffen hatte. FedEx verdiente bereinigt 4,87 Dollar je Aktie, was nach Schätzungen von Refinitiv deutlich über den Erwartungen der Analysten von 2,69 Dollar lag. Der Umsatz belief sich auf 19,3 Milliarden Dollar. Schon mal ein Blick auf diese vermeintlich langweilige Aktie geworfen? 187% Kursgewinn seit dem Märztief, Apple kommt auf 112%. Hat nur keiner auf dem Schirm weil es eigentlich total langweilig ist, aber einfach ich oft eben einfach. Wars das? Ne, im Gegenteil! KGV nur 24, was bei 0% Zins eher günstig ist. Anfangsposition, Zukäufe bei Break.

Die Homebuilder-Aktie KB Home legte um mehr als 4% zu, nachdem Evercore ISI die Aktie in einem Hinweis mit dem Titel „Das goldene Zeitalter des Wohnungsbaus“ auf ein Outperform-Rating angehoben hatte. „Heute, da die Weltwirtschaft von COVID-19 abhängt, steht die US-Immobilienbranche gut da – und das ist erst der Anfang“, sagte das Unternehmen. Da ist sogar was dran bei 0% Zins auf Jahre. Break abwarten, dann kaufen. Dazu passt:

Die Aktien des Eigenheimbauers Lennar stiegen um 4%, nachdem RBC die Aktie hochgestuft hatte, und eine Outperformance in den Raum stellt. RBC teilte in einem Rundschreiben mit, dass das Unternehmen gut positioniert sei, um die Margen angesichts der steigenden Nachfrage nach Wohnraum zu schützen, und zudem einen Vermögenswert in der Bilanz stecken hat: die Beteiligung an Opendoor, die über ein SPAC demnächst an die Börse gehen soll. Gute Stories werden an der Börse immer belohnt. Ist mir nur ein wenig zu teuer. Ich bleibe bei KB Home.

Las Vegas Sands, Wynn Resorts und MGM Resorts – Die Casino-Aktien hatten am Mittwoch nach drei Herabstufungen von Roth Capital Probleme. Laut FactSet wurden alle Kursziele gesenkt und das Rating für alle drei Aktien vom Kauf auf neutral umgestellt. Die Aktien von MGM Resorts fielen um 3,6%, während Las Vegas Sands und Wynn Resorts einen Rückgang von mehr als 2% verzeichneten. Ist schon komisch, oder? Irgendwie ist Zocken im Casino out.. Ich behalte sie im Blick, steige aber nicht ein.

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