Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Evotec, Philips, Ant Financial, American Airlines und Halliburton

Guten Abend,

nun heißt es an der Wall Street wohl „Nur 48 Stunden“. Denn die Haussprecherin Nancy Pelosi sagte am Wochenende, dass sie der Trump-Administration 48 Stunden Zeit gibt, um vor den Wahlen am 3. November einen Hilfsvertrag abzuschließen. Pelosi und Finanzminister Steven Mnuchin setzten ihre Diskussionen am Samstag fort. Sie einigten sich darauf, heute erneut zu sprechen.

So oder so: Die kommenden Wochen werden für die Börsen äußerst anstrengend. Auf der einen Seite schaukelt sich die Stimmung um die Infektionszahlen weiter hoch, auf der anderen Seite steigt die Anspannung vor dem Präsidentschaftswahl-Termin deutlich an. Je näher dieser Tag rückt, desto gereizter fällt die Stimmung in den USA aus. Für die Wall Street ist dies eine psychologische Belastung.

In anderen Worten: In den kommenden Wochen wird die Geräuschkulisse massiv aufgedreht und ich rate uns allen, da gehörig auf Distanz zugehen. Denn dass die Pandemie in den kalten Monaten wieder zulegen würde, ist nicht neu, aber offenbart nun die mangelnde Koordination und Kommunikation in den Führungsetagen dieses Landes. Und auch der Wahlkampf in den USA war schon lange ein Thema, aber die Erfahrung zeigt, dass es für die Börsen schlussendlich keine große Rolle spielt, wer im Oval Office hockt.

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Viel schöner: Der größte Börsengang aller Zeiten steht bald ins Haus. Chinas größtes Zahlungsunternehmen Ant Financial bereitet sich auf eine doppelte Notierung in Hongkong und Shanghai vor, die zum weltweit größten Börsengang aller Zeiten werden könnte. Ant Financial hat bereits die Genehmigung für den Festlandteil des Geschäfts vom STAR-Markt in Shanghai (vorbehaltlich der Genehmigung durch die China Securities Regulatory Commission) sowie die CSRC-Genehmigung für Hongkong erhalten (vorbehaltlich der Genehmigung durch die Hongkonger Börse). Ant, der vom chinesischen E-Commerce-Major Alibaba unterstützt wird, könnte durch gleichzeitige Börsengänge – bei einer Bewertung von mindestens 280 Mrd. Dollar – rund 35 Mrd. Dollar aufbringen und damit den im vergangenen Dezember von Saudi Aramco übertreffen.

Die aktuelle Lage:

DAX: Ich werde diese Grafik an dieser Stelle so lange zeigen, bis es eine entsprechende Entscheidung seitens der Markttechnik gibt. Noch immer schreitet die Top-Bildung im DAX voran und vermutlich wird es eben erst Anfang November einen Ausbruch in die eine oder andere Richtung geben. Natürlich mehren sich in diesen Zeiten sofort wieder die Bären, weil es auch so schön auf den Monat Oktober passt: Heute ist der 19. Oktober, der Tag des großen Crashs von 1987.

Wall Street: Auch in dieser Woche gibt es nur zwei Themen, welche das Parkett beschäftigt -Infektionszahlen und das Konjunkturpaket aus Washington. Bei keinem der beiden gibt es irgendwelche griffigen Ansätze für Klarheit und daher wird es das Parkett vermutlich auch in dieser Woche schwer haben, eine klare Richtung vorzugeben. Nach den festen Tagen der Vorwoche wird es wohl diese Woche etwas schwächer werden, auch wenn die Zahlen der Berichtsaison dafür wenig Anlass geben. Über allem schwebt eben der hohe Unsicherheitsfaktor aus Pandemie und US-Wahl.

Und wir alle wissen ja: die Börsen hassen Unsicherheit, Unklarheit und Nervosität. Mein Rat also auch hier: Lasst euch von den Tagesereignissen nicht zu sehr verblüffen, schaut auf das große Ganze und die Zeit nach dem Winter und nach der Wahl. Denn als Antizipationsmechanismus ist die Börse gedanklich dem Tagesgeschehen immer 6-9 Monate voraus.

Heute auf der Agenda:

Evotec bekommt eine finanzielle Unterstützung von Bill Gates bzw. seiner Stiftung. Mit der Geldspritze, über deren Höhe keine Angabe gemacht wurde, soll die Entwicklung und Herstellung von Antikörpern gegen Covid-19 in den USA vorangetrieben werden. Das Geld soll der Evotec-US-Tochter Just helfen, mit Software an Leitkandidaten für die Antikörper zu arbeiten. Evotec hatte bereits im Sommer vom US-Verteidigungsministerium einen Auftrag im Wert von bis zu 18,2 Mio. Dollar erhalten, um ein Antikörper-Produkt zur Prävention von Covid-19 zu entwickeln.

Na, das wird den Verschwörungstheoretikern ja gefallen, wenn Bill hier aktiv ins Impfstoff-Geschehen eingreift. Aber merkt ihr etwas? Solche Nachrichten hätten vor Wochen zu einer kleinen Evotec-Kurseuphorie gereicht, heute reicht es gerade einmal für 1,5% Plus. Da ich Evotec schon im Bestand habe, lautet mein Urteil nur halten.

Philips legt gute Zahlen vor und hat im dritten Quartal deutlich mehr verdient als 2019. Der Nettogewinn stieg von 208 Millionen auf 340 Millionen Euro und der Umsatz verbesserte sich um 6 % auf knapp 5 Milliarden Euro. Die Zahlen fielen dabei besser aus als von Analysten erwartet und damit profitierte der Konkurrent von Siemens Healthineers offensichtlich von der stabilen Nachfrage nach Monitoring- und Beatmungsgeräten im Zusammenhang mit der Pandemie. Tja, und wie urteilt die Börse? Minus 4% am Nachmittag. Ich bleibe draußen.

Kurz von der Wall Street:

American Airlines plant eine Wiederinbetriebnahme der Boeing 737 Max-Jets im Dezember, sofern die Federal Aviation Administration das Flugzeug zertifiziert. American wird vom 29. Dezember bis 4. Januar einen gemeinsamen Flug zwischen Miami und New York mit der Max anbieten. Bin gespannt, wie hoch die Auslastung sein wird. American Airlines bleibt bei mir eine Turnaround Spekulation für 2021. Geduld, Geduld…

Halliburton verdiente im letzten Quartal 11 Cent pro Aktie, 3 Cent pro Aktie über den Schätzungen. Der Umsatz lag jedoch unter den Prognosen der Wall Street, da niedrigere Ölpreise die Nachfrage nach Dienstleistungen des Unternehmens beeinträchtigen. Eine ehemalige Größe blutet immer weiter aus. Allein der Chart macht mich schon etwas nervös. Investiere ich irgendwann wieder in etwas, was mit Öl zu tun hat? Wohl kaum.

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