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Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit TUI, Deutsche Telekom, Continental, ElringKlinger, Compugroup, Zalando, Teva Pharma und Paypal

Guten Abend,

steht die Zukunft TUIs auf wackeligen Beinen? Den ganzen Tag über dürfte dies das spannendste Thema gewesen sein, denn niemand anders als Morgan Stanley stufte den deutschen Touristikanbieter massiv herunter und nennt ein Kursziel von 1,30 Euro! Das wären mal eben -50%. Das Gefährliche an solchen Herabstufungen in solchen Zeiten: Die Prognosen können sich verselbstständigen.

Denn die Nachricht erreicht nicht nur Anleger, sondern auch Kunden und Geschäftspartner und ruck-zuck entsteht eine selbsterfüllende Prophezeiung, wo vorher keine war. Schade um TUI, schade um die Chance. Hier heißt es erst einmal auf der Seitenlinie stehen bleiben.

Die Lage auf einen Blick:

DAX: Selbst die tieftraurigen Zahlen der deutschen Industrie konnten die Anleger heute nicht in Flucht schlagen. Warum auch, ist die Lage doch längst bekannt und eingepreist. Trotzdem: Der Einbruch ist beispiellos und zumindest kurzfristig ist keine entscheidende Besserung in Sicht. Aber das allein zählt nicht. Die Börse denkt „andersherum“: Wenn es so schlimm ist, wie kann es da noch schlimmer kommen?

Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq: Der S&P 500 notiert erneut nur wenige Punkte unterhalb der 200-Tage-Linie und spätestens dann wird es richtig spannend. An der Wall Street richtet sich denn auch die Aufmerksamkeit auf die Arbeitsmarktdaten, die morgen auf dem Tisch kommen. Ökonomen gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote auf 16% im April angestiegen ist und dass die Zahl der nicht landwirtschaftlichen Beschäftigten um rund 21 Mio. gesunken ist. Die Wall Street blickt aber auch nach China: Dort verlaufen die Exporte im April mit +3,5% besser als erwartet, während in einer Reuters-Umfrage von Ökonomen ein Rückgang um 15,7% erwartet wurde.

Heute im Programm standen:

Bei der Deutschen Telekom schlägt T-Mobile die Erwartungen

Die US-Tochter hat ihren Gewinn im ersten Quartal trotz Corona-Krise deutlich gesteigert. Verglichen mit dem Vorjahreswert nahm der Überschuss um rund 5% auf 951 Mio. Dollar zu, die Erlöse stagnierten indes bei 11,1 Mrd. Dollar. Immerhin gelang es, in diesen Zeiten 452.000 neue Telefonverträge unter eigener Marke hinzuzugewinnen. Auf eine Jahresprognose wurde wegen der Corona-Krise verzichtet. Fazit: Dem Kurs der Deutschen Telekom tut das gut und es gibt nun noch einen Grund, weniger skeptisch zu sein. Unser Kursziel: 15 Euro per Jahresende.

50% weniger Gewinn bei Continental

Die Corona-Krise hat das Kerngeschäft des zweitgrößten Autozulieferers schwer getroffen. Ein Gewinn um 292,3 Mio. Euro entspricht der Hälfte des Vorjahres. Der Umsatz ging im Vergleichszeitraum um 10,9% auf 9,8 Mrd.  Euro zurück. Ursprünglich wurde eine Spanne von 9,4 bis 9,8 Mrd. Euro erwartet. Was die Zahlen andeuteten: Die Ergebnisse für Q2 werden sicher nicht besser ausfallen, aber mit etwas Glück auch nicht wesentlich schlechter, da nun im Mai und Juni die Lockerungen anfangen werden zu greifen. Dies ist auch der Grund, warum die Aktie sich relativ gut hält. Fazit: Auch hier beobachten wir den Aufwärtstrend und solange dieser nicht gebrochen ist, ist die Welt bei Conti noch in Ordnung.

Das gilt auch für ElringKlinger

Der Autozulieferer stellt sich auf unruhige Zeiten ein. Der Gewinn betrug zwischen Januar und März gerade einmal 2 Mio. Euro, immerhin nach einem Verlust von 1,5 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz reduzierte sich um 10% auf 396 Mio. Euro. Die wahre Herausforderung liegt aber woanders: ElringKlinger ist vor allem mit Komponenten für den klassischen Verbrennungsmotor groß geworden und engagiert sich erst seit kurzem in der Entwicklung von Elektroantrieben und Brennstoffzellen. Hier liegt die Zukunft und die sollte durch Corona bestenfalls nur verzögert werden. Fazit der Börse: abwartende Lauerstellung ohne klare Tendenz. Die Aktie muss man jetzt noch nicht haben, gehört aber auf die Beobachtungsliste.

Ganz anders das Bild bei den Corona-Gewinnern

Der Internet-Modehändler Zalando rechnet im laufenden Jahr mit einem deutlichen Umsatzanstieg um bis zu 20%. Das quittiert die Börse mit einem Rekordkurs inmitten der Krise. Jetzt noch kaufen? Gut möglich, dass nach Corona dieser Trend anhält, da nun noch mehr Bürger erkannt haben, wie das Einkaufen im Netz funktionieren kann. Es ist kein Fehler, dabei zu sein.

Selbiges gilt auch für den auf Arztpraxen und Apotheken spezialisierte Softwareanbieter Compugroup, der kaum Belastungen im Geschäft spürt. Compugroup kommt unter anderem gut durch die Krise, weil sie etwa auch Dienste rund um die Telemedizin anbietet. Zum Kurs: Gelingt der Break auf Topniveau, entsteht ein Kaufsignal.

Kurz von der Wall Street

Bristol-Myers Squibb meldet für das erste Quartal 1,72 Dollar pro Aktie, 23 Cent pro Aktie über den Schätzungen. Auch der Umsatz übertraf die Prognosen der Analysten. Das Unternehmen gab bekannt, dass es seine Gewinnprognose für 2020 beibehalten wird, trotz Corona. Nun steht der Anlauf auf die alte Spitze im Raum, dann sehen wir weiter.

Hilton Worldwide meldete für das erste Quartal einen Quartalsgewinn von 74 Cent pro Aktie und übertraf (!) damit die Konsensschätzung von 55 Cent pro Aktie. Der Umsatz entsprach im Wesentlichen den Erwartungen. Hilton betonte dabei, die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie seien erst im März signifikant geworden, obwohl der vergleichbare systemweite Umsatz pro verfügbarem Zimmer im Quartal währungsbereinigt um 22,6% gefallen sei. Interessant, denn Hotels überraschen in diesen Zeiten selten nach oben raus. Auf die Beobachtungsliste damit, könnte ein Corona-Turnaround werden!

Weniger überraschend: Teva Pharmaceutical (Arzneimittelhersteller) meldete einen Quartalsgewinn von 76 Cent pro Aktie, 17 Cent pro Aktie über den Schätzungen. Der Umsatz übertraf auch die Prognosen. Teva verzeichnete eine stärkere Nachfrage nach Generika und rezeptfreien Arzneimitteln und bekräftigte auch seinen Ausblick für 2020. Möglicherweise gelingt es dem Unternehmen doch noch, aus dem langen Abwärtstrend auszubrechen!

Mehr überraschend: PayPal verdiente im letzten Quartal 66 Cent pro Aktie, also 9 Cent pro Aktie weniger als geschätzt wurde. Das ist bemerkenswert, da PayPal für das laufende Quartal eine starke Erholung erwartet hatte, da immer mehr Menschen zum Online-Shopping übergehen. Die Börse juckt das nicht: neuer Rekordkurs und möglicherweise damit ein frisches Kaufsignal für das zweite Halbjahr. So oder so, wir mögen Paypal und sind und bleiben dabei.

Besser macht es auch Square nicht. Der Anbieter mobiler Zahlungsdienste meldete einen vierteljährlichen Verlust von 2 Cent pro Aktie, was Analysten überraschte, die für das Unternehmen einen Gewinn von 13 Cent pro Aktie prognostiziert hatten. Die Pandemie führte zu einem deutlichen Rückgang des Transaktionsvolumens für das Quartal und Square erwartet auch für das laufende Quartal wesentliche Auswirkungen. Hier fehlt allerdings ein markttechnisches Signal, also abwarten!

Schönen Feierabend!