Märkte: Polit-Beben voraus?
US-Fiskalpolitik und EU-Haushaltsreform sorgen für Marktturbulenzen, während Zentralbanken unterschiedliche Wege gehen. Der Dollar schwächelt und die Volatilität nimmt zu.

- Trump wirbt für umstrittenes US-Steuerpaket
- EU plant radikale Haushaltsreform bis 2034
- Dollar erreicht 12-Tages-Tief gegenüber Yen
- Zentralbanken verfolgen divergierende Strategien
Die globalen Finanzmärkte stehen unter Hochspannung. Politische Weichenstellungen in den USA und Europa sowie uneinheitliche Signale von den Zentralbanken schüren die Nervosität. Während Ex-Präsident Trump heute in Washington für sein umstrittenes Steuerpaket wirbt, das die US-Schuldenlast weiter erhöhen könnte, kämpft die EU mit der Neuausrichtung ihres Haushalts angesichts multipler Krisen. Diese Gemengelage drückt bereits spürbar auf den US-Dollar und lässt Anleger weltweit nach Orientierung suchen.
US-Politik als Brandbeschleuniger für die Märkte
Im Zentrum der aktuellen Verunsicherung steht die US-Fiskalpolitik. Donald Trump versucht heute auf dem Capitol Hill, zerstrittene Republikaner hinter einem umfassenden Steuersenkungspaket zu vereinen. Dieses Paket würde nicht nur die Steuersenkungen seiner ersten Amtszeit verlängern, sondern auch neue Entlastungen, etwa für Trinkgelder und Überstunden, einführen. Experten warnen jedoch: Laut überparteilichen Analysten könnte das Vorhaben die bereits auf 36,2 Billionen Dollar angeschwollene Staatsverschuldung um weitere drei bis fünf Billionen Dollar erhöhen. "Der Präsident wird heute Morgen alle dazu ermutigen, sich auf eine Linie zu bringen und die Abstimmung durchzuziehen", kündigte der Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, an. Ziel ist es, das Gesetz noch vor dem Memorial-Day-Wochenende zu verabschieden.
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Die Sorge um die US-Staatsfinanzen ist nicht neu, erhielt aber letzte Woche neue Nahrung, als die Ratingagentur Moody’s den USA ihre Top-Kreditwürdigkeit entzog. Diese Entscheidung, begründet mit der seit Jahren steigenden Verschuldung unter verschiedenen Regierungen, hallt an den Märkten nach. Der US-Dollar zeigt sich entsprechend angeschlagen und gab heute weiter nach, nachdem er bereits die vergangene Woche über geschwächelt hatte. Gegenüber dem Yen erreichte der Greenback ein neues 12-Tages-Tief bei 44,305. Auch der Euro legte auf 1,1259 zu. "Der Markt ist nach wie vor sehr besorgt über den Mangel an Sparmaßnahmen auf der fiskalischen Seite in den USA", kommentierte Rodrigo Catril, leitender Devisenstratege bei der National Australia Bank. Er sieht darin einen potenziellen Treiber für eine Dollarschwäche in den kommenden Quartalen.
Diese fiskalpolitischen Unsicherheiten fallen zusammen mit ersten Bremsspuren in der US-Wirtschaft. So verzeichneten die US-Hauspreise im April saisonbereinigt den ersten monatlichen Rückgang (-0,1%) seit September 2022, wie Daten des Immobilienmaklers Redfin heute zeigten. Zwar stiegen die Preise im Jahresvergleich noch um 4,1%, doch ist dies der langsamste Anstieg seit Juli 2023. Redfin-Ökonom Sheharyar Bokhari führt die abgeflachten Preise auf eine vorsichtigere Haltung der Käufer aufgrund der US-Zollpolitik und potenzieller Rezessionsängste zurück. Auch sei die Zahl der zum Verkauf stehenden Häuser auf einem Fünfjahreshoch, da Objekte schwerer Käufer fänden. Trotzdem bleibt die Erschwinglichkeit aufgrund hoher Hypothekenzinsen ein Problem. Vor diesem Hintergrund warnte Raphael Bostic, Präsident der Atlanta Federal Reserve, am Montag davor, dass die US-Notenbank die Zinsen im restlichen Jahr möglicherweise nur um einen Viertelpunkt senken könne, auch mit Blick auf Inflationsrisiken durch höhere Zölle.
Europas Antwort auf globale Umbrüche
Auch Europa ringt mit tiefgreifenden Veränderungen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen skizzierte heute in Brüssel die Notwendigkeit einer radikalen Neuausrichtung des nächsten EU-Haushalts für die Periode 2028-2034. Angesichts steigender geopolitischer Spannungen, globaler Handelskriege, extremer Wetterereignisse und der technologischen Revolution durch Künstliche Intelligenz müsse der Haushalt, der derzeit gut 1% des EU-BIP ausmacht, flexibler, fokussierter und durch neue Einnahmequellen finanziert werden. "Das neue Normal ist alles andere als normal", betonte von der Leyen.
Ein zentraler Punkt ist die Rückzahlung der für den Corona-Wiederaufbaufonds aufgenommenen gemeinsamen Schulden in Höhe von 338 Milliarden Euro bis 2058. Allein diese Rückzahlungen würden laut Schätzungen der Kommission 20% des jährlichen EU-Budgets beanspruchen und somit aktuelle Politiken ohne neue Mittel unfinanzierbar machen. "Wir brauchen neue Finanzierungsquellen", so von der Leyen. Der künftige Haushalt solle sich zudem stärker auf nationale und regionale Partnerschaften konzentrieren und Auszahlungen an das Erreichen von Meilensteinen und Zielen knüpfen, ähnlich dem Corona-Hilfsfonds. Als Beispiel für die rasanten Veränderungen nannte sie die KI-Entwicklung, die man bei den Verhandlungen zum aktuellen Budget erst für 2050 erwartet habe, nun aber schon nächstes Jahr mit menschlicher Denkfähigkeit rechne.
Die Auswirkungen globaler Verwerfungen zeigen sich auch in einzelnen Mitgliedsstaaten. So hat Dänemark heute seine Wirtschaftswachstumsprognose für 2026 von 1,7% auf 1,4% gesenkt, während die Prognose für 2025 leicht von 2,9% auf 3,0% angehoben wurde. Als Grund für die gedämpften Aussichten für 2026 nannte das dänische Wirtschaftsministerium den anhaltenden Handelskonflikt.
Zentralbanken: Uneinheitlicher Kurs im Inflationsnebel
Die globalen Zentralbanken reagieren unterdessen höchst unterschiedlich auf die Gemengelage aus Inflationsdruck und Wachstumsrisiken. Während die Federal Reserve in den USA also zögert, signalisiert die Bank of England (BoE) ebenfalls Vorsicht. Deren Chefökonom Huw Pill bezeichnete heute das bisherige Tempo der Zinssenkungen seit Mitte 2024 als "zu schnell" angesichts des anhaltend starken Lohndrucks und der Inflationsgefahren. Sein Votum im Mai, die Zinsen bei 4,25% zu belassen, sei eher als ein "Überspringen" denn als ein Stopp des Zinssenkungszyklus zu verstehen. Pill äußerte sich besorgt über potenzielle strukturelle Veränderungen im Preis- und Lohnsetzungsverhalten nach den Jahren hoher Inflation. Die morgigen Inflationsdaten aus Großbritannien dürften zeigen, dass die Verbraucherpreise im April, auch getrieben durch höhere Energierechnungen, deutlich gestiegen sind.
Einen anderen Weg beschreitet die Reserve Bank of Australia (RBA). Sie senkte kürzlich ihren Leitzins um 25 Basispunkte und ließ die Tür für weitere Lockerungen offen, was den Australischen Dollar heute um 0,59% auf 0,64195 US-Dollar drückte. Die Commerzbank-Devisenanalystin Antje Praefcke kommentierte, dass das RBA-Statement nicht auf eine Pause im Zinssenkungszyklus hindeute.
Auch außerhalb der großen Industrienationen gibt es Bewegung: Die pakistanische Zentralbank senkte Anfang des Monats ihren Leitzins um 100 Basispunkte auf 11%, begründet mit verbesserten Inflationsaussichten und zur Stützung des Wachstums. Das Nationale Rechnungslegungskomitee des Landes meldete heute für das dritte Quartal des laufenden Fiskaljahres ein Wirtschaftswachstum von 2,4% und hob die Prognose für das Gesamtjahr 2024/25 auf 2,68% an.
Ausblick: Nervosität dürfte anhalten
Die Finanzmärkte bleiben gefangen zwischen politischen Manövern mit unklarem Ausgang, hartnäckiger Inflation in einigen Regionen und einer sich eintrübenden globalen Konjunktur. Die Divergenz in der Geldpolitik der großen Zentralbanken sorgt für zusätzliche Unsicherheit. Insbesondere die Entwicklung der US-Fiskalpolitik und deren Auswirkungen auf die globale Leitwährung US-Dollar werden die Märkte in den kommenden Wochen und Monaten weiter in Atem halten. Anleger müssen sich auf anhaltende Volatilität einstellen und die politischen wie wirtschaftlichen Indikatoren genau im Blick behalten. Das "Polit-Beben" könnte erst am Anfang stehen.
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