Märkte vor Stresstest: Handelskrieg trifft Geldpolitik

Handelskonflikte und geldpolitische Unsicherheiten belasten die Finanzmärkte. Experten warnen vor geringer Risikoprämie bei hohen Risiken.

Die Kernpunkte:
  • US-Handelspolitik droht mit neuen Zöllen
  • Geldpolitische Wende in Japan und USA erwartet
  • Asiatische Hedge-Fonds mit starkem Halbjahresergebnis
  • Europas Schuldenprobleme belasten Anleihemärkte

Die globalen Finanzmärkte stehen vor einem entscheidenden Moment. Während sich Investoren auf eine Welle von Ereignissen vorbereiten, die das fragile Gleichgewicht an den Börsen erschüttern könnten, verdichten sich die Anzeichen für grundlegende Veränderungen in der Weltwirtschaft. Von Trumps Handelspolitik bis hin zu geldpolitischen Wendepunkten – die kommenden Wochen werden zeigen, ob die aktuelle Marktruhe trügerisch ist.

Handelspolitik als Marktrisiko Nummer eins

Das Damoklesschwert der US-Handelspolitik schwebt über den internationalen Märkten. Präsident Trump hat diese Woche Zweifel an einem möglichen Abkommen mit Japan geäußert und Zölle von 30 bis 35 Prozent auf japanische Importe angedroht – deutlich über der bisherigen Rate von 24 Prozent. Gleichzeitig läuft am 9. Juli die Frist für ein Handelsabkommen zwischen den USA und der EU ab, während parallel Gespräche mit Indien laufen.

Russell Investments geht davon aus, dass die Märkte ein mild positives Ergebnis einpreisen – entweder universelle Zölle von 10 Prozent oder eine Verschiebung der Entscheidung. Doch die Realität könnte härter ausfallen. Sollten die Verhandlungen scheitern, drohen Vergeltungszölle, die besonders exportorientierte Volkswirtschaften treffen würden.

Die Unsicherheit zeigt sich bereits in den Märkten. Während Weltaktien seit dem Tiefpunkt vom 8. April um 24 Prozent gestiegen sind, warnen Experten vor übertriebenen Erwartungen. "Angesichts der Rally könnten die Aufwärtspotentiale begrenzt sein", so Amundi-Makroexperte Mahmood Pradhan.

Geldpolitische Wendepunkte in Sicht

Parallel zu den Handelsspannungen bahnen sich geldpolitische Veränderungen an, die das Marktgefüge nachhaltig verändern könnten. Die Bank of Japan steht vor einem Dilemma: Vorstandsmitglied Hajime Takata kündigte an, dass die Zentralbank ihre Zinserhöhungen nach einer vorübergehenden Pause fortsetzen sollte. Die BOJ hatte im Januar bereits einmal die Zinsen angehoben, wartet nun aber die Auswirkungen der US-Zölle ab.

Diese Vorsicht belastet den Yen, der trotz fundamentaler Stärke unter Druck steht. Investoren haben ihre Long-Positionen von einem Rekordwert von 15,7 Milliarden Dollar Ende April auf 11,41 Milliarden Dollar reduziert. Der Grund: Die hohen Kosten für das Halten der Währung bei einer Zinsdifferenz von etwa 4 Prozentpunkten zu den USA.

Auf der anderen Seite des Pazifiks richten sich alle Blicke auf die US-Arbeitsmarktdaten. Ökonomen erwarten einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 4,3 Prozent – den höchsten Stand seit über drei Jahren. Ein schwacher Arbeitsmarktbericht könnte die Federal Reserve zu Zinssenkungen bewegen, auch wenn Fed-Chef Jerome Powell betont, abwarten zu wollen.

Regionale Märkte im Aufwind

Während die großen Zentralbanken ihre Strategien überdenken, profitieren asiatische Märkte von der veränderten Risikobereitschaft. Hedge-Fonds wie Singapores Dymon Asia Capital und Hongkongs Pinpoint Asset Management verzeichneten im ersten Halbjahr starke Gewinne. Dymon erzielte 10,1 Prozent, Pinpoint 6,5 Prozent.

Der Erfolg spiegelt eine breitere Entwicklung wider: Asiatische Hedge-Fonds übertrafen mit 5,2 Prozent ihre globalen Pendants (4,4 Prozent). Die Bruttoverschuldung der Fonds stieg auf 141 Prozent – nahe der Zwölfmonatshochs. Investoren sehen in der Region ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis.

Südkoreas neuer Präsident Lee Jae Myung kündigte eine "mutige" Fiskalpolitik an, um die Wirtschaft nach der Verfassungskrise zu stabilisieren. Sein Zusatzbudget von 14,7 Milliarden Dollar soll die schwächelnde Binnennachfrage ankurbeln. Diese Maßnahmen trugen dazu bei, dass der Kospi-Index im ersten Halbjahr um 28 Prozent zulegte.

Europäische Schuldensorgen wachsen

Europa kämpft hingegen mit eigenen Herausforderungen. Frankreichs Premierminister François Bayrou überstand zwar sein achtes Misstrauensvotum, doch die Verabschiedung des Haushaltsplans zur Reduzierung des größten Defizits der Eurozone am 14. Juli gilt als unsicher. Die Risikoprämie für französische Staatsanleihen gegenüber deutschen Bunds liegt bei 70 Basispunkten – möglicherweise zu niedrig angesichts der politischen Risiken.

Auch Deutschland steht vor fiskalischen Herausforderungen. Die Bundesbond-Renditen stiegen um 25 Basispunkte auf 2,62 Prozent, da Investoren höhere Verschuldung für Konjunkturprogramme erwarten. Ein Bundesrat-Votum über Steuererleichterungen für Unternehmen am 11. Juli könnte weitere Bewegung bringen.

Rohstoffmärkte unter Druck

Die Unsicherheit erfasst auch die Rohstoffmärkte. Gold, das trotz eines Anstiegs von über 25 Prozent auf 3.344 Dollar je Unze vulnerabel bleibt, könnte bei positiven Handelsnachrichten unter Gewinnmitnahmen leiden. Ölpreise reagierten volatil auf geopolitische Spannungen, nachdem Iran die Kooperation mit der UN-Atomaufsicht aussetzte.

Die kommenden Wochen werden entscheidend sein. Wie ein Experte es formulierte: "Ich kann mich nicht an eine Zeit erinnern, in der es so viel Risiko bei so wenig Risikoprämie gab." Die Märkte stehen vor einem Stresstest, der zeigen wird, ob die aktuelle Ruhe vor dem Sturm ist oder ob Investoren neue Wege finden, mit der Unsicherheit umzugehen.

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