Mercedes-Benz Aktie: Portfolio wird gestrafft

Mercedes-Benz fokussiert sein Kerngeschäft mit dem geplanten Verkauf der Leasingtochter Athlon, sieht sich aber mit einem Rating-Downgrade und stark gesunkenem operativem Gewinn konfrontiert.

Die Kernpunkte:
  • Verkauf der Leasingsparte Athlon für rund eine Milliarde Euro
  • Rating-Herabstufung durch Scope Ratings auf 'A'
  • Langfristiges Titelsponsoring der Frauen-Tennis-Tour ab 2026
  • Operativer Gewinn im dritten Quartal um 70 Prozent gefallen

Mercedes-Benz stellt sein Geschäft neu auf: Mit dem geplanten Verkauf der Leasing-Tochter Athlon, einer Herabstufung durch Scope Ratings und einem lang laufenden Mega-Sponsoring im Tennis formt der Konzern zugleich Bilanz, Marke und Strategie. Im Hintergrund steht ein deutlich schwächeres operatives Ergebnis – und die Frage, wie gut der Umbau zur Luxus- und E-Marke finanziell abgefedert werden kann.

Athlon-Verkauf: Liquidität statt Randgeschäft

Kernstück der aktuellen Nachrichtenlage ist der geplante Verkauf der Mobilitäts- und Leasing-Sparte Athlon an Arval, eine Tochter der französischen Großbank BNP Paribas. Beide Seiten führen exklusive Verhandlungen.

Kernpunkte des Deals:

  • Geplanter Transaktionswert: rund 1 Milliarde Euro
  • Integration von rund 400.000 Athlon-Fahrzeugen in die Arval-Flotte
  • Entstehung eines europäischen Schwergewichts im Full-Service-Leasing mit knapp 2,3 Millionen Fahrzeugen
  • Angestrebtes Closing nach Genehmigungen im Jahr 2026

Athlon war erst 2016 für 1,1 Milliarden Euro übernommen worden. Der nun angepeilte Verkauf signalisiert eine klare Fokussierung auf das Kerngeschäft und eine Straffung des Portfolios. Im Umfeld verschärfter Sparziele – Fixkosten sollen laut Medienberichten bis Ende 2026 um 5 Milliarden Euro sinken – passt der Schritt in die Linie, kapitalintensive Randbereiche abzugeben und Mittel für die Transformation in Richtung „Luxury“ und Elektromobilität freizusetzen.

Der erwartete Mittelzufluss würde die bereits solide Liquiditätsposition (zuletzt rund 20,7 Milliarden Euro Cash) zusätzlich stärken. Gleichzeitig fällt mittelfristig ein Ergebnisbeitrag weg: Für Athlon werden Nettoergebnisse von etwa 200 Millionen Euro im dritten Jahr nach Transaktion geschätzt, die in künftigen Modellen entsprechend herausgerechnet werden müssen.

Rating-Herabstufung und schwache Ertragskraft

Parallel zur M&A-Perspektive kommt von der Bonitätsseite Gegenwind. Die europäische Agentur Scope Ratings hat das Emittentenrating der Mercedes-Benz Group von „A+“ auf „A“ gesenkt, bei stabilem Ausblick.

Scope verweist dabei auf:

  • anspruchsvolle Marktbedingungen im laufenden Jahr 2025
  • die Erwartung, dass dieser Druck auch 2026 anhält
  • bereits sichtbare Margenbelastungen in den Q3-Zahlen

Tatsächlich fiel der operative Gewinn im dritten Quartal 2025 um 70 %. Der Markt für batterieelektrische Fahrzeuge bleibt zwar volumenstark – die BEV-Verkäufe stiegen im Q3 um 22 % –, doch Margen leiden unter intensivem Wettbewerb und einem schwierigen makroökonomischen Umfeld. Die Herabstufung unterstreicht, dass externe Beobachter den kurzfristigen Ertragspfad kritisch sehen, trotz hoher Liquidität und des geplanten Athlon-Verkaufs.

Sponsoring-Offensive und personeller Einschnitt im Design

Trotz Spardruck baut Mercedes-Benz seine Markenpräsenz aus. Ab 2026 übernimmt der Konzern das Titelsponsoring der Frauen-Tennis-Tour. Die Serie wird dann als „WTA Tour Driven by Mercedes-Benz“ auftreten.

Die Eckdaten des Vertrags:

  • Laufzeit bis 2035
  • Volumen: rund 50 Millionen US-Dollar pro Jahr
  • Deutlich höheres Engagement im Vergleich zum bisherigen Sponsor Hologic

Für den Konzern ist das ein langfristiges Bekenntnis zur globalen Premiumpositionierung der Marke – passend zur strategischen Ausrichtung auf Luxussegmente.

Gleichzeitig markiert der angekündigte Abschied von Chefdesigner Gorden Wagener zum 31. Januar 2026 einen Einschnitt in der visuellen Identität. Wagener prägte das Design der Marke über viele Jahre; sein Weggang könnte mittelfristig zu Akzenten bei Formensprache und Markenauftritt führen, was im Premiumsegment durchaus Bedeutung hat.

Einordnung: Umbau mit klarer Prioritätensetzung

Vor dem Hintergrund der ambitionierten Sparziele und des Drucks auf die Profitabilität wirkt der Athlon-Verkauf wie ein Baustein in einer länger angelegten Bereinigung. Historisch knüpft der Schritt an frühere Entscheidungen an, sich von kapitalintensiven Dienstleistungssparten zu trennen, die nicht zum Kern als Premium-Autobauer zählen – etwa die Abspaltung des Truck-Geschäfts.

Die Spannung entsteht aus dem Kontrast:

  • Strategische Ambition: Luxusfokus, Elektrooffensive, starke Marke
  • Operative Realität: deutlicher Rückgang des operativen Gewinns, Margendruck, Rating-Downgrade

Externe Kapitalströme aus Portfolioverkäufen wie Athlon schaffen finanziellen Spielraum, ändern aber nichts daran, dass die operative Ertragskraft im Kerngeschäft die entscheidende Stellgröße für die Bewertung bleibt.

Kursbild und Investorenstimmung

Zum Wochenschluss am Freitag schloss die Aktie bei 59,86 Euro, ein leichtes Plus von 0,86 % gegenüber dem Vortag. Auf Sicht von zwölf Monaten liegt der Titel gut 12 % im Plus, ähnlich stark fällt das Plus seit Jahresbeginn aus. Damit notiert die Aktie knapp 4 % unter ihrem 52‑Wochen-Hoch von 62,17 Euro und rund 27 % über dem Tief von 47,05 Euro.

Charttechnisch sitzt der Kurs auf einem soliden Fundament:

  • 50‑Tage-Durchschnitt: 58,19 Euro (Aktie ca. 2,9 % darüber)
  • 200‑Tage-Durchschnitt: 53,80 Euro (Abstand gut 11 %)
  • RSI (14 Tage) bei 36,3 signalisiert keine überkaufte Situation

Zuletzt meldete Divas Asset Management Zukäufe in der Aktie. Der Vermögensverwalter sieht den europäischen Autosektor auf einem Tiefpunkt und verweist auf ein aus ihrer Sicht attraktives Chance-Risiko-Verhältnis bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter 9,5. Solche Engagements deuten darauf hin, dass ein Teil der institutionellen Investoren die aktuelle Gemengelage eher als Bewertungs- als als Strukturproblem interpretiert.

Ein erfolgreicher Abschluss des Athlon-Deals könnte dem Kurs zusätzlichen Rückenwind geben. Gelingt es dem Konzern zugleich, die Margen in den kommenden Quartalen zu stabilisieren und die Sparziele planmäßig umzusetzen, wäre eine nachhaltige Etablierung oberhalb der Region um 60 Euro im Jahr 2026 ein realistisches Szenario.

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