Nasdaq 100: Konsolidierung nach AI-Euphorie
Der Nasdaq 100 verzeichnete deutliche Verluste, angetrieben durch Gewinnmitnahmen bei KI-Aktien, steigende Renditen und Zweifel am Infrastrukturausbau. Der Index-Rebalancing steht bevor.

- Breite Verluste bei KI- und Chipwerten
- Steigende US-Renditen belasten Wachstumsaktien
- Index-Umbau mit sechs neuen Mitgliedern
- Charttechnische Konsolidierung nach starker Rally
Nach der jüngsten Rally im Technologiesektor hat der Nasdaq 100 am Freitag einen deutlicheren Dämpfer bekommen. Gewinnmitnahmen bei AI-Gewinnern und Chipwerten trafen den Index breiter als eine normale Schwankung. Im Hintergrund wirken steigende Renditen und neue Zweifel an der AI-Infrastruktur – ein Mix, der die zuvor sehr hohe Erwartungshaltung merklich abkühlt.
Druck auf Tech und AI-Werte
Der Nasdaq 100 gab am Freitag spürbar nach, der techlastige Nasdaq Composite verzeichnete sogar seinen schwächsten Handelstag seit drei Wochen. Treiber waren vor allem zwei Punkte: Enttäuschung über die mittelfristige AI-Perspektive einzelner Schwergewichte und ein Anstieg der US-Renditen.
Auslöser auf Einzeltitelebene war Broadcom. Zwar lieferte der Chip- und Infrastrukturkonzern starke Zahlen für das vierte Quartal, doch der Markt fokussierte sich auf die „vorsichtige“ Prognose für die AI-Margen und einen Auftragsbestand von 73 Milliarden Dollar, den einige Analysten als zu dünn für die ambitionierte Bewertung einstufen. Die Aktie brach daraufhin zweistellig ein und zog den gesamten Halbleiterkomplex nach unten.
Gleichzeitig belasteten Berichte über mögliche Verzögerungen beim Ausbau von AI-Rechenzentren die Stimmung. Ein Bloomberg-Artikel zu Oracle, wonach bestimmte OpenAI-Datacenter-Projekte von 2027 auf 2028 rutschen könnten, schürte Zweifel an der Geschwindigkeit des aktuellen Ausbaus. Oracle wies die Darstellung zwar zurück, doch die Nervosität griff auf andere AI-Titel über.
Hinzu kam der Zinsfaktor: Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe kletterte im Tagesverlauf bis auf rund 4,19 %. Für hoch bewertete Wachstumswerte ist das Gegenwind, weil zukünftige Gewinne stärker abdiskontiert werden. Marktbreite und Marktstimmung spiegelten das klar wider: Deutlich mehr Verlierer als Gewinner, eine anziehende Volatilität und eine spürbare Reduktion des Risikoexposures vor dem Wochenende.
Sektorbewegungen: Chips schwach, Lululemon im Fokus
Am stärksten zu spüren war die Skepsis im Chipsektor. Neben Broadcom gaben auch andere AI-Profiteure nach: Nvidia, AMD und Micron gerieten deutlich unter Druck. Die Sorge: Kurzfristige Belastungen durch Margendruck und mögliche Verzögerungen beim Ausbau von AI-Infrastruktur könnten die steilen Kursanstiege der vergangenen Monate nicht mehr rechtfertigen.
Ein Sonderfall war Lululemon. Der Sportartikelhersteller legte nach angehobener Jahresprognose und der Ankündigung eines CEO-Wechsels kräftig zu. Bemerkenswert: Der Kurssprung kam ausgerechnet an dem Tag, an dem bekannt wurde, dass Lululemon zum 22. Dezember aus dem Nasdaq 100 ausscheiden wird. Fundamental positive Nachrichten treffen hier auf einen technischen Verkaufsfaktor durch Indexumschichtungen.
Abseits der Indexschwergewichte sorgten Cannabis-Aktien wie Canopy Growth und Tilray für spektakuläre Bewegungen. Spekulationen um eine mögliche Neubewertung der Branche auf Bundesebene in den USA führten zu Kursgewinnen von 40 bis 50 Prozent und bildeten damit eine klar spekulative Nische in einem ansonsten schwächeren Tech-Umfeld.
Index-Umbau: Rebalancing steht an
Nach Handelsschluss veröffentlichte Nasdaq die jährliche Neuzusammensetzung des Nasdaq 100, wirksam vor Handelsbeginn am 22. Dezember 2025. Diese Anpassung ist vor allem für institutionelle Anleger und ETF-Anbieter wichtig, die den Index nachbilden und entsprechend umschichten müssen.
Neu aufgenommen werden:
– Alnylam Pharmaceuticals (ALNY)
– Ferrovial (FER)
– Insmed (INSM)
– Monolithic Power Systems (MPWR)
– Seagate (STX)
– Western Digital (WDC)
Aus dem Index herausfallen:
– Biogen (BIIB)
– CDW
– GlobalFoundries (GFS)
– Lululemon (LULU)
– ON Semiconductor (ON)
– The Trade Desk (TTD)
In der kommenden Woche ist daher in diesen Werten mit erhöhtem Volumen und teils spürbaren Umschichtungsbewegungen zu rechnen, wenn große Indexfonds und Produkte wie der QQQ ihre Gewichtungen anpassen.
Technisches Bild und Zinsumfeld
Charttechnisch wirkt der Rückgang wie eine klare Abweisung der jüngsten Hochs. Der Index bewegt sich aktuell nur leicht unter seinem 50-Tage-Durchschnitt, nachdem er am Freitag gut 2 % auf Wochensicht verlor. Von seinem 52‑Wochen-Hoch ist der Nasdaq 100 rund 3 % entfernt, liegt aber weiterhin deutlich – gut 48 % – über dem Jahrestief, was die Stärke des übergeordneten Aufwärtstrends unterstreicht.
Der Relative-Stärke-Index (RSI) um die 55 Punkte zeigt: Die überkaufte Phase ist vorbei, eine Übertreibung nach unten gibt es aber noch nicht. Mit einer annualisierten 30-Tage-Volatilität von rund 16 % bleibt das Schwankungsniveau moderat, ist aber spürbar höher als in ruhigen Marktphasen. Die Rendite der 10-jährigen US-Anleihe nahe 4,2 % fungiert kurzfristig als Belastungsfaktor für Wachstumsbewertungen, trotz der jüngsten Leitzinssenkung der US-Notenbank.
Ausblick: Belastungsprobe für die AI-Story
In der neuen Woche rückt die Frage in den Mittelpunkt, wie robust die AI-Erzählung an der Börse wirklich ist. Entscheidend wird sein, ob Rücksetzer bei Schwergewichten wie Nvidia und Broadcom Käufer anziehen oder ob Anleger ihre Positionen weiter reduzieren und in weniger zinssensitive Segmente umschichten.
Zusätzlich stehen wichtige Konjunkturdaten wie Einzelhandelsumsätze und Inflationszahlen (CPI) auf der Agenda. Sie werden Aufschluss darüber geben, ob die von der Fed angestrebte „sanfte Landung“ der US-Wirtschaft realistisch bleibt. Für den Nasdaq 100 bedeutet das: Kurzfristig könnte die Kombination aus höheren Renditen, Index-Rebalancing und erhöhter Erwartungshaltung an AI-Werte zu weiteren Schwankungen führen; mittelfristig bleibt der übergeordnete Trend jedoch intakt, solange die Gewinne im Technologiesektor mit den hohen Bewertungen Schritt halten.
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