Netflix Aktie: Machtprobe
Netflix plant milliardenschwere WBD-Übernahme, sieht sich aber hoher Verschuldung, einem konkurrierenden Gebot von Paramount und kartellrechtlichen Bedenken gegenüber.

- Warnung vor unterbewertetem Mini-Tender-Angebot
- 82,7-Milliarden-Dollar-Deal für HBO und WBD-Studios
- Konkurrenzgebot von Paramount Skydance über 108 Mrd. USD
- Verschuldung steigt auf rund 73,5 Milliarden Dollar
Netflix steht zwischen einer ungewöhnlichen Mini-Übernahmeofferte und einem milliardenschweren Bieterkampf um zentrale Teile von Warner Bros. Discovery. Während die Börsen heute geschlossen sind, bleibt die Aktie nach einem Schlusskurs von 93,64 US-Dollar gestern im Spannungsfeld zwischen Übernahmerisiken, steigender Verschuldung und regulatorischen Fragezeichen. Wie ordnet sich das Gesamtbild für den Streaming-Pionier derzeit ein?
Warnung vor Mini-Tender von TRC Capital
Das Management warnt die Anteilseigner ausdrücklich vor einem sogenannten „Mini-Tender“-Angebot von TRC Capital Investment und empfiehlt, dieses abzulehnen.
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TRC Capital bietet 91,00 US-Dollar je Aktie und will bis zu 1,25 Millionen Netflix-Aktien einsammeln. Das entspricht einem Abschlag von rund 3 % auf den Schlusskurs vom Vortag und weniger als 0,03 % des ausstehenden Kapitals.
Wichtig ist der regulatorische Rahmen: Angebote unterhalb von 5 % des Aktienkapitals gelten als Mini-Tender und unterliegen nicht den umfassenden Offenlegungs- und Verfahrenspflichten größerer Übernahmeangebote der US-Börsenaufsicht SEC. Genau darauf hebt Netflix ab und mahnt zu besonderer Vorsicht, da die Offerte klar unter dem aktuellen Marktpreis liegt.
82,7 Milliarden Dollar für WBD-Kerngeschäft
Deutlich größere Dimensionen hat der geplante Deal mit Warner Bros. Discovery (WBD). Netflix hat eine verbindliche Vereinbarung zur Übernahme zentraler Premium-Assets von WBD geschlossen – darunter die Film- und TV-Studios, HBO und der Streamingdienst Max – zu einem Transaktionsvolumen von rund 82,7 Milliarden US-Dollar. Je WBD-Aktie entspricht das 27,75 US-Dollar.
Dem steht ein konkurrierendes Angebot gegenüber:
- Paramount Skydance (PSKY) hat ein feindliches Barangebot über 108,4 Milliarden US-Dollar für den gesamten WBD-Konzern vorgelegt.
- Finanzielle Rückendeckung erhält dieses Gebot durch eine persönliche Garantie von 40,4 Milliarden US-Dollar von Oracle-Mitgründer Larry Ellison.
- Präferenz des WBD-Boards: Berichten zufolge favorisiert der Verwaltungsrat von WBD aktuell dennoch das Netflix-Angebot und stuft den Paramount-Vorschlag als unzureichend ein – insbesondere mit Blick auf die Aufteilung der Vermögenswerte.
Damit steht nicht nur der Kaufpreis, sondern auch die Struktur der Transaktion im Mittelpunkt der strategischen Abwägung.
Verschuldung und Kursreaktion
Finanziell geht Netflix mit hohem Hebel in dieses Übernahmeprojekt. Zur Finanzierung der geplanten Akquisition wird ein Kreditpaket über 59 Milliarden US-Dollar teilweise refinanziert. In der Folge soll sich die Gesamtverschuldung auf etwa 73,5 Milliarden US-Dollar erhöhen.
Die Märkte reagieren darauf sensibel. Seit Bekanntgabe der Pläne Anfang Dezember hat die Aktie rund 12 % an Wert verloren und zeigte eine ausgeprägte Schwankungsbreite. Der Deal soll erst nach der Abspaltung der linearen Kabelsender von WBD in die neue Gesellschaft „Discovery Global“ vollzogen werden, die für das dritte Quartal 2026 vorgesehen ist. Bis dahin bleibt das Finanzierungsrisiko ein zentrales Thema.
Wettbewerbs- und Regulierungslage
Neben der Finanzierung rückt die Wettbewerbssituation in den Fokus. Präsident Trump hat erklärt, die Netflix-Transaktion könne aus kartellrechtlicher Sicht „ein Problem“ darstellen. Das Unternehmen versucht, diesen Bedenken mit Marktdaten zu begegnen.
Netflix verweist auf Nielsen-Zahlen, wonach der kombinierte US-Zuschauermarktanteil von Netflix und den zu erwerbenden WBD-Assets bei rund 9 % liegen würde. Zum Vergleich: YouTube kommt aktuell auf etwa 13 % der TV-Screen-Time in den USA. Diese Relation ist zentral für die Argumentation, dass der Streamingmarkt breit genug aufgestellt sei, um eine Blockade zu vermeiden.
Bewertung, Kursziele und Szenarien
Trotz der jüngsten Korrektur auf 93,64 US-Dollar sehen viele Analysten noch Spielraum nach oben, auch wenn die Risiken des Großdeals zunehmend eingepreist werden.
Ausgewählte Kennzahlen und Einschätzungen:
- Schlusskurs: 93,64 US-Dollar
- Marktkapitalisierung: ca. 427,89 Milliarden US-Dollar
- Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): 39,12
- Konsens-Kursziel: rund 129,68 US-Dollar (impliziert über 38 % Aufwärtspotenzial)
- Vorsichtige Modelle kommen auf einen fairen Wert um 80,40 US-Dollar
- Jüngste Herabstufungen: Unter anderem Rosenblatt und Pivotal Research senkten auf „Neutral“ mit Kurszielen um 105 US-Dollar
Aktuell bewegt sich der Titel in einer Konsolidierungsphase. Der Markt balanciert den langfristigen Nutzen eines deutlich erweiterten Content-Portfolios mit starken Marken wie HBO gegen die kurzfristigen Belastungen aus höherer Verschuldung, intensiver Bieterkonkurrenz durch Paramount Skydance und möglichen Auflagen der Kartellbehörden. Wie sich diese drei Faktoren – Finanzierung, Regulierung und Bieterkampf – in den kommenden Monaten konkret entwickeln, dürfte maßgeblich bestimmen, ob sich die aktuellen Bewertungsabschläge wieder schließen.
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