Neues Momentum – Rüstungswerte mit eMobility-Phantasie! Rheinmetall, Hensoldt, Renk, Ari Motors, BYD, VW und Tesla im Fokus
Deutsche Rüstungstitel wie Rheinmetall erreichen Rekordstände, während ARI Motors mit neuem Joint Venture und BYD mit starkem Wachstum überzeugen. Wo liegen die Chancen?

- Rheinmetall übertrifft Quartalserwartungen deutlich
- ARI Motors steigt mit Defense-E-Zweirädern ein
- BYD dominiert den europäischen E-Auto-Markt
- Tesla verliert weiter an Boden
Die scheidende Bundesregierung hat im April 2025 eine Wende in der deutschen Investitionspolitik beschlossen. Mit der Verkündung eines Sondervermögens von bis zu 1 Billion Euro sollen die jahrelangen Rückstände in der Verteidigungsfähigkeit, der Infrastruktur und Digitalisierung sowie der Klimapolitik aufgeholt werden. Die Schuldengrenze wird nach Wünschen der Entscheider durch die Platzierung von „Zukunftsanleihen“ fallen.
Innerhalb der EU hofft man dabei auf Zustimmung zu einem der größten Konjunkturpakete der Nachkriegsgeschichte zum Wohle der gemeinsamen, europäischen Sicherheit und zur Gewährleistung von Wachstum und Wohlstand. Rüstungs- und Bautitel konnten seit der Verkündung gut zweistellig zulegen, die Stimmung in den Sektoren ist überschäumend. Doch es gibt noch interessante Nachzügler, die mit neuen Produkten bislang unbemerkt blieben. Auch in der E-Mobilität wird der nächste Gang eingelegt. Zeit für Investoren sich neu zu positionieren!
Rheinmetall, Renk und Hensoldt – Die Euphorie scheint grenzenlos
Hoch her geht es weiterhin bei den Defense-Titeln Rheinmetall, Renk und Hensoldt. Rheinmetall hatte in der letzten Woche Zahlen zum ersten Quartal veröffentlicht, sie lagen über den Erwartungen. Auf Basis vorläufiger Zahlen erwartet der DAX-Konzern eine Erlössteigerung von rund 46 % gegenüber 2024 auf etwa 2,3 Mrd. EUR. Haupttreiber bleibt das militärische Geschäft mit einem Aufschlag von annähernd 73 %, das operative Sektor-Ergebnis soll sogar einen Zuwachs von rund 96 % erreichen. Im Konzern bedeutet dies eine Plus von Plus von 49 % auf insgesamt 199 Mio. EUR. Die Konsens-Schätzungen lagen bei 1,95 Mrd. EUR für den Umsatz und einem operativen Überschuss von 165,8 Mio. EUR.
CEO Armin Papperger geht wegen einiger Vorzieheffekte von einer leichten Verlangsamung in Q2 aus, in Aussicht für das Gesamtjahr wird aber ein Umsatzplus von 25 bis 30 % gestellt. Weiterhin nicht berücksichtigt ist die Verbesserung des Marktpotenzials, die sich in Europa, Deutschland und der Ukraine in den nächsten Jahren abzeichnet. Mit Kursen über 1.600 EUR zum Wochenstart schraubt sich der Kurs immer weiter nach oben. Das KGV 2025e liegt nun bei 55 und der erwartete Umsatz wird mit Faktor 5 bezahlt. UBS hebt ihr Buy-Rating auf ein Kursziel von 1.600 auf 1.840 EUR an – ein Wahnsinn!

Der Augsburger Spezialgetriebehersteller Renk erreichte heute mit einem Höchstkurs von 57,20 EUR eine Marktkapitalisierung von satten 5,6 Mrd. EUR. Das Unternehmen erzielt aber in 2025e nur einen geschätzten Umsatz von gut 1,5 Mrd. EUR. Eine laufende Betriebsoptimierung wird den Gewinnanstieg je Aktie auf etwa 1,42 EUR begrenzen, damit beträgt das laufende KGV stramme 40. Auch im nächsten Jahr sinkt es nur auf rund 32 ab. Völlig ausreichend votieren die 10 positiv gestimmten Analysten auf der Plattform LSEG mit einem durchschnittlichen Kursziel von 50,40 EUR. Langsam erreicht die Renk-Aktie ungeahnte Höhen, Investoren sollten ihren Stopp-Kurs auf 55 EUR eng nachziehen.

Bei Hensoldt sieht es von der Bewertungsseite nicht recht viel besser aus. Mit Kursen um 71 EUR beträgt die Marktkapitalisierung gut 8,2 Mrd. EUR. Auch hier liegt die Umsatzschätzung 2025e mit 2,6 Mrd. EUR nur bei einem Drittel der Bewertung. Noch dazu wächst das Unternehmen bis 2027 laut begleitender Analysten im Schnitt nur mit etwa 10 bis 12 % pro Jahr. Auch hier beträgt das sehr optimistische KGV 40 bzw. 32 und 27 für die kommenden zwei Geschäftsjahre. Das mittlere Kursziel der LSEG-Experten ist mit 59,5 EUR in 12 Monaten entsprechend niedrig. Zahlen zum ersten Quartal werden Übermorgen erwartet. Wenn es hier keine positive Überraschung mit super Ausblick gibt, sollte man als Investor die aufgelaufenen Gewinne schnell einstreichen. Vorsicht: Der Sektor könnte schnell korrigieren!

ARI Motors Industries SE – Quantensprung mit militärisch nutzbaren E-Zweirädern
Noch wenig auf dem Radar haben deutsche Investoren den E-Mobilitäts-Nebenwert Ari Motors Industries SE. Doch das könnte sich nun sprunghaft ändern. Denn das Unternehmen geht nun neue Schritte in Richtung Defense- und Sicherheit. Bislang ist man Anbieter einer ganzen Serie von kleinen Elektrotransportern und PKWs – nun werden perspektivisch E-Zweiräder in das Programm mit aufgenommen. Die Kuriosität: Über ein Joint Venture mit dem bekannten E-Zweirad-Hersteller eROCKIT AG beabsichtigt man laut heutiger Ad-Hoc Meldung die gemeinsame Entwicklung, Produktion und den Vertrieb von elektrisch betriebenen Zweirädern und Amphibienfahrzeugen vornehmlich für den militärischen Einsatz. Laut StartUs Insights gehörte eROCKIT im Jahr 2020 zu den Top 5 „Hybrid Vehicle Startups“ der Welt.
Die neu aufgesetzte Firma mit ARI nennt sich eROCKIT DEFENCE und wird seinen Sitz vermutlich regierungsnah in Berlin haben. Damit ist die geographische Weite zum Verteidigungs-Ministerium minimal, Verantwortliche können die streng geheimen Prototypen vor Ort begutachten. Gerade die neue Regierung unter dem CDU-Mann Merz betont schnelle Wege und proklamiert starken Bürokratieabbau. Davon könnte der Neuling enorm profitieren.
Für die ARI Motors Industries SE ist dies ein Quantensprung in der Unternehmensentwicklung. Denn nach einem vielversprechenden Jahresauftakt meldete man für das erste Quartal Gesamterlöse von 1,3 Mio. EUR. Die liegt bislang noch im Bereich des Vorjahres. Doch mit dem Joint Venture kommt nun Musik in das Zahlenwerk, denn mit den neuen Defense-Produkten nimmt das Unternehmen Kontakt zu europäischen Verteidigungs-Zentralen auf. Zielgruppe für die leisen E-Zweiräder sind NATO- und EU-Spezialkräfte sowie Aufklärungseinheiten, Sicherungs- und Krisenreaktionskräfte.
ARI verfügt bereits über Kontakte zu militärischen Entscheidern und Bundeswehr-Förderstellen, die strategische Zusammenarbeit mit der eROCKIT AG soll innovative Produkte für sicherheitsrelevante Einsatzzwecke schaffen. Es sind dies geräuscharme, wendige und elektrisch betriebene Zweiräder und Amphibienfahrzeuge, die unter anderem im Bereich Verteidigung, Grenzsicherung und innerstaatlicher Einsätze genutzt werden sollen. Mit dem Aufbau des neuen ARI-Werks in Borna bestehen zudem dann die notwendigen Kapazitäten für einen großen Rollout. Mit rund 300.000 Soldaten in spezialisierten Einheiten könnte der Bedarf an „lautloser Mobilität“ tatsächlich groß sein, denn bislang benutzen Militärs fast zu 100% Verbrenner.
Addiert man die Sondereinheiten von Polizei, Katastrophenschutz und Kriseneinsatzkräfte hinzu, könnte über Flottengrößen von 10 bis 200 Fahrzeugen je Einheit diskutiert werden. Der durchschnittliche Stückpreis der nahezu geräuschlosen Fahrzeuge liegt bei 15.000 bis 20.000 EUR. ARI und eROCKIT erwarten über die nächsten 5 Jahre, bei einer normalen Antizipation und behördlicher Akzeptanz, Umsätze im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich. Kommen andere Institution wie UN, Polizei oder Grenzschutz mit auf den Plan, könnte daraus zusätzliches Umsatzpotenzial in Millionenhöhe entstehen.
Nach Angaben der JV-Partner bestehen enge Kontakte zu sicherheitsrelevanten Stellen, unter anderem zu Entscheidungsträgern innerhalb der Bundeswehr, dem Cyber Innovation Hub der Bundeswehr sowie zur Führungsebene operativer Einheiten. Erste vertrauliche Präsentationen haben stattgefunden, weitere Termine sind zeitnah geplant.
Die Story von Renk, Steyr Motors und der geplante Börsengang der thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) schüren zusätzliche Börsenfantasie. Denn in den vergangenen Monaten ist ein deutlicher Anstieg von Notizen und Ausgliederungen im sicherheitsrelevanten Industriesektor zu beobachten. Das unterstreicht die Kapitalmarktfähigkeit technologiebasierter Verteidigungsunternehmen. Die in Aussicht gestellte eROCKIT DEFENCE bewegt sich mit ihrem Produkt- und Zielmarkt in einem vergleichbaren Umfeld. Eine spätere zivile Skalierung und ein perspektivischer Börsengang sind daher Bestandteil der mittel- bis langfristigen Planungen beider Unternehmen.

Mit nur 10 Mio. ausgegebenen Aktien beträgt die Marktkapitalisierung mit Kursen um 0,42 EUR derzeit überschaubare 4,2 Mio. EUR. Mit der öffentlich geförderten Anlage in Borna entstehen weitere 25 Arbeitsplätze und eine Kapazität von 500 Fahrzeugen im Jahr. Damit kann bei entsprechender Nachfrage bereits im Jahr 2025 ein Umsatz von über 8 bis 10 Mio. EUR erwartet werden. Für das Joint Venture eROCKIT DEFENCE wird nach Abschluss der Finanzierungsrunde mit ersten Prototypen in Q1-2026 gerechnet. Im weiteren Jahresverlauf 2026 sollten umsatzwirksame Auslieferungen verzeichnet werden können.
Mit einem aktuellen Kurs-Umsatz-Verhältnis 2025e von 0,5 ist die Aktie im Sektor spottbillig. Eine zeitnahe Aufwertung steht spätestens mit der Gründung der eROCKIT DEFENCE im Raum.Bis Mittag sprang der Kurs bei über 180.000 gehandelten Aktien um mehr als 10 % nach oben. Die Reise dürfte u. E. noch wesentlich weiter gehen!
BYD, VW und Tesla – China gibt den Takt an
Während VW mit den deutschen Rahmenbedingungen, der internationalen Zollpolitik und einer rückständigen E-Strategie hadert, erobern chinesische Hersteller still den europäischen Markt. Die von der EU verhängten Zusatzzölle von bis zu 34 % stören hierbei nicht wirklich, denn die Kostenvorteile überwiegen diesen Preisaufschlag bei weitem. Mit 8 neuen Modellen ist BYD nun auf dem deutschen Markt etabliert, sie alle liegen im Preis trotz der Importzölle noch unter den europäischen Herstellern. Der technologische Stand ist oftmals so überzeugend, dass die chinesischen Fahrzeuge auch am Ladentisch gewinnen.
BYD konnte im April 2025 insgesamt 380.089 NEV-Fahrzeuge absetzen, knapp 47 Prozent mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Im März lag die Verkaufsmenge noch bei 377.420 Einheiten. Die Prognose für das Jahr 2025 sieht vor, dass das Unternehmen über 5,5 Mio. Autos verkaufen wird, was einem Anstieg von 25% zum Vorjahr gleichkommt. Beeinträchtigung könnte allerdings wegen andauernder politischer Auseinandersetzungen von der Konjunkturfront lauern. 32 Analysten auf der Plattform LSEG vergeben Kauf-Voten für die aufstrebenden Asiaten, das 12-Monats-Durchschnittsziel liegt bei 456 Yuan, also rund 25 % über den aktuell gehandelten 356 Yuan. Ab 2026 kommen die BYD-Modelle aus dem zollbefreiten EU-Nachbarn Ungarn, dann werden die Karten neu gemischt.

Der größte deutsche Konkurrent VW ist gerade dabei, etwas Boden im Markt zu gewinnen, technologisch besteht für BYD und andere fernöstliche Hersteller aber noch ein Vorsprung von etwa 2 Jahren. Spektakulär ist auch der Niedergang von Tesla. Der E-Pionier kämpft wegen der politischen Betätigung von Elon Musk mit viel Gegenwind von verärgerten Zielkunden. Aufträge wurden storniert, der Umsatz bricht daraufhin in Europa um über 30 % ein. Weltweit lieferte Tesla im ersten Quartal 2025 insgesamt 336.681 Fahrzeuge aus, was einem Rückgang von 13 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht, in China waren es ganze 29 % Minus. Sogar VW hat Tesla in Q1 in der EU wieder den Rang abgelaufen.

Insgesamt ist davon auszugehen, dass BYD trotz der guten Präsenz von VW seine Marktvorteile bei E-Fahrzeugen in Preis und Qualität weiter ausspielen kann. Mit einem KGV 2026e von 12 ist die Aktie mit Kursen um 44,30 EUR weiterhin attraktiv, VW sollte mit einem historisch tiefen KGV von 3,5 und Preisen von 96 EUR aber stark beobachtet werden, denn die Widerstands-Marke von 100 EUR ist zum Greifen nah. Der Kurs von Tesla hingegen ist angezählt, hier könnte es noch weit nach unten gehen.
FAZIT
Neue Geschäftsfelder entstehen durch die Verbindung von Defense-Technologien mit der E-Mobilität. Investoren mussten sich in den letzten Monaten mit den mittlerweile sehr hoch bewerteten Rüstungstiteln auseinandersetzen. Aktuell werden in den Kursen bereits Zahlenwerke bis zum Jahr 2030 bewertungstechnisch abgebildet. Eine entsprechende Korrektur der Kurs-Umsatz-Verhältnisse (KUVs) von 3 bis 5 ist mittelfristig zu erwarten.
Anleger sollten daher einen Blick auf die kleine ARI Motors Industries SE werfen, denn hier handelt man derzeit ein KUV von 0,5. Das Joint Venture eROCKIT DEFENCE könnte für 2027 perspektivisch ein neuer IPO-Kandidat werden. ARI-Aktionäre sollten von diesem Event bevorzugt profitieren. Insgesamt raten wir bei den heiß gelaufenen, bekannten Rüstungstiteln zur Vorsicht. Aktien der E-Mobilität eignen sich im Fall von BYD und VW zur Beimischung, die völlig überbewertete Tesla wird im aktuellen Umfeld wohl weiter Federn lassen müssen. Eine gute Diversifikation schützt das Portfolio vor größeren Schwankungen.