Novo Nordisk Aktie: Abwartende Haltung?
Die europäische Arzneimittelbehörde befürwortet die stärkere 7,2-mg-Dosis von Wegovy, die eine Gewichtsreduktion von über 20 Prozent ermöglicht. Dies ist ein strategischer Schritt im Wettbewerb mit Eli Lilly.

- EMA empfiehlt höhere Wegovy-Dosis von 7,2 mg
- Durchschnittlicher Gewichtsverlust von 20,7 Prozent erzielt
- Aktie notiert deutlich unter Jahreshoch
- Zulassungsanträge in USA und weiteren Märkten laufen
Novo Nordisk steckt operativ und an der Börse unter Druck. Gleichzeitig arbeitet der Konzern mit Hochdruck daran, seine Führungsrolle im Adipositasmarkt gegen Eli Lilly zu verteidigen. Die nun vorliegende positive Empfehlung der europäischen Arzneimittelbehörde für eine deutlich höhere Wegovy-Dosis ist dabei ein zentraler Baustein – reicht das, um wieder Boden gutzumachen?
EMA gibt den Takt vor
Am 12. Dezember 2025 meldete Novo Nordisk, dass der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) eine positive Stellungnahme für eine höhere Wegovy-Dosis (Semaglutid 7,2 mg) abgegeben hat. Der nächste Schritt ist die formale Entscheidung der EU-Kommission, die EMA-Empfehlungen in der Regel folgt.
Die neue Dosis stellt einen deutlichen Sprung gegenüber der bisher zugelassenen 2,4-mg-Variante dar. Laut den eingereichten Studiendaten ermöglicht sie stärkeres Gewichtsmanagement, ohne die bereits etablierten kardiovaskulären Vorteile und das bekannte Sicherheitsprofil zu verschlechtern. Nach Konzernangaben könnte die 7,2-mg-Dosis – vorbehaltlich der EU-Genehmigung – bereits zu Jahresbeginn für Patientinnen und Patienten mit Adipositas verfügbar werden und im Schnitt eine Gewichtsreduktion von 20,7 % ermöglichen.
Studienbasis: STEP UP Programm
Die positive EMA-Einschätzung stützt sich auf Ergebnisse aus den STEP UP- und STEP UP T2D-Studienprogrammen, in denen Semaglutid 7,2 mg bei adipösen Patienten mit und ohne Typ-2-Diabetes getestet wurde.
Zentrale Wirksamkeitsdaten
In der 72-wöchigen STEP-UP-Studie mit 1.407 Erwachsenen mit Adipositas (BMI ≥30 kg/m²) ohne Diabetes zeigte sich:
- Durchschnittlicher Gewichtsverlust: 20,7 % des Körpergewichts nach 72 Wochen mit 7,2 mg, gegenüber 17,5 % mit 2,4 mg
- Starke Responder: Rund 33 % der Teilnehmenden verloren mindestens 25 % ihres Körpergewichts
- Körperzusammensetzung: 84 % des Gewichtsverlusts entfielen auf Fettmasse, während die Muskelfunktion erhalten blieb
- Sicherheit: Nebenwirkungsprofil im Einklang mit der bereits zugelassenen 2,4-mg-Dosis
In der STEP-UP-T2D-Studie mit 512 Erwachsenen mit Adipositas und Typ-2-Diabetes bestätigte die 7,2-mg-Dosis ihre Überlegenheit gegenüber Placebo in Bezug auf Gewichtsreduktion.
Erhalt der Muskelkraft als Schlüsselargument
Ein zentrales Ergebnis adressiert eine häufige Sorge bei starken Gewichtsabnahmen: der Verlust von Muskelmasse und -funktion. Daten, die auf der 61. Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Diabetesforschung (EASD) im September 2025 präsentiert wurden, zeigen, dass unter der 7,2-mg-Therapie zwar überwiegend Fettmasse reduziert wurde, die Muskelfunktion aber erhalten blieb. Für behandelnde Ärzte ist das ein wichtiges Argument, da reine Gewichtsreduktion ohne Blick auf die Körperzusammensetzung medizinisch problematisch sein kann.
Konkurrenzdruck durch Eli Lilly
Die EMA-Empfehlung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Novo Nordisk im Adipositassegment massiv unter Druck steht. Eli Lilly hat mit seinen Tirzepatid-Präparaten Mounjaro (Typ-2-Diabetes) und Zepbound (Adipositas) stark aufgeholt und in den USA zuletzt bei wöchentlichen Verschreibungen die Nase vorn: Zepbound hat Wegovy bei den Rezeptzahlen überholt.
Die höhere Wegovy-Dosis soll genau hier ansetzen. Mit durchschnittlich 20,7 % Gewichtsverlust nähert sich Novo Nordisk den Wirksamkeitswerten, die Zepbound in Studien so stark gemacht haben. Aus Anlegersicht geht es damit nicht nur um eine neue Option für Patienten, sondern um die Verteidigung von Marktanteilen in einem Milliardenmarkt.
Aktie unter Druck – Bewertung deutlich niedriger
An der Börse spiegelt sich der Gegenwind klar wider. Der Titel liegt seit Jahresbeginn rund 50 % im Minus und notiert mit etwa 42,51 € deutlich unter dem 52-Wochen-Hoch von 103,16 €. Auslöser für den Druck waren mehrere Gewinnprognose-Senkungen, zunehmende GLP‑1-Konkurrenz, ein schwächer als erhoffter Marktausbau sowie die starke Verbreitung von Nachmischungen (compounded semaglutide) in den USA.
Parallel dazu hat sich die Bewertung deutlich abgekühlt. Die Aktie wird aktuell bei etwa dem 13- bis 14-fachen der erwarteten Gewinne gehandelt – deutlich unter dem Fünfjahresschnitt von rund dem 29-fachen. Das signalisiert, dass der Markt kurzfristige Wachstums- und Margenrisiken stark gewichtet, trotz der nach wie vor dominanten Stellung im Adipositas- und Diabetesgeschäft.
Globale Zulassungsstrategie für 7,2 mg
Novo Nordisk verfolgt mit der höheren Wegovy-Dosis einen international abgestimmten Zulassungsplan.
USA und weitere Märkte
- USA: Im November 2025 reichte der Konzern Semaglutid 7,2 mg bei der US-Arzneimittelbehörde FDA ein – unter Nutzung des „Commissioner’s National Priority Voucher“ (CNPV). Dieses beschleunigte Verfahren sieht eine verkürzte Prüfzeit von etwa ein bis zwei Monaten nach Annahme des Antrags vor.
- Weitere Länder: Neben der EU laufen Zulassungsverfahren unter anderem in Großbritannien und weiteren Märkten, um die Verfügbarkeit der höheren Dosis global auszuweiten.
Parallel dazu hat Novo Nordisk bei der EMA ein spezielles Einzeldosis-Gerät für die 7,2-mg-Verabreichung beantragt. Ein solches Device könnte die Anwendung vereinfachen und damit die Therapietreue erhöhen – ein nicht zu unterschätzender Faktor bei Langzeitbehandlungen.
Strategischer Rahmen: Umbau und Pipeline
Die EMA-Empfehlung fällt in eine Phase tiefgreifender Veränderungen im Konzern. Seit August 2025 steht mit Mike Doustdar ein neuer CEO an der Spitze, der im September eine umfassende Restrukturierung angestoßen hat.
Kostensenkung und Fokussierung
Kernelemente des Umbaus:
- Abbau von rund 9.000 Stellen weltweit (etwa 11 % der Belegschaft)
- Davon rund 5.000 Jobs in Dänemark
- Erwartete jährliche Einsparungen von rund 8 Mrd. DKK (ca. 1,25 Mrd. US‑Dollar) bis 2026
- Gezielte Reinvestition der frei werdenden Mittel in Wachstumsfelder rund um Diabetes und Adipositas
Damit will Novo Nordisk seine Kostenbasis verschlanken und zugleich Mittel für die nächste Generation von Stoffwechselmedikamenten freispielen.
Pipeline: Die nächste Adipositas-Welle
Neben der höheren Wegovy-Dosis arbeitet der Konzern an mehreren Nachfolge- und Ergänzungsprojekten:
- CagriSema: Fixdosis-Kombination aus Cagrilintid und Semaglutid, Zulassungsantrag für 2026 geplant
- Amycretin: Dualer GLP‑1- und Amylinrezeptor-Agonist, Start der Phase-III-Entwicklung im 1. Quartal 2026
- Orales Semaglutid 25 mg: Zur Behandlung von Adipositas bereits bei der FDA eingereicht, eine Entscheidung wird für das 4. Quartal 2025 erwartet
Diese Projekte zielen darauf ab, Wirksamkeit, Verträglichkeit und Anwendungsform weiter zu verbessern – und damit die Produkthistorie über Wegovy hinaus fortzuschreiben.
Ausblick: Mehrere Katalysatoren bis 2026
In den kommenden Quartalen stehen für Novo Nordisk gleich mehrere potenzielle Kurstreiber und Richtungsentscheidungen an:
- Q4 2025: FDA-Entscheidung zu oralem Semaglutid 25 mg bei Adipositas
- Anfang 2026: Erwartete finale Zustimmung der EU-Kommission für Wegovy 7,2 mg und möglicher Marktstart kurz darauf
- Q1 2026: Voraussichtliche FDA-Entscheidung zu Wegovy 7,2 mg im beschleunigten Verfahren
- Im Jahresverlauf 2026: CagriSema-Zulassungsantrag sowie Kopf-an-Kopf-Studienergebnisse gegen Eli Lillys Zepbound
Analysten sind in ihrer Einschätzung gespalten: Einerseits erscheint die Bewertung im historischen Vergleich deutlich niedriger, andererseits lasten Konkurrenzdruck, US-Preisverhandlungen und Margensorgen sichtbar auf dem Papier. Ein Beispiel: Goldman Sachs hält zwar an einer Kaufempfehlung fest, hat das Kursziel zuletzt aber von 60 auf 54 US‑Dollar reduziert – ein Hinweis darauf, dass selbst optimistische Beobachter mit einem anspruchsvollen Umfeld rechnen.
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