Oracle Aktie: Langsameres Tempo?

Oracles massive Cloud-Investitionen führen zu steigender Verschuldung und negativem Cashflow, während das Auftragsvolumen historische Höhen erreicht. Analysten bewerten Chancen und Risiken.

Die Kernpunkte:
  • Auftragsbestand explodiert auf über 500 Milliarden Dollar
  • Investitionsausgaben verdreifachen sich im Jahresvergleich
  • Gesamtverschuldung steigt um 40 Prozent an
  • Starkes Cloud-Wachstum von 34 Prozent im Quartal

Oracle setzt im KI-Zeitalter auf massiven Ausbau seiner Cloud-Infrastruktur – doch der Preis dafür ist hoch. Steigende Verschuldung, negativer Cashflow und abgesprungene Finanzierungspartner sorgen für Druck auf die Aktie. Gleichzeitig wächst das Cloud-Geschäft rasant und der Auftragsbestand erreicht historische Dimensionen. Wie passt das zusammen?

Hohe Investitionen, steigende Verschuldung

Auslöser der jüngsten Schwächephase waren die Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal 2026 vom 10. Dezember. Operativ konnte Oracle zwar beeindrucken: Die sogenannten Remaining Performance Obligations – also vertraglich zugesicherte, noch nicht realisierte Umsätze – schnellten im Jahresvergleich um 438 % auf 523 Milliarden US‑Dollar nach oben. Das signalisiert extrem gut gefüllte Auftragsbücher, vor allem im Cloud-Geschäft.

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Im Fokus der Anleger standen aber die Bilanzrisiken. Oracle hat seine Investitionspläne deutlich nach oben geschraubt. Die Prognose für die Investitionsausgaben im laufenden Geschäftsjahr wurde auf 50 Milliarden Dollar erhöht – deutlich über den rund 35 Milliarden Dollar, mit denen der Markt gerechnet hatte. Dieses Tempo beim Ausbau von Rechenzentren treibt die Verschuldung nach oben und belastet den freien Cashflow.

  • Die Gesamtverschuldung (inklusive Leasingverbindlichkeiten) stieg im Jahresvergleich um 40 % auf 124 Milliarden Dollar.
  • Der freie Cashflow war bereits das dritte Quartal in Folge negativ.
  • Die Investitionsausgaben im zweiten Quartal verdreifachten sich im Jahresvergleich auf 12 Milliarden Dollar.
  • Zusätzlich bestehen Leasingverpflichtungen von 248 Milliarden Dollar, die nicht vollständig in der Bilanz sichtbar sind.
  • Ein Großteil des Auftragsbestands hängt an wenigen Kunden, insbesondere OpenAI mit rund 300 Milliarden Dollar des Backlogs.

Diese Kombination aus hoher Verschuldung, wiederkehrendem negativem Cashflow und starker Kundenkonzentration beeinträchtigt die Risikowahrnehmung. Entsprechend haben sich Kreditversicherungen auf Oracle-Anleihen (Credit Default Swaps) auf das höchste Niveau seit 2009 ausgeweitet – ein deutliches Signal gestiegener Ausfallrisiko-Prämien.

Rückschlag bei externer Finanzierung

Zusätzlichen Druck brachte ein Rückzieher bei einem großen Infrastrukturprojekt. Mitte Dezember wurde bekannt, dass Blue Owl Capital aus einer geplanten 10‑Milliarden‑Dollar‑Partnerschaft für ein großes Rechenzentrum in Michigan ausgestiegen ist. Begründet wurde dies mit der stark gestiegenen Verschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital.

Der geplatzte Deal wurde am Markt als potenzielle Finanzierungslücke interpretiert. Denn Oracle verfolgt extrem ambitionierte Ausbaupläne für seine KI- und Cloud-Kapazitäten. Wenn externe Kapitalpartner vorsichtiger werden, steigen die Zweifel, ob dieses Wachstumstempo ohne weitere Belastung der Bilanz haltbar ist.

Analysten zwischen Chance und Risiko

Trotz der deutlichen Kursverluste sehen einige Analysten weiter attraktives Potenzial. So bestätigte Citizens am 17. Dezember seine Einstufung „Market Outperform“ mit einem Kursziel von 342 US‑Dollar. Im Fokus steht dabei vor allem der Wert langfristiger „take-or-pay“-Verträge, die Oracle über Jahre hinweg relativ planbare Umsätze sichern.

Cantor Fitzgerald blieb zwar bei „Overweight“, senkte das Kursziel aber von 400 auf 320 Dollar und spiegelt damit die gestiegenen Risiken wider. Morningstar taxiert den fairen Wert der Aktie auf 277 Dollar je Anteil. Aus dieser Sicht wäre der aktuelle Kurs klar rabattiert – die Analysten betonen aber, dass dieser Abschlag das erhebliche Ausführungsrisiko abbildet und nicht automatisch eine klare Einstiegschance bedeutet.

Cloud-Geschäft überzeugt operativ

Auf der operativen Seite liefert Oracle weiterhin stark ab, insbesondere im Cloud-Segment. Im zweiten Quartal meldete der Konzern:

  • Gesamtumsatz von 16,1 Milliarden Dollar, ein Plus von 14 % gegenüber dem Vorjahr
  • Cloud-Umsatz von 8,0 Milliarden Dollar, ein Wachstum von 34 %
  • IaaS-Umsätze (Cloud-Infrastruktur) von 4,1 Milliarden Dollar, ein Sprung um 68 %
  • Bereinigter Gewinn je Aktie von 2,26 Dollar, ein Zuwachs von 54 %

Diese Zahlen zeigen, dass die teuren Infrastrukturinvestitionen durchaus Wirkung zeigen und Oracle im Cloud-Geschäft deutlich an Fahrt gewinnt. Zusätzlich meldete das Unternehmen den Verkauf seiner Beteiligung am Chipdesigner Ampere Computing, was einen Vorsteuergewinn von 2,7 Milliarden Dollar einbringt. Vorstandschef Larry Ellison betonte in diesem Zusammenhang, Oracle setze künftig auf „Chip-Neutralität“ und wolle mit allen relevanten CPU- und GPU-Anbietern zusammenarbeiten, statt eigene Chips zu entwickeln.

TikTok als zusätzlicher Impuls

Kurzfristige Entlastung brachte die Nachricht, dass Oracle sich mit 15 % an einem neuen TikTok‑Joint‑Venture in den USA beteiligen wird. Zusammen mit Silver Lake und MGX hält das Investorenkonsortium künftig 45 % an der Einheit; ByteDance selbst bleibt mit 19,9 % beteiligt, weitere ByteDance‑Investoren bringen es auf 30,1 %.

Im Rahmen dieser Struktur soll Oracle zentrale Aufgaben rund um Datenschutz, Algorithmensicherheit und Content-Moderation übernehmen. Für die Cloud-Sparte könnte das einen zusätzlichen, margenstarken Großkunden bedeuten – ein strategischer Baustein, der gut zu Oracles Fokus auf regulierungssensible Datenverarbeitung passt.

Bewertung, Kursniveau und Ausblick

Nach dem Höhenflug im September liegt der Kurs inzwischen deutlich unter dem damaligen Spitzenwert. Mit rund 165 Euro notiert die Aktie aktuell fast 41 % unter dem 52‑Wochen‑Hoch von 280,70 Euro, bleibt aber klar über dem 52‑Wochen‑Tief von 111,42 Euro. Gleichzeitig handelt die Aktie mit gut 11 % Abschlag zum 50‑ und 200‑Tage‑Durchschnitt, was die Korrektur der vergangenen Monate unterstreicht.

Für die kommenden Jahre zeichnet das Management ein ambitioniertes Bild: Die Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2027 wurde um 4 Milliarden Dollar auf 89 Milliarden Dollar angehoben, was einem Wachstum von 33 % entspräche – etwa dem Doppelten der aktuellen Wachstumsrate. Der Auftragsbestand von 523 Milliarden Dollar verschafft Oracle dabei außergewöhnlich hohe Planungssicherheit. Entscheidend wird sein, ob es gelingt, diese vertraglichen Zusagen in tatsächliche Umsätze und Cashflows zu verwandeln, ohne die Bilanz noch stärker zu belasten. Besonders die nächsten Quartale mit der Q3‑Guidance und möglichen neuen Lösungen zur Finanzierung weiterer Rechenzentren werden zeigen, wie tragfähig der eingeschlagene Wachstumspfad bis 2026 wirklich ist.

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