Oracle Aktie: TikTok-Impuls

Oracle gewinnt TikTok als wichtigen Cloud-Kunden, während hohe Investitionen in KI-Infrastruktur und steigende Schulden für Analystenunsicherheit sorgen.

Die Kernpunkte:
  • TikTok als strategischer Cloud-Infrastrukturkunde
  • Milliardeninvestitionen in KI-Rechenzentren
  • Starke Umsatz- und Cloud-Wachstumszahlen
  • Hohe Verschuldung und negativer Cashflow

Oracle bekommt mit TikTok einen prominenten Cloud-Kunden in Aussicht – und das zu einem Zeitpunkt, an dem Zweifel an der Finanzierung der eigenen KI-Infrastruktur zuletzt zugenommen hatten. Der geplante Deal für das US-Geschäft der Plattform könnte für stabilere, margenstarke Erlöse sorgen, während der Konzern Milliarden in neue Rechenzentren steckt. Im Kern geht es um die Frage: Reicht dieser strategische Schritt aus, um die Sorgen rund um Schulden und Investitionen abzufedern?

TikTok-Deal als strategischer Anker

ByteDance, die Mutter von TikTok, will eine mehrheitlich US-eigene Gesellschaft für das US-Geschäft der Plattform schaffen. Laut einem internen Memo von TikTok-CEO Shou Chew, über das Bloomberg berichtet, sollen Oracle, die Tech-Beteiligungsgesellschaft Silver Lake und der Abu-Dhabi-Staatsfonds-Arm MGX zentrale Partner dieses Joint Ventures werden.

Die neue Einheit soll Befugnisse über Datenschutz, Inhaltsmoderation und kommerzielle Aktivitäten in den USA erhalten. Oracle übernimmt in diesem Konstrukt die Rolle des Sicherheits- und Infrastrukturpartners für die US-Version von TikTok – ein klarer Ausbau der eigenen Stellung im Cloud-Geschäft.

Der Mizuho-Analyst Siti Panigrahi betont den strategischen Wert des Deals: TikTok würde damit zu einem Schlüssel-Kunden für Oracles Cloud-Sparte und könnte das Geschäft jenseits von KI-Anwendungen mit dauerhaften, margenstarken Workloads stärken. Regulierung bleibt dennoch ein Thema: Die Struktur knüpft an Vereinbarungen aus der Trump-Ära an und benötigt weiterhin die Zustimmung der chinesischen Behörden.

Kernpunkte des Deals im Überblick:

  • Mehrheits-US-geführtes Joint Venture für TikTok USA
  • Oracle als Security- und Infrastrukturpartner
  • Silver Lake und MGX (Abu Dhabi) als weitere zentrale Investoren
  • TikTok soll zu einem bedeutenden Cloud-Infrastrukturkunden für Oracle werden
  • Vollzug hängt noch von China-Genehmigung ab

AI-Projekte und Finanzierungsfragen

Der TikTok-Impuls fällt in eine Phase erhöhter Unsicherheit. Zu Wochenbeginn war die Oracle-Aktie nach Medienberichten um rund 5 % unter Druck geraten, weil Blue Owl Capital den Planungen zufolge doch nicht an der Finanzierung eines Data-Center-Großprojekts mit OpenAI beteiligt sein will.

Konkret geht es um einen geplanten Standort im US-Bundesstaat Michigan (Saline Township) mit einer Kapazität von einem Gigawatt für KI-Anwendungen. Oracle betont zwar, dass das Projekt „im Zeitplan“ liege, doch Blue Owl sei nicht länger in Finanzierungsgespräche eingebunden. Das nährt am Markt Zweifel, wie Oracle seine sehr umfangreichen Infrastrukturpläne tatsächlich stemmen will.

Im Raum stehen Verpflichtungen für Leasing- und Cloud-Kapazitäten von insgesamt rund 248 Milliarden US-Dollar über die kommenden 15 bis 19 Jahre. Diese langfristigen Zusagen zeigen den Anspruch, zu einem der großen globalen Infrastrukturspieler im KI- und Cloud-Bereich aufzusteigen – zugleich erhöhen sie aber den Druck auf Cashflow und Bilanz.

Starke Zahlen, hoher Kapitalbedarf

Operativ liefert Oracle derzeit beachtliches Wachstum. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2026 legte der Konzern bei allen wesentlichen Kennzahlen deutlich zu:

  • Gesamtumsatz: 16,1 Mrd. US-Dollar, +14 % gegenüber Vorjahr
  • Cloud-Umsatz: 8,0 Mrd. US-Dollar, +34 %
  • Cloud-Infrastruktur: 4,1 Mrd. US-Dollar, +68 %
  • Remaining Performance Obligations (RPO): 523 Mrd. US-Dollar, +438 %
  • GAAP-EPS: 2,10 US-Dollar, +91 %
  • Non-GAAP-EPS: 2,26 US-Dollar, +54 %

Vor allem der Sprung bei den RPO – also den vertraglich zugesicherten, noch nicht realisierten Erlösen – zeigt, dass Großkunden wie Meta und Nvidia Oracle langfristig binden. Die Wachstumsstory im Cloud-Segment ist damit klar sichtbar.

Doch diese Expansion hat ihren Preis. Für das Geschäftsjahr 2026 hat Oracle seine Investitionsplanung für Rechenzentren auf rund 50 Milliarden US-Dollar angehoben, zuvor waren etwa 35 Milliarden in Aussicht gestellt worden. Parallel dazu summiert sich die Gesamtverschuldung nach einer Anleiheemission über 18 Milliarden US-Dollar auf rund 111 Milliarden und liegt damit deutlich über dem Kassenbestand von etwa 20 Milliarden.

Die Folgen zeigen sich im Cashflow: Im zweiten Quartal rutschte der freie Cashflow auf etwa minus 10 Milliarden US-Dollar ab. Rund 12 Milliarden an Investitionen standen nur gut 2,1 Milliarden operativem Cashflow gegenüber – ein klares Signal, wie aggressiv Oracle seine Infrastruktur-Offensive vorantreibt.

Analysten uneins, Aktie deutlich vom Hoch entfernt

Die Mischung aus hohem Wachstum, großen Verpflichtungen und steigender Verschuldung spaltet die Analysten. Goldman Sachs hält an einem Neutral-Rating fest, senkte das Kursziel jedoch deutlich von 320 auf 220 US-Dollar. Im Schnitt liegt das Analystenziel bei 290,88 US-Dollar, mit einer breiten Spanne von 175,14 bis 400 US-Dollar.

An der Börse spiegelt sich die Skepsis bereits wider: Die Aktie notiert rund 45 % unter ihrem Rekordhoch von 345,72 US-Dollar, das sie früher im Jahr erreicht hatte. Zuletzt lag der Kurs bei 162,48 Euro, was auch den rund 17 % Rückgang über die vergangenen 30 Tage unterstreicht. Die hohe Volatilität und der RSI nahe 70 signalisieren einen nervösen Markt, der zwischen Wachstumsfantasie und Bilanzsorgen schwankt.

Strategiewechsel bei Chips und Blick nach vorn

Parallel zum Infrastruktur-Ausbau justiert Oracle seine Chip-Strategie. Chairman und CTO Larry Ellison gab bekannt, dass der Konzern seine Beteiligung am Chip-Designer Ampere veräußert hat. Oracle verfolge nun eine Politik der „Chip-Neutralität“ und wolle eng mit sämtlichen CPU- und GPU-Anbietern zusammenarbeiten. Ziel ist es, flexibel zu bleiben, während sich die KI-Technologie rasant weiterentwickelt und sich Hardware-Standards schnell verschieben können.

Vor diesem Hintergrund bekommt der TikTok-Deal besondere Bedeutung: Er eröffnet Oracle zusätzliche, weniger KI-lastige Cloud-Workloads, potenziell mit hohen Margen und längeren Laufzeiten. Damit kann der Konzern seine Kundbasis breiter aufstellen, während er gleichzeitig Milliarden in neue Rechenzentren investiert und hohe Verbindlichkeiten managt. Die kommenden Quartale werden zeigen, in welchem Tempo sich die zugesagten Volumina aus Verträgen wie TikTok, Meta und Nvidia tatsächlich in Cashflow und Ergebnis niederschlagen.

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