Ørsted Aktie: US-Stopp belastet

Die US-Regierung stoppte zwei große Offshore-Windprojekte von Ørsted für 90 Tage, was einen Kursverlust von über 12% auslöste. Ein parallel angekündigter Milliardenverkauf in Taiwan stärkt die Bilanz.

Die Kernpunkte:
  • US-Behörde stoppt zwei Windparks für 90 Tage
  • Aktienkurs verliert über zwölf Prozent
  • Verkauf in Taiwan bringt fünf Milliarden DKK
  • Potenzielle Zusatzkosten von zwei Milliarden DKK

Die Aktie von Ørsted geriet deutlich unter Druck, nachdem die Trump-Regierung zwei große US-Offshore-Windparks für 90 Tage stoppen ließ. Der Kurs brach im Anschluss an die Nachricht um mehr als 12% ein. Ein parallel angekündigter Beteiligungsverkauf in Taiwan über 5 Milliarden DKK stabilisiert zwar die Bilanz, ändert aber nichts an der Unsicherheit im wichtigen US-Markt.

  • 90-tägige Aussetzung von Revolution Wind und Sunrise Wind durch BOEM
  • Kursrückgang von über 12%, Aktie um DKK 118,70
  • Potenzielle Zusatzkosten von bis zu 2 Milliarden DKK bei voller Dauer des Stopps
  • Divestment in Taiwan: 55%-Verkauf von Greater Changhua 2 für rund 5 Milliarden DKK
  • Gesamt-Divestments 2025 bei etwa 33 Milliarden DKK, Ziel 35+ Milliarden DKK bis 2026 in Reichweite

US-Projekte auf Eis

Das US-Innenministerium, konkret die Behörde BOEM, ordnete am 22. Dezember einen sofortigen Stopp sämtlicher Aktivitäten von Revolution Wind LLC und Sunrise Wind LLC auf dem Outer Continental Shelf für 90 Tage an. Als Begründung nannte die Regierung nationale Sicherheitsbedenken, insbesondere mögliche Radarstörungen durch die Windturbinen.

Die Reaktion an der Börse fiel deutlich aus: Am Tag nach der Ankündigung fiel die Aktie um mehr als 12% und notierte bei rund 118,70 DKK. Damit preist der Markt eine spürbare Verschlechterung der US-Wachstumsperspektiven ein.

Beide betroffenen Projekte befinden sich bereits weit in der Umsetzung:

  • Revolution Wind (50/50-Joint-Venture mit Skyborn Renewables/GIP)
  • Projektfortschritt bei etwa 80–85%, 45 von 65 Turbinen installiert
  • 20-jährige Stromabnahmeverträge über 400 MW für Rhode Island und 304 MW für Connecticut

  • Sunrise Wind (voll konsolidiert)

  • Projektfortschritt bei rund 40%
  • 25-jähriger Stromabnahmevertrag über 924 MW für den Bundesstaat New York

Gemeinsam sollten die Parks ab 2026 etwa 1 Million Haushalte in drei Bundesstaaten versorgen. Revolution Wind sollte ursprünglich bereits im Januar 2026 mit der Stromproduktion starten.

Laut Berechnungen von Morningstar verursacht der Baustopp wöchentliche Zusatzkosten von rund 25 Millionen US-Dollar. Über die gesamte 90-Tage-Periode könnten so bis zu 2 Milliarden DKK (rund 325 Millionen US-Dollar) an Mehrkosten entstehen. Würden die Projekte komplett aufgegeben, beziffert Morningstar den negativen Effekt auf den Unternehmenswert auf etwa 31 Milliarden DKK bzw. 24 DKK je Aktie – rund 14% der dortigen Fair-Value-Schätzung.

Reaktion des Unternehmens und rechtliche Optionen

Ørsted erklärte, man prüfe „alle Optionen, um die Angelegenheit zügig zu lösen“, gemeinsam mit Partnern, BOEM und weiteren Genehmigungsbehörden. Auch gerichtliche Schritte werden erwogen. Das Unternehmen betonte, dass beide Projekte vollständig genehmigt seien. Alle erforderlichen Bundes- und Landesgenehmigungen liegen vor, basierend auf mehrjährigen Prüfverfahren, in die auch das US-Verteidigungsministerium eingebunden war.

Für Revolution Wind ist es bereits der zweite Baustopp im laufenden Jahr: Im August hatte die Regierung eine ähnliche Anordnung erlassen, die später von einem Bundesrichter wieder aufgehoben wurde. Das erhöht aus Marktsicht die Wahrscheinlichkeit, dass auch die aktuelle Blockade nicht das letzte Wort bleibt.

Die US-Entscheidung betrifft insgesamt fünf Offshore-Windprojekte, unter anderem von Dominion Energy, Equinor und Avangrid/Copenhagen Infrastructure Partners. Mehrere Gouverneure und demokratische Abgeordnete übten scharfe Kritik. New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul sprach von einem Stopp „ohne glaubwürdige Begründung“.

Kapitalstärkung durch Verkauf in Taiwan

Parallel zum US-Schock meldete Ørsted am 23. Dezember eine größere Transaktion in Taiwan. Das Unternehmen verkauft 55% am 632-MW-Offshore-Windpark Greater Changhua 2 an Cathay Life Insurance und die verbundene Gesellschaft Cathay Power. Der Erlös liegt bei rund 5 Milliarden DKK (25 Milliarden TWD).

Der Komplex Greater Changhua 2 umfasst:

  • Greater Changhua 2a (295 MW): Bereits in Betrieb
  • Greater Changhua 2b (337 MW): Im Bau, Inbetriebnahme für das dritte Quartal 2026 geplant

Finanzvorstand Trond Westlie hob hervor, die Transaktion zeige die starke Nachfrage führender Investoren nach hochwertigen Assets mit langfristigen Abnahmeverträgen. Zusammen mit der bestehenden Projektfinanzierung von Changhua 2 stärke der Verkauf die Kapitalstruktur des Konzerns weiter.

Mit dem Deal summieren sich die 2025 unterzeichneten Desinvestitionen auf rund 33 Milliarden DKK. Damit nähert sich Ørsted seinem Ziel, im Rahmen des Partner- und Divestment-Programms 2025/2026 mehr als 35 Milliarden DKK an Erlösen zu erzielen. Bereits im November hatte der Konzern für das britische Projekt Hornsea 3 einen 6,5-Milliarden-US-Dollar-Deal mit Apollo Global Management über einen 50%-Anteil abgeschlossen.

Analysten und Bewertung

Nach der US-Suspendierung reagierten auch Analysten. AlphaValue/Baader Europe stufte Ørsted am 23. Dezember auf „Buy“ hoch. Jefferies bestätigte seine „Neutral“-Einschätzung. Morningstar blieb bei einem Fair Value von 170 DKK je Aktie. Dort wird die Wahrscheinlichkeit, dass die ausgesetzten Projekte letztlich doch umgesetzt werden, auf über 50% geschätzt – im Einklang mit bisherigen regulatorischen Auseinandersetzungen im Jahr 2025.

Beim Kursniveau um 118,70 DKK entspricht die Bewertung einem erwarteten EV/EBITDA-Multiplikator von 7,9 für 2026. Angesichts der im Bau befindlichen 8,1 GW an Windkraftkapazität halten einige Analysten diese Bewertung für zu niedrig.

Bilanz, Kapazität und Ausblick

Wichtige Termine

In den kommenden Monaten stehen mehrere Eckdaten an, die für die weitere Einschätzung relevant sind:

  • Ablauf der 90-tägigen Suspendierung ungefähr Ende März 2026 (mit Verlängerungsoption für BOEM)
  • Veröffentlichung der Zahlen für das vierte Quartal 2025 am 6. Februar 2026
  • Geplante Inbetriebnahme von Greater Changhua 2b im dritten Quartal 2026
  • Beginn der Stromproduktion von Revolution Wind, ursprünglich für Januar 2026 vorgesehen, derzeit offen

Trotz der Unsicherheit in den USA ist die Bilanz nach der im Oktober 2025 abgeschlossenen Kapitalerhöhung von 60 Milliarden DKK deutlich robuster. Morningstar zufolge würde die wirtschaftliche Netto-Verschuldung im Verhältnis zum EBITDA selbst im Szenario eines Projektabbruchs nur von 2,0 auf 2,4 steigen und damit weiter in einem beherrschbaren Rahmen bleiben.

Operativ verfügt Ørsted weltweit über 10,2 GW installierte Offshore-Kapazität, weitere 8,1 GW befinden sich im Bau. Insgesamt liegt die installierte erneuerbare Erzeugungskapazität bei mehr als 18 GW über Europa, Asien-Pazifik und Nordamerika. Die nächsten Monate werden vor allem zeigen, ob die US-Projekte nach Ablauf der Suspendierung planmäßig fortgeführt werden können oder ob die regulatorische Unsicherheit längerfristige Anpassungen der Projektpipeline erzwingt.

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