Powells kalte Dusche, Oracles Realitätscheck und der Triumph der alten Welt
Während US-Techwerte nach Fed- und Oracle-News einbrechen, zeigt der DAX Stärke. Investoren rotieren von teuren Zukunftswetten hin zu zyklischen Substanzwerten der Industrie.

- Fed senkt Zinsen, signalisiert aber Ende der lockeren Phase
- Oracle-Aktie stürzt trotz Gewinnüberschuss stark ab
- DAX verteidigt Niveau dank Stärke von Industrie und Chemie
- Bitcoin verliert nach Fed-Entscheid deutlich an Wert
Liebe Leserinnen und Leser,
wer gestern Abend auf den großen Befreiungsschlag aus Washington gehofft hatte, rieb sich heute Morgen verwundert die Augen. Statt einer Fortsetzung der Rekordjagd erlebten wir an der Wall Street eine Vollbremsung, die sich gewaschen hat. Doch das Bemerkenswerte an diesem Börsendonnerstag ist nicht der Tech-Ausverkauf in New York, sondern die stoische Ruhe in Frankfurt.
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Während die Nasdaq unter der Last enttäuschter KI-Hoffnungen ächzt, zeigt der DAX eine fast schon trotzige Emanzipation. Es findet eine gewaltige Rotation statt: Das Kapital flieht aus den teuren Versprechen der Zukunft und sucht Schutz in der greifbaren Substanz der Gegenwart. Die „Old Economy” ist plötzlich wieder sexy – und das hat viel mit einem Mann zu tun, der den Märkten gestern zwar das gab, was sie wollten, ihnen aber gleichzeitig die Illusion vom billigen Geld raubte.
Lassen Sie uns die Puzzleteile dieses turbulenten Tages zusammensetzen.
Der Fed-Entscheid: Ein vergiftetes Geschenk
Es kam, wie es kommen musste – und doch anders als erhofft. Die US-Notenbank Federal Reserve senkte gestern Abend den Leitzins erwartungsgemäß um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 3,50 bis 3,75 Prozent. Es war der dritte Schritt in Folge. Doch die Märkte, die stets die Zukunft handeln, verschluckten sich an dem, was Jerome Powell im Kleingedruckten versteckt hatte.
Der entscheidende Dämpfer kam in Form des „Dot-Plots”, dem Punktdiagramm der Zinserwartungen. Die Botschaft: Für das Jahr 2026 ist nur noch eine einzige weitere Senkung vorgesehen. Powell sprach davon, dass man sich einem „neutralen Niveau” nähere. Im Klartext: Der Autopilot ist aus, die Zeit der automatischen Zinssenkungen ist vorbei.
Die politische Reaktion ließ nicht auf sich warten und gibt einen Vorgeschmack auf das kommende Jahr. Der gewählte US-Präsident Donald Trump kritisierte den Schritt prompt als „zu klein” und forderte das Doppelte. Der Konflikt zwischen fiskalischer Expansion (Trump) und monetärer Bremse (Powell) dürfte das bestimmende Narrativ für 2026 werden.
Oracle: Wenn Wachstum an physikalische Grenzen stößt
Während Powell den makroökonomischen Rahmen absteckte, lieferte Oracle heute den mikroökonomischen Schock. Die Aktie des SAP-Rivalen stürzte zeitweise um bis zu 16 Prozent ab und riss die Stimmung im gesamten Tech-Sektor mit sich.
Auf den ersten Blick wirkt der Absturz paradox: Der Gewinn pro Aktie lag mit 2,26 US-Dollar deutlich über den Erwartungen (1,64 Dollar), das Cloud-Geschäft wuchs um beeindruckende 34 Prozent. Doch die Börse straft derzeit jede Unvollkommenheit gnadenlos ab. Der Umsatz verfehlte mit 16,1 Milliarden Dollar leicht die Schätzungen. Viel schwerwiegender war jedoch das Eingeständnis des Managements, dass das Wachstum im KI-Bereich (OCI-Sparte +68 Prozent!) nicht durch Nachfrage, sondern durch Kapazitätsengpässe begrenzt wird.
Es ist eine neue Realität für KI-Investoren: Der Flaschenhals ist nicht mehr die Software, sondern die Hardware – Datenzentren, Strom, Chips. Die explodierenden Ausgaben für Infrastruktur drücken auf die Margenfantasien. Das Signal ist eindeutig: Bei den aktuellen Bewertungen reicht „sehr gut” nicht mehr aus. Es muss „perfekt” sein.
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Frankfurt entdeckt die Substanz neu
Und genau hier liegt die Überraschung des Tages: Der DAX ließ sich von der Panik an der Nasdaq kaum anstecken. Der deutsche Leitindex schloss mit einem minimalen Minus von 0,13 Prozent bei 24.130 Punkten und verteidigte die 24.000er-Marke souverän.
Der Grund für diese relative Stärke liegt in der Zusammensetzung des Index. Investoren schichten um – raus aus überhitzten US-Tech-Werten, rein in zyklische Europäer, die von einer stabilen Konjunktur profitieren könnten. Die Gewinnerliste liest sich wie ein „Best of” der deutschen Industrie:
Chemie atmet auf: Brenntag (+4,1 Prozent) und BASF (+3,0 Prozent) waren gefragt.
Industrie gibt Gas: Daimler Truck legte um 3,7 Prozent zu, Heidelberg Materials gewann 3,0 Prozent.
Nur E.ON fiel mit einem Minus von 3,3 Prozent deutlich aus der Reihe. Das Fazit für Frankfurt: Die Zinssenkung der Fed wirkt hier als globaler Konjunkturtreiber stärker, als dass die Tech-Korrektur schadet.
Krypto-Kater und Schweizer Stoizismus
Werfen wir einen kurzen Blick über die Grenzen. In der Schweiz übt sich die Nationalbank (SNB) in Gelassenheit. Unter dem neuen Chef Martin Schlegel beließ sie den Leitzins heute bei 0,0 Prozent. Angesichts einer Inflation, die im November faktisch nicht existent war (0,0 Prozent), behält sich die SNB sogar Negativzinsen vor. Ein Szenario, das Sparern missfällt, aber notwendig sein könnte, um den starken Franken zu bändigen.
Weniger gelassen ging es am Krypto-Markt zu. Die Hoffnung, dass billiges Fed-Geld den Bitcoin automatisch über die 100.000-Dollar-Marke hievt, hat sich zerschlagen. In einer klassischen „Sell the News”-Reaktion rutschte der Bitcoin heute Nachmittag unter die 90.000-Dollar-Marke (-2,8 Prozent), gefolgt von Verlusten bei Ethereum und XRP. Risikoaversion war heute Trumpf.
Was sonst noch wichtig war
- Telekom im Visier: Die Monopolkommission warnt vor einem Quasi-Monopol der Deutschen Telekom beim Glasfaserausbau. Auch wenn die Aktie heute stabil blieb: Das regulatorische Umfeld wird rauer. Das Wort „Wettbewerbsrisiken” ist zurück auf dem Parkett.
- Verbrenner-Hoffnung: Aus Brüssel dringen Gerüchte, die für die deutsche Autoindustrie einer strategischen Kehrtwende gleichkämen. Das strikte Verbrenner-Aus für 2035 könnte aufgeweicht werden. Statt 100 Prozent Emissionsreduktion sind nun 90 Prozent im Gespräch. Für BMW, Mercedes und Co. wäre das mehr als nur eine Hintertür – es wäre ein Rettungsanker für den Verbrennungsmotor.
- Blick auf den Konsumenten: Nach Börsenschluss richten sich die Augen auf Costco. Der US-Großhändler gilt als verlässlicher Indikator für die wahre Verfassung der amerikanischen Verbraucher in Zeiten der Inflation.
Die Quintessenz
Der heutige Tag lehrt uns eine Lektion über Demut und Diversifikation. Wer sein Depot ausschließlich auf den KI-Hype ausgerichtet hat, muss heute Wunden lecken. Wer jedoch breit aufgestellt blieb und die oft als langweilig verschrienen Industriewerte nicht vernachlässigte, steht solide da. Die Märkte rotieren. Dass der DAX Stärke zeigt, während die Nasdaq strauchelt, ist ein gesundes Zeichen: Substanz zählt wieder mehr als das bloße Versprechen auf eine goldene Zukunft.
Ich wünsche Ihnen einen entspannten Abend.
Herzlichst,
Ihr Felix Baarz
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