Thyssenkrupp Aktie: Deal-Fantasie treibt
Die Thyssenkrupp-Aktie profitiert von konkreten Verhandlungen zum Verkauf der Stahlsparte. Der Knackpunkt bleibt die Übernahme von Pensionslasten in Milliardenhöhe.

- Pensionsverpflichtungen als zentrales Verhandlungshindernis
- Analysten sehen Aufwärtspotenzial von rund 20 Prozent
- Marinesparte TKMS verliert trotz höherem Kursziel
- Konzern erwartet hohen operativen Verlust
Thyssenkrupp startet mit Rückenwind in die neue Woche – und das trotz Gegenwinds im Rüstungssektor. Im Mittelpunkt stehen nicht operative Verbesserungen, sondern die neu befeuerte Hoffnung auf einen Ausstieg aus dem Stahlgeschäft. Entscheidend ist dabei ein Punkt, an dem die Verhandlungen bisher hängen bleiben.
Stahlverkauf: Verhandlungen mit Jindal und der Knackpunkt Pensionen
Der Kurs profitiert aktuell von konkreteren Signalen zu einem möglichen Verkauf der Stahlsparte an Jindal Steel. Die Gespräche gelten als fortgeschritten, doch ein zentrales Hindernis schiebt sich in den Vordergrund: die Pensionsverpflichtungen.
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Nach aktuellen Marktinformationen geht es um Pensionslasten zwischen 2,5 und 2,7 Milliarden Euro. Diese Summe ist der entscheidende Knackpunkt der Verhandlungen. Eine Einigung über die Verteilung dieser Lasten könnte die Bilanz des Konzerns spürbar entlasten und den lang angestrebten strukturellen Befreiungsschlag im Stahlgeschäft ermöglichen.
Analysten binden dieses Szenario bereits in ihre Bewertungen ein. Jefferies nennt ein Kursziel von 11,50 Euro. Ausgehend vom aktuellen Kurs um 9,23 Euro entspricht das einem Aufwärtspotenzial von rund 20 Prozent – allerdings klar unter der Annahme, dass der Deal gelingt.
Kursseitig spiegelt sich die wiederbelebte M&A-Fantasie bereits wider:
– Aktueller Kurs: 9,23 Euro
– Tagesplus: 3,01 % gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag (8,96 Euro)
– Performance seit Jahresbeginn: +130,75 %
Trotz dieser starken Jahresbilanz liegt der Kurs noch immer deutlich unter dem 52‑Wochen-Hoch von 13,24 Euro, was den Spielraum für positive Überraschungen bei einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen unterstreicht.
TKMS: Politischer Gegenwind, aber höheres Kursziel
Parallel dazu zeigt sich bei der Marinesparte TKMS ein anderes Bild. Der heute in Berlin stattfindende Ukraine-Gipfel und Berichte über „ernsthafte Friedensgespräche“ belasten die Stimmung im gesamten Verteidigungssektor. Die separat geführte Bewertung von TKMS gibt im Handel deutlich nach und verliert über 6 Prozent.
Gleichzeitig bleibt die fundamentale Einschätzung aus Analystensicht stabil bis positiv:
- Deutsche Bank Research hebt das Kursziel für TKMS von 80 auf 82 Euro an
- Einstufung: „Buy“
- Begründung: mittelfristiges Margenpotenzial nach der Präsentation der Jahresergebnisse 2025
Für den Konzern entsteht damit eine gemischte Ausgangslage. Politische Schlagzeilen drücken kurzfristig auf den Börsenwert der Sparte, während Analysten die Ertragskraft von TKMS eher höher ansetzen. Da Thyssenkrupp 51 Prozent an TKMS hält, bewertet mit rund 2,1 Milliarden Euro, schlagen diese Bewegungen direkt auf den Gesamtkonzern durch und verstärken die Volatilität der Aktie.
Fundamentale Lasten: Verluste, Restrukturierung und Produktionsstopp
Hinter der aktuellen Kursstärke stehen allerdings unverändert schwere operative Themen. Die wichtigsten Punkte:
- Erwarteter Nettoverlust im laufenden Geschäftsjahr: 400 bis 800 Millionen Euro
- Geplanter Abbau von rund 11.000 Stellen: finanziell eingepreist, praktisch aber noch umzusetzen
- Stopp der Elektrostahl-Produktion bis Jahresende: Reaktion auf massiven Druck durch Billigimporte
Diese Faktoren zeigen, wie stark das Kerngeschäft Stahl belastet ist. Der Produktionsstopp verdeutlicht den Wettbewerbsdruck, der die Profitabilität zusätzlich einschnürt. Vor diesem Hintergrund wirkt die aktuelle Kursentwicklung umso stärker von den Deal-Hoffnungen rund um Jindal Steel geprägt.
Charttechnisch bewegt sich der Titel in der Nähe seines 50‑Tage-Durchschnitts von 9,35 Euro. Der RSI von 68,2 signalisiert eine bereits deutlich aufgehellte Stimmung, aber noch keinen klar überhitzten Zustand. Die annualisierte 30‑Tage-Volatilität von knapp 54 Prozent zeigt, wie nervös der Markt das Papier derzeit handelt.
Nucera im Fokus: Zusätzlicher Impulsbringer
Ein weiterer Blickpunkt für Anleger ist die Wasserstoff-Tochter Thyssenkrupp Nucera. Zur Wochenmitte – am Mittwoch – werden dort neue Zahlen erwartet. Nucera stand zuletzt durch Großprojekte mit zusammen über 10 Gigawatt realisierter Leistung im Rampenlicht. Positive Signale könnten die Bewertung der Mutter zusätzlich stützen, da Nucera als Wachstumsbaustein neben den klassischen Industrieaktivitäten gilt.
Insgesamt ergibt sich damit ein Spannungsfeld: Auf der einen Seite stehen ein schwaches Stahlgeschäft, hohe Verluste und tiefgreifende Restrukturierungen. Auf der anderen Seite stehen werthaltige Beteiligungen wie Nucera, TK Elevator (19 Prozent, rund 3,8 Milliarden Euro geschätzt) und TKMS sowie die Aussicht auf eine Entlastung durch einen möglichen Stahl-Exit.
Fazit: Kurs hängt am Fortschritt der Stahlverhandlungen
Die Aktie spiegelt derzeit vor allem die Hoffnung auf einen strukturellen Neustart wider. Der Markt blendet viele negative operative Nachrichten aus und konzentriert sich auf die potenzielle Liquidität und Bilanzentlastung durch einen Verkauf der Stahlsparte an Jindal Steel.
Entscheidend für die weitere Kursrichtung bleibt die Frage, ob bei den Pensionsverpflichtungen ein tragfähiger Kompromiss gelingt. Scheitern die Gespräche an diesem Punkt, wäre ein spürbarer Rücksetzer plausibel, zumal der Titel seit Jahresbeginn bereits über 130 Prozent zugelegt hat. Kommt es hingegen zu einer Einigung, könnte das von Jefferies genannte Kursziel von 11,50 Euro auf Basis der heutigen Ausgangslage in den kommenden Monaten in Reichweite rücken, insbesondere wenn Nucera-Zahlen und TKMS-Entwicklung den positiven Eindruck untermauern.
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