Thyssenkrupp Aktie: Gegenwind und Hoffnung

Thyssenkrupp sieht sich mit einem Schiedsverfahren im Stahlgeschäft und einem Auftragsverlust bei der Marine konfrontiert, während Analysten die Wasserstofftochter Nucera aufwerten. Die Aktie bleibt volatil.

Die Kernpunkte:
  • Salzgitter leitet Schiedsverfahren um HKM ein
  • Analysten stufen Wasserstofftochter Nucera höher
  • TKMS verliert polnisches U-Boot-Projekt
  • Dividende von 0,15 Euro je Aktie vorgeschlagen

Thyssenkrupp steckt zwischen juristischem Streit im Stahlgeschäft, einem Dämpfer im Marinesektor und neuer Unterstützung für die Wasserstoff-Tochter Nucera. Genau dieses Spannungsfeld prägt derzeit die Wahrnehmung der Aktie. Entscheidend ist, welcher Bereich in den kommenden Monaten den Ton angibt.

Gestern schloss die Aktie bei 9,22 Euro. Auf Sicht von zwölf Monaten steht damit ein Plus von über 130 Prozent zu Buche, zugleich liegt der Kurs rund 30 Prozent unter dem 52‑Wochen-Hoch – ein klares Signal für hohe Schwankungen und eine gewisse Ernüchterung nach der Rally seit Jahresanfang.

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Der HKM-Konflikt als Belastungsfaktor

Die kritischste Entwicklung betrifft das Stahlgeschäft. Die Salzgitter AG hat am 18. Dezember ein Schiedsverfahren gegen Thyssenkrupp eingeleitet. Im Zentrum steht das Gemeinschaftsunternehmen Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) in Duisburg, an dem Thyssenkrupp 50 Prozent hält.

Salzgitter-Chef Gunnar Groebler hat deutlich gemacht, dass er HKM künftig allein weiterführen will – aber nur unter klaren Bedingungen:

  • Kostenbeteiligung der Miteigentümer Thyssenkrupp und Vallourec
  • ein „negativer Kaufpreis“, also eine Übernahme, bei der Salzgitter wirtschaftlich kompensiert wird
  • verbindliche Abnahmemengen von Thyssenkrupp für zwei bis drei Jahre

Thyssenkrupp Steel Europe hatte den Liefervertrag mit HKM bereits im April 2025 gekündigt und für die Risiken Rückstellungen im niedrigen dreistelligen Millionenbereich gebildet. Mit dem Gang vor das Schiedsgericht steigt nun der Druck, eine tragfähige Lösung für HKM zu finden, ohne die Bilanz über Gebühr zu belasten.

Die Dimension der anstehenden Einschnitte wird auch an den von Salzgitter ins Spiel gebrachten Personalplänen deutlich: Eine Verkleinerung der HKM-Belegschaft von rund 3.000 auf etwa 1.000 Mitarbeiter steht im Raum. Das unterstreicht, wie tiefgreifend der Umbau im Stahlbereich ausfallen dürfte.

Nucera und TKMS: Licht und Schatten abseits des Stahls

Während der Streit um HKM für Unsicherheit sorgt, kommt aus der Wasserstoff-Sparte ein positiver Impuls. Die Aktie der Tochter Thyssenkrupp Nucera legte am Donnerstag um knapp 6 Prozent auf 8,85 Euro zu. Auslöser war ein Upgrade der Deutschen Bank, die das Papier von „Hold“ auf „Buy“ hochstufte und ein Kursziel von 11 Euro nannte.

Zusätzlich bestätigte RBC Capital am 18. Dezember ein „Buy“-Rating mit einem Ziel von 15 Euro. Diese Einschätzungen stützen indirekt auch die Bewertung der Muttergesellschaft, die weiterhin Mehrheitseignerin von Nucera ist. Nach einer längeren Schwächephase der Nucera-Aktie deutet die Analystenunterstützung darauf hin, dass der Markt das Potenzial der Wasserstoff-Aktivitäten wieder stärker in den Blick nimmt.

Auf der anderen Seite steht ein Rückschlag im Marinegeschäft: Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) geht im polnischen U‑Boot-Programm „Orka“ leer aus. Polen hat am 18. Dezember eine Absichtserklärung mit Schweden unterzeichnet und sich für U‑Boote von Saab entschieden. Damit verliert TKMS eine wichtige Beschaffungsoption, die im Wettbewerb mit internationalen Anbietern als relevantes Projekt galt.

Hauptversammlung, Dividende und Kursbild

Trotz der operativen Turbulenzen hält der Konzern an einer Ausschüttung fest. Für die Hauptversammlung am 30. Januar 2026 im RuhrCongress Bochum schlägt der Vorstand eine Dividende von 0,15 Euro je Aktie vor. Insgesamt wären das rund 93,4 Millionen Euro, zahlbar am 4. Februar 2026. Die Dividende signalisiert, dass Thyssenkrupp zumindest derzeit nicht von einer akuten finanziellen Schieflage ausgeht.

Charttechnisch bewegt sich der Kurs nah am 50‑Tage-Durchschnitt von 9,16 Euro. Der Abstand beträgt nur rund 0,7 Prozent. Zum 200‑Tage-Durchschnitt von 9,71 Euro besteht dagegen ein Minus von gut 5 Prozent. Das Kursniveau liegt damit leicht unter dem längerfristigen Trend, aber noch im Rahmen einer Konsolidierung nach dem starken Anstieg seit Jahresbeginn von über 130 Prozent.

Der Relative-Stärke-Index (RSI) auf 14‑Tage-Basis steht bei 68,2 und nähert sich damit dem Bereich überkaufter Niveaus an. Zusammen mit der hohen annualisierten 30‑Tage-Volatilität von gut 54 Prozent zeigt sich: Die Aktie reagiert sensibel auf neue Nachrichten und kann in beide Richtungen kräftig ausschlagen.

Fazit und Ausblick

In den kommenden Wochen rücken zwei Termine und Themen in den Mittelpunkt: Zum einen das Schiedsverfahren rund um HKM, dessen Ausgang über zusätzliche Belastungen oder Entlastungen bei Rückstellungen entscheiden kann. Zum anderen die Hauptversammlung am 30. Januar 2026, bei der CEO Miguel López die Strategie für Stahl, Wasserstoff und Marine konkret erläutern muss.

Hält sich der finanzielle Schaden aus dem HKM-Streit im Rahmen der bereits gebildeten Rückstellungen und bestätigt sich gleichzeitig das wiederentdeckte Potenzial von Nucera, hätte die Aktie eine Grundlage, sich vom derzeitigen Niveau aus zu stabilisieren. Kommen dagegen höhere Forderungen aus dem Schiedsverfahren oder weitere Auftragsverluste im Marinegeschäft hinzu, dürfte der Weg zurück in Richtung 52‑Wochen-Hoch deutlich steiniger werden.

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