Thyssenkrupp Aktie: Verluste erwartet?

Thyssenkrupp fährt die Elektrostahlproduktion zurück und prognostiziert einen Verlust von bis zu 800 Millionen Euro. Der Konzern fordert EU-Schutzmaßnahmen gegen Billigimporte.

Die Kernpunkte:
  • Produktionsstopps in der Elektrostahlsparte
  • Verlustprognose von bis zu 800 Millionen Euro
  • Forderung nach EU-Schutz vor Billigimporten
  • Aktienkurs mit deutlichem Plus seit Jahresbeginn

Thyssenkrupp verschärft den Sparkurs im Stahlgeschäft: Produktionsstopps in der Elektrostahlsparte und eine hohe Verlustprognose setzen den MDAX-Wert spürbar unter Druck. Gleichzeitig wächst der politische Druck auf Brüssel, gegen Billigimporte vorzugehen. Wie stark belasten diese Schritte die Aktie wirklich?

Produktion wird deutlich zurückgefahren

Am stärksten trifft es die Sparte Thyssenkrupp Electrical Steel (tkES), die kornorientiertes Elektroband für Transformatoren produziert. Hier reagiert der Konzern mit klaren Einschnitten im laufenden Betrieb.

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Die wichtigsten Maßnahmen im Überblick:

  • Vollständiger Produktionsstopp an den Standorten Gelsenkirchen und Isbergues (Frankreich) von Mitte Dezember bis Jahresende 2025
  • Ab Januar 2026: Werk Isbergues für mindestens vier Monate nur mit rund 50 % Auslastung
  • Ziel: Lagerbestände abbauen und Kosten spürbar senken

Hintergrund ist ein stark verschärfter Importdruck: Die Einfuhren von kornorientiertem Elektroband haben sich seit 2022 verdreifacht, allein im Jahr 2025 kamen noch einmal etwa 50 % Wachstum oben drauf. Diese Marktschwemme drückt die Preise und nimmt der heimischen Produktion die Luft.

Parallel dazu erhöht Thyssenkrupp den Druck auf die Politik. Gemeinsam mit ArcelorMittal fordert der Konzern von der EU-Kommission eine Ausweitung der bestehenden Schutzmaßnahmen auf Stahlderivate wie Transformatorenbleche, um europäische Hersteller besser gegen Billigimporte abzusichern.

Hoher Verlust erwartet – Analysten gespalten

Zu den operativen Einschnitten kommt eine ernüchternde Finanzprognose. Für das Geschäftsjahr 2025/26 stellt Thyssenkrupp einen Fehlbetrag von bis zu 800 Millionen Euro in Aussicht. Als Haupttreiber nennt das Unternehmen die hohen Kosten für die notwendige Sanierung der Stahlsparte.

Diese Perspektive schlägt sich direkt in den Analysteneinschätzungen nieder:

  • JPMorgan bleibt bei „Neutral“ und einem Kursziel von 7,60 Euro
  • Jefferies sieht mit „Hold“ ein Kursziel von 11 Euro

Die Spannbreite der Kursziele signalisiert, wie unsicher der Markt die Erfolgschancen der Restrukturierung bewertet. Klar ist: Ohne greifbare Fortschritte im Stahlgeschäft dürfte es schwierig bleiben, den Bewertungsabschlag nachhaltig abzubauen.

Kursbild: Gewinn seit Jahresanfang, aber Abstand zum Hoch

Trotz des aktuellen Gegenwinds hat der Kurs im laufenden Jahr einen deutlichen Sprung nach oben gemacht. Auf Wochensicht und im letzten Monat zeigte sich der Titel aber wieder schwächer.

Ausgewählte Kennzahlen:

  • Schlusskurs Freitag: 8,96 Euro (Tagesminus von 0,97 %)
  • Performance seit Jahresanfang: +124 %
  • Abstand zum 52‑Wochen-Hoch bei 13,24 Euro: rund –32 %
  • Abstand zum 52‑Wochen-Tief bei 3,86 Euro: gut +132 %

Charttechnisch notiert die Aktie unter den zentralen Durchschnittslinien: Der aktuelle Kurs liegt knapp 6 % unter dem 50‑Tage-Durchschnitt von 9,50 Euro und rund 8 % unter dem 200‑Tage-Durchschnitt von 9,71 Euro. Der RSI von 68,2 signalisiert einen bereits erhöhten, aber noch nicht überhitzten Bereich. Zusammen mit der hohen annualisierten 30‑Tage-Volatilität von gut 53 % zeigt sich ein nervöses, schwankungsanfälliges Marktumfeld.

Politischer Faktor und Wasserstoff-Perspektive

Neben den akuten Problemen im Stahlgeschäft setzt der Konzern auch auf neue Geschäftsfelder. Ein Lichtblick ist eine Rahmenvereinbarung mit Uniper über den Bau von Ammoniak-Cracking-Anlagen. Diese Technologie spielt eine wichtige Rolle im entstehenden Wasserstoff-Ökosystem, da Ammoniak als Transportmedium für Wasserstoff dienen kann.

Operative Fortschritte in diesem Bereich können die Belastungen aus der Stahlsparte kurzfristig nicht ausgleichen, sie zeigen aber, wohin sich der Industriekonzern strategisch entwickeln will. Für die Bewertung der Aktie bleibt dennoch vor allem entscheidend, ob die Sanierung des Stahlgeschäfts gelingt und gleichzeitig politische Unterstützung gegen die Importwelle rechtzeitig kommt.

Fazit: Restrukturierung bleibt der Schlüssel

Die Kombination aus Produktionsstopps, einem erwarteten Fehlbetrag von bis zu 800 Millionen Euro und starkem Importdruck setzt die Thyssenkrupp Aktie aktuell klar unter Druck. Gleichzeitig bleibt das Papier trotz der jüngsten Rücksetzer im Vergleich zum 52‑Wochen-Tief deutlich im Plus und hat seit Jahresbeginn zweistellig zugelegt.

Für die nächsten Monate steht die Stahlsparte im Mittelpunkt: Gelingt es, die Kapazitätskürzungen in nachhaltige Kosteneffekte zu übersetzen und zusätzlich von möglichen EU-Schutzmaßnahmen zu profitieren, könnte sich der Abstand zu den jüngsten Hochs wieder verkleinern. Bleiben diese Effekte jedoch aus, dürfte der Kurs tendenziell weiter unter den wichtigen Durchschnittslinien verharren.

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