Thyssenkrupp: Zwischen Hoffnung und harter Realität

Thyssenkrupp verzeichnet deutliche Einbrüche im Kerngeschäft, doch Sondereffekte führen zu einem positiven Nettogewinn. Die Jahresprognose bleibt unverändert.

Die Kernpunkte:
  • Starker Rückgang bei Umsatz und EBIT
  • Nettogewinn durch Verkaufserlöse gestützt
  • Bestätigung der gesenkten Jahresprognose
  • Wasserstoffsparte Nucera weiterhin defizitär

Der Industriekonzern Thyssenkrupp navigiert weiter durch stürmische Zeiten. Die jüngsten Zahlen für das zweite Geschäftsquartal (Januar bis März) zeichnen ein Bild voller Kontraste: Während das operative Geschäft deutlich schwächelt, sorgen Sondereffekte für einen Lichtblick beim Nettogewinn. Doch reicht das, um die Anleger nachhaltig zu überzeugen?

Operativer Einbruch und enttäuschte Erwartungen

Die Wahrheit ist: Im Kerngeschäft sieht es düster aus. Der Umsatz des Essener Traditionsunternehmens schrumpfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf knapp 8,6 Milliarden Euro. Noch drastischer fiel der Einbruch beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) aus: Hier blieben gerade einmal 19 Millionen Euro übrig, nach immerhin 184 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Damit wurden auch die durchschnittlichen Analystenerwartungen von rund 146 Millionen Euro klar verfehlt.

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Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Konzernchef Miguel López verwies auf ein anhaltend schwieriges Marktumfeld. Insbesondere das Stahlgeschäft rutschte tief in die Verlustzone. Aber auch der Werkstoffhandel und die Autozuliefersparte mussten deutliche Gewinneinbußen hinnehmen, ihre Erträge halbierten sich nahezu. Sinkende Nachfrage und rückläufige Preise machten dem Konzern sichtlich zu schaffen. Selbst das Effizienzsteigerungsprogramm "Apex" konnte diese negativen Trends bislang nur abfedern, nicht aber umkehren.

Sondereffekte schönen die Bilanz

Wie konnte Thyssenkrupp unter dem Strich dann trotzdem einen Nettogewinn von 155 Millionen Euro ausweisen, nachdem im Vorjahresquartal noch ein Verlust von 78 Millionen Euro zu Buche stand? Die Antwort liegt in einmaligen Sondereffekten. Ein Nachsteuergewinn von rund 270 Millionen Euro aus dem Verkauf der indischen Tochter Thyssenkrupp Electrical Steel India und eine positive Zuschreibung von 105 Millionen Euro auf die Restbeteiligung am vor Jahren veräußerten Aufzuggeschäft polierten die Bilanz kräftig auf. Gegenläufig wirkten allerdings erneute Wertminderungen im Stahlbereich in Höhe von rund 90 Millionen Euro.

Prognose gehalten – auf niedrigem Niveau

Trotz der operativen Schwäche bestätigte der Vorstand die im Februar bereits gesenkte Jahresprognose für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr. Man erhofft sich für das zweite Halbjahr ein stabileres Marktumfeld sowie positive Impulse aus den eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen. Konkret rechnet Thyssenkrupp bei einem Umsatzrückgang von bis zu drei Prozent weiterhin mit einem bereinigten EBIT zwischen 600 Millionen und einer Milliarde Euro. Nach Steuern soll ein Gewinn von 100 bis 500 Millionen Euro erzielt werden. Der portfoliobereinigte Free Cashflow, der nach dem ersten Halbjahr mit minus 589 Millionen Euro tief im Keller war, soll sich zumindest auf eine schwarze Null verbessern oder bestenfalls bis zu 300 Millionen Euro erreichen.

Auch die Wasserstoff-Tochter Thyssenkrupp Nucera hält an ihrer Jahresprognose fest. Hier wird ein Umsatz zwischen 850 und 950 Millionen Euro angestrebt. Operativ wird im schlimmsten Fall mit einem Verlust von 30 Millionen Euro gerechnet, bestenfalls mit einem kleinen Gewinn von 5 Millionen Euro. Im zweiten Quartal konnte Nucera den Umsatz zwar um 31 Prozent auf 216 Millionen Euro steigern, der operative Verlust lag aber immer noch bei vier Millionen Euro. Ein wirklicher Ergebnistreiber für den Gesamtkonzern ist die Zukunftssparte also noch nicht.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Hoffnung auf eine bessere zweite Jahreshälfte und die Wirkung der Sparmaßnahmen ausreichen, um das Ruder nachhaltig herumzureißen. Der Weg bleibt steinig.

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