Trumps Handel: Globale Risiken?

Die unberechenbare Handelspolitik unter Trump erhöht die Unsicherheit an den Finanzmärkten, mit potenziellen Zollerhöhungen und Machtausweitung der US-Exekutive.

Die Kernpunkte:
  • Fragiler Handelsdeal zwischen USA und China
  • Drohende Sektor-Zölle auf EU-Exporte
  • Machtausweitung der US-Exekutive belastet Märkte
  • Asiens Demografie stellt Banken vor Herausforderungen

Die globalen Finanzmärkte stehen unter Hochspannung, da die unberechenbare Trumps Handelspolitik eine neue Ära der Unsicherheit einläutet. Analysten warnen vor einem "fragilen" Zustand der internationalen Handelsbeziehungen und einer potenziell destabilisierenden Ausweitung der Exekutivmacht in den USA, die Anleger weltweit nervös macht und eine Neubewertung von Risiken erzwingt. Die Frage, die sich Märkte und Unternehmen stellen: Steuern wir auf eine dauerhafte Konfrontation oder nur auf temporäre Scharmützel zu?

Handelskrieg: Neue Eskalation droht

Die handelspolitische Agenda Washingtons hält die Weltwirtschaft in Atem. Während kurzfristige Entspannungssignale immer wieder aufflackern, bleibt die Grundstimmung von tiefgreifender Unsicherheit geprägt.

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USA-China: Ein brüchiger Friede

Der im Mai 2025 verkündete Handelsdeal zwischen den USA und China, der anfangs für Erleichterung sorgte und die US-Zölle bis Juli halbierte, wird von Experten mit Skepsis betrachtet. Bank of America sah darin zwar das Potenzial für einen Importschub, eine mögliche Abflachung des Inflationsgipfels und eine Entlastung für Konsumausgaben sowie den Arbeitsmarkt. Diese Entspannung könnte jedoch die Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen durch die Federal Reserve im Jahr 2025 reduzieren.
Demgegenüber warnt Capital Economics, dass dieser Deal auf "fragilem" Fundament stehe. Sie prognostizieren, dass die ausgesetzten gegenseitigen Zölle im Juli und die China-Abgaben im August wieder in Kraft treten könnten. Das Basisszenario von Capital Economics sieht zwar erhöhte, aber moderate Zölle auf die meisten Handelspartner vor, jedoch mit signifikant höheren Tarifen für chinesische Waren – eine Annahme, die jederzeit kippen könnte, sollte Präsident Trump weniger moderaten Stimmen Gehör schenken.

USA-EU: Komplexe Fronten und Sektor-Zölle

Auch die Handelsgespräche zwischen den USA und der Europäischen Union kommen laut Goldman Sachs nur schleppend voran. Die Verhandlungspositionen klaffen weit auseinander: Washington betrachtet die aktuellen Zölle als Ausgangspunkt, der die EU zu substanziellen Zugeständnissen zwingen soll, um zusätzliche Abgaben zu vermeiden. Brüssel hingegen sieht sie als Obergrenze, die reduziert werden muss, um Vergeltungsmaßnahmen abzuwenden.
Goldman Sachs erwartet eine mögliche Verlängerung der Zollpause im Juli, eventuell begleitet von kleineren Konzessionen beider Seiten. Danach könnten jedoch neue, breit angelegte Sektor-Zölle seitens der USA folgen, was wiederum moderate EU-Gegenmaßnahmen provozieren dürfte – ein Szenario, das als "instabiles Gleichgewicht" beschrieben wird. Capital Economics unterstreicht die Komplexität der EU-Verhandlungen, bedingt durch den Handelsüberschuss der EU mit den USA und den innereuropäischen Konsensfindungsmechanismen. Auch Verhandlungen mit Japan scheinen schwierig, während Abkommen mit anderen Verbündeten wie Südkorea, Australien und Indien als wahrscheinlicher gelten.
Besondere Risiken sehen Analysten für spezifische Sektoren: Mögliche Zölle auf Halbleiter könnten Volkswirtschaften wie Malaysia und Vietnam empfindlich treffen, während Pharma-Zölle Exporteure wie Irland und die Schweiz belasten würden. Weiterhin bestehen Zölle auf Stahl, Aluminium und Autoteile.

Trumps Macht: Trumps Handelspolitik und Märkte im Würgegriff

Die Unsicherheit wird durch eine in den USA diskutierte Ausweitung der präsidialen Machtbefugnisse weiter verschärft, was direkte Auswirkungen auf die Finanzmärkte hat.

Die "Unitary Executive Theory" und Marktfolgen

Die Research-Firma Jefferies warnt eindringlich vor den Implikationen der "Unitary Executive Theory", einer Rechtsdoktrin, die dem Präsidenten die alleinige Kontrolle über die Exekutive zuspricht. Dies könnte Präsident Trump ermöglichen, Leiter unabhängiger Agenturen leichter zu entlassen und Zölle oder Deregulierungsmaßnahmen ohne die üblichen parlamentarischen Kontrollen durchzusetzen. Jefferies bewertet eine solche Machtausweitung als "bearish für Risikoanlagen", da sie die politische Unvorhersehbarkeit signifikant erhöhe und das Konzept des "American exceptionalism" an den Märkten untergrabe. Eine Entscheidung des Supreme Court im Fall Trump v. Wilcox wird als potenzieller Wendepunkt gesehen, der diese Entwicklung begünstigen könnte.

Fed-Unabhängigkeit unter Druck?

Obwohl die Federal Reserve von der direkten Anwendung dieser Theorie zunächst ausgenommen schien, warnt Jefferies unter Berufung auf abweichende Meinungen am Supreme Court, dass diese Unterscheidung "rechtlich auf dünnem Eis" stehen könnte. Dies öffnet die Tür für zukünftige Anfechtungen und nährt die Unsicherheit über die Unabhängigkeit der US-Notenbank – ein weiterer Faktor, der die Volatilität an den Märkten antreibt und laut Jefferies zu einer höheren Risikoprämie für US-Anlagen führen dürfte.

Fallbeispiel US Steel: Politische Willkür im Dealmaking

Ein exemplarisches Beispiel für den direkten politischen Einfluss auf Unternehmensdeals ist die Zustimmung von Präsident Trump zur Übernahme von U.S. Steel durch Nippon Steel im Mai 2025. Nachdem der Deal zuvor auch unter der Biden-Administration auf Widerstand gestoßen war und von Trump selbst zunächst kritisch gesehen wurde, führte die plötzliche Kehrtwende nach Investitionszusagen von Nippon Steel und einer Neubewertung durch das Committee on Foreign Investment in the U.S. (CFIUS) zu einem Kurssprung von 21% bei der U.S. Steel-Aktie. Dies unterstreicht die Unberechenbarkeit und den direkten Einfluss der Exekutive auf milliardenschwere Transaktionen.

Ad-hoc-Entscheidungen: Das Beispiel Syrien

Die ebenfalls im Mai 2025 erfolgte überraschende Aufhebung der US-Sanktionen gegen Syrien, die Präsident Trump nach einem Treffen mit dem neuen syrischen Präsidenten Ahmed al-Sharaa und offenbar auf Anregung Saudi-Arabiens verfügte, illustriert die Tendenz zu ad-hoc-Entscheidungen in der Außen- und Handelspolitik im Rahmen einer "America First"-Strategie. Solche Kehrtwenden erhöhen die globale Unsicherheit zusätzlich.

Globale Wirtschaft: Anpassung und Unsicherheit

Die von Trumps Handelspolitik ausgehende Unsicherheit sowie andere globale Trends zwingen Volkswirtschaften und Unternehmen weltweit zu Anpassungsstrategien.

Ungenutztes Potenzial und Hürden: Der Fall Indien

Die Analysten von Bernstein sehen trotz vertiefter Beziehungen erhebliches ungenutztes Handelspotenzial zwischen den USA und Indien. Der US-Anteil an Indiens Importen in wichtigen Produktkategorien beträgt lediglich rund 6%. Ein Haupthindernis stellen die hohen indischen Zölle dar, die im Schnitt etwa 17 Prozentpunkte über dem Niveau liegen, das auf den breiteren indischen Importkorb anfällt. Dies betrifft insbesondere Sektoren wie Automobile und Agrargüter. Während der globale "China+1"-Trend, also die Diversifizierung von Lieferketten weg von China, Indien Chancen bieten könnte, muss das Land seine Wettbewerbsfähigkeit und Zugänglichkeit für US-Exporte verbessern.

Asiens Demografie: Zusätzlicher Druck auf Finanzsysteme

Neben den politischen Unwägbarkeiten stellt der demografische Wandel in Asien eine zusätzliche Herausforderung für die dortigen Finanzsysteme dar, wie UBS analysiert. In vielen Ländern der Region wird der Bevölkerungshöhepunkt in den nächsten 15 Jahren erwartet, während sich die Zahl der über 65-Jährigen bis 2050 voraussichtlich verdoppeln wird. Dies führt zu sinkenden Sparquoten, einer Umschichtung von traditionellen Einlagen hin zu anderen Anlageformen und einem verlangsamten Wachstum im Kreditgeschäft. UBS prognostiziert einen potenziellen Rückgang des Einlagenwachstums um bis zu 25 Billionen US-Dollar und des Kreditwachstums um bis zu 28 Billionen US-Dollar bis 2035. Dieser Trend setzt die Zinsmargen der Banken unter Druck und zwingt sie, verstärkt auf gebührenbasierte Dienstleistungen wie Vermögensverwaltung und Versicherungen zu setzen. Eine Konsolidierung im asiatischen Bankensektor gilt als wahrscheinlich. Märkte wie Indonesien, Indien, die Philippinen und Malaysia scheinen besser positioniert zu sein als beispielsweise Thailand oder Südkorea.

Staatliche Interventionen zur Stützung

Als Reaktion auf die globale Verunsicherung und eine sich abschwächende Wirtschaftsdynamik greifen einige Staaten zu Konjunkturpaketen. Indonesien beispielsweise plant die Einführung von sechs Maßnahmenpaketen, um die wirtschaftliche Aktivität und die Kaufkraft der Konsumenten anzukurbeln, nachdem das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2025 das schwächste seit über drei Jahren war.

Ausblick: Volatilität als neue Konstante

Trumps Handelspolitik und die spürbare Machtkonzentration in der Exekutive schaffen ein Umfeld persistierender Unsicherheit. Das von Capital Economics beschriebene "fragile Fundament" der aktuellen Entspannungsphasen, die von Goldman Sachs befürchteten "instabilen Gleichgewichte" und die von Jefferies attestierte steigende Risikoprämie auf US-Anlagen zeichnen ein klares Bild: Investoren müssen sich auf anhaltende Volatilität und politisch motivierte Ad-hoc-Entscheidungen einstellen. Diese Unberechenbarkeit hat weitreichende Folgen für globale Handelsströme, Investitionsentscheidungen und die Stabilität der Finanzmärkte. Verhandlungen, die "bis zur letzten Minute" geführt werden, scheinen zur neuen Norm zu werden. Das Gebot der Stunde lautet erhöhte Wachsamkeit in Erwartung weiterer Turbulenzen.

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