Trumps neue Zollpolitik erschüttert Weltmärkte und Konjunkturaussichten

US-Präsident kündigt umfangreiche Importzölle an, die globale Märkte in Aufruhr versetzen und Rezessionsrisiken erhöhen – Analysten warnen vor langfristigen Folgen.

Die Kernpunkte:
  • Neue US-Zollpolitik beunruhigt Investoren weltweit
  • Gold erreicht Rekordhoch, Aktienmärkte unter Druck
  • Erhöhte Rezessionswahrscheinlichkeit laut Finanzexperten
  • Internationale Handelspartner befürchten Exportrückgang

Die globalen Finanzmärkte stehen am 1. April 2025 im Bann der für morgen angekündigten weitreichenden Zollmaßnahmen der Trump-Administration. Der US-Präsident hat den 2. April zum „Tag der Befreiung“ erklärt, an dem ein umfassendes Paket sogenannter „reziproker Zölle“ vorgestellt werden soll. Diese Entwicklung sorgt für erhebliche Verunsicherung bei Investoren weltweit und führt zu einer zunehmenden Volatilität an den Märkten. Während Gold neue Rekordstände erreicht, kämpfen Aktienmärkte mit Verlusten und Währungen erleben starke Schwankungen.

Trumps Zollpaket löst globale Marktturbulenzen aus

Besonders beunruhigend für Anleger ist die Ungewissheit über den genauen Umfang der neuen Zölle. Laut Berichten der Washington Post haben Mitarbeiter des Weißen Hauses einen Vorschlag ausgearbeitet, der Zölle von etwa 20% auf die meisten Importe in die Vereinigten Staaten vorsieht. US-Finanzminister Scott Bessent bestätigte gegenüber Fox News, dass die formelle Ankündigung für Mittwoch um 15 Uhr Ortszeit geplant ist.

„Investoren halten sich zurück, weil es unmöglich ist, die Richtung der Wirtschaft klar einzuschätzen, bis diese Zölle endgültig festgelegt sind“, erklärte Peter Andersen, Gründer von Andersen Capital Management. „Der Markt wird hin- und herschwanken, aber mit einer Tendenz zur negativen Seite, da es für Unternehmensführer sehr schwierig wird, Prognosen zu treffen.“

Die Ungewissheit spiegelt sich auch in den Finanzmärkten wider. Der S&P 500 verzeichnete im ersten Quartal 2025 einen Rückgang von 4,6% – die schlechteste Dreimonatsperiode seit Juli 2022. Gleichzeitig erreichte Gold am heutigen Handelstag mit 3.148,88 Dollar pro Unze ein neues Allzeithoch, was die vierte Rekordsitzung in Folge markiert.

Wirtschaftliche Auswirkungen und Rezessionsängste

Die drohenden Zölle haben bereits spürbare Auswirkungen auf das verarbeitende Gewerbe in den USA. Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management fiel im März auf 49,0 Punkte, nach 50,3 im Februar, und lag damit unter den Erwartungen der Analysten. Ein Wert unter 50 signalisiert eine Schrumpfung im verarbeitenden Gewerbe.

„Nachfrage und Produktion gingen zurück, während der Personalabbau fortgesetzt wurde, da die Unternehmen auf die Nachfrageverwirrung reagierten“, erläuterte Timothy Fiore, Vorsitzender des Manufacturing Business Survey Committee des ISM. „Das Preiswachstum beschleunigte sich aufgrund von Zöllen, was zu Auftragsstaus, langsameren Lieferzeiten und Lageraufbau führte.“

Die Goldman Sachs hat inzwischen die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession von 20% auf 35% angehoben und rechnet mit weiteren Zinssenkungen durch die Federal Reserve in diesem Jahr. Diese Aussicht dämpft die Attraktivität des US-Dollars, der im ersten Quartal 2025 mit einem Rückgang von fast 4% die schwächste Entwicklung seit neun Jahren gegenüber einem Währungskorb verzeichnete.

Arbeitsmarktdaten im Fokus vor dem Hintergrund der Zollpolitik

Inmitten der Zolldebatte richten sich die Blicke der Marktteilnehmer auf den für Freitag erwarteten US-Arbeitsmarktbericht. Laut Analysten der Bank of America dürfte die US-Wirtschaft im März „robuste“ 185.000 Stellen geschaffen haben, wobei verbesserte Wetterbedingungen die Kürzungen im Bundeshaushalt teilweise ausgeglichen hätten.

BofA-Analysten unter der Leitung von Shruti Mishra wiesen in einer Mitteilung darauf hin, dass sie nicht erwarten, dass die vom „Department of Government Efficiency“ (DOGE) unter der Leitung von Elon Musk beaufsichtigten Stellenkürzungen eine „erhebliche Belastung“ für den Gesamtarbeitsmarkt darstellen würden. Die Konsensprognosen sehen die wichtige Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft für den letzten Monat bei 139.000, verglichen mit 151.000 im Februar und 125.000 im Januar.

Trotz dieser optimistischen Prognose bleibt die Unsicherheit bestehen. Die Anzahl der offenen Stellen in den USA ging im Februar leicht zurück auf 7,568 Millionen, was unter den Erwartungen der Ökonomen von 7,690 Millionen lag. Gegenüber dem Vorjahr ist ein Rückgang um 877.000 Stellen zu verzeichnen, wie Daten des Bureau of Labor Statistics zeigten.

Internationale Auswirkungen der US-Handelspolitik

Die Zollpläne haben weitreichende Auswirkungen auf die globalen Handelspartner der USA. In der Eurozone zeigten sich im März erste Anzeichen einer bedeutenden Erholung in der Fertigungsindustrie, wobei die Produktion zum ersten Mal seit zwei Jahren anstieg. Der Einkaufsmanagerindex stieg auf 48,6 Punkte, was immer noch unter der Wachstumsschwelle von 50 liegt, aber eine Verbesserung darstellt.

„Es sieht besser aus. Der PMI ist den dritten Monat in Folge gestiegen, und der Output-Index hat sogar die Wachstumsschwelle überschritten“, sagte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. „Ein wesentlicher Teil dieser Bewegung könnte mit der vorzeitigen Platzierung von Aufträgen aus den USA vor den Zöllen zusammenhängen, was bedeutet, dass in den kommenden Monaten mit einem Rückschlag zu rechnen ist.“

In Asien zeigt sich ein gemischtes Bild. Während die Fertigungstätigkeit in China überraschend anzog, da Fabriken versuchten, Waren vor dem Inkrafttreten der US-Zölle an Kunden zu liefern, verzeichneten Japan, Südkorea und Taiwan im März einen Rückgang der Produktion. Der Caixin/S&P Global Manufacturing PMI für China stieg im März auf 51,2 von 50,8 im Vormonat und übertraf damit die Markterwartungen.

„Der Anstieg des Caixin-Produktionsindex spiegelte seinen offiziellen Gegenpart wider, wobei beide Umfragen darauf hindeuten, dass Chinas Industriesektor von einer Kombination aus Zoll-Frontrunning und fiskalischer Unterstützung profitiert“, sagte Julian Evans-Pritchard, Ökonom bei Capital Economics. „Es wird jedoch nicht lange dauern, bis US-Zölle von einem Rückenwind zu einem Bremsklotz werden.“

Währungsmärkte reagieren auf Handelsstreitigkeiten

Der mexikanische Peso wird laut einer Reuters-Umfrage in den kommenden Monaten relativ stabil bleiben, trotz der eskalierenden Zollmaßnahmen der USA. Nach einem Einbruch von fast 23% im Jahr 2024 hat der Peso seit Jahresbeginn 2025 um 1,8% zugelegt, unterstützt durch den jüngsten Erfolg der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum bei Verhandlungen zur Abschwächung von Trumps anfänglichem Zolldruck.

In sechs Monaten wird die lokale Währung laut Medianschätzung von 26 Devisenexperten voraussichtlich geringfügig um 0,4% auf 20,55 Peso pro US-Dollar fallen, von 20,46 am Montag. Viele Prognosen basieren auf der Annahme, dass neue Zölle auf mexikanische Produkte in ihrem Umfang begrenzt und von kurzer Dauer sein werden.

„Eine Ankündigung, die eine signifikante Verschlechterung der Handelsaussichten impliziert, könnte zusätzlichen Druck auf den Wechselkurs ausüben“, warnte Christian Admin de la Huerta Avila, Ökonom bei Finamex.

Politische Dimension: Trumps Wirtschaftsagenda

Während die Märkte auf die Zollankündigung warten, arbeiten die Republikaner im US-Senat daran, die auslaufenden Steuersenkungen von 2017 dauerhaft zu machen. Sie werden die unparteiische Schiedsrichterin des Senats diese Woche um eine Stellungnahme zu diesem umstrittenen Plan bitten, der nach Ansicht von Kritikern zu zusätzlichen Schulden in Billionenhöhe führen könnte.

Um den demokratischen Widerstand zu umgehen, verlassen sich die Republikaner auf einen komplexen Haushaltsverfahren, das sie jedoch zwingen würde, Haushaltsdefizite über einen 10-Jahres-Zeitraum zu vermeiden – eine Bedingung, die sie nach derzeitigen Regeln verletzen würden, wenn sie die Steuersenkungen von 2017 dauerhaft machen, bevor diese Ende des Jahres auslaufen.

Unabhängige Analysten und einige fiskalische Falken im Kongress warnen davor, dass dieser Ansatz die US-Schulden von derzeit 36,6 Billionen Dollar in den kommenden Jahrzehnten außer Kontrolle geraten lassen könnte.

„Republikaner sprechen gerne über fiskale Verantwortung – bis sie selbst an der Macht sind“, erklärte der demokratische Senator Jeff Merkley aus Oregon in einer Stellungnahme.

Während die Politik und die Märkte auf die morgige Zollankündigung warten, bleibt die Unsicherheit groß und Unternehmen sowie Investoren bereiten sich auf eine Phase erhöhter Volatilität vor. Fest steht, dass Trumps „Tag der Befreiung“ einen entscheidenden Moment für die Weltwirtschaft markieren wird, dessen Auswirkungen weit über den Handelsbereich hinaus zu spüren sein werden.