Trumps Zollpläne erschüttern Welthandel – Globale Märkte in Alarmbereitschaft

Während Präsident Trump weitreichende Handelsbarrieren verkündet, reagieren Europa, Japan und Mexiko mit Besorgnis. Die Währungsmärkte schwanken und Gold erreicht Rekordwerte.

Die Kernpunkte:
  • Europas Industrie befürchtet erhebliche Exportverluste
  • Dollar könnte langfristig an Bedeutung verlieren
  • Deutsche Maschinenbauer verzeichnen überraschenden Aufschwung
  • Goldpreis klettert auf historisches Hoch

Die Finanzwelt blickt gebannt nach Washington, wo US-Präsident Donald Trump heute seine lang angekündigten neuen Zölle verkünden wird. Der selbsternannte „Liberation Day“ (2. April 2025) könnte das internationale Handelssystem grundlegend verändern und wirft bereits jetzt seine Schatten auf Währungen, Aktienmärkte und Rohstoffe weltweit. Während Gold neue Rekordstände erreicht, bereiten sich Handelspartner wie Europa, Japan und Mexiko auf mögliche wirtschaftliche Verwerfungen vor.

Trumps Zolloffensive verunsichert Märkte

Die Details der geplanten Zollmaßnahmen bleiben bis zur offiziellen Verkündung im Weißen Haus um 20:00 Uhr (MEZ) weitgehend im Dunkeln. Bekannt ist bisher nur, dass die angekündigten „reziproken Zölle“ unmittelbar nach der Ankündigung in Kraft treten sollen, während die bereits angekündigten 25-prozentigen Autozölle am 3. April folgen werden. Diese neuen Handelshemmnisse würden zu den bereits bestehenden US-Zöllen auf Stahl, Aluminium und chinesische Waren hinzukommen.

„Ich kann mich an keine Situation erinnern, in der die Einsätze so hoch waren und das Ergebnis so unvorhersehbar“, zitiert Reuters Steve Sosnick, Chefstratege bei Interactive Brokers. „Der Teufel steckt im Detail, und niemand kennt die Details.“ Diese Unsicherheit spiegelt sich in erhöhten Volatilitätsindizes wider – der VIX erreichte am Montag einen Zweiwochenhöchststand von 24,80.

Während Trump die Zölle als notwendige Maßnahmen zur Korrektur von Handelsungleichgewichten, Steigerung der Staatseinnahmen und Rückholung verlorener Produktionsjobs darstellt, warnen Wirtschaftsexperten vor möglichen Folgen: höhere Inflation, Wachstumseinbußen und potenziell sogar eine Rezession in den USA.

Europäische Wirtschaft besonders betroffen

Die Auswirkungen der angekündigten US-Zölle könnten für europäische Unternehmen erheblich sein. Besonders Italien zeigt sich besorgt: „Wir werden die Auswirkungen der von Trump angekündigten Zölle sehr genau prüfen müssen. Für Italien besteht ein Risiko, unser Forschungszentrum quantifiziert die Auswirkungen, die massiv sein werden“, warnte Emanuele Orsini, Präsident des italienischen Industrieverbands Confindustria, in einem Interview mit La Stampa.

Am stärksten betroffen wären laut Orsini exportorientierte Branchen wie die Pharma-, Mode- und Lebensmittelindustrie sowie der Maschinenbau. Als Reaktion fordert der Industrieverband Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB), neue Handelsabkommen mit Ländern wie Mexiko, Indien, Japan und Thailand sowie eine Verbesserung des europäischen Binnenmarkts.

Frankreich signalisiert hingegen einen gemäßigteren Ansatz. Der französische Industrieminister Marc Ferracci betonte am Mittwoch: „Europa hat stets Verhandlungen und Deeskalation bevorzugt, da Handelskriege nur Verlierer hervorbringen.“ Europa werde „verhältnismäßig reagieren“ und „unter keinen Umständen die Spannungen verschärfen“.

Deutsche Industrie trotzt schwierigem Umfeld

Inmitten der handelspolitischen Turbulenzen erreichen überraschend positive Signale aus Deutschland die Märkte. Die deutschen Anlagen- und Maschinenbauer verzeichneten im Februar einen unerwarteten Anstieg beim Auftragseingang. Nach Angaben des Branchenverbands VDMA stiegen die Bestellungen im Vergleich zum Vorjahresmonat real um 8 Prozent, wobei die inländischen Aufträge um 11 Prozent und die ausländischen um 7 Prozent zulegten.

„Ein Teil des Wachstums ist auf das Großanlagengeschäft zurückzuführen, und ein Teil stammt aus dem Komponentengeschäft für die globale Produktion“, erklärte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Die Lagerbestände seien abgebaut worden, sodass Unternehmen Nachbestellungen tätigten. Investitionen in neue Anlagen seien jedoch nach wie vor viel zu selten. „Kurz gesagt, der Februar war – endlich – ein guter Monat in einem leider schwierigen Umfeld“, resümierte Wiechers.

Ob dieser positive Trend angesichts der drohenden Handelsspannungen anhalten kann, bleibt jedoch fraglich. In der weniger volatilen Dreimonatsperiode von Dezember bis Februar lag der Auftragseingang insgesamt um 4 Prozent höher, wobei die inländischen Aufträge um 5 Prozent zurückgingen, während die ausländischen um 8 Prozent zulegten.

Währungsmärkte im Umbruch – Dollar-Status in Gefahr?

Die Unsicherheit über Trumps Handelspolitik wirkt sich auch auf die globalen Währungsmärkte aus. Der US-Dollar, bisher traditionell als sicherer Hafen in Krisenzeiten betrachtet, könnte langfristig an Status verlieren. Eine Reuters-Umfrage unter Devisenstrategen ergab, dass fast 40 Prozent der Befragten (19 von 51) besorgt sind, dass der Ruf des Dollars als sicherer Hafen erodieren könnte, besonders langfristig.

„Es gibt einige vorläufige Risiken, dass der Status des Dollars als sicherer Hafen erodieren könnte“, sagte George Saravelos, Global Head of FX Research bei der Deutschen Bank. „Erstens verringert ein schwächerer US-Ausblick die Attraktivität des Dollars als Absicherung gegen Risiken. Zweitens könnte eine breitere Infragestellung der Stabilität US-amerikanischer Institutionen und globaler Normen der Rechtsstaatlichkeit die Bereitschaft ausländischer Investoren verringern, in Dollar zu investieren.“

Selbst unter jenen, die sich nicht besorgt zeigten, herrscht die Meinung vor, dass ein langsamer Bedeutungsverlust des Dollars wahrscheinlich sei. „Die Geschichte lehrt uns, dass Netzwerkeffekte es extrem schwierig machen, den Status einer Reservewährung kurzfristig zu erschüttern, aber ein langsamerer Erosionsprozess kann lange andauern“, erklärte Arindam Sandilya von JP Morgan.

Der Euro wird laut Medianprognose von 69 Strategen in drei Monaten bei 1,07 Dollar und in sechs Monaten bei 1,08 Dollar stehen, bevor er in einem Jahr um etwa 2 Prozent auf 1,10 Dollar steigen dürfte. Der Dollar-Index hat in diesem Jahr bereits etwa 4 Prozent verloren, nachdem er 2024 um 7 Prozent zugelegt hatte.

Gold als sicherer Hafen auf Rekordniveau

In diesem Umfeld der Unsicherheit erreicht Gold neue Höchststände. Das Edelmetall, traditionell als Absicherung gegen politische Instabilität und Inflation betrachtet, kletterte am Dienstag auf ein Allzeithoch von 3.148,88 Dollar je Unze und notierte am Mittwochmorgen bei 3.118,29 Dollar, ein Plus von 0,3 Prozent.

„Der Hauptgrund für diese aufeinanderfolgenden Rekordhochs war der Kauf sicherer Häfen, und die geopolitische Unsicherheit, die dem zugrunde liegt, zeigt keine Anzeichen einer Abschwächung“, erklärte Philip Newman, Geschäftsführer von Metals Focus. Eine Kombination aus US-Wirtschaftsabschwächung, potenziell höherer Inflation und Zinssenkungen könnte den Goldpreis in den kommenden Monaten auf 3.300 Dollar steigen lassen, prognostizierte Newman.

Noch optimistischer ist Aakash Doshi, Global Head of Gold Strategy bei State Street Global Advisors: „Der Markt könnte in den nächsten 9 Monaten im optimistischen Szenario 3.400 Dollar je Unze testen.“

Mexiko senkt Wachstumsprognose – Rezessionssorgen wachsen

Die zweitgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas, Mexiko, spürt bereits die Auswirkungen der drohenden US-Zölle und hat ihre Wachstumsprognose für 2025 nach unten korrigiert. Das mexikanische Finanzministerium rechnet nun mit einem Wirtschaftswachstum zwischen 1,5 und 2,3 Prozent, deutlich weniger als die vorherige Prognose von 2,0 bis 3,0 Prozent.

Trotz der Abwärtskorrektur bleibt die Prognose des Ministeriums optimistischer als die des Privatsektors und der mexikanischen Zentralbank. Die Wirtschaft schrumpfte bereits im letzten Quartal und erneut im Januar. Eine weitere Kontraktion im ersten Quartal würde Mexiko in eine technische Rezession stürzen.

Das Finanzministerium führt die niedrigere Wachstumsprognose auf ein geschwächtes Umfeld für Wohnungsbauinvestitionen und anhaltende Angebotsschocks seit Ende des Vorjahres zurück. Die Vorsicht der Unternehmen, angetrieben durch die Unsicherheit über die US-Handelspolitik, sei ein weiterer Faktor.

Fazit: Weltweite Handelsspannungen nehmen zu

Der heutige „Liberation Day“ könnte einen Wendepunkt in der globalen Handelspolitik markieren. Mit der erwarteten Verkündung neuer US-Zölle droht eine Verschärfung internationaler Handelsspannungen, die bereits jetzt Auswirkungen auf Währungen, Rohstoffe und Aktienmärkte zeigt. Japan, Europa und Mexiko bereiten sich auf mögliche wirtschaftliche Folgen vor, während Investoren weltweit in sichere Häfen wie Gold flüchten.

Die Bank of Japan äußert sich besorgt über die möglichen globalen Auswirkungen der neuen US-Zölle. Kazuo Ueda, Gouverneur der japanischen Zentralbank, plant, die potenziellen Effekte höherer US-Zölle auf die Weltwirtschaft mit seinen G20-Amtskollegen bei einem Treffen der Finanzminister später in diesem Monat in Washington zu diskutieren. „Die Auswirkungen der US-Zollpolitik auf die Weltwirtschaft sind höchst ungewiss“, erklärte Ueda vor dem japanischen Parlament.

Die kommenden Wochen werden zeigen, wie stark die globale Wirtschaft durch die neue US-Handelspolitik erschüttert wird und welche Gegenmaßnahmen wichtige Handelspartner ergreifen werden. Eines scheint jedoch sicher: Das auf Regeln basierende internationale Handelssystem steht vor seiner größten Herausforderung seit Jahrzehnten.