US-Handel: Beben!
Neue Gespräche zwischen den USA und China wecken Hoffnungen auf Handelsentspannung, während die Fed vor Inflationsrisiken warnt und die US-Staatsfinanzen kritisiert werden.

- Trump und Xi vereinbaren weitere Handelsgespräche
- Fed warnt vor inflationsfördernden Zöllen
- US-Staatsfinanzen im Vergleich zu Europa kritisch
- EZB sieht wachsendes Investorenvertrauen in Europa
Die globalen Finanzmärkte erleben am heutigen 5. Juni 2025 einen Tag der Hochspannung, ausgelöst durch neue Entwicklungen in der US-Handelspolitik. Ein direktes Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping hat Hoffnungen auf eine Entschärfung der Handelskonflikte geweckt. Gleichzeitig jedoch warnt die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) eindringlich vor den anhaltenden Inflationsrisiken, die von bestehenden und potenziell neuen Importzöllen ausgehen. Diese volatile Mischung aus diplomatischen Annäherungsversuchen und ökonomischen Warnsignalen stellt Anleger weltweit vor die Frage, ob eine echte Kehrtwende bevorsteht oder ob sich lediglich neue Unsicherheiten am Horizont abzeichnen.
Tauwetter zwischen Washington und Peking? Märkte zwischen Hoffnung und Skepsis
Die Nachricht schlug heute wie ein Blitz ein: US-Präsident Donald Trump verkündete über seine Social-Media-Plattform "Truth Social" ein "sehr gutes Gespräch" mit Chinas Präsident Xi Jinping. Im Mittelpunkt des rund anderthalbstündigen Telefonats stand demnach ausschließlich der Handel; Themen wie Russland/Ukraine oder Iran seien nicht erörtert worden. Trump teilte mit, dass die Komplexität rund um Produkte aus Seltenen Erden "kein Streitpunkt mehr sein sollte". Entscheidend für die Märkte: Beide Seiten vereinbarten, dass ihre jeweiligen Teams sich "bald" an einem noch festzulegenden Ort treffen sollen, um das kürzlich vereinbarte Handelsabkommen weiter zu konkretisieren. Die USA werden dabei von Finanzminister Scott Bessent, Handelsminister Howard Lutnick und dem US-Handelsbeauftragten, Botschafter Jamieson Greer, vertreten. Als Zeichen des guten Willens habe Präsident Xi Präsident Trump und die First Lady nach China eingeladen, eine Geste, die Trump erwiderte.
Diese unerwartete Annäherung könnte potenziell die von Fed-Gouverneurin Adriana D. Kugler erst kürzlich geäußerten Sorgen über die negativen Auswirkungen höherer Importzölle (siehe unten) mildern, falls es tatsächlich zu substanziellen Lockerungen kommt. Börsianer reagierten zunächst verhalten positiv, doch die Erinnerungen an frühere, volatile Phasen des Handelsstreits und die noch vagen Details des neuen Abkommens lassen eine tiefgreifende Skepsis weiter bestehen. Die Frage bleibt, ob dies der Beginn einer nachhaltigen Entspannung oder nur ein taktisches Manöver im globalen Wirtschaftsgefüge ist. Die kommenden Verhandlungen werden zeigen, wie viel Substanz hinter den versöhnlichen Tönen steckt.
Fed im Dilemma: Inflationsgespenst genährt durch Handelspolitik
Ungeachtet der neuen diplomatischen Ouvertüren zwischen den USA und China, bleibt die US-Notenbank Federal Reserve alarmiert über die binnenwirtschaftlichen Folgen der aktuellen Handelspolitik. Fed-Gouverneurin Adriana D. Kugler unterstrich in einer Rede vor dem Economic Club of New York die anhaltenden Risiken. Höhere Importzölle, so Kugler, könnten nicht nur die Arbeitslosenquote potenziell erhöhen und die Beschäftigung vom Ziel der Fed wegdrücken, sondern auch die Inflation im Rest des Jahres weiter anheizen. Die Auswirkungen seien bereits spürbar, mit einem Anstieg der Güterinflation und Hinweisen aus Umfragen sowie nicht-traditionellen Datenquellen auf aufkommenden Inflationsdruck.
Kugler wies darauf hin, dass die Stärke der aktuellen Wirtschaftsaktivität schwer zu beurteilen sei, hauptsächlich aufgrund der vorgezogenen Importe im Vorfeld von Zollimplementierungen. Diese führten im ersten Quartal zu einem leichten Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Eine erwartete Umkehr dieses Trends in den nächsten Monaten werde wahrscheinlich größere Preissteigerungen signalisieren. Obwohl der Arbeitsmarkt mit 177.000 neu geschaffenen Stellen im April und einer stabilen Arbeitslosenquote von 4,2 Prozent weiterhin robust erscheine, habe sich der Fortschritt bei der Senkung der Inflation in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels der Fed seit letztem Sommer verlangsamt. Der von der Fed bevorzugte Inflationsindikator, basierend auf den persönlichen Konsumausgaben (PCE), stieg im April um eine Jahresrate von 2,1 Prozent, die Kerninflation lag bei 2,5 Prozent. Forschungsarbeiten des Federal Reserve Board schätzten kürzlich, dass die Zollerhöhung um 20 Prozentpunkte auf chinesische Importe Anfang des Jahres die Kern-PCE-Preise um zwei Zehntelprozentpunkte erhöhte. Kugler sieht derzeit größere Aufwärtsrisiken für die Inflation und potenzielle Abwärtsrisiken für Beschäftigung und Produktionswachstum, was sie dazu veranlasst, eine Beibehaltung des aktuellen Leitzinsniveaus zu unterstützen, falls die Inflationsrisiken bestehen bleiben.
Fiskalische Abgründe? USA und Europa im kritischen Fokus
Neben den Handels- und Inflationssorgen rückt auch die fiskalische Gesundheit der Vereinigten Staaten zunehmend in den Fokus kritischer Beobachter. Ken Griffin, Gründer und CEO des Hedgefonds-Giganten Citadel, bezeichnete die Kosten für die Versicherung gegen einen US-Staatsausfall (Credit Default Swaps, CDS) als "unfassbar". Es sei erstaunlich, dass deren Preisniveaus vergleichbar mit denen einiger europäischer Länder seien. Griffin äußerte auf dem Forbes Iconoclast Summit, er habe nie erwartet, dass die USA höhere Risikokosten als Länder wie Spanien, Deutschland oder Frankreich aufweisen würden. Laut Daten von S&P Global Market Intelligence lagen die Spreads für fünfjährige US-CDS am Donnerstag bei 48 Basispunkten, verglichen mit 50 Basispunkten für Italien, 32 für Spanien und 35 für Frankreich. Griffin kritisierte die US-Haushaltsdefizite von sechs oder sieben Prozent des BIP bei Vollbeschäftigung nach Jahren des Wachstums scharf als "fiskalisch unverantwortlich".
Diese düstere Einschätzung der US-Fiskallage kontrastiert mit den optimistischeren Tönen, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) zu hören sind. EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärte am Donnerstag, dass die Eurozone zuletzt vermehrt ausländische Investitionen anzuziehen scheine, ein Zeichen für wachsendes Investorenvertrauen in die wirtschaftlichen Aussichten Europas. "Wir nehmen ein ernsthaftes Momentum wahr, sich zu verbessern, zu verändern, zu vereinfachen, zu verschlanken und Kapital in Europa zu ermutigen und willkommen zu heißen", so Lagarde. Als Beleg nannte sie den signifikanten Anstieg bei sogenannten "Reverse Yankee Bonds" – von US-Unternehmen in Fremdwährung auf ausländischen Märkten emittierte Schuldtitel – in den letzten Wochen. Dies, ebenso wie Kapitalflüsse, die entweder auf nach Europa zurückkehrende europäische Investitionen oder auf neue nicht-europäische Investitionen hindeuten, signalisiere, dass Marktkräfte und Investoren Wert und Vertrauen in Europa sähen. Die unterschiedlichen Bewertungen der fiskalischen und investitionstechnischen Attraktivität diesseits und jenseits des Atlantiks unterstreichen die komplexen Dynamiken der globalen Kapitalmärkte.
Ausblick: Gratwanderung für Anleger
Die Finanzmärkte stehen vor unsicheren Zeiten. Die potenziellen Verschiebungen in der US-Handelspolitik bieten zwar einen Hoffnungsschimmer, doch die zugrundeliegenden Inflationssorgen und die kritische Lage der US-Staatsfinanzen werfen lange Schatten. Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidend sein, um zu bewerten, ob sich die Handelsspannungen zwischen den USA und China tatsächlich nachhaltig entspannen und wie die Notenbanken auf die anhaltenden Preissteigerungen reagieren werden. Anleger müssen in diesem volatilen Umfeld eine sorgfältige Balance finden, die Signale aus Politik und Wirtschaft genau deuten und sich auf eine weiterhin hohe Nervosität an den Märkten einstellen. Die Stabilität der globalen Finanzarchitektur hängt maßgeblich davon ab, wie diese vielschichtigen Herausforderungen gemeistert werden.
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