US-Handel: Nervenkrieg spitzt sich zu!
Die US-Handelspolitik sorgt für Spannungen an den Finanzmärkten, mit einer drohenden Zollfrist am 8. Juli. Flexibilitätssignale aus Washington wecken Hoffnungen, doch die Unsicherheit bleibt hoch.

- Zollfrist am 8. Juli könnte neue Eskalation auslösen
- Brüchiger Handelsfrieden zwischen USA und China
- Flexibilitätssignale aus Washington wecken Hoffnung
- Globale Märkte reagieren nervös auf Unsicherheit
Die globalen Finanzmärkte gleichen derzeit einem Pulverfass. Während ein gerade erst verkündeter Handelsfrieden zwischen den USA und China kaum mehr als ein Lippenbekenntnis zu sein scheint, braut sich bereits neues Ungemach zusammen. Die aggressive US-Handelspolitik hält die Welt in Atem, denn die entscheidende Frist für die zuletzt ausgesetzten Strafzölle gegen zahlreiche weitere Handelspartner rückt unaufhaltsam näher: der 8. Juli. Was bedeutet dieser Countdown für Anleger, und droht nach einer kurzen Atempause die nächste Eskalationsstufe im globalen Zollkonflikt?
Der brüchige Frieden mit China und die drohende Zollkeule
Die Nachricht vom Dienstag, Washington und Peking hätten sich auf einen Rahmen zur Deeskalation ihres erbitterten Handelsstreits geeinigt, sorgte nur kurz für Erleichterung. Zwar prahlte Präsident Trump, der Deal sei unter Dach und Fach – China liefere Magnete sowie Seltene Erden und erlaube im Gegenzug chinesischen Studenten den Zugang zu US-Universitäten. Doch die Details des Abkommens, wie ein von den USA angestrebter genereller Zollsatz von 55 Prozent auf chinesische Importe, während China lediglich 10 Prozent auf US-Waren erheben soll, lassen viele Fragen offen und nähren Zweifel an einer nachhaltigen Lösung. "Die Details sind rar, und beide Seiten behaupten, ihre Bedürfnisse seien befriedigt worden… aber dieses Problem ist noch lange nicht gelöst", fasst ein Marktstratege die Skepsis treffend zusammen.
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Die verhaltene Reaktion an den Börsen, wo die Kurse nach Bekanntwerden der Einigung kaum zulegten, spiegelt diese Unsicherheit wider. Es scheint, als hätten die Investoren auf mehr gehofft als einen weiteren vagen „Waffenstillstand“. Das Damoklesschwert der US-Handelspolitik schwebt weiter über den Märkten, insbesondere da die Verhandlungen mit den übrigen 18 wichtigen Handelspartnern, darunter die EU, noch lange nicht abgeschlossen sind.
Immerhin signalisierte US-Finanzminister Scott Bessent am Mittwoch eine gewisse Flexibilität: Man sei bereit, die Frist des 8. Juli für jene Handelspartner zu verlängern, die „in gutem Glauben“ verhandeln. Wer jedoch nicht kooperiere, müsse mit der vollen Härte der Zölle rechnen. Diese Aussage markiert das erste Mal, dass ein Regierungsvertreter eine mögliche Verschiebung der Deadline andeutet, die nun nur noch knapp vier Wochen entfernt ist. Bislang konnte lediglich mit Großbritannien eine vorläufige Vereinbarung getroffen werden. Die Erinnerung an den „Liberation Day“ Anfang April, als Trumps Ankündigung umfassender Strafzölle die Märkte in Panik versetzte und den S&P 500 Index binnen vier Tagen um über 12 Prozent abstürzen ließ, ist noch frisch. Damals flohen Anleger sogar aus sonst sicheren US-Staatsanleihen.
Märkte im Spannungsfeld: Zwischen Inflationsangst und Zinsfantasie
Die aktuelle Lage an der Wall Street präsentiert sich gedämpft. Neben den Handelskonflikten drücken auch geopolitische Spannungen, insbesondere im Nahen Osten, auf die Stimmung. Meldungen über Evakuierungsvorbereitungen der US-Botschaft im Irak und Drohungen aus Teheran lassen Anleger vorsichtig agieren.
Doch es gibt auch Lichtblicke: Überraschend zahme US-Inflationsdaten für Mai haben die Sorgen vor einem rapiden Preisanstieg infolge der Importzölle fürs Erste gemildert. Die Kerninflation lag mit 2,4 Prozent leicht unter den Erwartungen. Dies nährt die Hoffnung, dass die US-Notenbank Federal Reserve noch in diesem Jahr Spielraum für Zinssenkungen haben könnte. Laut FedWatch Tool der CME Group sehen Händler aktuell eine 70-prozentige Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt bis September. "Stabile Inflation, festverzinsliche Wertpapiere in einer bestimmten Bandbreite und steigende Gewinne bieten Bewertungsunterstützung und – unserer Ansicht nach – eine Grundlage für einen Aufwärtstrend bei Aktien", kommentierte ein Chef-Aktienstratege von U.S. Bank Wealth Management.
Trotz der Turbulenzen notiert der S&P 500 nach seiner Erholung von den Tiefs im April wieder in der Nähe seines Rekordhochs vom Februar. Dieser Anstieg, der folgte, nachdem Trump die drastischsten Zollankündigungen teilweise zurücknahm, hat an der Wall Street zur ironischen Bezeichnung "TACO-Trade" (Trump Always Chickens Out) geführt – eine Anspielung darauf, dass der Markt positiv reagiere, wenn die Regierung von ihren härtesten Positionen abrücke. Doch die Frage bleibt: Ist das Schlimmste wirklich vorbei oder nur aufgeschoben? "Wenn irgendein größerer Deal zustande kommt, könnten wir eine Rallye bei Aktien sehen, aber mein Gefühl ist, dass das im Moment eher Emotionen sind, und die Euphorie könnte von kurzer Dauer sein, wenn neue Risiken auftauchen", warnt ein Portfoliomanager.
Die US-Handelspolitik und ihre globalen Kollateralschäden
Die Auswirkungen der erratischen US-Wirtschafts- und Handelspolitik sind weltweit spürbar und führen zu signifikanten Verschiebungen. Eine aktuelle Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigt, dass der US-Dollar im Jahr 2024 weiter an Marktanteil als globale Leitwährung verloren hat – ein Minus von zwei Prozentpunkten bei den weltweiten Devisenreserven. Obwohl der Dollar mit 58 Prozent immer noch dominiert, ist sein Anteil im letzten Jahrzehnt um zehn Prozentpunkte gesunken. Profiteure dieser Entwicklung sind jedoch weniger der Euro, dessen Anteil stabil bei knapp unter einem Fünftel verharrt, sondern vor allem kleinere Währungen wie der japanische Yen und der kanadische Dollar sowie Gold. Zentralbanken kauften 2024 Gold in Rekordtempo, um sich gegen geopolitische Risiken abzusichern und ihre Reserven zu diversifizieren.
Seit April dieses Jahres hat sich die Abkehr von Dollar-Anlagen sogar beschleunigt, was Ökonomen auf die unberechenbare US-Politik zurückführen. Die ungewöhnliche Korrelation steigender US-Staatsanleiherenditen bei gleichzeitig schwächelndem Dollar gegenüber dem Euro deutet darauf hin, dass Investoren den Status des Greenback als sicherster Hafen zunehmend in Frage stellen und eine höhere Risikoprämie fordern. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sieht darin eine Chance für den Euro, sofern die Eurozone wichtige Integrationsschritte, wie die gemeinsame Schuldenaufnahme durch sogenannte "Blue Bonds", vorantreibt.
Ein konkretes Beispiel für die Verwerfungen liefert Kanada: Dessen Nettoauslandsvermögen ist im ersten Quartal 2025 um beachtliche 103,2 Milliarden kanadische Dollar auf 1.824,8 Milliarden Dollar gesunken – der erste Rückgang seit dem dritten Quartal 2023. Hauptgrund hierfür war die negative Neubewertung von Vermögenswerten aufgrund von Kursverlusten an den globalen Aktienmärkten, insbesondere dem US-Aktienmarkt, wo ein Großteil der kanadischen Auslandsaktiva gehalten wird und der im ersten Quartal um 4,6% nachgab. Dieser massive Rückgang der kanadischen Vermögensposition gegenüber den USA um 177,8 Milliarden Dollar ist beispiellos und illustriert die direkten finanziellen Folgen der US-Marktentwicklung für Handelspartner. Gleichzeitig stieg Kanadas Bruttoauslandsverschuldung auf 146,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Ausblick: Ein Sommer der Entscheidung?
Die kommenden Wochen bis zur Deadline am 8. Juli dürften an den Finanzmärkten von hoher Nervosität geprägt sein. Die große Frage ist, ob es der Trump-Administration gelingt, mit den wichtigsten Handelspartnern substantielle Abkommen zu schließen oder ob eine neue Welle von Strafzöllen die globale Wirtschaft weiter belasten wird. Die jüngsten Signale der Flexibilität aus Washington bieten einen Hoffnungsschimmer, doch die Skepsis bleibt groß, ob der eingeschlagene Konfrontationskurs wirklich verlassen wird.
Die "TACO"-Theorie mag zwar kurzfristig für Kursgewinne sorgen, doch die langfristigen Schäden durch die anhaltende Unsicherheit für Unternehmen und das Verbrauchervertrauen sind immens. Der Handelsstreit, der den Warenaustausch im Wert von 600 Milliarden Dollar zum Erliegen bringen könnte, hinterlässt bereits tiefe Spuren in den Volkswirtschaften der USA und Chinas. Hinzu kommen weitere innenpolitische Herausforderungen für die US-Regierung, wie die Auseinandersetzung mit Tech-Milliardär Elon Musk oder die anhaltenden Proteste gegen die Einwanderungspolitik, die das politische Klima zusätzlich aufheizen.
Für Anleger bedeutet dies, weiterhin wachsam zu bleiben und sich auf volatile Zeiten einzustellen. Die Hoffnung auf eine pragmatische Lösung und die Vermeidung des Worst-Case-Szenarios einer globalen Rezession lebt, doch die Gefahr neuer Eskalationen ist keineswegs gebannt. Der Sommer 2025 könnte zu einem Sommer der Entscheidung werden – mit weitreichenden Folgen für die Weltwirtschaft. Es bleibt abzuwarten, ob Vernunft oder Protektionismus das letzte Wort haben werden. Das dürfte spannend werden.
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