US-Handelspolitik: Globale Zerreißprobe

Die US-Handelspolitik unter Trump belastet die Weltwirtschaft mit drohenden Zöllen gegen Vietnam und die EU, während interne Steuerkonflikte und Stagflationsängste die Märkte verunsichern.

Die Kernpunkte:
  • Drohende US-Strafzölle von 46% auf vietnamesische Importe
  • EU-Exporte könnten mit 20% Zöllen belegt werden
  • Innenpolitischer Streit um Trumps Steuerpaket eskaliert
  • Konsumentenstimmung in den USA auf Tiefststand seit 1980

Die US-Handelspolitik unter Präsident Donald Trump entwickelt sich mit Stand vom 17. Mai 2025 zunehmend zu einer Belastungsprobe für die Weltwirtschaft. Während Washington an mehreren Fronten neue Zollkonflikte mit wichtigen Handelspartnern wie Vietnam und der Europäischen Union heraufbeschwört, kocht im Inland ein erbitterter Streit um Trumps Steuerpaket und die künftige Staatsverschuldung hoch. Diese explosive Mischung aus externem handelspolitischem Druck und interner wirtschaftspolitischer Zerrissenheit sendet deutliche Warnsignale an die Finanzmärkte und nährt die Angst vor einer Stagflation in der größten Volkswirtschaft der Welt. Jüngste Daten zur US-Konsumentenstimmung und den Inflationserwartungen untermauern diese Besorgnis auf beunruhigende Weise.

Zollgespenst geht um: Neue Handelskonflikte mit Asien und Europa

Die aggressive US-Handelspolitik manifestiert sich aktuell vor allem in drohenden Strafzöllen gegenüber wichtigen Partnern. So steht Vietnam vor der Einführung eines US-Zolls von empfindlichen 46 Prozent auf seine Importe, der bereits im Juli 2025 in Kraft treten könnte. Am gestrigen Freitag, dem 16. Mai, fanden in Jeju, Südkorea, die ersten direkten Verhandlungen auf Ministerebene statt, um eine Lösung zu finden, nachdem der vietnamesische Handelsminister Nguyen Hong Dien und der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer bereits im April den offiziellen Dialog gestartet hatten. Die USA scheinen Vietnams Ansatz und Vorschläge positiv aufzunehmen, hoffen jedoch auf schnelle Ergebnisse in den technischen Verhandlungen der kommenden Tage. Das Handelsdefizit der USA mit Vietnam, dem viertgrößten Handelspartner mit einem Überschuss zulasten der USA, belief sich im vergangenen Jahr auf 123,5 Milliarden Dollar. Hanoi hat bereits Maßnahmen ergriffen, darunter Zollsenkungen und ein intensiveres Vorgehen gegen die Umgehung von Zöllen auf chinesische Waren über vietnamesisches Territorium.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Nvidia?

Ähnlich angespannt ist die Lage im transatlantischen Verhältnis. Auch der Europäischen Union droht Washington mit einer Anhebung der Zölle auf nahezu alle EU-Exporte in die USA von derzeit 10 auf 20 Prozent, sollte bis zum 9. Juli keine Einigung erzielt werden. Analysten von Capital Economics zeigten sich skeptisch bezüglich eines schnellen Durchbruchs. Die USA seien vermutlich weniger motiviert, ein Abkommen mit der EU zu erzielen als zuvor mit Großbritannien oder China, was auch am erheblichen Handelsüberschuss der EU gegenüber den USA liegen dürfte – laut US-Daten satte 532 Milliarden Dollar im Jahr 2024. Zudem erschweren interne Abstimmungsprozesse innerhalb der 27 EU-Mitgliedsstaaten die Verhandlungen. Dennoch geben die jüngst von den USA erzielten Abkommen mit Großbritannien und China den EU-Unterhändlern eine klarere Vorstellung davon, wie Washington Handelsabkommen angeht, und es besteht weiterhin die Hoffnung, dass eine Eskalation im Juli abgewendet werden kann. Dieser globale handelspolitische Gegenwind hatte erst vor weniger als einer Woche einen kurzen Moment der Entspannung erfahren, als die USA und China einen vorläufigen "Waffenstillstand" mit reduzierten und für 90 Tage pausierten Zöllen vereinbarten, was die Märkte kurzzeitig beflügelte.

Heimatfront unter Druck: Steuerstreit und Sparzwang erschüttern Washington

Die US-Handelspolitik ist jedoch nicht das einzige Schlachtfeld. Auch innenpolitisch steht die Trump-Administration unter erheblichem Druck. Ein zentraler Konfliktpunkt ist das von Präsident Trump forcierte Steuerpaket, das am Freitag im Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses einen schweren Rückschlag erlitt. Hardliner aus den eigenen republikanischen Reihen blockierten die Maßnahme und forderten tiefere Einschnitte bei den Staatsausgaben, insbesondere beim Gesundheitsprogramm Medicaid für Geringverdiener sowie die vollständige Rücknahme von Steuererleichterungen für grüne Energien. Präsident Trumps Appell an die Parteieinheit verhallte zunächst ungehört. Die Kritiker befürchten, dass das Steuergesetz in seiner jetzigen Form die bereits horrende Staatsverschuldung der USA von 36,2 Billionen Dollar weiter in die Höhe treiben würde. Es ist nun eine seltene Sonntagabendsitzung des Ausschusses für den 18. Mai anberaumt, um erneut über das Gesetz zu beraten.

Diese fiskalischen Sorgen und der Ruf nach Sparmaßnahmen fügen sich in ein größeres Bild von Trumps Bestrebungen, die Bundesregierung effizienter zu gestalten und Kosten zu senken. Unterstützt wird dieser Kurs maßgeblich durch das von seinem Berater Elon Musk initiierte "Department of Government Efficiency" (DOGE). Ein Beispiel für diese Linie ist die ebenfalls am Freitag von Fed-Chef Jerome Powell angekündigte Absicht, die Belegschaft der US-Notenbank in den kommenden Jahren um etwa zehn Prozent zu reduzieren. Powell begründete dies mit der Notwendigkeit, auch als unabhängige Institution ein "sorgsamer und verantwortungsvoller Verwalter öffentlicher Ressourcen" zu sein und verwies auf ähnliche Effizienzbemühungen der Regierung in den 1990er Jahren und eben jetzt.

Alarmstufe Rot: US-Konsumklima auf Talfahrt, Stagflationsangst wächst

Die Auswirkungen dieser Gemengelage aus aggressiver US-Handelspolitik und internen fiskalischen Verwerfungen zeigen sich bereits in wichtigen Wirtschaftsindikatoren. Die jüngste Umfrage der University of Michigan offenbarte am Freitag ein düsteres Bild: Die Erwartungen der US-Konsumenten bezüglich der Wirtschaftslage sind auf den niedrigsten Stand seit 1980 gefallen. Gleichzeitig schnellten die Einjahres-Inflationserwartungen auf über sechs Prozent und damit auf den höchsten Wert seit 1981. Beobachter wie der Reuters-Kolumnist Jamie McGeever sehen darin klare Anzeichen, dass die Verbraucher durch Trumps Handelskriege verunsichert sind und befürchten, dass Zölle die Preise weiter in die Höhe treiben und sie zu Ausgabenkürzungen zwingen werden. Sollten sich diese "weichen" Umfragedaten in den "harten" Wirtschaftsdaten wie Einzelhandelsumsätzen und Beschäftigungszahlen niederschlagen, könnte die US-Wirtschaft noch in diesem Jahr in den Strudel einer Stagflation geraten.

Obwohl Fed-Chef Powell in der Vergangenheit die Aussagekraft solcher Stimmungsindikatoren eher relativiert hat, wird die negative Tendenz immer schwerer zu ignorieren. Die kurzzeitige Euphorie an den Finanzmärkten nach dem US-China-Handelsabkommen, die den S&P 500 und den Nasdaq auf Zweimonatshochs trieb und dem deutschen DAX sogar ein Rekordhoch bescherte, während sichere Häfen wie Gold nachgaben, könnte sich als trügerisch erweisen. Denn die fundamentalen Unsicherheiten durch Zölle und die internen wirtschaftspolitischen Konflikte bleiben bestehen. Die Schwierigkeit, in diesen turbulenten Zeiten verlässliche Wirtschaftsprognosen zu erstellen, wurde diese Woche auch durch überraschende Daten untermauert: ein unerwartet starkes britisches BIP-Wachstum im ersten Quartal, ein schwächer als erwartetes BIP in Japan und der stärkste Rückgang der US-Erzeugerpreise seit 2009.

Märkte im Spannungsfeld: Zwischen Panik und verhaltener Hoffnung

Die Finanzmärkte befinden sich somit in einem permanenten Spannungsfeld. Einerseits demonstriert die Trump-Administration weiterhin Entschlossenheit, ihre wirtschafts- und handelspolitische Agenda durchzusetzen. Andererseits wachsen die Widerstände sowohl international als auch im eigenen Land, und die wirtschaftlichen Frühwarnindikatoren leuchten zunehmend rot. Für Anleger bedeutet dies eine Phase erhöhter Nervosität und Volatilität. Die entscheidende Frage wird sein, ob die US-Wirtschaft unter der Last der Handelskonflikte und der fiskalischen Unsicherheit einknickt oder ob es gelingt, doch noch eine Stabilisierung zu erreichen. Die kommenden Wochen, insbesondere mit den Fristen für die Zölle gegen Vietnam und die EU im Juli, dürften hier richtungsweisend sein. Bis dahin bleibt die US-Handelspolitik ein zentraler Faktor, der die globalen Märkte in Atem hält – eine wahre Zerreißprobe für die Weltwirtschaft.

Nvidia-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nvidia-Analyse vom 17. Mai liefert die Antwort:

Die neusten Nvidia-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nvidia-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 17. Mai erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Nvidia: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...