US-Handelspolitik: Globales Zittern

Die protektionistische US-Handelspolitik führt zu sinkenden Wachstumsprognosen und erhöhter Volatilität an den Finanzmärkten, während sich APEC-Minister zu Krisengesprächen treffen.

Die Kernpunkte:
  • APEC korrigiert Wachstumsprognose deutlich nach unten
  • Südkoreanischer Won gewinnt nach Handelsgesprächen
  • Australischer Arbeitsmarkt zeigt überraschende Resilienz
  • US-Innenpolitik verschärft globale Unsicherheiten

Die Weltwirtschaft hält den Atem an. Angesichts einer aggressiven US-Handelspolitik und innenpolitischer Verwerfungen in Washington versammeln sich diese Woche die Handelsminister der Asien-Pazifik-Region (APEC) in Südkorea, um über die Zukunft des Welthandels zu beraten. Die Nervosität ist greifbar, denn die von den USA angestoßenen Maßnahmen ziehen tiefe Furchen durch die globalen Handelsströme und zwingen Nationen weltweit, ihre Strategien neu auszurichten. Droht eine weitere Eskalation der Handelskonflikte, und wie versuchen einzelne Akteure, in diesem unsicheren Umfeld Kurs zu halten?

APEC-Gipfel im Schatten der US-Dominanz

Das Jahrestreffen der APEC-Handelsminister auf der südkoreanischen Insel Jeju steht unter keinem guten Stern. Die Organisation, die rund die Hälfte des globalen Handels und 60 % des weltweiten Bruttoinlandsprodukts repräsentiert, warnte am Donnerstag in ihrem regionalen Trendanalysebericht eindringlich vor den Folgen der US-Zollpolitik. Prognostizierte die APEC für das laufende Jahr zunächst ein regionales Wirtschaftswachstum von 3,3 %, so wurde diese Schätzung nun auf ernüchternde 2,6 % korrigiert. Noch dramatischer fällt der Ausblick für die Exporte aus: Nach einem Anstieg von 5,7 % im Vorjahr wird für 2025 nur noch ein minimales Wachstum von 0,4 % erwartet. "Das Handelswachstum wird in der gesamten APEC-Region aufgrund der geringeren Auslandsnachfrage, insbesondere bei Industrie- und Konsumgütern, stark zurückgehen, während die zunehmende Unsicherheit über warenbezogene Maßnahmen den Dienstleistungsverkehr belastet", hieß es in einer Erklärung.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Nvidia?

Die protektionistische Agenda der Trump-Administration, deren Zölle mehr als die Hälfte der APEC-Mitglieder treffen, konterkariert jahrzehntelange Bemühungen um Handelsliberalisierung. Seit der Gründung des Forums 1989 sanken die durchschnittlichen Zollsätze in der Region von 17 % auf 5,3 % im Jahr 2021, ein Zeitraum, in dem sich der Warenhandel mehr als verneunfachte. Nun stehen neben multilateralen Handelsfragen auch Reformen der Welthandelsorganisation (WTO) auf der Agenda in Jeju – eine Institution, die von der US-Regierung kritisch gesehen und deren Finanzierung Washington kürzlich auszusetzen drohte.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen auch bilaterale Gespräche. Der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer nutzt das Treffen für Verhandlungen mit seinem südkoreanischen Amtskollegen Ahn Duk-geun, nur drei Wochen nach einer ersten Runde in Washington. Auch Treffen mit Neuseeland und anderen asiatischen Staaten sind geplant. Greer betonte vor seiner Abreise gegenüber CNBC, man wolle "so schnell wie möglich mit denjenigen vorankommen, die ehrgeizig sein wollen". Details zu konkreten Inhalten oder dem Zeitplan für bilaterale Treffen gab sein Büro jedoch nicht preis. Brisanz birgt auch die Anwesenheit des chinesischen Vize-Handelsministers Li Chenggang, nachdem sich beide Seiten erst kürzlich in Genf auf eine Reduzierung von Zöllen geeinigt hatten. Ob es in Jeju zu einem weiteren Treffen zwischen Greer und Li kommt, blieb zunächst unklar.

Währungsturbulenzen und nationale Anpassungsstrategien unter der US-Handelspolitik

Die aggressive US-Handelspolitik und die damit einhergehende Unsicherheit sorgen auch an den Devisenmärkten für erhebliche Volatilität. Der US-Dollar zeigte sich in der laufenden Woche schwankungsanfällig, da die anfängliche Erleichterung über eine vorübergehende Zollpause zwischen den USA und China schnell einer vorsichtigen Stimmung wich. Insbesondere der südkoreanische Won geriet in den Fokus, nachdem bekannt wurde, dass sich am 5. Mai der südkoreanische Vize-Finanzminister Choi Ji-young mit Robert Kaproth, Assistant Secretary for International Finance im US-Finanzministerium, getroffen hatte, um den Dollar-Won-Markt zu erörtern. Diese Nachrichten beflügelten den Won, der am Mittwoch deutlich zulegen und die psychologisch wichtige Marke von 1.400 pro Dollar durchbrechen konnte. Zuvor hatten Seoul und Washington im April vereinbart, ein Handelspaket zu schnüren, das auf die Beseitigung von US-Zöllen abzielt, bevor eine Aussetzung gegenseitiger Zölle im Juli ausläuft. Dieses Paket soll neben Zöllen auch Fragen der wirtschaftlichen Sicherheit, Investitionen und Währungspolitik umfassen. Ein Bericht von Bloomberg, wonach Washington im Rahmen der Zollverhandlungen nicht auf einen schwächeren Dollar dränge, sorgte zwar für eine gewisse Beruhigung, doch die Sorge, die US-Regierung könnte heimlich einen schwächeren Dollar anstreben, um Handelsvorteile zu erzielen, bleibt bestehen. Erinnerungen an den plötzlichen Anstieg des Taiwan-Dollars Anfang Mai nach Handelsgesprächen mit den USA werden wach.

Andere Nationen versuchen ebenfalls, sich den veränderten globalen Bedingungen anzupassen. In Australien beispielsweise überraschte der Arbeitsmarkt im April mit einem unerwartet starken Beschäftigungszuwachs von 89.000 Stellen, deutlich über den erwarteten 20.000. Die Arbeitslosenquote verharrte auf niedrigem Niveau bei 4,1 %, da gleichzeitig die Erwerbsquote wieder historische Höchststände erreichte. Obwohl diese robusten Zahlen den australischen Dollar kurzzeitig stützten, rechnen Investoren weiterhin fest mit einer Zinssenkung durch die Reserve Bank of Australia (RBA) bei ihrer Sitzung am 20. Mai. Gründe hierfür sind eine abkühlende Inflation im Inland und die globale Unsicherheit, die maßgeblich von der US-Handelspolitik und den damit verbundenen Zollrisiken ausgeht. Der australische Arbeitsmarkt erweist sich zwar als resilient, aber die globale Unsicherheit und eine enttäuschende Erholung der Konsumausgaben trüben den Wirtschaftsausblick.

Auch Thailand spürt die Auswirkungen. Das Wirtschaftswachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft Südostasiens hat sich im ersten Quartal 2025 voraussichtlich verlangsamt, belastet durch gedämpfte private Investitionen, einen schwächeren Haushaltskonsum und einen Rückgang im Tourismus. Die offiziellen Zahlen werden am 19. Mai erwartet. Eine Reuters-Umfrage unter Ökonomen prognostiziert ein durchschnittliches Wachstum von 2,9 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum, nach 3,2 % im vierten Quartal 2024. Stärkere Exporte, möglicherweise getrieben durch den Versuch, Zöllen zuvorzukommen, und höhere Staatsausgaben konnten die schwache Binnennachfrage nur teilweise abfedern. Thailand, das mit US-Zöllen von 36 % auf seine Exporte konfrontiert ist, hofft auf ein Handelsabkommen mit Washington und strebt eine Regelung an, die ähnlich wie bei Wettbewerbern wie Vietnam einen universellen Zollsatz von etwa 10 % vorsieht.

US-Innenpolitik: Ein weiterer Unsicherheitsfaktor mit globalen Folgen

Parallel zu den internationalen Handelsverwerfungen sorgt auch die innenpolitische Lage in den USA für zusätzliche Unsicherheit. Die Republikaner im US-Kongress trieben am Mittwoch wesentliche Elemente des Budgetpakets von Präsident Trump voran. Trotz interner Meinungsverschiedenheiten und des Boykotts durch die Demokraten billigten wichtige Ausschüsse Steuererleichterungen, die die US-Schulden um Billionen Dollar erhöhen würden, während gleichzeitig Ausgaben für die Gesundheitsversorgung von Armen und Behinderten gekürzt werden sollen. Dieses "Big Beautiful Bill", wie Trump es nennt, sieht zusätzliche Kreditaufnahmen von 4 Billionen Dollar vor und würde die bereits massive Staatsverschuldung von 36,2 Billionen Dollar (127 % des BIP) weiter in die Höhe treiben.

Doch der Widerstand wächst, auch in den eigenen Reihen. Moderate republikanische Abgeordnete aus demokratisch geführten Küstenstaaten kritisieren die geplante Begrenzung der Absetzbarkeit von Staats- und Kommunalsteuern (SALT). Gleichzeitig fordern Hardliner noch tiefere Ausgabenkürzungen. Die Debatten umfassen auch hochsensible Themen wie die Finanzierung von Planned Parenthood und die Preisgestaltung von Medikamenten. So plant das Energie- und Handelskomitee, die Anspruchsberechtigung für das Medicaid-Gesundheitsprogramm zu verschärfen, was laut dem überparteilichen Congressional Budget Office 7,7 Millionen Menschen den Versicherungsschutz kosten und dem Bund 715 Milliarden Dollar einsparen würde. Die Republikaner argumentieren, sie wollten das System stabilisieren und sichern, während Kritiker bemängeln, dass die Kürzungen lediglich der Finanzierung von Steuergeschenken für Reiche dienten.

Der Druck auf die Republikaner, das Gesetzespaket schnell zu verabschieden, ist hoch. Nicht nur die selbst gesetzte Frist bis zum Memorial Day am 26. Mai, sondern auch die drohende Schuldenobergrenze im Sommer zwingt zur Eile. Das Paket soll die Schuldenobergrenze um 4 Billionen Dollar anheben. Finanzminister Scott Bessent hat die Gesetzgeber aufgefordert, bis Mitte Juli zu handeln, um einen Staatsbankrott mit potenziell katastrophalen Folgen für die Weltwirtschaft abzuwenden.

Ausblick: Navigation in stürmischer See

Die kommenden Wochen und Monate dürften von anhaltender Unsicherheit und Volatilität geprägt sein. Die US-Handelspolitik bleibt ein zentraler Störfaktor für die globale Wirtschaft. Die Ergebnisse des APEC-Gipfels und die weiteren bilateralen Verhandlungen, insbesondere zwischen den USA, China und Südkorea, werden genau beobachtet werden. Gleichzeitig werfen die innenpolitischen Auseinandersetzungen in den USA und die steigende Verschuldung lange Schatten. Für viele Nationen gleicht die aktuelle Situation einer Navigation in stürmischer See, bei der es gilt, flexibel auf sich ändernde Strömungen zu reagieren und gleichzeitig langfristige Stabilität anzustreben. Ob es gelingt, die protektionistischen Tendenzen einzudämmen und zu einer kooperativeren globalen Handelspolitik zurückzukehren, ist mehr als fraglich. Eines scheint jedoch sicher: Die Weltwirtschaft steht vor einer Phase tiefgreifender Veränderungen, deren Ausgang ungewiss ist.

Nvidia-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nvidia-Analyse vom 15. Mai liefert die Antwort:

Die neusten Nvidia-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nvidia-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 15. Mai erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Nvidia: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...