US-Märkte: Rekordhoch trotz politischer Wirren

Trotz politischer Herausforderungen erreichen US-Indizes neue Höchststände, angetrieben durch Handelsoptimismus und Technologie-Rallye.

Die Kernpunkte:
  • S&P 500 und Nasdaq brechen Allzeithochs
  • Handelsentwicklung mit China beruhigt Märkte
  • Technologiewerte führen Rally an
  • Zinssenkungserwartungen unterstützen Aufschwung

Die amerikanischen Aktienmärkte haben am Freitag neue Allzeithochs erreicht und damit ein bemerkenswertes Comeback nach den turbulenten Monaten seit April vollzogen. Der S&P 500 stieg um 0,59 Prozent auf 6.178,80 Punkte und übertraf damit sein bisheriges Rekordniveau vom Februar. Der technologielastige Nasdaq gewann ebenfalls 0,59 Prozent auf 20.299,72 Punkte und durchbrach erstmals seit Dezember vergangenen Jahres wieder die Marke seines Allzeithochs.

Diese Rallye scheint auf den ersten Blick paradox, denn gleichzeitig kämpft die US-Politik mit erheblichen Herausforderungen. Während die Börsen feiern, stehen Präsident Donald Trump und die Republikaner im Kongress vor einem gewaltigen Budgetloch bei ihrem Steuer- und Ausgabenpaket, das als Flaggschiff-Gesetzgebung seiner zweiten Amtszeit gilt.

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Handelspolitik als Katalysator

Der Schlüssel für die positive Marktstimmung liegt in der sich wandelnden Handelspolitik. Nach Trumps dramatischer "Liberation Day"-Ankündigung am 2. April, die die Märkte in die Tiefe gerissen hatte, mehren sich nun die Zeichen für Entspannung. Das Weiße Haus erreichte eine Vereinbarung mit China über die Beschleunigung von Seltene-Erden-Lieferungen in die USA – ein wichtiges Signal nur Tage vor der 9. Juli-Frist für Trumps "reziproke" Zölle.

Finanzminister Scott Bessent zeigte sich optimistisch und erklärte, dass Handelsabkommen mit anderen Ländern bis zum Labor Day am 1. September abgeschlossen werden könnten. Als Ziel nannte er die 18 wichtigsten Handelspartner der USA. Diese Aussichten auf diplomatische Lösungen statt eskalierender Handelskriege beruhigten die Anleger erheblich.

Doch nicht alle Fronten zeigen Entspannung. Trump kündigte überraschend an, alle Handelsgespräche mit Kanada wegen dessen neuer Digitalsteuer auf amerikanische Technologieunternehmen zu beenden. Binnen einer Woche will er neue Zölle auf kanadische Waren verhängen – ein Zeichen dafür, dass die Handelspolitik weiterhin unberechenbar bleibt.

Technologie-Rallye und KI-Optimismus

Die Rekordstände wurden maßgeblich von Technologiewerten getragen. Nvidia, das wertvollste Unternehmen der Welt, stieg um 1,4 Prozent und nähert sich der magischen Marke von vier Billionen Dollar Marktkapitalisierung. Der Chipriese profitierte von neuen Impulsen im Bereich Künstlicher Intelligenz, nachdem Konkurrent Micron mit optimistischen Prognosen die KI-Euphorie neu entfacht hatte.

Auch andere Tech-Schwergewichte zogen mit: Amazon gewann 1,15 Prozent, Meta 0,7 Prozent und AMD 1,6 Prozent. Diese Konzentration auf wenige Megacap-Aktien war charakteristisch für die gesamte Erholung seit den April-Tiefs. Der Nasdaq hat seit seinem jüngsten Schlusstief am 8. April um beeindruckende 32 Prozent zugelegt.

Zinspolitik im Wandel

Ein weiterer Treiber der Rally sind die veränderten Erwartungen bezüglich der Geldpolitik. Schwächere Wirtschaftsdaten und dovische Äußerungen von Fed-Vertretern haben die Spekulationen über Zinssenkungen angeheizt. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im Juli stieg laut CME FedWatch Tool auf 20,7 Prozent, verglichen mit 14,5 Prozent in der Vorwoche.

Zusätzlich nähren Berichte über Trumps mögliche Pläne, Fed-Chef Jerome Powell vorzeitig zu ersetzen, die Hoffnungen auf eine noch lockerere Geldpolitik. Der Dollar leidet bereits unter diesen Erwartungen und notiert auf Mehrjahrestiefs gegenüber Euro und Pfund Sterling.

Politische Realitäten

Während die Märkte optimistisch in die Zukunft blicken, kämpft die Politik mit harten Realitäten. Das republikanische Steuer- und Ausgabenpaket steht vor enormen Hindernissen, nachdem die Senats-Parlamentarierin Elizabeth MacDonough Ausgabenkürzungen im Wert von rund 600 Milliarden Dollar als regelwidrig eingestuft hat. Diese Kürzungen sollten die 3,7 Billionen Dollar schweren Steuererleichterungen teilweise gegenfinanzieren.

Besonders umstritten sind geplante Kürzungen bei Medicaid und Studentenhilfen, die einige republikanische Senatoren aus Sorge um ländliche Krankenhäuser ablehnen. Mit vereinter demokratischer Opposition können sich die Republikaner in keiner Kammer mehr als drei Gegenstimmen aus den eigenen Reihen leisten.

Immerhin gelang ein kleiner Erfolg bei der Eindämmung der Verbraucherschutzbehörde CFPB: MacDonough erlaubte eine Halbierung des Budgets der unter Republikanern verhassten Behörde, nachdem eine komplette Streichung der Finanzierung abgelehnt worden war.

Ausblick auf entscheidende Wochen

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die aktuelle Euphorie berechtigt ist. Der monatliche Arbeitsmarktbericht am Donnerstag wird wichtige Hinweise auf die Konjunkturentwicklung geben. Ökonomen erwarten einen Stellenzuwachs von 110.000 Jobs im Juni, weniger als die 139.000 im Mai.

Gleichzeitig läuft die Zeit für Trumps Gesetzgebungsprojekt: Der ursprünglich für den 4. Juli anvisierte Termin scheint unrealistisch, auch wenn der Präsident den Druck aufrechterhält. Die Frage ist, ob die Märkte ihre Geduld behalten, wenn sich die politischen Realitäten als schwieriger erweisen als erhofft.

Mit einem Plus von etwa fünf Prozent seit Jahresbeginn haben sich die US-Märkte trotz der April-Turbulenzen behauptet. Die Mischung aus Handelshoffnungen, KI-Begeisterung und Zinssenkungserwartungen treibt die Rally vorerst weiter – doch die Nachhaltigkeit wird von der Umsetzung der großen politischen Versprechen abhängen.

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