US-Wirtschaft: Tanz auf dem Vulkan?

Trotz starkem Arbeitsmarkt zeigen sich Risse in der US-Wirtschaft durch Handelsstreit und Fed-Politik. Bleibt der Optimismus bestehen?

Die Kernpunkte:
  • Arbeitsmarktdaten übertreffen Erwartungen deutlich
  • Handelskonflikt belastet Industrie und Unternehmen
  • Fed zögert mit Zinssenkungen trotz Trump-Druck
  • Aktienmärkte reagieren nervös auf widersprüchliche Signale

Die Finanzmärkte senden widersprüchliche Signale: Während ein überraschend starker US-Arbeitsmarktbericht und Hoffnungen auf eine Entspannung im Handelsstreit die Aktienkurse beflügeln, braut sich unter der Oberfläche ein gefährlicher Sturm zusammen. Die aggressive Fiskal- und Handelspolitik von Präsident Trump trifft auf eine abwartende Federal Reserve – ein Spannungsfeld, das die jüngste Markterholung schnell wieder zunichtemachen könnte. Ist der aktuelle Optimismus nur ein kurzes Strohfeuer oder der Beginn einer nachhaltigen Stabilisierung der US-Wirtschaft?

Job-Boom kaschiert tiefere Risse

Auf den ersten Blick scheint die amerikanische Wirtschaft robust. Die am Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktdaten für April übertrafen die Erwartungen deutlich: Mit 177.000 neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft und einer stabilen Arbeitslosenquote von 4,2% präsentiert sich der Jobmarkt widerstandsfähiger als gedacht. Präsident Trump nutzte die positive Nachricht umgehend, um seine Wirtschaftspolitik zu loben und erneut Druck auf die Notenbank auszuüben. "NO INFLATION, THE FED SHOULD LOWER ITS RATE!!!", forderte er auf seiner Social-Media-Plattform.

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Doch hinter den glänzenden Arbeitsmarktzahlen verbergen sich wachsende Sorgen. Die von Trump verhängten oder angedrohten Zölle zeigen bereits Wirkung. Ein wichtiger Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (ISM) signalisierte im April den zweiten Monat in Folge eine Schrumpfung. Unternehmen klagen über die unberechenbare Handelspolitik. Auch die Auftragseingänge der Industrie senden gemischte Signale: Zwar gab es im März, beflügelt durch eine massive Nachfrage nach Verkehrsflugzeugen, einen kräftigen Anstieg um 4,3%. Experten bezweifeln jedoch die Nachhaltigkeit dieses Trends, da gerade Flugzeugbauer wie Boeing unter dem Handelskonflikt leiden. China hat bereits Lieferstopps angeordnet, und Großkunden wie Ryanair drohen mit Stornierungen bei steigenden Preisen durch Zölle. Die Sorgen spiegeln sich auch in den schwachen BIP-Daten für das erste Quartal wider, auch wenn diese teils durch vorgezogene Importe zur Vermeidung von Zöllen verzerrt sein könnten. Zahlreiche Großkonzerne wie Apple, General Motors und American Airlines warnen bereits vor erheblichen Gewinneinbußen durch die Handelspolitik.

Fed unter Druck: Zinspause trotz Trumps Zorn

Die Federal Reserve steckt in der Zwickmühle. Einerseits liefert der starke Arbeitsmarkt aktuell wenig Argumente für eine schnelle Lockerung der Geldpolitik. Die Stundenlöhne stiegen im April um 3,8% gegenüber dem Vorjahr, was im Rahmen der Inflationsziele der Fed liegt. Andererseits wächst die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle. Fed-Chef Jerome Powell hat signalisiert, abwarten und weitere Daten prüfen zu wollen, bevor die Zinsen erneut angepasst werden. Die Notenbanker wollen sicherstellen, dass die Inflation, die zuletzt über dem 2%-Ziel lag, nicht durch Zölle weiter angeheizt wird, während gleichzeitig die Konjunktur nicht abgewürgt wird.

Die Märkte haben ihre Erwartungen bereits angepasst: Nach den starken Jobdaten gilt eine Zinssenkung auf der kommenden Fed-Sitzung Anfang Mai als unwahrscheinlich. Viele Händler rechnen nun erst im Juli oder später mit einem solchen Schritt und sehen bis Jahresende insgesamt weniger Zinssenkungen als noch vor Kurzem. Dies steht im krassen Gegensatz zu den wiederholten, teils scharfen öffentlichen Forderungen von Präsident Trump nach niedrigeren Zinsen. Er wirft der Fed vor, das Wirtschaftswachstum zu bremsen. Diese Konfrontation nährt Sorgen um die Unabhängigkeit der Notenbank. Während die Fed also zögert, signalisiert die Europäische Zentralbank (EZB) durch Vizepräsident Luis de Guindos vorsichtigen Optimismus für weitere Zinssenkungen in der Eurozone, sofern die Inflation wie erwartet nachgibt.

Trumps Agenda: Kürzungen hier, Aufrüstung da

Parallel zur Zoll- und Zinspolitik treibt die Trump-Regierung ihre Haushaltspläne voran. Der am Freitag vorgelegte Entwurf sieht drastische Einschnitte vor: Rund 163 Milliarden Dollar sollen bei den nicht-militärischen Bundesausgaben (ohne Pflichtprogramme) gekürzt werden – das wäre mehr als ein Fünftel und der niedrigste Stand seit 2017. Begründet wird dies mit der Notwendigkeit, Ausgaben zu beenden, die den "Niedergang finanzieren" und stattdessen "Amerikaner zuerst" zu stellen. Davon betroffen ist auch die Auslandshilfe, die um 49 Milliarden Dollar sinken soll. Selbst der Beitrag zum IDA-Fonds der Weltbank für die ärmsten Länder wird von den ursprünglich von Joe Biden zugesagten 4 Milliarden Dollar auf nun 3,2 Milliarden Dollar über drei Jahre reduziert – was von Experten dennoch als "positive Überraschung" gewertet wurde, da teils mit einem kompletten Ausfall gerechnet wurde. Mittel für die Afrikanische Entwicklungsbank sollen sogar um über eine halbe Milliarde Dollar gekürzt werden, da sie nicht zu den Prioritäten der Regierung passten.

Im Gegenzug sollen die Ausgaben für Verteidigung um 13% und für Heimatschutz gar um fast 65% steigen. Trump betont, dass Auslandshilfe künftig einen klaren "Return on Investment" für die amerikanischen Steuerzahler bringen müsse. Ob dieser Haushaltsentwurf Realität wird, ist jedoch offen. Der republikanisch kontrollierte Kongress muss die Mittel bewilligen und ringt intern bereits um Ausgabenkürzungen zur Finanzierung eines geplanten Steuergesetzes. Die finalen Gesetze weichen oft erheblich vom Vorschlag des Weißen Hauses ab.

Märkte im Zwiespalt: Rallye mit Risiko

Die Aktienmärkte haben die jüngsten Turbulenzen erstaunlich gut weggesteckt. Der S&P 500 konnte die Verluste nach Trumps überraschender Zollankündigung Anfang April wettmachen und steuert auf den neunten Gewinntag in Folge zu. Beflügelt wurde die Rallye durch den starken Arbeitsmarktbericht und Signale aus China, dass die Tür für Verhandlungen über die Zölle offenstehe. Die Hoffnung auf eine baldige Einigung und möglicherweise nachgebende Zinsen stützte die Kurse weltweit.

Doch die Nervosität bleibt hoch. Die Erholung basiert auf der Hoffnung, dass die Handelsspannungen nachlassen und die Fed bei Bedarf die Zinsen senkt. "Der Markt will und erwartet solide, unterzeichnete Abkommen mit einigen unserer Handelspartner zu sehen", kommentierte ein Stratege. Die bisherige Berichtssaison der Unternehmen verlief zwar besser als erwartet, doch die Ausblicke sind zunehmend von den Zollrisiken überschattet. An den Anleihemärkten gerieten US-Staatsanleihen nach den Jobdaten unter Druck, die Renditen stiegen. Die Unsicherheit spiegelt sich auch in den Währungsmärkten wider.

Ausblick: Gefährliche Gratwanderung

Die US-Wirtschaft und die globalen Finanzmärkte befinden sich auf einer Gratwanderung. Kurzfristig positive Nachrichten wie der robuste Arbeitsmarkt und vage Hoffnungen auf Handelsgespräche sorgen für Erleichterung. Langfristig bleiben jedoch die fundamentalen Risiken bestehen: die unberechenbare Handelspolitik, der Konflikt zwischen dem Weißen Haus und der Fed, die potenziellen Auswirkungen der Budgetkürzungen und die Gefahr einer globalen Konjunkturabkühlung. Die kommende Fed-Sitzung und die weitere Entwicklung im Handelsstreit werden entscheidend dafür sein, ob die Märkte ihren Optimismus aufrechterhalten können oder ob der Tanz auf dem Vulkan ein jähes Ende findet.

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