US-Zölle: Märkte zittern!

Neue US-Zölle gegen die EU und Apple lösen massive Verunsicherung an den globalen Finanzmärkten aus. Analysten warnen vor Eskalation und wirtschaftlichen Folgen.

Die Kernpunkte:
  • 50 % Zoll auf EU-Waren ab Juni geplant
  • Apple-Aktie unter Druck durch iPhone-Zölle
  • EZB erwägt weitere Zinssenkungen
  • Schwellenländer profitieren von Kapitalflucht

Die globalen Finanzmärkte wurden heute, am 23. Mai 2025, von einer neuen Welle der Unsicherheit erfasst, nachdem US-Präsident Donald Trump drastische neue US-Zölle gegen die Europäische Union ankündigte und spezifische Maßnahmen gegen den Tech-Giganten Apple ins Visier nahm. Diese Eskalation im internationalen Handel droht nicht nur die bereits fragilen Wirtschaftsbeziehungen weiter zu belasten, sondern sendet auch Schockwellen durch die Aktienmärkte und zwingt Zentralbanken wie die EZB zu Reaktionen. Während einige Analysten noch auf eine Verhandlungstaktik hoffen, sehen andere die Gefahr einer tiefgreifenden Krise.

Schockwellen aus Washington: Neue Zollfronten eröffnet

Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein: Präsident Trump empfahl am Freitag die Einführung eines pauschalen Zollsatzes von 50 % auf Waren aus der Europäischen Union, beginnend ab dem 1. Juni. Als Begründung nannte er die schwierigen Handelsgespräche mit der EU. Gleichzeitig kündigte er einen Zoll von 25 % auf iPhones von Apple an, die in den USA verkauft, aber nicht dort hergestellt werden.

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Die Reaktion an den Märkten ließ nicht lange auf sich warten. Europäische Aktienindizes wie der STOXX 600 brachen umgehend ein und verloren zuletzt 1,8 %. Auch die US-Aktienfutures zeigten deutlich nach unten. Die Apple-Aktie geriet im vorbörslichen Handel massiv unter Druck und zog den gesamten Technologiesektor mit sich. Der Euro gab seine vorherigen Gewinne wieder ab, während die Renditen für US-Staatsanleihen aufgrund einer Flucht in sichere Häfen sanken.

Die Drohung gegen Apple kommentierte Daniel Ives von Wedbush Securities als unrealistisch: Ein solcher Zoll würde zu iPhone-Preisen von rund 3.500 US-Dollar führen, falls die Produktion in die USA verlagert würde – ein Prozess, der seiner Einschätzung nach 5 bis 10 Jahre dauern würde. "Wir glauben, dass das Konzept, dass Apple iPhones in den USA produziert, ein Märchen ist, das nicht realisierbar ist", so Ives. Matthew Tuttle von Tuttle Capital Management ergänzte, dass jede Tech-Firma, die im Ausland produziert, von Trumps Gebaren betroffen sein könnte.

Die Verunsicherung wird durch Berichte verstärkt, wonach US-Handelsunterhändler Jamieson Greer seinem EU-Amtskollegen Maroš Šefčovič mitteilen soll, dass der jüngste Vorschlag Brüssels zur Beilegung des Handelsstreits "hinter den Erwartungen der USA zurückbleibt". Washington ist unzufrieden, da die EU nur gegenseitige Zollsenkungen angeboten habe, nicht aber die von den USA geforderten unilateralen Schritte. Zudem stößt das Fehlen einer Verhandlungsbereitschaft der EU bezüglich ihrer geplanten Digitalsteuer auf Kritik.

Europa unter Druck: Zwischen Eskalation und Diplomatie

Analysten zeigten sich alarmiert über die neuesten Entwicklungen. Holger Schmieding, Chefökonom bei Berenberg, sprach von einer "erheblichen Eskalation der Handelsspannungen", die sowohl der US-amerikanischen als auch der europäischen Wirtschaft erheblichen Schaden zufügen würde, sollte sie umgesetzt werden. Gerry Fowler von UBS sieht die Ankündigung ebenfalls kritisch, merkte aber an, dass es sich um Verhandlungstaktik handeln könnte: "Die Tatsache, dass er den Ausdruck ‚Ich empfehle‘ verwendet, deutet darauf hin, dass dies Teil der späten Verhandlungstaktik ist." Dennoch wäre eine Umsetzung und die zu erwartende EU-Retaliation "sehr signifikant und ziemlich problematisch".

Fiona Cincotta von City Index bezeichnete Trumps Drohung als "schlimmer als das Worst-Case-Szenario". Sie verwies insbesondere auf die Auswirkungen auf exportorientierte deutsche Unternehmen, deren Gewinne, Umsätze und Margen betroffen wären. Die EU hat zwar Zölle auf US-Waren im Wert von 23 Milliarden Euro während der Gespräche ausgesetzt, bereitet aber im Gegenzug eine Liste potenzieller neuer Abgaben auf US-Importe im Wert von 95 Milliarden Euro vor, darunter Flugzeuge und Bourbon Whiskey.

Angesichts dieser angespannten Lage suchen einzelne europäische Nationen auch den Schulterschluss mit anderen globalen Akteuren. So erörterten Chinas Präsident Xi Jinping und der deutsche CDU-Vorsitzende Friedrich Merz in einem Telefonat die Bedeutung der Beziehungen ihrer Länder. Xi betonte Chinas Bereitschaft, mit Deutschland "ein neues Kapitel ihrer allumfassenden strategischen Partnerschaft zu eröffnen", um die Beziehungen zwischen China und der EU voranzubringen und zur Stabilität der Weltwirtschaft beizutragen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass der bilaterale Handel zwischen China und Deutschland allein im Vorjahr rund 246 Milliarden Euro betrug. Kanzler Merz unterstrich die Notwendigkeit von fairem Wettbewerb und Reziprozität.

Geldpolitik im Krisenmodus: Die EZB reagiert

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht sich durch die US-Zölle und die globale Unsicherheit zusätzlich unter Druck. EZB-Chefökonom Philip Lane zeigte sich am Freitag zwar zuversichtlich, dass die hartnäckig hohe Dienstleistungsinflation in diesem Jahr nachlassen und das Inflationsziel von 2 % erreicht werden könne. Er verwies auf moderate Lohnabschlüsse. Allerdings warnte er auch, dass Schocks in den letzten Jahren zur Norm geworden seien und es bereits in diesem Jahr große Bewegungen bei Wechselkursen und Energiepreisen gegeben habe, teilweise aufgrund von Veränderungen im globalen Handelssystem.

EZB-Ratsmitglied Yannis Stournaras rechnet mit einer weiteren Zinssenkung im Euroraum im Juni, gefolgt von einer Pause. Die EZB hatte bereits im Vormonat die Zinsen zum siebten Mal in Folge gesenkt und vor erheblichen Auswirkungen der US-Zölle auf das Wirtschaftswachstum gewarnt, was die Erwartungen an eine weitere Lockerung der Geldpolitik verstärkt. Sein Kollege Olli Rehn, finnischer Zentralbankchef, plädierte ebenfalls für datengesteuerte Entscheidungen und betonte die "allgegenwärtige Unsicherheit aufgrund von Geopolitik und Handelskriegen".

Flucht aus US-Anlagen? Schwellenmärkte im Fokus

Die zunehmenden Sorgen über die US-Handelspolitik, mögliche Rezessionen und fiskalische Instabilität scheinen bereits zu einer Umschichtung von Anlagegeldern zu führen. Aktienfonds aus Schwellenländern (Emerging Markets, EM) verzeichnen in diesem Jahr eine starke Performance. Laut LSEG-Daten haben Fonds, die Aktien in Lateinamerika und den aufstrebenden europäischen Märkten abbilden, seit Jahresbeginn jeweils rund 24 % zugelegt, während breiter gefasste EM-Aktienfonds um 9,3 % stiegen. Im Vergleich dazu rentierten US-fokussierte Aktienfonds nur mit 0,17 %.

Diese Outperformance markiert eine Trendwende nach Jahren, in denen entwickelte Märkte, angeführt von der KI-Rally in den USA, dominierten. Malcolm Dorson von GlobalX führt dies auch auf die Untergewichtung von EM-Aktien in den Portfolios vieler US-Investoren zurück. Attraktive Bewertungen spielen ebenfalls eine Rolle: Der MSCI Emerging Markets Index handelt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11,96 für die nächsten 12 Monate, während der MSCI USA bei 20,5 liegt. JP Morgan hat sein Rating für EM-Aktien kürzlich auf "übergewichten" angehoben und erwartet, dass die meisten Zentralbanken in den Entwicklungsländern ihre Geldpolitik lockern werden. Insbesondere chinesische Tech-Aktien ziehen wieder ausländische Investoren an. Auch Morningstar-Daten zeigen, dass europäische Aktien-ETFs im laufenden Jahr mit 34 Milliarden Euro deutlich mehr frisches Kapital angezogen haben als US-Aktienfonds (8,2 Milliarden Euro).

US-Wirtschaftspolitik: Zweifelhafte Langzeitwirkungen der US-Zölle

Neben den direkten Auswirkungen der US-Zölle blicken Experten auch kritisch auf die langfristige US-Fiskalpolitik. BCA Research hält eine Kombination aus höheren Steuern und niedrigeren Staatsausgaben für den sichersten Weg, die US-amerikanische und globale Wirtschaft umzustrukturieren. Die politische Realität mache solche Maßnahmen jedoch unwahrscheinlich. Präsident Trumps bisherige Politik werde die hohen Haushaltsdefizite von rund 7-8 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beibehalten.

Während Zölle kurzfristig einen "fiskalischen Bremseffekt von 1 % des BIP" haben könnten, prognostiziert BCA für 2026 einen "fiskalischen Schub von bis zu 1,7 % des BIP". Dennoch würden höhere Anleiherenditen und Inflation die Wirtschaft und den Aktienmarkt belasten. Diese Sorgen spiegeln sich bereits im Anleihemarkt wider: Eine kürzliche Auktion 20-jähriger US-Staatsanleihen stieß auf eine schwache Nachfrage, und auch Japan erlebte die schlechteste Auktion seit 2012, was die Renditen für langlaufende Staatsanleihen in die Höhe trieb. Die "Anleihen-Vigilanten" scheinen zurück zu sein, während die US-Konjunkturdaten, insbesondere die PCE-Inflationsrate, genau auf Auswirkungen der Zölle beobachtet werden.

Der heutige Tag hat erneut gezeigt, wie stark die globalen Finanzmärkte auf die Handelspolitik der USA reagieren. Ob die angedrohten Zölle tatsächlich in vollem Umfang umgesetzt werden oder als Druckmittel in Verhandlungen dienen, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Unsicherheit vorerst hoch bleiben und die Volatilität an den Märkten weiter anheizen dürfte. Anleger und Unternehmen müssen sich auf ein weiterhin schwieriges und unkalkulierbares Umfeld einstellen.

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