Weltwirtschaft: Kollaps oder Wende?

Die globale Wirtschaftslage bleibt angespannt mit widersprüchlichen Signalen aus den USA, China und Europa. Während Handelsentspannung Hoffnung weckt, sorgen schwache Konjunkturdaten für Unsicherheit.

Die Kernpunkte:
  • US-Baugenehmigungen brechen unerwartet ein
  • China kämpft mit Deflation und Handelsbeschränkungen
  • Europas Wachstum bleibt fragil trotz leichter Verbesserung
  • Unternehmen reagieren mit Führungswechseln auf Marktturbulenzen

Die Weltwirtschaft steht am heutigen 16. Mai 2025 an einem kritischen Punkt, gefangen zwischen Hoffnungsschimmern und tiefgreifender Verunsicherung. Während Entspannungssignale im zuletzt eskalierten US-chinesischen Handelsstreit kurzfristig für Aufatmen sorgten, zeichnen schwache Konjunkturdaten aus den USA und anhaltende Inflationssorgen ein komplexes Bild. Steuert die globale Ökonomie auf einen signifikanten Abschwung zu, oder markieren die aktuellen Turbulenzen lediglich eine volatile Übergangsphase auf dem Weg zu neuer Stabilität? Diese Frage treibt Anleger und politische Entscheidungsträger weltweit um und sorgt für nervöse Zuckungen an den Finanzmärkten.

US-Wirtschaft: Zwischen Rezessionsangst und Hoffnungsstreif

Im Zentrum der globalen Aufmerksamkeit steht einmal mehr die US-Wirtschaft, deren Signale derzeit widersprüchlicher kaum sein könnten. Ein unerwarteter Einbruch bei den US-Baugenehmigungen, die um deutliche 4,7% sanken, nachdem sie zuvor noch um 1,9% gestiegen waren, schürte am Freitag neue Sorgen vor einer konjunkturellen Abkühlung. Solche Daten aus dem Bausektor gelten als wichtige Frühindikatoren und könnten auf breitere wirtschaftliche Bremsspuren hindeuten. Die schwachen Zahlen setzten den US-Dollar kurzzeitig unter Druck, obwohl dieser auf Wochensicht gegenüber Euro und Yen bereits den vierten Anstieg in Folge verzeichnete. Dennoch notiert der Greenback signifikant unter seinem Niveau von vor dem 2. April, als US-Präsident Trump aggressive Importzölle ankündigte.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Nvidia?

Diese Entwicklung nährt Spekulationen über mögliche Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed. Die Märkte preisen mittlerweile eine Lockerung um 59 Basispunkte bis Dezember ein, nach 49 Basispunkten vor den jüngsten Daten. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte bereits im Juli wird mit 40% beziffert. Fallende Renditen für US-Staatsanleihen, mit der 10-jährigen Benchmark bei 4,41%, spiegeln diese Erwartungshaltung wider.

Gleichzeitig gibt es aber auch optimistischere Stimmen. Die Investmentbank Barclays hat ihre Prognose einer US-Rezession für dieses Jahr zurückgenommen und erwartet nun ein Wachstum von 0,5% für 2025 sowie 1,6% für 2026. Als Hauptgrund wird der jüngste Handelswaffenstillstand zwischen den USA und China genannt, der die Unsicherheit reduziert habe. Dennoch bleiben Restzweifel, wie die Warnung von Walmart unterstreicht, dass die erhöhten US-Zölle in den kommenden Wochen zu Preiserhöhungen führen werden – eine Ankündigung, die laut Analysten bald von anderen Unternehmen wiederholt werden könnte.

Analysten von BCA Research ziehen Parallelen zur Marktdynamik des Jahres 2000, beschreiben das aktuelle Umfeld als „2000 mit einigen Optimierungen“. Ähnlichkeiten sehen sie in einem konzentrierten Marktpeak, angeführt von KI-Aktien (2000: Dotcom-Aktien), und einem scharfen Ausverkauf, ausgelöst durch globale Wachstumsschocks – damals Japans BIP-Kontraktion, heute das „De-facto-Handelsembargo“ der USA gegen China. Anhaltend hohe US-Inflation und ein angespannter Arbeitsmarkt seien weitere Parallelen. Ein wesentlicher Unterschied sei jedoch die heute deutlich höhere globale Verschuldung, die die Anfälligkeit für eine Rezession erhöhe. BCA erwartet eine Sommerrallye, die den S&P 500 über 6.000 Punkte treiben könnte, bevor Technologiewerte ihren Abwärtstrend wieder aufnehmen. Eine US-Rezession sei nicht unmittelbar bevorstehend, aber eine milde Rezession im Jahr 2026 aufgrund eines „negativen Vermögenseffekts“ sei denkbar.

Chinas ambivalente Rolle: Motor und Sorgenkind der Weltwirtschaft

Chinas wirtschaftliche Entwicklung und seine Rolle im globalen Handelssystem bleiben ein entscheidender Faktor für die Weltwirtschaft. Die Pläne des US-Chipriesen Nvidia, trotz der US-Exportbeschränkungen für fortschrittliche Chips ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Shanghai zu errichten, unterstreichen die strategische Bedeutung des chinesischen Marktes. Nvidia-CEO Jensen Huang betonte kürzlich, dass der chinesische KI-Markt in den nächsten zwei bis drei Jahren rund 50 Milliarden US-Dollar erreichen könnte und ein Ausschluss einen „enormen Verlust“ darstellen würde. Die Lokalregierung von Shanghai signalisiert Bereitschaft, das Projekt mit Anreizen wie Steuererleichterungen zu unterstützen. Diese Entwicklung ist bemerkenswert, da Nvidia plant, in den nächsten zwei Monaten eine abgeschwächte Version seines H20-KI-Chips speziell für China herauszubringen, um Marktanteile gegenüber heimischen Rivalen wie Huawei zu verteidigen. China generierte für Nvidia im letzten Geschäftsjahr 13% des Gesamtumsatzes.

Doch auch der Chipausrüster Applied Materials kämpft mit den US-Restriktionen, die den Export einiger Chipfertigungsanlagen nach China betreffen. Der Umsatz im China-Geschäft, einst der größte Auslandsmarkt, sank im zweiten Fiskalquartal auf rund 25% des Gesamtumsatzes, von 43% im Vorjahr. Die jüngsten Quartalszahlen von Applied Materials verfehlten leicht die Erwartungen, obwohl Finanzvorstand Brice Hill keine „signifikante“ Nachfrageänderung trotz des „dynamischen Wirtschafts- und Handelsumfelds“ feststellte.

Gleichzeitig wird China von BCA Research als die Volkswirtschaft identifiziert, die – ähnlich wie Japan im Jahr 2000 – mit Deflation kämpft. Diese Entwicklung könnte globale Auswirkungen haben und die Komplexität der aktuellen Wirtschaftslage weiter erhöhen. Im Gegensatz dazu meldete Hongkong für das erste Quartal 2025 ein solides Wirtschaftswachstum von 3,1% im Jahresvergleich, gestützt durch Exporte und eine Erholung im Tourismus. Die Regierung hält an ihrer BIP-Wachstumsprognose von 2% bis 3% für 2025 fest.

Europa im Strudel globaler Unsicherheiten

Auch Europa kann sich den globalen Verwerfungen nicht entziehen. Das Vereinigte Königreich verzeichnete im ersten Quartal 2025 zwar ein überraschend starkes BIP-Wachstum von 0,7% gegenüber dem Vorquartal, getrieben von privatem Konsum und robusten Investitionen. Analysten von UBS bleiben jedoch vorsichtig bezüglich der weiteren Aussichten. Zwar wurde die eigene BIP-Prognose für UK leicht auf 0,8% für 2025 angehoben, doch die direkten Auswirkungen der jüngsten Handelsabkommen Großbritanniens mit den USA und Indien werden als begrenzt eingeschätzt. Das Land sei weiterhin mit einem durchschnittlichen US-Zollsatz von 9,1% konfrontiert. Zudem stelle das unsichere globale Handelsumfeld und potenzielle negative Ausstrahlungseffekte von Zöllen auf andere US-Handelspartner, insbesondere die EU, erhebliche Risiken für die kleine, offene britische Volkswirtschaft dar.

Für die Eurozone hat Barclays seine Wachstumserwartungen ebenfalls leicht angehoben und prognostiziert nun ein Nullwachstum für dieses Jahr, statt eines zuvor erwarteten Rückgangs um 0,2%. Dennoch wird weiterhin eine technische Rezession in der zweiten Jahreshälfte 2025 für möglich gehalten, wenn auch mit einem geringeren Schrumpfen als zuvor prognostiziert. Die Verhandlungen über gegenseitige Zölle zwischen der EU und den USA befänden sich weiterhin auf technischer Ebene ohne erkennbare Fortschritte, was die Unsicherheit erhöht.

Diese Gemengelage spiegelt sich auch an den Devisenmärkten wider. Der Euro legte zwar leicht auf 1,1205 US-Dollar zu, steuert aber auf einen Wochenverlust von 0,38% zu. Auch der japanische Yen gab gegenüber dem Dollar nach.

Unternehmensebene: Wenn globale Trends auf Einzelwerte treffen

Die globale Unsicherheit und der verschärfte Wettbewerb führen auch auf Unternehmensebene zu teils drastischen Maßnahmen. Ein prominentes Beispiel ist der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk, Hersteller des erfolgreichen Abnehmmedikaments Wegovy. Am Freitag gab das Unternehmen überraschend den Rücktritt von CEO Lars Fruergaard Jorgensen bekannt. Hintergrund sind Sorgen, dass Novo Nordisk seinen First-Mover-Vorteil im hochkompetitiven Markt für Adipositas-Medikamente verlieren könnte. Die Aktie reagierte bereits seit Mitte 2024 schwach. Analysten werten den Schritt als Zeichen, dass die Novo Nordisk Stiftung ihren Einfluss erhöht und entschlossen handelt, um das Unternehmen für die kommenden zehn Jahre im GLP-1-Markt (Adipositas/Diabetes) optimal aufzustellen. Dennoch sorgt der Wechsel für zusätzliche Unsicherheit, die die Aktie nach Ansicht von Jyske Bank Analyst Henrik Hallengreen Laustsen in der aktuellen Situation nicht gebrauchen könne. „Sie brauchen keinen festeren Griff am Steuer“, so Laustsen.

Ausblick: Volatilität bleibt – welche Signale jetzt zählen

Die kommenden Wochen und Monate dürften an den Finanzmärkten von anhaltender Volatilität geprägt sein. Der Fokus der Anleger wird sich verstärkt auf die US-Fiskalpolitik richten, wo Präsident Trump eine knappe Mehrheit im Repräsentantenhaus für seine Maßnahmen benötigt, sowie auf weitere Konjunkturindikatoren wie die Verbraucherstimmung der University of Michigan. Diese ist in den letzten Monaten aufgrund von Zollsorgen gefallen, obwohl die Fed zuletzt Anzeichen für eine breitere Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft sah. Die Nervosität spiegelt sich auch im Goldpreis wider, der nach der Handelsentspannung zwischen den USA und China unter Druck geriet, da die Nachfrage nach sicheren Häfen temporär nachließ.

Die Weltwirtschaft navigiert durch ein komplexes Spannungsfeld aus geopolitischen Risiken, handelspolitischen Unwägbarkeiten und divergierenden ökonomischen Daten. Ob der aktuelle Zustand eine schmerzhafte, aber notwendige Korrekturphase vor einer Erholung darstellt oder Vorbote einer tiefergreifenden globalen Abschwächung ist, bleibt die zentrale Frage. Eine klare Richtungsentscheidung scheint noch in weiter Ferne.

Nvidia-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nvidia-Analyse vom 17. Mai liefert die Antwort:

Die neusten Nvidia-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nvidia-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 17. Mai erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Nvidia: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...