Wirtschaft: Unsicherheit greift um sich
Schwache US-Industriedaten und Handelskonflikte belasten die Märkte, während Tech-Gewinne für Zwiespalt sorgen. Wohin steuert die Weltwirtschaft?

- US-Industrieindex signalisiert weitere Kontraktion
- Tech-Riesen trotzen globaler Unsicherheit
- Handelszölle treiben Preise und Lieferzeiten
- IWF senkt Wachstumsprognosen für MENA-Region
Die globalen Finanzmärkte navigieren durch unruhige Gewässer. Während schwache US-Wirtschaftsdaten auf eine Abkühlung hindeuten, sorgen überraschend starke Unternehmensgewinne im Tech-Sektor und die aggressive US-Handelspolitik für ein komplexes und widersprüchliches Bild. Diese wirtschaftliche Unsicherheit schürt Nervosität bei Investoren weltweit: Ist dies nur eine vorübergehende Schwächephase oder der Beginn einer tiefergreifenden Korrektur?
US-Industrie kämpft mit Gegenwind
Ein zentrales Signal für die Verfassung der US-Wirtschaft sendet der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (ISM Manufacturing PMI). Dieser fiel im April leicht auf 48,7 Punkte von 49,0 im Vormonat und erreichte damit ein Fünfmonatstief, wie das Institute for Supply Management (ISM) am Donnerstag berichtete. Zwar lag der Wert damit marginal über den von Reuters befragten Ökonomen erwarteten 48,0 Punkten, doch ein Indexstand unter der kritischen Marke von 50 signalisiert weiterhin eine Kontraktion in diesem wichtigen Sektor, der rund 10% der US-Wirtschaftsleistung ausmacht.
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Die Abkühlung beendet eine kurze Erholungsphase, die von Hoffnungen auf eine lockerere Regulierung und Zinssenkungen der Federal Reserve genährt worden war. Verantwortlich für den erneuten Dämpfer sind laut ISM vor allem die von der Trump-Regierung eingeführten umfangreichen Zölle auf Importgüter, insbesondere aus China. Diese belasten die Lieferketten erheblich, da die Industrie stark auf importierte Rohmaterialien angewiesen ist. Die Folge: Die Lieferzeiten verlängern sich spürbar, was der Anstieg des Subindex für Lieferantenlieferungen auf 55,2 Punkte (von 53,5) unterstreicht. Gleichzeitig kletterte der Preisindex für von Herstellern bezahlte Vorprodukte auf 69,8 Punkte – den höchsten Stand seit Juni 2022. Dies deutet auf einen erneuten Preisdruck bei Waren hin, nachdem dieser im März noch nachgegeben hatte.
Immerhin gibt es kleine Lichtblicke: Der zukunftsgerichtete Subindex für Neuaufträge verbesserte sich leicht von seinem Tief im Vormonat, und auch der Abbau von Arbeitsplätzen in der Industrie verlangsamte sich etwas. Die Produktion bleibt jedoch gedrückt, und der Gegenwind durch die Handelspolitik scheint vorerst anzuhalten.
Handelskrieg prägt globale Märkte und Preise
Die Auswirkungen der US-Zölle reichen weit über die heimische Industrie hinaus und sorgen für wirtschaftliche Unsicherheit auf den globalen Märkten. Trotz eines Rückgangs des US-Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal zeigten sich die US-Aktienmärkte zuletzt dank starker Quartalszahlen von Tech-Giganten wie Microsoft und Meta widerstandsfähig. Dies dämpfte vorübergehend die Sorgen vor einem Ende des "Magnificent Seven"-Trades, wie Analysten von Saxo Bank anmerkten.
Dennoch bleiben die Spannungen spürbar. Die Bank of Japan senkte ihre Wachstumsprognose unter Verweis auf die US-Zölle, was den Yen unter Druck brachte und im Gegenzug den US-Dollar stärkte. Gold, das in unsicheren Zeiten oft als sicherer Hafen gesucht wird, gab hingegen nach und fiel auf ein Zwei-Wochen-Tief, da einige Anleger Gewinne mitnahmen. An den Anleihemärkten spiegelte sich die Erwartung einer schwächeren Konjunktur wider: Die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen sanken wieder auf 4,15%, und Analysten preisen mittlerweile bis zu vier Zinssenkungen der Federal Reserve für den Rest des Jahres ein.
Im Einzelhandel halten sich die Unternehmen mit Preiserhöhungen als Reaktion auf die drohenden Zölle bislang zurück, wie Bernstein-Analysten beobachteten. Obwohl die Inputkosten steigen – wie auch die ISM-Daten zeigen – scheinen die Händler zu zögern, diese an die bereits durch die Inflation der letzten Jahre belasteten Konsumenten weiterzugeben. Seit Januar wurde nur ein moderater Preisanstieg von 1,6% bei einem Korb gängiger Konsumgüter gemessen, angeführt von Lebensmittelhändlern (+2,7%). Sollten die Zölle auf chinesische Waren tatsächlich auf bis zu 145% steigen, scheinen Preiserhöhungen jedoch unvermeidlich. Unternehmen wie Walmart betonen zwar ihre Niedrigpreisstrategie, doch andere wie Target, die laut Bernstein bereits deutlich teurer sind, könnten gezwungen sein, zu handeln. Discounter wie Dollar General mit geringer Direktimport-Quote könnten von einer Verlagerung der Konsumausgaben profitieren.
Internationale Wachstumsprognosen im Sinkflug
Die globalen Verwerfungen machen auch vor anderen Wirtschaftsräumen nicht halt. In Europa wurde eine aufkeimende Erholung am Immobilienmarkt durch die weltweite wirtschaftliche Unsicherheit zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit jäh gestoppt, berichtet MSCI. Nach drei Quartalen mit jährlichen Zuwächsen sanken die Immobilienverkäufe in Europa im ersten Quartal um 11% gegenüber dem Vorjahr auf 41 Milliarden Euro. Die geopolitische und ökonomische Ungewissheit sowie hohe Finanzierungskosten lassen viele Investoren zögern. Selbst der britische Markt, traditionell der aktivste, verzeichnete einen Rückgang um 26%. Einzig Deutschland zeigte eine deutliche Erholung (+59%), allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus.
Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) korrigierte seine Wachstumsprognosen für die Region Naher Osten und Nordafrika (MENA) für 2025 deutlich nach unten. Statt der im Oktober erwarteten 4,0% rechnet der IWF nun nur noch mit einem Wachstum von 2,6%. Als Gründe werden globale Handelsstreitigkeiten, volatile Ölpreise, geopolitische Spannungen und eine schwächere externe Nachfrage genannt. Insbesondere Ölimporteure in der Region leiden unter den Konflikten. Für die Golfstaaten (GCC) wurde die Wachstumsprognose für 2025 von 4,2% auf 3,0% gesenkt, was auf die freiwilligen OPEC+-Förderkürzungen und eine gedämpfte Nicht-Öl-Aktivität zurückgeführt wird.
Immerhin konnte Saudi-Arabien im ersten Quartal ein reales BIP-Wachstum von 2,7% im Jahresvergleich verzeichnen, getrieben von einem starken Anstieg der Nicht-Öl-Aktivitäten um 4,2% und staatlicher Aktivitäten um 3,2%. Dies spiegelt die Fortschritte bei den Diversifizierungsbemühungen wider, auch wenn der Ölsektor um 1,4% schrumpfte. Ökonomen warnen jedoch, dass ein niedrigerer Ölpreis im weiteren Jahresverlauf die staatlichen Ausgaben dämpfen könnte. Der IWF hatte auch die Prognose für Saudi-Arabien kürzlich leicht gesenkt.
Ausblick: Warten auf klare Signale
Die Märkte bleiben in einem Zustand erhöhter Anspannung. Die widersprüchlichen Signale aus der US-Wirtschaft, die unklaren Folgen der Handelspolitik und die globale Konjunkturabkühlung zeichnen ein fragiles Bild. Der Fokus richtet sich nun gespannt auf die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten am Freitag (Non-Farm Payrolls), die weitere Aufschlüsse über die Stärke der US-Konjunktur geben könnten. Die zentrale Frage bleibt, wie tief die Einschnitte durch die Zölle und die wirtschaftliche Unsicherheit tatsächlich sein werden und ob die globalen Märkte bereits ausreichend auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet sind. Die kommenden Wochen dürften entscheidend dafür sein, ob die Weltwirtschaft einen Weg zurück zu stabilem Wachstum findet oder weiter in Richtung Abschwung driftet.
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