Zoll-Alarm: Weltwirtschaft Zittert

Neue US-Zollerhöhungen auf Stahl verschärfen globale Handelskonflikte und verunsichern Märkte. Zentralbanken stehen vor der Herausforderung, Inflation und Wachstum in Einklang zu bringen.

Die Kernpunkte:
  • US-Zölle auf Stahl steigen von 25% auf 50%
  • Fed signalisiert mögliche Zinssenkungen trotz Inflation
  • Thailands Wirtschaft leidet unter Handelsunsicherheit
  • Marktstimmung bleibt angespannt nach Mai-Gewinnen

Die globalen Finanzmärkte starten nervös in die neue Handelswoche des 02. Juni 2025. Grund dafür sind die eskalierenden Handelskonflikte, angefacht durch neue Zolldrohungen und -erhöhungen aus den USA, die wie ein Damoklesschwert über der ohnehin fragilen Weltkonjunktur schweben. Während die US-Regierung unter Präsident Donald Trump an ihrem protektionistischen Kurs festhält, suchen Anleger und Unternehmen weltweit nach Orientierung. Die große Frage, die sich nun stellt: Wie reagieren die Zentralbanken auf diese Gemengelage aus steigenden Zöllen und Inflationsdruck, und droht der Weltwirtschaft eine Zerreißprobe?

US-Zollpolitik als globaler Brandbeschleuniger verschärft Handelskonflikte

Den jüngsten Anlass zur Beunruhigung lieferte Präsident Trump selbst, als er am vergangenen Freitag ankündigte, die US-Importzölle auf Stahl ab dem 4. Juni von 25% auf empfindliche 50% anzuheben. Begleitet wurde diese Ankündigung von Vorwürfen gegenüber China, ein kürzlich geschlossenes Abkommen zum Zollabbau gebrochen zu haben – eine Behauptung, die weder von Trump noch seiner Administration bisher mit konkreten Details untermauert wurde. Eine kaum verhohlene Drohung in Richtung Peking und die Ankündigung baldiger Gespräche mit Chinas Präsident Xi Jinping lassen weitere Spannungen erwarten.

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Dass diese Zölle keine vorübergehende Erscheinung sind, machte Handelsminister Howard Lutnick am Wochenende deutlich. Er betonte, Trumps Zölle seien gekommen, um zu bleiben, selbst angesichts laufender rechtlicher Anfechtungen. Zwar hatte ein Bundeshandelsgericht kürzlich einen Großteil von Trumps Zollagenda blockiert, doch ein Berufungsgericht setzte diese umgehend wieder in Kraft. Der Fall wird voraussichtlich vor dem Obersten Gerichtshof landen, doch Trump warnte bereits, er werde seine Zollpläne notfalls mit anderen Mechanismen durchsetzen. Die Zeit drängt, denn im Juli läuft eine wichtige Frist für Handelsabkommen mit großen Handelspartnern aus. Scheitern diese, plant Trump die Verhängung weiterer drastischer Zölle.

Die Auswirkungen dieser US-Politik sind global spürbar und zeichnen ein düsteres Bild für viele Volkswirtschaften. In Großbritannien beispielsweise fiel der Geschäftsklima-Index des Industrieverbands CBI im Mai auf den tiefsten Stand seit September 2022. Die Unternehmen erwarten einen Produktionsrückgang und nennen als Hauptbelastungen neben den Auswirkungen der US-Zölle auch höhere Lohnnebenkosten und eine allgemein schwache Inlandsnachfrage. Viele Betriebe planen bereits Stellenstreichungen, um dem Kostendruck zu begegnen. Die Augen richten sich nun gespannt auf den 11. Juni, wenn Finanzministerin Rachel Reeves ihre mittelfristige Haushaltsplanung vorstellt.

Auch Schwellenländer wie Thailand leiden massiv unter der Unsicherheit. Die thailändische Premierministerin Paetongtarn Shinawatra machte unlängst die drohenden US-Zölle dafür verantwortlich, dass ein milliardenschweres staatliches Konjunkturprogramm zur Ankurbelung der Wirtschaft – ein zentrales Wahlversprechen ihrer Partei – auf Eis gelegt werden musste. Dies ist ein herber Schlag, nachdem bereits 174 Milliarden Baht (rund 5,3 Milliarden US-Dollar) in das Programm geflossen sind und die Wirtschaft mit einem Wachstum von lediglich 2,5% im Jahr 2024 ohnehin stagniert. Für 2025 musste die staatliche Planungsbehörde die Wachstumsprognose bereits um einen Prozentpunkt auf eine Spanne von 1,3% bis 2,3% kappen und warnt, dass die Auswirkungen der US-Zölle bis zu zwei Jahre anhalten könnten. Thailand droht ein US-Zollsatz von 36%, sollte bis Juli keine Einigung erzielt werden können; aktuell liegt der Satz bei 10%.

Zentralbanken im Dilemma: Inflationsbekämpfung versus Wachstumsstützung

Angesichts dieser turbulenten handelspolitischen Lage stehen die großen Zentralbanken vor einer gewaltigen Herausforderung. Sie müssen den Spagat zwischen der Bekämpfung einer möglicherweise importierten Inflation durch Zölle und der Stützung einer sich abschwächenden Konjunktur meistern.

In den USA zeigte sich Fed-Gouverneur Christopher Waller am Sonntag überraschend offen für Zinssenkungen noch im Laufe dieses Jahres – trotz des temporären Preisdrucks, den Trumps Zölle wahrscheinlich verursachen werden. Er plädierte dafür, bei geldpolitischen Entscheidungen durch diese kurzfristigen Zolleffekte auf die Inflation "hindurchzuschauen", sofern die Zölle im unteren Bereich der Erwartungen blieben, die zugrundeliegende Inflation Fortschritte in Richtung des 2%-Ziels mache und der Arbeitsmarkt solide bleibe. Der robuste Arbeitsmarkt und die Inflationsentwicklung bis April gäben der Fed derzeit noch Zeit, die Entwicklung der Handelsgespräche abzuwarten. Waller sieht die Zölle zwar als Haupttreiber der Inflation, erwartet aber eher einmalige Effekte, vor allem im zweiten Halbjahr 2025. Die Gefahr eines Szenarios mit "großen" Zöllen sei zudem gesunken. Diese Haltung steht im Kontrast zu vielen Ökonomen und auch anderen Fed-Vertretern, die allgemein davon ausgehen, dass die Zölle Arbeitslosigkeit und Inflation erhöhen und das Wachstum bremsen, was Zinssenkungen von der aktuellen Spanne von 4,25% bis 4,5% erschweren würde. Alle Augen richten sich daher auf die für heute, Montag, anstehenden Einkaufsmanagerindizes (PMI) und eine Rede von Fed-Chef Jerome Powell, von der man sich weitere Hinweise auf den Kurs der US-Notenbank erhofft, insbesondere nach den jüngsten PCE-Preisdaten, die eine leichte Abkühlung der Inflation zeigten.

Auch andere Zentralbanken agieren vorsichtig. Die Bank of Japan (BOJ) hat laut einem Bericht der Wirtschaftszeitung Nikkei ihre Rückstellungen für mögliche Verluste aus Anleihetransaktionen für das Fiskaljahr 2024 erstmals auf 100% des Maximalbetrags erhöht. Dies wird als Signal gewertet, dass die BOJ erwartet, dass höhere Zinszahlungen an Finanzinstitute ihre Kapitalbasis belasten könnten, obwohl sie die Kurzfristzinsen im Mai bei 0,5% stabil hielt, trotz des zunehmenden Drucks für Zinserhöhungen.

Ein anderes Bild zeigt sich in Australien: Dort stiegen die Immobilienpreise im Mai den vierten Monat in Folge. Getrieben wird diese Entwicklung von der Erwartung weiterer Zinssenkungen, nachdem die Reserve Bank of Australia (RBA) die Zinsen bereits im Vormonat auf ein Zweijahrestief gesenkt hatte. Die abkühlende heimische Inflation bot der RBA Spielraum, um den globalen Handelsrisiken entgegenzuwirken, und sie ließ die Tür für eine weitere Lockerung offen.

Marktstimmung bleibt fragil – Konjunkturausblick eingetrübt

Die Unsicherheit spiegelt sich deutlich in der Marktstimmung wider. Die US-Aktienfutures starteten am Montagmorgen mit Verlusten in die neue Woche. Der S&P 500 Futures, der Nasdaq 100 Futures und der Dow Jones Futures gaben jeweils um rund 0,3% nach. Zusätzliche Dämpfer erhielt die Stimmung durch Berichte über einen mutmaßlichen Terroranschlag in Boulder, Colorado, sowie eine Eskalation der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine, die bevorstehende Friedensgespräche untergraben.

Dabei hatten die Wall Street Indizes im Mai noch deutliche Gewinne verzeichnet (S&P 500 +6%, Nasdaq +2%, Dow +3,9%), gestützt von einer zwischenzeitlichen Hoffnung auf eine Deeskalation im Handelsstreit mit China. Jüngste Kommentare aus der Trump-Administration deuten jedoch auf festgefahrene Gespräche und eine Fortsetzung der Zollerhöhungspläne hin. Kein Wunder also, dass die Nervosität zurück ist.

Auch in Großbritannien ist das Bild uneinheitlich. Während die CBI-Umfrage ein sehr negatives Bild zeichnet, zeigte eine am Sonntag veröffentlichte Umfrage des Institute of Directors (IoD) einen Sprung im Vertrauen der Geschäftsführer bezüglich der britischen Wirtschaft auf den höchsten Stand seit August 2024 – obwohl der Index insgesamt negativ blieb. Die britische Wirtschaft war zwar im ersten Quartal 2025 stärker als erwartet gewachsen, doch die Bank of England prognostiziert einen leichten Dämpfer durch die US-Zölle.

In Thailand wird die Kritik an der Regierung lauter. Das gescheiterte Konjunkturprogramm und das schwache Wirtschaftswachstum werden von Analysten als Folge eines Missmanagements gesehen. Der ehemalige Zentralbankgouverneur Sethaput Suthiwartnarueput merkte an, das Handout-Programm habe die Wirtschaft kaum stimuliert, da viele Empfänger das Geld zur Schuldentilgung verwendet hätten – angesichts einer Haushaltsverschuldung von 88,4% des Bruttoinlandsprodukts kaum verwunderlich.

Fed-Gouverneur Waller fasste die Risiken prägnant zusammen: Er sieht für das zweite Halbjahr 2025 Abwärtsrisiken für die Wirtschaftsaktivität und Beschäftigung sowie Aufwärtsrisiken für die Inflation, wobei die Entwicklung maßgeblich von der Handelspolitik abhänge. Höhere Zölle, so Waller, würden die Ausgaben reduzieren, worauf Unternehmen unter anderem mit Produktions- und Personalkürzungen reagieren dürften.

Die Gemengelage aus eskalierenden Handelskonflikten und dem schwierigen wirtschaftlichen Seiltanz der Zentralbanken hält die Märkte in Atem. Die kommenden Tage, insbesondere die Rede von Fed-Chef Powell und neue Wirtschaftsdaten, dürften weitere wichtige Fingerzeige liefern. Es bleibt spannend, ob eine weitere Eskalation der Handelskonflikte vermieden werden kann. Doch eines scheint klar: Die erhoffte Ruhe nach den starken Mai-Gewinnen an den Börsen war wohl nur von kurzer Dauer. Die Frage, die über allem schwebt: Droht der Weltwirtschaft eine Zerreißprobe oder findet sich noch ein Ausweg aus der Zollspirale?

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